Nun möchte ich einfach mal ein wenig von meinen Erfahrungen an das Forum zurückgeben und mich so nochmal für Eure wertvollen Tipps bedanken.
Nach dem Urlaub im April wo ich nicht gelaufen bin war ich erstmal erkältet und bin dann auch nicht gelaufen. Desweiteren war dies für die Knie die immer noch schmerzten sehr sinnvoll weswegen ich das garnicht so schlimm fand dass ich nicht laufen konnte. Im Mai und Juni habe ich insgesamt nur 3 Läufe unter 10km gemacht. Anfangs wegen Urlaub und Erkältung, später weil dann doch der Schweinehund zu stark wurde und mit dem Knie auch vernünftige Argumente vorbrachte.
Dass ich den Marathon so vermutlich abhaken kann trug ebenso dazu bei. Aber einen letzten Versuch wollte ich starten. Am 04.08. müsste der 12-wöchige Trainingsplan losgehen wenn ich denn an den Start gehen möchte. Also bin ich im Juli wieder regelmäßig gelaufen und habe auch mal wieder lange Läufe angetestet ob das insgeamt schaffbar ist. Nachdem ich im Juli dann gut 100km gelaufen bin fühlte ich mich fit genug für den Trainingsplan. Gelaufen bin ich um Juli außnahmslos in den Dämpfungsmonstern Brooks Glycerin 11.
Den Trainingsplan habe ich über den Runnersword Läufercoach ausgewählt. Ich habe meine Halbmarathonzeit von Februar diesen Jahres angegeben und die Auswahl aktuell 17-24 Wochenkilometer. Dann kam als längster langer Lauf 22,2 km raus. Das ist natürlich zu wenig. Also musste ich da erstmal um 2 Stufen höher greifen bei den aktuellen Wochenkilometern damit 3x 32km Läufe mit im Plan waren. Als ich mir den Plan angeschaut habe war ich mir relativ sicher dass der zu schaffen sein kann und ich es einfach mal versuchen sollte. Er sah auch nur 3 Einheiten pro Woche vor so dass genügend Zeit für die Erhohlung dabei sein sollte. Der Plan sah Montags nen lockeren Lauf vor, Mittwochs Intervalle oder Tempodauerlauf und Samstags nen langen Lauf mit insgesamt 32-48 Wochenkilometern.
Ich bin dann während des Trainingsplans bis auf die Intervalle komplett auf Asphalt umgestiegen. Und bin die ersten paar Wochen nur in den Dämpfungsmonstern gelaufen. Trotzdem machte mir das mit dem Asphalt erstmal zu schaffen, ging dann aber. Ich war dann nochmal im Laufgeschäft und habe nach Schuhen mit wenig oder garkeiner Sprengung gefragt und gesagt dass ich hier nach Laufbandanalyse schon den Brooks Glycerin 11 erworben habe. Aber alles was mir vorgestellt wurde hatte mir noch zu viel Firlefanz. Die Brooks Pure Connect oder Pure Flow (ich weiß nicht mehr welche) fühlten sich einfach nur wabbelig und indirekt an. Genauso wie noch weitere vorgestellte Schuhe hatten sie sohlen die links und rechts seitlich unter dem Schuh hinausragten. Erst als ich dann sagte ich bin am 17.08. vor Ort den 10km Wettkampf auf Asphalt in den VFF Bikila gelaufen bin wurden dann noch ein paar New Balance ausgekramt. Die haben sich bis auf die am großen Zeh einzeln fühlbare Kammer gut angefühlt. Da sie gerade runtergesetzt waren habe ich sie mitgenommen. In diesen Schuhen habe ich dann immer die Intervalle auf der Aschebahn gemacht, musste aber sonst immer noch die Glycerin 11 anziehen weil sonst die Waden zu sehr belastet worden wären.
Was mir schon länger vorher klar wurde: Egal wie sehr ich über meinen Riss in der Wade letztes Jahr September geflucht habe, um so mehr wurde mir klar wie wertvoll der war. Er sorgte dann doch dafür dass ich besser auf meinen Körper hörte.
So habe ich in den ersten 10 Wochen 3 Mittwochseinheiten aus Vernunft weil ich auf meinen Körper gehört habe ausfallen lassen. Einmal weil ich anstatt Montag den lockeren Lauf Sonntag den 10er in den VFF gemacht habe und Mittwoch noch die Wade geschmerzt hat, einmal weil ich Mittwoch total platt war, Donnerstag früh zum Nachholen immer noch und alles andere dann zu nah am langen Lauf gewesen wäre. Und ein 3. Mal in Woche 10 Weil eine Erlältung im Anflug war. Die war schon vom vorletzten 32er im Anflug, aber ich dachte mir den machst Du noch dann kannst Du den letzten beruhigt ausfallen lassen wenn sie dann ausbricht.
Den 10er Wettkampf habe ich übrigens in 49:04 gefinished. Das war mein erster 10er und ich hätte aufgrund der Intervalle und Tempodauerläufe eher vermutet dass icih ne 5:30er Pace laufen kann. Als ich dann auf die Uhr geschaut habe war ich richtig erschrocken wie schnell ich war, habe aber gedacht versuchst einfach mal das Tempo beizubehalten, das könnte klappen. Und ich bin dann auch richtig gleichmäßig durchgekommen, was mich dann darin bestärkte den Marathon lieber nach Gefühl zu laufen als mit Blick auf die Uhr und den Puls (den ich sowieso nicht messe da ich mich nach allem dazu erlesenen Wissen dageben weigere und lieber nach Atmung laufe).
Nur kam nun kurz ein neues Problem. Die 10er Zeit deutet auf einen Marathon unter 4 Stunden hin. Nachdem ich mir dann aber nochmal meine Gedanken dazu gemacht habe war mir klar dass mir einfach die Grundlagenausdauer fehlt und das utopisch ist. Ich sollte eher die bekannte Formel zur Hochrechnung aus dem HM nehmen und da aufgrund der fehlenden Grundlagenausdauer noch was draufschlagen, da ich aber zur HM-Zeit noch sehr am Anfang war und mich verbessert habe doch wieder etwas abziehen. Da war mir dann endgültig klar dass ich den Marathon lieber nach Gefühl laufe da ich überhaupt nicht wissen kann welche Zeit ich brauchen würde. Mein Trainingsplan sagte glaube ich 4:23, ich fand dann von der Einschätzung her 4:30 realistisch, unter der Voraussetzung das stimmt alles dass man dann aufgrund der vollständigen Erhohlung den Marathon nochmal schneller läuft als die 32er. Die langen Läufe bin ich immer in ungefähr 6:40er Pace gelaufen und die waren dann auch sehr fordernd. Insgesamt glaube ich auch mit dem Trainingsplan von der Belastung her ziemlich genau ne Punktlandung gemacht zu haben. Gerade richtig an der Grenze zwischen hart genug und nicht überlastend. Bzw. nicht überlastend nur deshalb weil ich dann auch mal was ausfallen lassen habe.
Während des Trainings wollte ich es dann doch mal testen. Ich bin nen 27er in den New Balance gelaufen. Das war muskulär sehr fordernd und erschöpfend, aber ohne größere Probleme. So konnte ich Montag drauf den lockeren Lauf wieder ohne Probleme antreten, dann aber doch besser in den Glycerin. Also habe ich zum nächsten 32er dann doch wieder die Glycerin genommen. Und was soll ich sagen. Sie fühlten sich einfach nur noch wie ein Klotz am Bein an, der Fuß insgesamt wie tot weil er nichts mehr zu tun hatte. Da stand der Entschluß den nächsten 32er wieder in den New Balance zu laufen und wenn das gut geht auch den Marathon.
Der letzte 32er war richtig erschöpfend und auch hart für die Waden. Ich hab bei genau 32km gestoppt und bin die letzten 200 Meter den Berg hoch nach Hause auf der Ferse gegangen, um ja kein bisschen mehr die Waden zu belasten und einen Riss zu vermeiden. Die Waden haben richtig gebrannt. Trotzdem wollte ich den Marathon dann immer noch in den New Balance laufen. Erstens weil ich die Waden ja nun nochmal richtig ordentlich trainiert habe, und 2. weil die 32km hier im Vogelsberg mit einigen Höhenmetern gelaufen wurden und der FFM-Marathon flach ist. Also sollte es gehen. Weiterhin war mir klar dass ich die jetzt folgende Taperingphase dringend nötig hatte. Meine Pace ist beim letzten 32er auf 7:00 gefallen. Ich war mir sicher dass für mich sinnvoll ist noch weniger zu laufen als der Plan für die Taperingphase vorsah. Aber so weit kam es nicht, die Erkältung die ich schonmal erwähnte war immer noch im Anflug und brach dann am Samstag vor dem Marathon auch aus. Ich bin dann also bis zum Marathon garnicht mehr gelaufen bzw. habe Tapering extreme betrieben
Am Marathonsonntag war die Erkältung noch nicht ganz weg, aber ich fühlte mich gut. Ich war dann unvernünftig und habe gedacht ich versuche es einfach mal und steige zur Not aus wenn ich merke dass der Körper sich dagegen wehrt und mir die Erkältung zu schaffen macht. Was mir vermutlich den Arsch gerettet hat ist, dass ich am Tag zu vor nochmal die Waden hab massieren lassen da die Rechte Wade mit dem Riss vor einem Jahr ein wenig weh tat. Da merkte ich erst wie verspannt die überhaupt waren. Selbst die linke Wade, die mir nie Probleme machte.
Am letzten Sonntag war dann also der große Tag für mich. Insgesamt lief es jedoch unerwartet gut. Die Belastung war zwar da, aber lange nicht so hoch wie beim letzten 32er. Auch das Laufen nach Gefühl ging einigermaßen, jedoch blieb es natürlich nicht aus dass ich immer mal auf die Uhr schielte. Genützt hat mir das vor allem zum Schluß, als ich meinte ich wäre total langsam geworden aber die Pace dann bei nem Blick auf die Uhr doch noch unter 7:00 lag. Das bewahrte mich dann wohl davor nochmal Gas zu geben. So konnte ich den Marathon insgesamt genießen, auch wenn es natürlich hieß Zähne zusammenbeißen.
Hier gibt es nun ein Foto von meinem Zieleinlauf und ein Foto das ca. 5-10 Minuten danach entstand.
Wie Ihr steht war das Schuhwerk nicht ganz so minimalistisch wie ich es vorgesehen hatte, aber dennoch musste es kein Dämpfungsmonster sein.
Eure Tipps habe ich berücksichtigt und eingesehen, dass ich mit minimalistischen Schuhen einfach nicht den Trainingsumfang schaffen würde, der notwendig ist um einen Marathon laufen zu können. Also musste ich mich entscheiden was mir wichtiger ist. Außnahmslos in minimalistischen Schuhen laufen oder dieses Jahr schon den Marathon laufen. Klar wurde es der Marathon, das war ja auch mein Ziel. Trotzdem geht bei mir der Weg weiterhin in die Richtung so minimal wie möglich zu laufen. Das halte ich nach wie vor für am sinnvollsten weil es einfach der natürlichen Evolution des Menschen entspricht. Dass man sich da erst wieder umgewöhnen muss, sofern das überhaupt geht, da wir in unseren Industrieländern nun mal mit Schuhen groß werden, das ist mir nun auch klar geworden. Ich werde es jedenfalls weiterhin versuchen aber dabei so wie ich es nun gelernt habe auf die Signale meines Körpers achten und es nicht total verbissen durchziehen sondern auch mal nachgeben wo es sinnvoll ist. Was mir jedoch klar ist, falls ich mal Kinder habe werden die so oft barfuß laufen wie sie es können und wollen.
Vielen Dank nochmal für Eure Tipps, die ich im Nachhinein nun auch besser einordnen kann.
Gleichzeitig möchte ich Euch erfahren Läufern aber noch etwas mitgeben. Lasst doch einen Anfänger wie mich sein Ding durchziehen. Klar ist es sinnvoll Tipps zu geben die vor Verletzungen und Überlastung schaden. Aber dann kann man doch schreiben achte auf dies und jenes und sei vorsichtig und Dir sollte klar sein dass Du es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht schaffen wirst. Aber versuch es ruhig und vergesse dabei nicht auf Dich und Deine Gesundheit aufzupassen. Klar, wenn man wie Ihr sehr leistungsorientiert läuft dann ist ein Marathon immer sehr hart und für die Geundheit nicht unbedingt zu empfehlen. Aber wenn man es etwas ruhiger angeht und der Spaßfaktor im Vordergrund steht dann ist der Marathon auch nicht mehr ganz so hart. Also ratet bitte nicht jedem Anfänger gleich vom Marathon ab und lasst ihn es versuchen.
Dass ich megastolz bin dass ich es geschafft habe ist natürlich auch ein Grund das hier niederzuschreiben, ist doch logisch. Und dass ich bei Euch mit meinen 4:46:53 nicht angeben kann ist auch klar. Aber hey, für mich ist das eine Megaleistung es überhaupt geschafft zu haben und die Zeit eher zweitranging. Und bei geschätzten 4:30 ist es wirklich egal ob es 4:01 oder 4:59 sind. Dass ich unter 5 Stunden geblieben bin ist für mich dann auch noch eine top Zeit.
Anbei habe ich auch nochmal zwei Bilder zu meinem aktuellen Schuhsortiment. Ich habe meine Freizeit und Arbeitsschuhe konsequent auf Minimalschuhe umgerüstet. Das hat dann natürlich jeden Tag nochmal einen leichten Trainginseffekt für die Muskulatur. Dass es so ist habe ich im Urlaub gemerkt. Egal ob ich mit VFF oder mit den Vivobarefoot eine Woche den ganzen Tag damit rumgegangen bin. Ich hatte davon schwere Beine wie verrückt. Ungefähr so schwer wie nach dem Marathon.