
Mein Trainingspartner ist heute Marathon gelaufen. Ein erfahrener Wettkampfläufer, der seit über 20 Jahren läuft. Zwei Stunden nach dem Marathonstart starteten auch die Halbmarathonläufer. Das bedeutet, Marathonis und langsame Halbmarathonis begegnen sich. Um Rücksicht wurde vorher ausdrücklich gebeten. Mein Trainingspartner überholt gerade, ein rundlicher Halbmarathoni walzt sich in den Weg und tritt dem Marathonläufer fest auf den Fuß. Der Marathonläufer strauchelt und stürzt, bei km30. Der Halbmarathonläufer sagt "Huch" und will den Marthonläufer im Weiterwalzen am Arm hochziehen. Kein Wort der Entschuldigung, kein Stehenbleiben, kein "Alles in Ordnung?". Der Marathonläufer steht auf und läuft mit einem blutenden Bein und Unterarm den Lauf zuende.
Es gab mal so etwas wie "Sportsgeist". Fairness und Freundlichkeit.
Manchmal habe ich das Gefühl, es gibt heute nur noch Pulsuhren. Ich hatte heute auch wieder zu kämpfen mit Leuten, die versucht haben, ihr piepsendes Ding in der Sonne abzulesen und dabei willenlos umhertorkeln. Ich habe auch mal wieder einen Fehler gemacht. Ich habe mich im Startfeld gemäß meines Leistungsvermögens aufgestellt. Das hat man heutzutage nicht mehr so.
Ich hab's satt. Ich mache soviele Volksläufe auf dem Land, meide die großen Stadtläufe. Aber die "Eventjogger" kommen jetzt langsam auch aufs Land. Die Strecken werden immer enger, die Leute immer unerfahrener und rücksichtsloser. Im Augenblick bin ich so genervt, dass ich hoffe, dass der Laufboom bald wieder zurückgeht, damit ein paar Leute Sonntags morgens wieder zu Eiern mit Speck zurückfinden.