Peter25 hat geschrieben:Soll ich mir diese zulegen Pro Kontra über ein paar antworten würde ich mich sehr freuen und bedanke mich schon mal bei euch allen
Hallo Peter,
ob es (dir) was bringt in Kompressionssocken zu laufen, musst du letztlich durch einen Versuch klären. Doch vielleicht hilft es dir die Erklärung in groben Zügen zu kennen, wie Kompressionssocken wirken sollen. Zunächst muss man wissen, dass der Blutkreislauf für den Läufer im Wesentlichen deshalb von allergrößter Bedeutung ist, weil er den Sauerstofftransport von der Lunge zur Muskulatur sicherstellt. Sauerstoff wird gebraucht, um mit Kohlenhydraten oder Fettsäuren die Muskelenergie per Verbrennung zu erzeugen. Der Kreislauf wird auf der arteriellen Seite (vom Herzen weg) vom pumpenden Herzen forciert. Auf der venösen Seite - also der Rückfluss des Blutes mit "Abfallprodukten" zum Herzen -, also dieser venöse Blutfluss benötigt die Mithilfe der Muskulatur. Zu diesem Zweck sind die Venen zwischen Muskelgruppen eingebettet. Wenn wir gehen oder auch laufen, dann wird die Muskelanspannung nicht nur zur Vorwärtsbewegung genutzt, sondern auch um das Blut in Richtung Herz zurück zu pressen. Kompressionsstrümpfen wird in diesem Wirkprinzip nun nachgesagt, dass sie diesen venösen Blutrückfluss durch Druck (Kompression) von außen unterstützen und damit den Stoffwechsel verbessern.
Ich bin mir sicher, dass es wissenschaftliche Studien gibt, die das belegen. Ich bin mir allerdings auch ziemlich sicher, dass diese Studien von jenen in Auftrag gegeben wurden, die Kompressionsstrümpfe herstellen. Bislang ist mir nicht bekannt, dass eine positive Wirkung (das könnte eine Leistungssteigerung ebenso sein, wie eine beschleunigte Regeneration nach Belastungsende oder eine Verringerung der Verletzungsanfälligkeit) wirklich zweifelsfrei, das heißt durch groß angelegte Studien unabhängiger Institute mit einer großen Anzahl von Probanden, belegt wurden. Das heißt nicht, dass es die behauptete Wirkung nicht gäbe. Allerdings ist auch der zwischenzeitlich schon "flächendeckende" Einsatz der Strümpfe, den man bei Laufveranstaltungen beobachten kann, kein Beweis für die Nützlichkeit. Viele verwenden die Strümpfe, um - falls sie eine Wirkung haben sollten - die "Waffengleichheit" gegenüber der Konkurrenz sicherzustellen, oder um sich nicht irgendwann den Vorwurf machen zu müssen "du hättest dir ja auch welche kaufen können ...".
Was mich bisher von der Verwendung abgehalten hat ist der Gedanke, dass Laufen ein völlig natürlicher Vorgang ist. Gemeint in dem Sinne: Mit der Flop-Technik über eine Hochsprunglatte zu springen ist zwar nach längerem Lernprozess möglich, aber urzeitlich nie nötig gewesen, um zu überleben. Deshalb können wir gehen und laufen ohne dass man uns sagen muss, wie das funktioniert. Ein Kleinkind wird seine ersten Schritte irgendwannn tun und dann binnen 10 Jahren diese Bewegungsform bis zur Perfektion entwickeln. Hochspringen mit Flop ist genetisch nicht programmiert, wird also auch nicht "automatisch" beherrscht. Will heißen: Unser Körper wurde über Jahrmillionen von der Evolution entwickelt und für das Gehen und Laufen perfekt gestaltet. Es will mir aus diesem Grund nicht in den Kopf, dass wir um die Waden eine zusätzliche Kompression brauchen (bei gesunden Beinen versteht sich). Ich schließe allerdings einen Irrtum in dieser Hinsicht nicht aus.
Falls es aber etwas bringt, was ist es dann anderes als eine (unzulässige?) Materialhilfe? Im Schwimmsport hat man bestimmte Schwimmanzüge verboten, weil sie den Menschen schneller machen im Wasser. Müsste man dann nicht auch Kompressionsstrümpfe verbieten, wenn sie den Läufer schneller machen?
Falls du dir welche kaufen möchtest, solltest du ins Fachgeschäft gehen. Jeder Mensch hat nicht nur eine andere Wadenlänge sondern auch einen bestimmten Wadenumfang. Es gibt da unterschiedliche Größen auch für die Wadenumfänge. Und passen müssen die Dinger, sonst können sie auf keinen Fall wirken.
Alles Gute
Gruß Udo