abcerdbeere hat geschrieben:ich habe mich beim Women's Run 2014 in Hamburg für 5 km angemeldet.
Vor gut zwei Wochen habe ich mit meinem Training begonnen. Im Studio auf dem Laufband schaffe ich die 5 km in 33:32... Mein Ziel ist es, den Lauf in unter 30 Minuten zu schaffen - scheint das realistisch?
Draußen zu laufen stellt für mich irgendwie eine Herausforderung dar.
Ich bin wesentlich schneller aus der Puste, als auf dem Laufband und laufe dabei auch noch gefühlt schrecklich langsam.
Ich habe mir überlegt, dass es vllt daran liegt, dass ich ungleichmäßig schnell laufe(kann das sehr schlecht einschätzen) und mich deshalb entschieden, dass ein Laufcomputer mir draußen zu der gleichen Leistung wie drinnen verhelfen soll.
Nach dem Bummel durch Sportgeschäfte, blättern von Katalogen und durchforsten des www bin ich immer wieder auf die Garmin Forerunner 110 gestoßen.
Folgende Funktionen/Anzeigen sind mir wichtig: Geschwindigkeit, Distanz, Herzfrequenz, kcal-Verbrauch.
Hallo abcerdbeere,
zunächst möchte ich dir sagen, dass es vollkommen normal ist, wenn jemand das Laufen indoor auf dem Band als etwas völlig anderes erlebt als das Laufen draußen. Das liegt an den sehr unterschiedlichen Verhältnissen indoor und outdoor, sowie an der Unfreiheit des Läufers auf dem Band. Dabei legt man sein Hauptaugenmerkt darauf den Abstand von der Barriere vorm Bauch möglichst konstant zu halten, um nicht von der Maschine nach hinten weggefegt zu werden. Das geschieht bei einer Bandgeschwindigkeit/Lauftempo, das draußen anstrengender ist, weil man sich von der Stelle bewegt und mindestens den Luftwiderstand überwinden muss. Möglicherweise hat sich dieses Lauftempo deinen Beinen "aufgeprägt" und sie versuchen es nun draußen ebenso zu realisieren, was dich zwangsläufig mehr anstrengen würde.
Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Kommt dir deine Absicht, die Unfreiheit und Begrenztheit drinnen auf einem Laufband nun mit einer Unfreiheit draußen, infolge sklavischen Starrens auf eine GPS-basierte Anzeige zu ersetzen, nicht selbst einigermaßen merkwürdig vor, wenn du darüber nachdenkst? Warum achtest du nicht auf die Signale deines Körpers und lässt dich von ihnen leiten? Wenn deine inneren Sensoren sagen "das ist jetzt aber anstrengender als auf dem Band!", dann wird das wohl so sein und du hast die Möglichkeit das Lauftempo zu reduzieren.
Du merkst schon: Ich halte gar nichts von technischer Anleitung beim Laufeinstieg. Kauf dir diesen FR 110 ruhig. Dann weißt du hinterher wenigstens, wie weit du gelaufen bist. Die Meßgenauigkeit ist dafür groß genug. Sie entspricht beim FR 110 (den nutzt meine Frau) derjenigen des doppelt so teuren FR 310XT (mit dem ich selbst unterwegs bin). Du hast dann auch die Stoppuhr dabei, das einzige Gerät, das man beim Laufeinstieg wirklich braucht.
Und solltest du später Trainingspläne umsetzen, bei denen die Trainingssteuerung auf verschieden hohen Pulsfrequenzbereichen beruht, dann kannst du durch Zukauf (der FR110 ist auch ohne Brustgurt erhältlich) eines Brustgurtes mit dem FR110 auch die Herzfrequenzhöhe anzeigen lassen. Lass dich derzeit nicht von irgendwelchen Diskussionen rund um Herzfrequenzen und Pulsmesser ablenken. Da wird viel leeres Stroh gedroschen und mit Inkompetenz geprahlt (auch hier im Forum). Aber das braucht dich nicht kümmern: Laufeinsteiger brauchen keine Herzfrequenzmessung. Diese Frage steht erst später zur Entscheidung an, wie oben erläutert, wenn du Trainingspläne abarbeiten möchtest, die unterschiedliche Belastungen (unterschiedliches Tempo) verlangen. Da gibt es welche, die auf Pulsbereichen basieren und andere, die ohne den Pulsmesser auskommen. Beides hat Vor- und Nachteile und es ist letztlich eine Frage, wie man diese Vor- und Nachteile gewichtet, um sich so oder so zu entscheiden. Den Pulsmesser grundsätzlich als nicht adäquat abzulehnen ist genau unsinnig, wie Lauftraining ohne Pulsmesser rundweg abzulehnen.
Mehr als Entfernungs- und Pulsanzeige braucht aber niemand (Wenn GPS im Spiel ist, hat man natürlich auch Tempo und Geschwindigkeit zur Verfügung). Insbesondere die Kalorienanzeige braucht niemand. Die ist so genau wie ein Schätzeisen. Die ist nicht genauer, als die ungefähre Angabe, dass ein durchschnittlich schwerer Läufer, der langsam vor sich hin trabt in der Stunde etwa 700 kcal verbraucht. Ergo etwa 55 bis 60 kcal pro 5 min laufen. Elektronische Geräte, die den Kalorienverbrauch anzeigen, tun das nicht auf Basis tatsächlicher Messungen verbrauchter Muskelenergie - wie sollte man die auch messen -, sondern sie errechnen ihn aus Tempo und Körpergewicht (den Wert muss man eingeben, wenn man das Ding in Gebrauch nimmt). Abgesehen von der Ungenauigkeit: Wozu willst du das überhaupt wissen? Lauf eine halbe Stunde und ca. 350 kcal sind weg (die du dir übrigens garantiert zusätzlich einwirfst, weil der Hunger dich sonst umbringt).
Ob du den Lauf in Hamburg unter 30 min schaffen kannst, hängt davon ab, wann der stattfindet. Etwa 8 bis 10 Wochen kontinuierliches Laufen draußen sollten aber genügen die paar Minuten auf 30 noch zu reduzieren.
Ich wünsche dir viel Laufspaß draußen und dass du dir die Freiheit von Richtungs-, Entfernungs- und Tempowahl nicht durch irgendwelchen Technikschnickschnack nehmen lässt. Vor allem: Dass du dir die Wahrnehmung, das "Erspüren", körperlicher Leistungsparameter nicht durch steten Blick auf irgendwelche Anzeigen verstellen lässt.
Gruß Udo
