Mrincredible hat geschrieben:ich gehe 2-3 mal die Woche ins Fitnesstudio und sehe dort an meinen Problemzonen bzw Zone, der Bauch auch keine Fortschritte.
Der Trainer meinte auch noch, dass es sinnvoll wäre neben dem Gerätetraining zu laufen / nach Puls zu laufen und zwar in einem niedrigen Puls, da dort die Fettverbrennung Aktiv ist -je höher der Puls wäre, desto mehr Kohlenhydrate würden verbrannt werden und desto weniger Fett.
Hallo Mrincredible,
das Wichtigste ganz am Anfang, mit gebotener Klarheit und knallhart: Sag dem Mann im Fitnessstudio, er soll im Bezug auf die "Fettverbrennung" keine Zusammenhänge herstellen wo keine sind! Es ist richtig, dass bei langsamem Trab der Anteil verstoffwechselter Fettsäuren gegenüber Kohlenhydraten höher ist, als bei schnellerem Lauf. Das hat jedoch keinerlei Relevanz im Hinblick auf den Fettabbau zur Gewichtsreduzierung. Ob jemand abnimmt, bemisst sich allein an der Kalorienbilanz über einen Zeitraum. Nimmt man mehr Kalorien zu sich, als man verbraucht, dann nimmt man zu. Verbraucht man mehr Kalorien, als man zu sich nimmt, dann nimmt man ab. Und es ABSOLUT, TOTAL, VÖLLIG, GANZ UND GAR, wurscht, egal, einerlei aus welchem Energiedepot die Kalorien aufgewendet wurden. Die Fettverbrennung über Gebühr zu trainieren, bzw. die supergute Fettsäurenverstoffwechslung zu trainieren hat Relevanz für Marathon- oder Ultraläufer, weil sie über dieses Energiedepot einen Großteil ihrer Wettkampfstrecke bestreiten müssen. Fürs Abnehmen ist die der maximalen Fettsäurenverstoffwechselung zugeordnete Herzfrequenz zunächst einmal unwichtig.
Die Legende vom Fettverbrennungspuls ist genauso unsinnig - um nicht zu sagen blöd - wie der Versuch z.B. durch Bauchmuskeltraining gezielt Fett am Bauch loszuwerden. Auch solcher Quatsch wird heutzutage immer noch weiterverbreitet. Die Legende vom Fettverbrennungspuls ist ganz tief im Volksaberglauben verwurzelt. Sie ist so hartnäckig, dass sie sogar von eigentlich Besserwissenden (z.B. Ärzten) manchmal ungeprüft weitergegeben wird.
Fakt ist: Wer 30 min schnell läuft (falls er das kann) tut weit mehr für die Gewichtsreduktion - weil er mehr Kalorien verbraucht - als einer der 30 min langsam läuft. Dass der Langsamläufer dabei überwiegend Fettsäuren verstoffwechselt und der Schnellläufer deutlich bei höherem Kohlenhydratanteil läuft ist - siehe oben - mehr als nur egal ...
Es gibt diverse Trainingsprogramme zum Fettabbau, die dieser Tatsache Rechnung tragen und mit der vielfachen Wiederholung von kurzen Sprints arbeiten. Nicht falsch verstehen: Ich will nicht, dass du das machst. Die Sinnhaftigkeit von Kurzsprints bei Ungeübten ist zumindest fragwürdig. Oder anders ausgedrückt: Bei Ungeübten besteht eine hohe Verletzungswahrscheinlichkeit, wenn er hartes Sprinttraining in mehrfacher Wiederholung betreibt.
Die beste sportliche Unterstützung fürs Abnehmen sind eindeutig ausgedehnte Trainings im Fitnessstudio. Hier kann man Eisen gemäß der eigenen Leistungsfähigkeit bewegen und dabei die einzelnen Muskelgruppen ziemlich hart belasten. Und genau diese ziemlich harte Belastung bringt einen weiteren Vorteil, den dein Herr Fitnesstrainier eigentlich kennen sollte: Intensiv belastete Muskulatur unterliegt dem so genannten "Nachbrenneffekt". Der bedeutet, dass die zuvor hart geforderte Muskulatur in Ruhe, nach dem Training, also auf der Couch, noch deutlich über dem Ruhewert an Energie nachträglich verstoffwechselt. Dieser Effekt setzt auch bei oben angeführten Mehrfachsprints ein, aber eben nicht nach langsamem Jogging im so genannten Fettverbrennungspuls.
Nun kann man sich das langsame Laufen natürlich doch zum Abnehmen zu Nutze machen. Aber eben nicht als Einsteiger. Die Rechnung ist einfach: Laufe z.B. 45 min langsam, dann verbrennst du etwa 500 kcal. Kann ein bisschen mehr oder wenige sein, hängt vom Körpergewicht ab und natürlich vom Tempo. Diese 500 kcal entsprechen etwa einem Vierzehntel eines Kilos Körpergewicht. Angenommen du läufst pro Woche 4 x 45 Minuten, verstoffwechselst dabei also 2.000 kcal. Dann verbrauchst du dabei höchstens ein Drittel Kilo Körpergewicht. Wenn man bedenkt, dass man über die natürliche Funktion "Laufen macht Hunger" einen Großteil dieser Kalorien wieder ersetzt, dann wird deutlich was das im Bezug aufs Abnehmen bringt ... nämlich so gut wie gar nichts. Gehorcht man der Funktion "Laufen macht Hunger" nicht, arbeitet also gegen seinen Körper, dann ist das nichts anderes als eine verkappte Hungerdiät. Und dass Hungerdiäten nichts bringen, sollte sich inzwischen zu allen Übergewichtigen rumgesprochen haben. Wenn man also über langsames Laufen das Abnehmen unterstützen möchte, dann muss man sehr lange laufen. Anderthalb Stunden, zwei Stunden oder noch länger. Doch wie eingangs geschrieben: Das ist nichts für Einsteiger oder Genussläufer oder reine Gesundheitsläufer (diese Begriffe meine ich nicht abwertend!). Das ist etwas für Läufer, die Spaß am LANGEN, LANGSAMEN Laufen haben. Menschen die Halbmarathon oder Marathon laufen möchten. Distanzen also auf die man sich über Monate oder gar Jahre hintrainieren und anpassen muss.
Was ich bei deiner Darstellung am meisten vermisse ist der einzig richtige Lösungsansatz zum Abnehmen. Denn auch das sollte jedem Übergewichtigen klar sein: Sport - in welcher Form auch immer ausgeübt - kann Abnehmen nur unterstützen aber nicht für sich alleine zur Lösung führen. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Sport treiben und Gewicht verlieren. Wenn das so wäre, müssten alle Nichtsportler fettleibig sein. Wir wissen jedoch alle, dass es viele Nichtsportler gibt, die schlank sind. Also Sport unterstützt nur. Die Lösung ist jedoch einzig darin zu suchen, dass man jenes Verhalten unterlässt bzw. ändert, das einem die Überkilos eingetragen hat. Entweder zu viel gegessen, zu viel (zucker- oder alkoholhaltige Getränke) getrunken oder generell falsche Ernährung. Dort ist der Hebel anzusetzen. Dick wird nicht wer sich zu wenig bewegt. Dick wird wer - gemessen an seinem Energiebedarf - zu viel oder das falsche zu sich nimmt. Wer dann auch noch keinen Sport treibt und sich sonst zu wenig bewegt, bekommt nicht nur einen Rettungsring sondern schwimmfähige Fettpolster noch und nöcher ...
Fazit: Überdenke deine Ernährungs- und Lebensweise und glaub keinem Menschen, der das Wort "Fettverbrennungspuls" im Zusammenhang mit Abnehmen im Munde führt.
Alles Gute
Gruß Udo