Erdbeerkeks hat geschrieben:Mich würde mal interessieren, wie du errechnet hast, dass du eine Zeit von 7:15 h laufen könntest. Bitte nicht falsch verstehen, aber für mich birgt so eine lange Strecke mit soviel Höhenmetern einfach Unwägbarkeiten, die man schlecht einplanen/errechnen kann. Und da sind doch 11 Minuten eine Winzigkeit...
Hallo Anett,
niemand kann eine mögliche Zielzeit errechnen, schon gar nicht - wie du richtigerweise anmerkst - auf einer Strecke mit ständig wechselndem Anforderungsprofil hinsichtlich Steigung, Gefälle und auch Untergrund. Wenn ich eine Zielzeit festlege - taxiere -, dann orientiere ich mich an meinem momentanen Leistungsstand und Erfahrungen mit ähnlichen Strecken. Bis zu einem gewissen Grad ist das ein objektiver Prozess, ein Rest an Intuition ist selbstverständlich auch immer dabei. Man kann sich nun in dieser Einschätzung irren. Das ist die eine Fehlerquelle, die letztlich dazu führen kann, dass man einbricht und am Ende dem Ziel entgegen stirbt. Weitere Unwägbarkeiten ergeben sich aus unvorhersehbaren Verhältnissen, auf die kann man aber meist durch Korrektur der Zielzeit reagieren. Völlig unvorhersehbar ist dagegen das, was ich "Tagesform" nenne. Grundsätzlich ist meine Form recht stabil, unterliegt aber dennoch Schwankungen. Am Rennsteig hatte ich einen Tag erwischt, an dem alle Leistungskurven im Keller waren. Darauf hätte ich in der Flanke zum Großen Inselsberg reagieren und mein Tempo zurücknehmen müssen. Das war mein eigentlicher und einziger Fehler. Ich glaube nicht, dass ich meine Ausdauer, meinen derzeitigen Leistungsstand, falsch eingeschätzt habe. Exakt eine Woche vorher hatte ich einen grandiosen Trainingslauf - ohne jetzt dessen Inhalt näher zu beschreiben. Hätte also der Rennsteig eine Woche vorher stattgefunden, wäre ich sicher nicht weniger erschöpft ins Ziel gelaufen, aber sicher um einges früher.
Der Supermarathon am Rennsteig hat 73 km und ca. 1.500 bis 1.600 Hm. Der Thüringen Ultra (bei dem man den Rennsteig zweimal quert), an dem ich 2012 teilnahm, geht über 100 km und weist 2.300 Hm auf. Meine Zeit über die 100 km betrug ca. 9:52 h. Also eindeutig ein Schnitt unter 6 min/km. Nun bin ich dieses Jahr noch nicht in der Form des letzten Jahres, komme da wahrscheinlich auch nicht mehr hin. Wenn man aber bedenkt, dass der Rennsteiglauf ein Viertel kürzer und um mehr als ein Viertel weniger Höhenmeter aufweist, dann ist das ein wichtiger Gesichtspunkt gewesen (zusammen mit meinem Formvergleich dieses und letztes Jahr) mich auf einen Schnitt von ungefähr 6 min/km für den Rennsteig festzulegen.
Ich habe also nicht gerechnet, sondern verglichen und abgewogen und letztlich eingeschätzt.
Ich hoffe, deine Frage ist damit ausreichend beantwortet, auch wenn ich nicht alle Details ausbreiten kann oder mag, die mir im Laufe einer solchen Einschätzung durch den Kopf gehen.
Wenn du sagst "11 min sind eine Winzigkeit", dann fordert das meinen Widerspruch heraus. Teilt man besagte 11 Minuten durch die 73 Streckenkilometer, dann kommt man auf 9 Sekunden pro Kilometer. 9 Sekunden pro Kilometer bedeuten einen Tempounterschied, den man durchaus merkt. Im Flachen, erst recht aber im profilierten Gelände. 9 Sekunden klingt nach wenig. Wenn du aber mit ungefähr 6 min/km hinter einem Läufer her rennst, der besagte 9 Sekunden auf den Kilometer schneller ist, dann setzt er sich pro km um 25 m ab. Nach 10 km ist er also schon 250 m voraus, nach 40 km 1.000m und am Ende des Rennsteiglaufes sogar 1,8 Kilometer. Und das ist in meinen Augen eine ziemliche Strecke. Oder nicht?
Vielen Dank fürs treue Lesen

und ich fand es einfach toll dich und auch Bienchen am Rennsteig getroffen zu haben
Ganz liebe Grüße nach Eisenhüttenstadt und die Schlaubetäler
Udo