Wer einen Marathon laufen will, muss zwei Linien überschreiten. Die erste ist schwer zu nehmen, aber wenn man sie erst einmal hinter sich hat, kann einem im Prinzip nicht mehr viel passieren. Die zweite Linie nach der Startlinie ist die Ziellinie.
Auch diesmal waren die Monate der Vorbereitung von allerlei Unbilden durchzogen. Zum Auftakt gab mir ein ausgewachsener Leonberger mit einem mittelkräftigen Biss in den Hinterschinken zu verstehen, dass er mich als unbefugten Eindringling in seinem Revier betrachtete. Die Sache ging glimpflich aus, aber die Folgen spüre ich noch heute. Einige Wochen später kündeten heftige Schmerzen im Unterleib von der Wiederkehr alter internistischer Beschwerden. Die Startlinie rückte in weite Ferne. Und kaum hatten sämtliche von mir aufgesuchten Ärzte mir alles Gute für den Lauf gewünscht, unterfing sich meine von grippalen Infekten geplagte Familie, mich, dessen Immunsystem auf der Zielgeraden zur Startlinie ohnedies auf dem letzten Loch pfiff, endgültig sturmreif zu schießen.
Dass ich mich dann doch am Sonntag, dem 29. April 2012 am Düsseldorfer Joseph-Beuys-Ufer am Start wiederfinde, grenzt somit an ein Wunder. Eine halbe Stunde vorher treffe ich noch jede Menge Leute, die ich bisher nur aus dem Internet kenne. Endlich sieht man mal, was für Gesichter sich hinter den vielen Beiträgen aus dem Runnersworld-Forum verbergen. Mit dabei ist auch Hennes, der diesen Lauf als eine Art Gesellenprüfung für mich hochstilisiert hat. Dieses Ansinnen habe ich mir gern zu eigen gemacht und bin eigentlich hergekommen, um mich Prüfung zu versuchen. Sub 4:15 muss ich dafür laufen. Ob das nach den Kalamitäten der letzten Wochen gelingt, weiß ich zwar noch nicht, aber meine Zuversicht erscheint mir durchaus nicht als vermessen.
Dann wird es ernst. An der Rheinterrasse finden sich zu tausenden mehr oder weniger sportlich gekleidete Menschen ein, die sich auf den gut 42 km langen Weg machen wollen. Unter bewölktem Himmel ein wenig fröstelnd fröstelnd warten wir darauf, dass es endlich losgeht. Und dann ist es urplötzlichzu spät, um noch ernsthaft darüber nachzudenken, weshalb ich mir diese Tortur antue. Denn schon beginnt die Menge, von 10 rückwärts zu zählen - die Massen setzen sich in Bewegung! Nordwestwärts geht es parallel zum Rhein. Sehr schnell hat die Gruppe, in der ich mich bewege, ihr Tempo gefunden. Es ist deutlich höher, als ich nach den Problemen der letzten Wochen für realistisch befunden hatte. Eigentlich wollte ich es etwas ruhiger angehen lassen, um mein Ziel, unter drei Stunden zu bleiben, nicht gleich vom Start weg zu gefährden. Aber nun geht es mit Kurs 4:05-4:10 voran. Mal sehen, wie lange das gut geht!
Rechts ist die Strecke von altehrwürdigen Prachtbauten gesäumt, links von Bäumen, zwischen denen man jenseits des Uferparks den Rhein erkennen kann. Wenig später schiebt sich der Fluss dann bis direkt an die Strecke heran. So geht es fort, bis uns eine Nebenstraße nach Stockum hineinführt. Ungefähr 50 Meter vor mir leuchtet beständig das irisch-grüne Shirt von Schmittipaldi. Sehr schön. Eine gute Orientierungsmarke für mein Tempo.
Wenig später dominieren Häuser mit beschaulichen Vorgärten das Bild. Und dann geht es rechts herum in eine breite Allee - die Kaiserswerther Straße. Ihr besonderes Merkmal ist das Kopfsteinpflaster, das nun für einen knappen Kilometer als Untergrund dient. Dergleichen kenne ich schon von diversen Stadtläufen durch die Zentren von Aachen oder Maastricht. Nichts Bedrohliches also. Außerdem ist der Spuk bald wieder vorbei, denn es geht wieder zurück zum Rhein und ein Stück in Richtung Start, bevor wir auf einer der vielen Schleifen, aus denen diese Strecke besteht, zuerst durch den Hofgarten und weiter auf die Oberkasseler Brücke geführt werden.
Kurz davor jedoch wird die Straße von weißmarmorn gleißenden Bauten flankiert, die als Ratinger Tor bekannt sind. Sie sehen aus, als wären sie gern eine griechische Tempelanlage geworden, haben es aber nur bis zu einer Art Propyläen-Entwurf gebracht. Und dabei ist doch der Rheinländer in mancherlei Hinsicht dem alten Griechen so ähnlich! Da wäre beispielsweise diese tief empfundene Vorliebe für große Festprozessionen, und zwar zu jeder Jahreszeit. Kaum ist der Karneval vorbei, fiebert diese Stadt dem Marathon entgegen: Endlisch wedder ens ene Zoch! Und so nimmt es nicht wunder, dass tausende die Straßen säumen. Dennoch hat dieser Zug im Vergleich zum Karneval seine ganz eigene Choreographie, die hier bereits jedes Kind kennt: Kostümiert sind ausschließlich die Umzügler, und auch unter diesen sind es nur die Eingeweihten, die dazu berufen sind, einen letzten Schimmer des Karnevals in die nachösterlichen Tage zu tragen. Ebenfalls dem Marathon eigen ist, dass die laufenden Prozessionstänzerinnen und -tänzer keine Kamellen werfen, weswegen es, anders als am Rosenmontag, auch nicht zu Schlägereien unter darbenden Zuschauern kommt. Auch ruft man heute nicht "Helau", sondern "Go". In der Sprache der japanischen Schlachtenbummler, die heute am Streckenrand das Bild dominieren, bedeutet dies "Fünf". Bezeichnet wird damit eine unseren Wettläufen und somit auch dem Marathon eigene, sehr verbreitete Variante des ursprünglich ostasiatischen, in der westlichen Hemisphäre jedoch als "Gimme five" bekannten Brauchtums: Den bekränzten Brautjungfern und anderen kleinen Mägdelein obliegt es, am Rande der Prozessions-Prachtstraße Aufstellung zu nehmen und verzückt die Namen ihrer vorübereilenden Helden zu rufen, deren Aufgabe es nunmehr ist, die ausgestreckten Hände jener Jungfern abzuklatschen.
In einer Linkskurve geht es alsdann durch den Park, und dann liegt als erste leichte Steigung auf dieser vorwiegend sehr flachen Strecke die Oberkasseler Brücke vor uns. Sie ist gerammelt voll mit Menschen, die sich eingefunden haben, um Verwandte, Freunde und bei der Gelegenheit auch gleich alle anderen Vorbeiläufer anzufeuern. Ebenfalls am Rand stehen einheitlich gewandete Leute, die sich unter gewaltigem Getöse an allerlei mächtigen Trommeln abreagieren. Auf solche Banden (oder heißt es Bands? Wo habe ich nur meinen Duden?) werden wir im weiteren Verlauf noch zu Dutzenden stoßen.
Ein wenig bläst einem hier auf der Brücke der Wind ins Gesicht, aber das ist vorbei, sobald man die linke Rheinseite und damit bereits den Kilometer 10 erreicht hat. Über die Luegallee geht das Rennen nun schnurgerade weiter, bevor wir uns in den Tiefen von Oberkassel verlieren. Dabei passieren wir beim Durchlaufen eines architektonisch von großem Business kündenden Glas- und Chromviertels auch den Seestern, wo ich einst ein Erlebnis der besonders schrägen Art hatte. Meine Frau absolvierte hier einst eine Fortbildung in einem Tagungshotel, dem wahrscheinlich irgendein Nachfahre des legendären Feldmarschalls Grigorij Alexandrowitsch Potjomkin unter Zuhilfenahme von viel Porphyr und Marmor zu einer schillernden Kulisse bombastischer Noblesse verholfen hatte. Da unsere kurz zuvor geborene Tochter noch der Muttermilch bedurfte, waren wir als Begleitung mit angereist. Es erwies sich zunächst als schwierig, in das Hotel zu gelangen: Nachdem der Portier sich dazu herbeigelassen hatte, mit mir zusammen den Kinderwagen über die Treppenstufen zum Eingang zu tragen, scheiterte ich an der viel zu engen Drehtür. Daraufhin wurde mir der Lieferanteneingang angewiesen, über den ich dann endlich das Hotel betreten konnte. Auf dem edlen Fußboden aus mit glänzendem Messing und Intarsien von gediegenem Gestein durchwirktem Marmor vor der Rezeption stehend, bot sich meinen konsternierten Blicken ein groteskes Bild dar: Hier fand ein Casting für "Deutschland sucht den Superstar" statt, und soeben hatte die Delinquentinnen und Delinquenten die Aufgabe, mit hin- und her wedelndem Hinterteil eine Treppe herabzuscharwenzeln. Inzwischen benötigte mein Töchterlein eine neue Windel. Auf meine Frage hin, wo ich das denn erledigen könne, bedauerte die hilfsbereite Rezeptionistin, dass das Hotel über keinerlei Räumlichkeiten für derartige Vorhaben verfügte, wies mir jedoch das zu dieser späten Vormittagsstunde brachliegende Hotelrestaurant an, wo ich den Windelwechsel auf einem der Tische bewerkstelligte, mit einer blütenweisen Spitzendecke als würdiger Unterlage. Leider begab sich dies noch vor der Erfindung des Fotohandys, aber es ist die lautere Wahrheit.
Am Seestern also kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Aber die Erinnerung treibt mich umso rascher weg von diesem Ort. Es gilt nun, den Süden des Örtchens Oberkassel zu besichtigen. Eine gute Stunde bin ich inzwischen unterwegs, und immer noch sieht es nach unter 4:10 aus. Das irisch-grüne Shirt jedoch zieht langsam, aber sicher davon. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass rings um mich herum immer weniger Läufer unterwegs sind. Ich schaffe es nicht bzw. sehe keinen triftigen Grund, zu dem Grüppchen vor mir aufzuschließen. Zurückfallen lassen will ich mich aber auch nicht, weil ich nicht weiß, ob es angenehme Gesellschaft verheißt. Dazu müsste ich mich umdrehen, und das ist mir aus Prinzip zuwider. Also ziehe ich einsam meine Bahn, genau wie im Training. Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hat das allerdings: So weiß ich ganz genau, dass die zahlreicher werdenden Zuschauer mich und nur mich meinen, wenn sie just in dem Augenblick, in dem ich an ihnen vorüberlaufe, in Begeisterungsrufe ausbrechen.
Der Kaiser-Wilhelm-Ring macht seinem Namen alle Ehre: Zur Rechten erheben sich stattliche Villen aus der Kaiserzeit. Der Sandstein, der hier häufig für Torbögen und Fensterstürze zum Einsatz kommt, ist glücklicherweise nicht von tristem Grau wie Völkerschlachtsdenkmal und Deutsches Eck, sondern von leuchtendem Rot. Fast bedaure ich, dass die Sonne nicht scheint. Sie hätte den ansehnlichen Fassaden pittoreske Farben verliehen.
Kurz darauf bin ich wieder auf der Luegallee und sehe vor mir den gewaltigen Pylon der Oberkasseler Brücke, die ich gleich zum zweiten Mal passieren werde.
Zurück auf der asiatisch-protestantischen Rheinseite habe ich auch schon beinahe die Hälfte geschafft. Noch einmal führt der Weg ein Stück durch den Hofgarten, dann passiere ich die Halbmarathonmarke. Die Zwischenzeit stimmt. Es beginnt nun ein Parcours kreuz und quer durch die Häuserschluchten. Ab und zu gelangt man abermals an Stellen, an denen man zuvor bereits auf der anderen Straßenseite vorübergelaufen ist. Dabei ist jedes Mal zu sehen, dass sich einige Kilometer weiter hinten die Strecke allmählich mit Laufenden füllt, während es hier vorn vergleichsweise ruhig zugeht, wenn man einmal vom Tempo absieht - und vom Publikum, das einen lauthals vorwärtstreibt. Viele Zuschauer haben auf den Bürgersteigen Biertische errichtet und sitzen gemütlich beim Alt. Es hebt auch meine eigene Stimmung, wenn ich ihnen zuwinke und ihnen ein "Prost!" zurufe, so kräftig es eben geht. Das fällt inzwischen nicht mehr ganz so leicht wie am Anfang. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, einzubrechen. Dieser Gedanke mutet derart irreal an, dass die regelmäßig wiederkehrenden Einflüsterungen der Vernunft, die Geschwindigkeit ein wenig zu drosseln, solange das noch freiwillig möglich ist, jedes Mal auf der Stelle im Wind zerstieben - sofern heute überhaupt einer weht, denn es ist Bestzeitenwetter.
Ungefähr ab km 25 beginne ich aberwitzige Rechnungen aufzumachen: "Wenn ich mir ab jetzt den und den km-Schnitt erlaube, komme ich immer noch unter 4:15 durch." Mit jeder Kilometermarke wird dieser Wert höher, das Polster wird dicker und weicher. Aber ich bin doch nicht hergekommen, um mich ab einem bestimmten Punkt auszuruhen! Also geht es weiter in dem Trott, den ich nun schon seit so vielen Kilometern gewohnt bin.
Meist laufen wir auf Straßen, auf denen üblicherweise auch Straßenbahnen unterwegs sind. Man erkennt es an den Gleisen, die immer wieder Aufmerksamkeit heischen. Kurz vor km 26 überqueren wir dann die Eisenbahn. Die Strecke ist so flach, dass einem dieser unerwartete kleine Brückenanstieg fast wie ein halber Berg vorkommt. Oder liegt es daran, dass die Kräfte inzwischen schon ein wenig strapaziert sind?
Um km 28 herum wird es wieder geradezu ländlich. Niedriger sind die Häuser und schmaler die Straßen. Es ist wieder eine dieser Schleifen, die uns am Ende an einer bereits passierten Stelle vorbeiführen, um uns dann aber in eine andere Richtung zu entlassen. Man kommt sich vor wie in einem Labyrinth, in dem der Weg immer wieder nah ans Ziel heranführt, um dann urplötzlich abzubiegen und einen wieder zurück an den äußersten Rand zu spülen.
30 km sind geschafft, und ich bewege mich auf den Düsseldorfer Süden zu. An der Innenstadt vorbei verläuft die Strecke nun in Richtung Rheinhafen und von dort wieder nordwärts auf das Zentrum zu. So weit die Theorie. In der Praxis ist dies der Abschnitt, auf dem der Marathon all seine Reize entfaltet. Der legendäre Mann mit dem Hammer ist noch der harmloseste Geselle unter denen, die hier hinter dem nächsten Busch bzw. dem nächsten hauptstädtisch-mondänen Zweckbau lauern oder mich auf Schritt und Tritt verfolgen. Der Glykogenkrise lässt sich durch Essen und Trinken vorbeugen. Das habe ich im Training einmal ausprobiert, und auch heute sind schon manches Gel und diverse Becher rosaroten isotonischen Getränks klaglos durch den Schlund gesackt. Dafür zwickt und zwackt es mal hier, mal da, und in geringer werdenden Abständen ist mir, als würde ich mich alsbald in meine Bestandteile zerlegen. Das freundliche Lächeln für die wirklich wundervollen und sehr motivierenden Zuschauer, die über jedes Tief hinweghelfen, gerät zusehends zu einer Art Risus sardonicus, jener verzerrten Fratze, die das fortgeschrittene Stadium des Wundstarrkrampfes kennzeichnet.
Bei km 35 erhebt sich vor uns die Rheinkniebrücke. Als Läufer taucht man allerdings einfach darunter durch. Nein, nicht durch den Fluss, sondern unter der Fahrbahn, hin zum südlichsten Teil der Strecke. Unterbilk heißt dieser schon etwas entlegenere Teil von Düsseldorf, und er ist direkt am Hafen gelegen. Von dem bekomme ich allerdings nichts zu sehen, weil der Weg rechtzeitig vorher wieder nach Norden abbiegt. Inzwischen sind 38 km geschafft. Neunzig Prozent der Strecke. Dies sind sie also, die gefürchteten Jagdgründe des Mannes mit dem Hammer. Ein eigenartiges Revier hat er sich ausgesucht. Rechts und links einige hohe Büroblöcke, und wenige Meter nordwärts befindet sich der Landtag, wo sein entfernter Vetter, der nicht minder berüchtigte Mann mit dem Rotstift, das Zepter führt und seine Auftritte zelebriert. Über allem wacht der Rheinturm. Ob er von dort oben seine finsteren Blicke sendet? Aber wie will ein Wegelagerer ernst genommen werden, der sich für sein sinistres Werk keine ehrfurchtgebietendere Kulisse hat aussuchen können? Ausgerechnet hier befinden wir uns auf einem nahezu baumlosen Abschnitt dieser insgesamt so sehr von wucherndem Grün geprägten Strecke. Wie unromantisch! Nein, hier ist meines Bleibens nicht, und so lasse ich diesen unspektakulären Ort schnöde hinter mir.
Abermals geht es unter der Rheinkniebrücke hindurch. Noch wenige hundert Meter bis zum Ziel. Jedenfalls für diejenigen, die uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite bereits entgegeneilen. Normalsterbliche meines Schlages müssen erst noch am Schwanenspiegel vorbei (dies ist ein Teich, der offenbar zu anderen Jahreszeiten große weiße Vögel beherbergt), um dann in die Königsallee einzubiegen. Bei den Eingeborenen und denen, die für solche gelten wollen, heißt sie die Kö. Seltsam, dass sich ausgerechnet hier solche Abkürzungen haben durchsetzen können. Denn zu den wenigen Dingen, die es am Rheinländer als solchem ganz gewiss nicht auszusetzen gibt, gehört der Vorwurf, er sei mundfaul. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, die Königsallee. Also: Hier ist der Stadtgraben einmal komplett zu umlaufen, hüben hin, drüben zurück.
Über all dies ist nun auch der km 40 passiert, und ich habe mir ausgerechnet, dass es sogar noch für unter 4:08 langen müsste, wenn ich die Beine ein wenig in die Hand nehme. Inzwischen ist auch das irisch-grüne Shirt von Schmittipaldi wieder aufgetaucht. Wenig später werden wir nahezu zeitgleich ins Ziel kommen. Kurz hinter km 41 passieren wir die Flamme rouge. Bei der handelt es sich um einen riesigen orangegelben Farbklecks auf der Straße, der mit einer verheißungsvollen Botschaft des Inhalts beschriftet ist, dass es jetzt nur noch ein Kilometer bis zum Ziel sei. Ob die Farbe jemals wieder abgeht? Egal. Weiter!
Nachdem sich dieser letzte Kilometer bereits über etliche Meilen gedehnt hat, gewahre ich endlich vor mir das Rheinufer. Eine kurze Rampe geht es hinab, und dann habe ich den Rhein erreicht. Wieder so ein großer Farbklecks. Diesmal fordert er zum Endspurt auf. Also gut! Vor mir im Dunst erscheint eines dieser großen Aufblasportale, wie sie bei Laufveranstaltungen gern zum Einsatz kommen. Was, so weit noch?! Aber was ist denn das? Noch vor dem Portal erhebt sich ein weißer Torbogen, angetan mit einer großen Digitaluhr. Das Ziel! Wenige Augenblicke später fliege ich hindurch, und während ich noch versuche, zu Atem zu kommen, steht schon Hennes als erster Gratulant neben mir und schlägt mich zum Gesellen. Tatsächlich! Das Projekt Sub 4:15 ist zum Erfolg geraten! 4:07,68 min/km sind es am Ende, was einer Zielzeit von 2:54:11 entspricht.
Inzwischen haben sich auch noch ein paar Mitstreiter aus dem Forum mit ähnlichen Zielzeiten eingefunden. Wie die Störche im Salatbeet und angetan mit kunststoffenen Togas, die und vor Auskühlung bewahren sollen, staksen wir dem Burgplatz entgegen, wo stetig neue mehr oder weniger steifbeinige Störche eintreffen, wo uns das Schlaraffenland in Gestalt einer opulenten Zielverpflegung erwartet und ich manchen Becher köstlicher Weizenkaltschale auf den im Nachhinein betrachtet höchst freudevollen Lauf und die gelungene Gesellenprüfung stürze.
Gesellenstück auf der Rheinpromenade - Düsseldorf-Marathon 2012
1Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!