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Auf den Ziellinien von City-Marathons behandeln Rennaerzte
immer mehr Sportler, die durch fleissiges Wassertrinken die
ausgekluegelte Salzbalance im Koerper lebensgefaehrlich durcheinander gebracht haben
Tod im Ziel: Lebensgefaehrliche Wasserueberschwemmung im Koerper
Marathonlaeufer, die auf der Rennstrecke viel Wasser in sich hineinschuetten, koennen ihr Leben gefaehrden. Das fanden Aerzte der University of California in San Francisco heraus, als sie schwer erklaerbare Todesfaelle bei Laeufern untersuchten. Die Sportler hatten Wasser und Salze ausgeschwitzt, den Fluessigkeitsmangel aber offenbar nur mit Wasser ausgeglichen. Durch den Salzmangel trat Fluessigkeit aus den Blutgefaessen in das Gewebe von Lunge und Hirn ueber,
Wassereinlagerungen (Oedeme) fuehrten schliesslich zum Tod. Frueher sei die Mehrheit der Marathon-Laeufer erfahren gewesen, berichtet Dr. Lewis Maharam, medizinischer Leiter beim New York City Marathon. Heute haetten die Laufneulinge viel zu wenig Praxis, kritisiert er.
Gefaehrliche Netz-Parolen
Auch in Deutschland erlebt die Marathonbewegung einen Boom: 81499 Teilnehmer verzeichneten die zehn groessten Marathons im vergangenen Jahr - von Berlin ueber den Rennsteig bis nach Duisburg. Der Veranstaltungskalender von Mai bis Ende Juni listet rund dreissig solcher Langstreckenrennen in Provinzen und Grossstaedten. Bei diesem Run auf den Run kann die laeuferische Erfahrung selten Schritt halten. Statt sich allmaehlich an die grosse Herausforderung heranzutasten, suchen Marathon-Novizen in Hunderten von Laeufer-Foren im Internet nervoes um Rat. Heiss und kontrovers diskutieren
sie die besten Rezepte fuers Essen und Trinken auf den 42,195 Kilometern.
Menschen sind keine Kamele
Der haeufigste dort nachzulesende Rat: Trinken, was rein geht. In den Tagen vor dem Rennen, waehrenddessen und nachher, nicht erst bei jedem Durstgefuehl, sondern schon vorher. Solche Parolen bezeichnet der suedafrikanische Sportwissenschaftler Tim Noakes als gefaehrlichen Unsinn: Menschen seien keine Kamele und koennten folglich kein Wasser speichern. Die Empfehlung, in den letzten zwei Stunden vor dem Startschuss "vorzutrinken", um im Rennen genug koerpereigene Wasserreserven zu haben, fuehre lediglich zu einer vermehrten Ausscheidung ueber die Nieren. Im schlimmsten Fall koenne eine Wasservergiftung entstehen, sagt Noakes. Das Durstgefuehl sei der beste Indikator dafuer, wie viel Fluessigkeit der Koerper gerade brauche.
Ueberschwemmungsgefahr
Die Gefahr liegt in Salzverlusten, die der Koerper nicht zurueckbekommt. Schweiss besteht nur zu knapp 98 Prozent aus
Wasser. Vor allem Natrium und Chlorid, aber auch Kalium, Kalzium und Magnesium gehen verloren - ueberwiegend aus der Blutbahn. Weil diese Salze Wasser physikalisch binden, bedeutet jeder Salzverlust eine geringere Faehigkeit, Fluessigkeit im Gefaesssystem festzuhalten. Trinken die Laeufer nun viel Wasser, gelangt es ueber den Darm zunaechst in die Blutgefaesse, sickert aber kurz darauf schon in das umliegende, salzreichere Gewebe. Die Folge: Als erstes schwellen die Haende und Fuesse an, spaeter dringt Wasser in das Lungengewebe und kann Atemnot verursachen. Besonders kritisch aber wird die Wasserueberschwemmung fuer das Gehirn, denn fuer Schwellungen ist im Schaedel ueberhaupt kein Platz. Hirnoedeme fuehren zwangslaeufig zu erhoehtem Schaedelinnendruck mit Bewusstseinsstoerungen, Schwindel, Erbrechen und Kraempfen.
Irregeleitete Rennaerzte
Die Symptome sind ganz aehnlich wie bei einer Austrocknung (Dehydrierung) - zunaechst kann dies auch die behandelnden Aerzte verwirren. Infusionen mit der ueblichen isotonen Salzkonzentration wuerden den Zustand schnell verschlechtern. Im schlimmsten Fall fuehrt die medizinische Notfallbehandlung zum Tod. Der Aerztliche Direktor des Ironman Triathlon in Frankfurt, Dr. Klaus Poettgen, berichtete im vergangenen August von Faellen mit bedrohlichem Natriummangel
(Hyponatriaemie) bei zwei der 1.500 Teilnehmern der ueber zehnstuendigen Hitzeschlacht. Beide Athleten hatten auf der
Marathonstrecke entlang des Mains viel Wasser und zuckerhaltige Limonade zu sich genommen. Poettgen’s Rennaerzte bestimmten als erstes den Natriumgehalt im Blut der Sportler. Beide erhielten danach Infusionsloesungen mit der zehnfachen physiologischen Salzkonzentration, um das Wasser im Gefaesssystem zu binden. Aehnliche Faelle von Hyponatriaemie, so berichtet das amerikanische Journal of Emergency Medicine, wurden schon drei Tage lang auf
Intensivstationen kuenstlich beatmet.
Etwas Schwund erlaubt
Forschungen haben ergeben, dass der Darm ein Getraenk mit geringem Salz- und Zuckerzusatz waehrend der Belastung schneller aufnimmt als reines Wasser. So wird gleichzeitig dem hohen Energiebedarf und der sensiblen Salzbalance Rechnung getragen. Rennarzt Maharam empfiehlt Marathonlaeufern ausserdem, dem Natriummangel durch eine etwas
salzreichere Mahlzeit vor dem Rennen vorzubeugen und nur dann zu trinken, wenn ihnen ihr Gefuehl sagt, dass sie es brauchen. Mehr als 800 Milliliter pro Stunde sollten es nicht werden, raet der erfahrene Mediziner. Wenn der Koerper dabei in ein kleines Fluessigkeitsdefizit von einem bis zwei Litern geraet, ist das weniger leistungshemmend als eine
Vergiftung mit Leitungswasser. Etwas Schwund ist erlaubt und gehoert bei einem Extremsport wie dem Marathon allemal dazu.
Aktualisierung 12.05.2003 von Jens Richter www.netdoktor.de
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