Hier noch der versprochene Bericht zum Grand 10 heute:
Am frühen Samstagnachmittag war ich eingetroffen In Berlin. Bahnhof Gesundbrunnen ... nie gehört. Für mich, der im Jahre des Mauerbaus geboren wurde, heißt das: Muß im Osten liegen, wenn man das nicht kennt.

Schnell mit der Bahn zum Hotel in Charlottenburg, direkt an der Strecke, etwa bei km 1. Dann sofort wieder zurück zum Bahnhof Zoo, die Startnummer abholen. Dann noch Einkaufen fürs Wochenende. Am Ende hatte es sich eingeregnet. Meine Beine schmerzten. Das ständige Treppe-rauf-Treppe-runter in den Bahnhöfen ist für einen Ruhrgebietler einfach nur ungewohnt. Letztes Jahr hatte ich schon mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
Am Sonntagmorgen kam ich nur schwer aus dem Bett. Meine Beine hatten sich gerade mal erholt und jetzt sollte ich Rekorde aufstellen? Ich dachte nicht weiter daran. 90 min. vor dem Start war ich am Schloß Charlottenburg. Es war ziemlich kühl, für mich ein absoluter Grenzfall von der Kleidung her. Ich zog nach langem Hin und her ein dünnes Langarmshirt unter das WK-Shirt, weil ich das Risiko, mich vor Dresden zu erkälten, nicht eingehen wollte. Als einer der ersten nahm ich meinen Platz im Block B2 ein, der mir auch schon im letzten Jahr zugestanden hätte, was ich aber damals noch nicht wußte. Ganz vorne stand ich da, aber die anderen Kollegen um mich herum sahen jetzt auch nicht schneller aus als ich.
Dann der Startschuß, ich kam ganz gut weg, die Startposition paßte sehr gut, ich konnte locker im Feld mitlaufen und ich hielt niemanden auf und mich auch niemand. Perfekt! Erster Split 4:49, na gut, für nen Start-km war das ok. Zweiter km in 4:40, aber es fühlte sich schon ziemlich am Anschlag an. ich spürte auch wieder meine bleiernen Beine, genau wie letztes Jahr. Ich konnte das Tempo so gerade halten, aber mir wurde auch schon sehr früh klar, daß das Zieltempo 4:36 sehr wahrscheinlich nicht klappen würde. Die Pulsmessung bestätigte das. Vorbei an der Siegessäule Richtung Zoo, der Puls ziemlich hoch, ich lief so gleichmäßig wie möglich, um einen weiteren Pulsanstieg zu vermeiden. Die Stabilisierung gelang, aber bei km 5 kam ich gerade mal mit 23:37 durch, 38 sek über dem PB-Tempo und der Zoo stand noch bevor. Ich schaute im Zoo nicht nach links oder rechts, ich konzentrierte mich nur auf die Ideallinie in den Ecken, um so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Dann durchs Elefantentor wieder raus Richtung Gedächtniskirche. Split 4:50, Rückstand jetzt 53 sek. Das war's dann wohl.
Am Bahnhof Zoo links ab, am neuen Kranzler-Eck sofort wieder rechts ab und unter der Eisenbahnbrücke hindurch auf die Kantstraße. Fast zweieinhalb Kilometer geradeaus, ein Gefühl von Ewigkeit. Ich lief hinter einer Läuferin her, die schon seit der Siegessäule mein Tempo lief, aber irgendwann setzte sie sich leicht von mir ab. Meine Splits deuteten auf eine 47er Zeit hin, das wäre enttäuschend gewesen. Also bei km 8,5 um die Ecke Richtung Schloßstr. und jetzt nochmal alles geben. Schließlich hatte ich versprochen, mich gut zu verkaufen. Dann endlich war das Schloß in Sichtweite, die Uhr war bei 44:30, aber das täuschte gewaltig. Es tat nun gewaltig weh, ich ließ nicht nach, aber das Schloß rückte nur zentimeterweise näher. Kein Blick mehr auf die Uhr, nur noch irgendwie durchhalten! Das schaffte ich, aber ich kam nur mit Mühe und Not unter 47 min. ins Ziel: 46:57. Bestzeit in der zweiten Saisonhälfte und meine viertbeste 10K-Zeit überhaupt. Kein Grund, unzufrieden zu sein. Aber irgendwie hatte ich von mehr geträumt, nach dem ganzen Aufwand mit der Planung und der Anreise. Egal, ich wußte ja, daß ich nicht in Topform bin. Das Ergebnis ist ok. Eine PB habe ich dann doch noch erzielt und zwar an dem Bierstand mit dem Berliner Pilsener. Alkoholhaltig, wohlgemerkt. Am Ende war ich ziemlich breit.

Aber einmal im Jahr darf ich das.
@Andvari: Kopf hoch, man hat immer mal eine Gurke dazwischen, auch wenn man nicht immer unbedingt selbst schuld ist, davon kann ich ein Lied singen. Sehr wahrscheinlich warst Du noch geschwächt von der Erkältung. Vergessen, nächster WK, neues Spiel, neues Glück. Meistens ist das Ergebnis dann besser, ohne daß man irgendetwas ändern muß.
Nocch eine Neuigkeit: Ich habe mich vorhin für den Berlin HM angemeldet. Wir sind jetzt also zu dritt.

Wie ich das dann mache, werde ich noch sehen. Aber ich freue mich schon jetzt darauf, mit euch beiden zusammen den Lauf in Angriff zu nehmen, was immer auch dabei herauskommen mag.
Eine schöne Laufwoche euch allen.