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Trinken beim Marathon

Trinken beim Marathon

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Heute morgen fand ich mal wieder was Interessantes in meinem Postfach, der wöchentlich erscheinende Newsletter von Klaus Pöttgen enthielt Folgendes:

ZITAT ON:

Auf den Ziellinien von City-Marathons behandeln Rennaerzte
immer mehr Sportler, die durch fleissiges Wassertrinken die
ausgekluegelte Salzbalance im Koerper lebensgefaehrlich durcheinander gebracht haben

Tod im Ziel: Lebensgefaehrliche Wasserueberschwemmung im Koerper


Marathonlaeufer, die auf der Rennstrecke viel Wasser in sich hineinschuetten, koennen ihr Leben gefaehrden. Das fanden Aerzte der University of California in San Francisco heraus, als sie schwer erklaerbare Todesfaelle bei Laeufern untersuchten. Die Sportler hatten Wasser und Salze ausgeschwitzt, den Fluessigkeitsmangel aber offenbar nur mit Wasser ausgeglichen. Durch den Salzmangel trat Fluessigkeit aus den Blutgefaessen in das Gewebe von Lunge und Hirn ueber,
Wassereinlagerungen (Oedeme) fuehrten schliesslich zum Tod. Frueher sei die Mehrheit der Marathon-Laeufer erfahren gewesen, berichtet Dr. Lewis Maharam, medizinischer Leiter beim New York City Marathon. Heute haetten die Laufneulinge viel zu wenig Praxis, kritisiert er.


Gefaehrliche Netz-Parolen

Auch in Deutschland erlebt die Marathonbewegung einen Boom: 81499 Teilnehmer verzeichneten die zehn groessten Marathons im vergangenen Jahr - von Berlin ueber den Rennsteig bis nach Duisburg. Der Veranstaltungskalender von Mai bis Ende Juni listet rund dreissig solcher Langstreckenrennen in Provinzen und Grossstaedten. Bei diesem Run auf den Run kann die laeuferische Erfahrung selten Schritt halten. Statt sich allmaehlich an die grosse Herausforderung heranzutasten, suchen Marathon-Novizen in Hunderten von Laeufer-Foren im Internet nervoes um Rat. Heiss und kontrovers diskutieren
sie die besten Rezepte fuers Essen und Trinken auf den 42,195 Kilometern.


Menschen sind keine Kamele

Der haeufigste dort nachzulesende Rat: Trinken, was rein geht. In den Tagen vor dem Rennen, waehrenddessen und nachher, nicht erst bei jedem Durstgefuehl, sondern schon vorher. Solche Parolen bezeichnet der suedafrikanische Sportwissenschaftler Tim Noakes als gefaehrlichen Unsinn: Menschen seien keine Kamele und koennten folglich kein Wasser speichern. Die Empfehlung, in den letzten zwei Stunden vor dem Startschuss "vorzutrinken", um im Rennen genug koerpereigene Wasserreserven zu haben, fuehre lediglich zu einer vermehrten Ausscheidung ueber die Nieren. Im schlimmsten Fall koenne eine Wasservergiftung entstehen, sagt Noakes. Das Durstgefuehl sei der beste Indikator dafuer, wie viel Fluessigkeit der Koerper gerade brauche.


Ueberschwemmungsgefahr

Die Gefahr liegt in Salzverlusten, die der Koerper nicht zurueckbekommt. Schweiss besteht nur zu knapp 98 Prozent aus
Wasser. Vor allem Natrium und Chlorid, aber auch Kalium, Kalzium und Magnesium gehen verloren - ueberwiegend aus der Blutbahn. Weil diese Salze Wasser physikalisch binden, bedeutet jeder Salzverlust eine geringere Faehigkeit, Fluessigkeit im Gefaesssystem festzuhalten. Trinken die Laeufer nun viel Wasser, gelangt es ueber den Darm zunaechst in die Blutgefaesse, sickert aber kurz darauf schon in das umliegende, salzreichere Gewebe. Die Folge: Als erstes schwellen die Haende und Fuesse an, spaeter dringt Wasser in das Lungengewebe und kann Atemnot verursachen. Besonders kritisch aber wird die Wasserueberschwemmung fuer das Gehirn, denn fuer Schwellungen ist im Schaedel ueberhaupt kein Platz. Hirnoedeme fuehren zwangslaeufig zu erhoehtem Schaedelinnendruck mit Bewusstseinsstoerungen, Schwindel, Erbrechen und Kraempfen.


Irregeleitete Rennaerzte

Die Symptome sind ganz aehnlich wie bei einer Austrocknung (Dehydrierung) - zunaechst kann dies auch die behandelnden Aerzte verwirren. Infusionen mit der ueblichen isotonen Salzkonzentration wuerden den Zustand schnell verschlechtern. Im schlimmsten Fall fuehrt die medizinische Notfallbehandlung zum Tod. Der Aerztliche Direktor des Ironman Triathlon in Frankfurt, Dr. Klaus Poettgen, berichtete im vergangenen August von Faellen mit bedrohlichem Natriummangel
(Hyponatriaemie) bei zwei der 1.500 Teilnehmern der ueber zehnstuendigen Hitzeschlacht. Beide Athleten hatten auf der
Marathonstrecke entlang des Mains viel Wasser und zuckerhaltige Limonade zu sich genommen. Poettgen’s Rennaerzte bestimmten als erstes den Natriumgehalt im Blut der Sportler. Beide erhielten danach Infusionsloesungen mit der zehnfachen physiologischen Salzkonzentration, um das Wasser im Gefaesssystem zu binden. Aehnliche Faelle von Hyponatriaemie, so berichtet das amerikanische Journal of Emergency Medicine, wurden schon drei Tage lang auf
Intensivstationen kuenstlich beatmet.


Etwas Schwund erlaubt

Forschungen haben ergeben, dass der Darm ein Getraenk mit geringem Salz- und Zuckerzusatz waehrend der Belastung schneller aufnimmt als reines Wasser. So wird gleichzeitig dem hohen Energiebedarf und der sensiblen Salzbalance Rechnung getragen. Rennarzt Maharam empfiehlt Marathonlaeufern ausserdem, dem Natriummangel durch eine etwas
salzreichere Mahlzeit vor dem Rennen vorzubeugen und nur dann zu trinken, wenn ihnen ihr Gefuehl sagt, dass sie es brauchen. Mehr als 800 Milliliter pro Stunde sollten es nicht werden, raet der erfahrene Mediziner. Wenn der Koerper dabei in ein kleines Fluessigkeitsdefizit von einem bis zwei Litern geraet, ist das weniger leistungshemmend als eine
Vergiftung mit Leitungswasser. Etwas Schwund ist erlaubt und gehoert bei einem Extremsport wie dem Marathon allemal dazu.

Aktualisierung 12.05.2003 von Jens Richter www.netdoktor.de

ZITAT OFF

Wertungsfreie und wahrscheinlich Verwirrung schaffende Grüße von Steif


Der Steif®© ohne Knopf im Ohr!
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So ganz neu und revoluzionär ist das ganze aber nicht, wenn nur die Kernaussage des Artikels genommen wird und das spektakuläre "Beiwerk" weggelassen.

Es ist ja nicht neu, daß bei körperlicher Anstrengung (vor allem bei mehrstündigem Ausdauersport) eine Zufuhr von Natrium und Kalium wichtig sei und auch die Wasserzufuhr von 0,8l erscheint logisch. Meist ist zwar von 0,5l je halbe Stunde die Rede, aber ich möchte mal wissen wer bei einem HM oder Marathon schon so viel trinkt.
Auch ist es nichts neues, daß der Körper kein Wasser einspeichert. Aber das propagandierte Trinken in den Tagen vor einem HM oder Marathon soll ja auch nur verhindern, daß man bereits leicht Dehydriert an den Start geht.

Das wichtigste steht m. E. im letzten Abschnitt und ist so auch denke ich korrekt. Das andere ist nur übertriebene, verallgemeinerte Darstellungsweise von Einzelfällen, welche sehr provokant aufgemacht ist.

Gruß Moorbilato

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@moorbilato
Seh ich auch so. Alles schon mal gehört und gelesen, aber immer mit der Ergänzung "...in Einzelfällen kann es auch..."

Ist doch eigentlich allgemein bekannt, dass man sich zum Ausgleich des Schweissverlustes nicht nur auf Wasser verlassen kann.

Ich halte "viel trinken" nach wie vor für sehr wichtig, gehe immer noch davon aus, dass ich während des Marathons meist zu wenig trinke und lasse mir aber auch - wenn möglich - etwa bei der Hälfte ein Flasche mit "special mix" anreichen. Da ist dann immer auch eine kleine Prise Salz drin.

ciao, sixlegs

Münster-Marathon, der schönste von dreien

Trinken beim Marathon

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Nun, auch wenn das nichts Neues ist, so finde ich diesen Artikel trotzdem interessant.
Eine salzreiche Mahlzeit vor dem Marathon, während das Wettkampfs nicht nur Wasser trinken, das sind schon wichtige Tips.
Und das sich die Fragen in den Läuferforen um das Ess-und Trinkverhalten drehen kann ja auch keiner abstreiten.

Habe übrigens bei meinem Halbmarathon im Juni enorm viel getrunken, war ja auch sehr heiß. Gott sei Dank war das meiste Iso, denn an meiner Kleidung konnte man den Mineralstoffverlust auch deutlich sehen*schäm*.
Meine Finger waren so dick, das ich den Ring nicht mehr ausziehen konnte, aber nach ein paar Stunden normalisierte sich das wieder.


Bin aber mittlerweile der Ansicht, das mein Körper mir ganz gut Auskungft gibt, an was es mangelt. So ist nach einem längeren Lauf das Verlangen nach salzigem Naschwerk größer als das nach Schokolade, etc.pp.
Scheint allerdings doch einige Menschen zu geben, die überhaupt nicht auf den Körper hören. Denn bei keinem Marathon, nicht mal bei Volksläufen bis 10km bleiben die Sanitäter arbeitslos.
Wieviel von den behandelten Läufern wegen falschen Trinkens Hilfe brauchen, weiß ich nicht.

Regina


...und der arme kleine beige Hund
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Wer die Untersuchung von Tim Noakes im Original nachlesen will:

www.usatf.org

Unter Hydration Guidelines steht der Bericht.

Gruß Rono

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Das Wichtigste steht meines Erachtens ganz am Anfang des Artikels: Bevor man sich an einen Marathon wagt, sollte man zuerst ein paar Jahre lang auf den diversen Unterdistanzen Erfahrungen sammeln. Dann kann man seinen Flüssigkeitsbedarf in der Regel so gut einschätzen, das man auch bei einem Marathon ein eingermaßen vernünftiges Maß findet. Außerdem ist es natürlich auch für das Klappergerüst besser!
Allerdings bekomme ich auch immer sehr viel kontra, wenn ich solche Tipps gebe.

Mit freundlichen Grüßen,
Volker
Startnummer 24507 beim Berlin - Marathon
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Trinken beim Marathon

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Also ich trank bei meinen sämtlichen Marathons, Wettkämpfen und -Volksläufen - räusper - halb Orangenzeug und halb Wasser, das hat sich bis zum heutigen Tag bewährt :D

:hallo: :hallo: :hallo: :hallo:

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ich halte es mit der Aussage wie die vorangegangenen Schreiber. Man sollte auf seinen Körper hören.
Man kann die Flüssigkeitsaufnahme nicht pauschalisieren. Sollte der/die 50 kg Läufer/in etwa die selbe Menge trinken wie der 85 kg Mensch ????

Bei einer solchen großen Menge an Wasser würde ich mir vorkommen als wäre ich ein Wassertank !!


Na dann mal

Prost

:drink:

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Original von Steif:
Heute morgen fand ich mal wieder was Interessantes in meinem Postfach, der wöchentlich erscheinende Newsletter von Klaus Pöttgen enthielt Folgendes:

ZITAT ON:

Auf den Ziellinien von City-Marathons behandeln Rennaerzte
immer mehr Sportler, die durch fleissiges Wassertrinken die
ausgekluegelte Salzbalance im Koerper lebensgefaehrlich durcheinander gebracht haben

Tod im Ziel: Lebensgefaehrliche Wasserueberschwemmung im Koerper


[...]

ZITAT OFF

Wertungsfreie und wahrscheinlich Verwirrung schaffende Grüße von Steif


Der Steif®© ohne Knopf im Ohr!
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Hallo,

im Rahmen des Berlin Marathons wurde eine Studie zu diesem Thema begonnen. Siehe http://www.berlin-marathon.com/sportmedizin/studie



Ergebnisse gibt`s sicherlich noch nicht.

Viele Grüße

Günther

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Hallo,

Klaus Oberbeil schreibt in seinem Buch "Fit durch gesunde Ernährung" , erschienen im Südwest Verlag, 3. Auflage 2001 folgendes:

Gerade ältere Menschen leiden an einer abnehmenden Natrium - und einer zunehmenden Kaliumkonzentration im Gewebe.
Dadurch sinkt der Anteil an extrazellulärer Flüssigkeit....

" Häufiges Wassertrinken den Tag über hilft gegen diese Entwicklung am allerwenigsten, sondern führt nur zu "Alarmsituationen" im Körper, der die Urinbildung anregt, damit die extrazelluläre Flüssigkeit nicht aufgelöst bzw. verdünnt wird und so die Nährstoffkonzentrationen verändert werden"

Der Körper benötigt 2 Stunden, um nach dem Trinken den ursprünglichen Flüssigkeitszustand wiederherzustellen.

Er empfiehlt die Einnahme von isotonischen, salzreichen Getränken, da sie die Urinausscheidung verzögern.

Seine Lösung:

E t w a s K o c h s a l z in O r a n g e n s a f t - oder A p f e l s a f t

einrühren.


Ich glaube, der letzte Satz ist entscheidend...

Ebi aus KO:rotate:
Gesperrt

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