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von todmirror
Was für eine Woche!
Diese Woche war extrem anstrengend. Zwischenzeitlich waren wir angesichts der Situation um meinen Jüngsten so weit, dass wir wohl am nächsten Freitag nicht würden in den Urlaub fahren. Inzwischen sieht alles besser aus. Mein Sohn ist jetzt den dritten Tag hintereinander symptomfrei. Das Gröbste ist vermutlich (hoffentlich) überstanden. Auch bei mir fällt damit der Stress der letzten Woche so langsam ab.
Am Freitag Abend bin ich dann noch meine dritte Einheit dieser Woche gelaufen. Mit dem Trainingsplan hat die laufende Woche bei mir ja ohnehin nichts zu tun, so dass ich wegen der 8,5km @5:33 auch kein schlechtes Gewissen hatte und habe. Eigentlich hatte ich am Samstag morgen noch eine 5km-Bäckerrunde mit Sohnemann im Gehölz einstreuen wollen, das hat sich aber nicht ergeben.
Am Freitag Nachmittag habe ich tatsächlich die Startnummer für den Halbmarathon am heutigen Sonntag abgeholt. Eigentlich hatte ich im Chaos und Stress von Anfang der Woche schon beschlossen, auf diesen Lauf zu verzichten und stattdessen eher einen halbwegs langen Lauf frühmorgens zu machen. Da sich ja nun aber alles einigermaßen beruhigte, stand dem Lauf eigentlich nichts mehr entgegen. Den für gestern geplanten Besuch im Hansaland hatten wir auch gestrichen, so dass wir alle wieder einigermaßen runterkommen konnten. Ich war für ein paar Stunden im Büro und habe dort die chaotischen Zustände auf meinem Schreibtisch einigermaßen bereinigen können. Die nächsten Tage vor dem Urlaub werden aber dennoch noch einmal schlimm.
Heute stand also der sog. Heldenlauf in Blankenese an. Vorweg: Das ist eine tolle Veranstaltung, die mir sehr gut gefallen hat. "Geboten" werden zwei kürzere Läufe über 6,7 und 11km, zwei (!) HM, von denen der eine flacher und der andere hügeliger ist und schließlich die Bergziege2, bei der es auf 6,8km 184m bergauf und 139m bergab geht und je ca. 600 Stufen hoch und runter zu bewältigen sind. Eine HM-Staffel gibt es auch noch. Da einige Strecken teilidentisch sind und die einzelnen Läufe im 15min Abstand zueinander starteten, hatte ich ein bisschen Sorge, dass das zu großem Chaos führen könnte. Die Sorge war völlig unberechtigt. Die Strecke war wunderbar ausgeschildert. Einmal wäre ich allerdings versehentlich doch fast falsch gelaufen (von der Strecke weg). Das lag aber an einer Mischung aus geistiger Umnebelung meinerseits und einer Rechts-Links-Schwäche eines Streckenposten (von denen es reichlich gab). Verpflegungsposten mit Getränken gab es reichlich. Ich meine, es seien auch irgendwo Bananen gereicht worden. Kurzum: Der Lauf ist nicht günstig - dafür wird aber auch richtig etwas geboten. Ich denke, ich werde wieder kommen.
Heute morgen habe ich dann noch einmal kurz überlegt, das ganze bleiben zu lassen. Ich habe fürchterlich geschlafen und bin mit laufender Nase und dickem Kopf aufgewacht. Die anstrengende Woche hing mir wohl doch noch im Körper. Ich bin dann aber doch losgefahren. Der Start war erst um 11.30, so dass keine ganz große Hektik ausbrechen musste - jedenfalls nicht vor dem Start. Wir wären nicht Familie Mirror, wenn der Sonntag nicht dennoch voll verplant gewesen wäre. Meine Frau wollte nachmittags mit unserem Ältesten zu einer Freundin in den Reitstall, damit unser Sohn reiten könne (ich hoffe inständig, dass dieser Kelch an mir vorbeigehen möge). Ich musste daher möglichst früh zurück sein, weil unser Jüngster ab 14.30 Uhr auf einem Kindergeburtstag eingeladen war und ich daher - mit Blick auf die Thematik von Anfang der Woche - zu Hause parat stehen musste, falls es doch noch wieder zu Problemen kommt. Gemütlich nach dem Zieleinlauf ein Bierchen mit den Mitläufern trinken und das eine oder andere Schwätzchen halten, war also nicht drin.
Ich konnte mein Auto in ca. 1,5km vom Start (2km vom Ziel) parken und habe mich so vor dem Startschuss noch ein bisschen einlaufen können (so war es beabsichtigt). Im Startbereich war schon ordentlich was los. Es starteten gerade die ersten Läufe. Kurz vor meinem Start traf ich einen Hamburger Anwaltskollegen, mit dem ich mehrere Jahre sehr intensiv über Kinderhochstühle gestritten habe (ich schätze ihn menschlich und professionell sehr). Er wollte die bergige HM-Variante laufen. Ziemlich bald ging es dann auch schon los und ich hatte das Gefühl, dass die mich umgebenden Läufer alle ziemlich Tempo machten und davon zogen (ich hatte mich beim Start allerdings auch eher im vorderen Bereich einsortiert). Mein TP sah für den heutigen HM eine Zielzeit von 1:46 vor. Zu meinem 10er von vor zwei Wochen würde eher eine 1:40 passen. Meine PB liegt bei 1:43:51. Da es sich bei dem Lauf - auch wenn es die flachere Variante war - doch um einen für meine Verhältnisse hügeligen Lauf handeln sollte, wusste ich nicht so recht, wo die Reise hingehen sollte - und so bin ich einfach nach Körpergefühl gelaufen. Die ersten 10km sollten flacher sein, danach würde es - so munkelte man - Steigungen geben.
Die ersten 10km waren nicht flach! Es ging eigentlich laufend hoch und runter. Ich bin noch nie so unrhytmisch gelaufen. Bergauf wurde ich von Läufern überholt, die besser bergauflaufen konnten. Bergab wurde ich noch viel mehr überholt von Läufern, die wussten, wie man das macht. Dennoch gingen die ersten 10km in ca. 4:55 durch. Auch auf den nächsten 5km lief es vergleichbar. Dann wurde es hart. Irgendwo bei KM 15 kam eine Treppe. Ich hatte vorher davon gehört und dachte mich würden 3 oder 5 vielleicht 10 Stufen erwarten. Schön wäre das gewesen. Das war eine kapitale Treppe, mit der (geschätzt) ca. 12 bis 15 HM überwunden wurden. Obwohl ich die Treppe (mich mit den Armen am Geländer hochziehend) gegangen bin, fühlten sich meine Beine danach wie Stachelbeer-Marmelade an. Nach 500m ging es wieder einigermaßen. Dann begann ein langer Aufstieg auf einem Singletrail. Teilweise dachte ich, die führen uns durchs Unterholz. Ich war langsam echt platt und wusste, dass mich irgendwann so ca. 3km vor dem Ziel noch ein weiterer Anstieg erwarten würde. Der kam dann auch in einem Waldstück und war steiler und länger als ich bisher je in einem Stück bergauf gelaufen bin (ok, in Freiburg bin ich mal auf diesen Hausberg gerannt, dass war noch schlimmer). Ich stand also am Einstieg in diesen Kletterstieg und habe nach wenigen Schritten der Steigung den Mittelfinger gezeigt. Ich bin hoch marschiert. Die Uhr hat mir für diesen Kilometer eine 7:05 angezeigt. Danach habe ich mich ins Ziel gerettet und am Ende war es dann wohl eine 1:46:50, die Platz 56 von 269 bei den Männern und in meiner AK Platz 6 von 52 bedeutete.
Die im TP stehende 1:46 habe ich demnach klar verfehlt. Ich bin aber dennoch sehr zufrieden. Die Steigungen taten ziemlich weh und auf den Strecken bergab habe ich nicht so richtig viel rausholen können. Ich denke, auf einer flachen Strecke hätte ich heute - trotz der extrem fürchterlichen Woche - meine PB knacken können. Warum auch immer: die Form stimmt einigermaßen.
Nach dem Ziel bin ich dann zügig zurück zum Auto gerannt. Zu Hause angekommen, wollte ich gerade unter die Dusche springen, als meine Frau mich vom Kindergeburtstag, bei dem sie unseren Jüngsten eigentlich nur abliefern wollte, anrief und mitteilte, er wolle da allein nicht bleiben (die letzte Woche hat auch ihn natürlich angegriffen). Also saß ich den Rest des Nachmittages auf einem Kindergeburtstag, der unter dem Motto "Einhorn" stand und rosa als Grundfarbe hatte.
Die Stunden, die ich heute noch hätte arbeiten wollen, werde ich jetzt also irgendwie in die nächsten 4 Tage pressen müssen. Das wird schon klappen.
Euch allen einen schönen Start in die kommende Woche!
LG
Torsten