27 km - 45. Int. Wolfgangsee-Lauf

Wolfgangsee-Lauf


Der Wolfgangsee-Lauf ist eines der traditionsreichsten Läufe Österreichs. Bereits zum 45. Mal fand er heuer statt. Es war auch eines der ersten Läufe, die auch Frauen zu ließ. 1977 traten die ersten an, untergrößtem Protest des Österreichischen Laufverbands. Waren es beim ersten Lauf noch 13 Teilnehmer, waren es heute zwischen 5.600 und 5.700. Tendenz stark steigend, wenig verwunderlich, da er als einer der schönsten Landschaftsläufe gilt.


Inzwischen ist auch die Zahl der Wettbewerbsangebote gestiegen. Ursprünglich gab es nur die Strecke einmal rund um den Wolfgangsee, was ziemlich genau 27km sind. Wer es gemütlicher haben möchte, für den gibt es auch 5,2 und 10km (inkl. kostenloser Schifffahrt von Sankt Wolfgang zum Startort in Übersee und Strobl). Für wen die 27km zu wenig sind, der kann gleich einen Marathon von Bad Ischl aus laufen. Ich laufe 27km mit Start-Ziel in Sankt Wolfgang.

In den € 27 Startgebühr ist noch ein kostenloses Getränk und eine Portion Pasta dabei sowie – und das ist wirklich großartig – eine kostenlose Lauftechnik-Analyse von Peter Wundsam. 20 Minuten mit Tipps. Da kannst natürlich so a Bewegungsklaus wie mich nicht richten, aber ich weiß, an wen ich mich wenden kann und was zu tun ist.




Mein Vorbereitung und Ziele:


Der Lauf fällt genau zwischen zwei Halbmarathons. Vor genau 4 Wochen lief ich in der Wachau, in 5 Wochen laufe in am Balladen in Ungarn. Ich mache mir da nichts großartiges vor: Ich werde zeitlich nichts reißen. Für mich ist es eher ein Trainings- und Testlauf, um meinen Körper an die langen Strecken weiter zu gewöhnen, einen Eindruck zu bekommen, was 60% der Marathon-Distanz eigentlich heißt, da ich vor kurzem den Entschluss fasste, auch Marathon irgendwann laufen zu wollen. Dazu teste ich etwas aus: Laufen ohne Trinkflasche. Normalerweise habe ich immer eine dabei, mit dem Resultat, dass ich sie nicht selten noch 3/4 voll ins Ziel trage. Alle 3-4 km gibt es eine Labstelle, muss heute reichen.


Der Lauf:


Für die 27km - Läufer gibt es drei Startblöcke, nach geplanter Zielzeit unterteilt. Ich starte im 3. Block. Auf meiner Uhr habe ich die KM-Anzeige wieder ausgeschalten und 5km-Runden eingegeben. Das Wetter ist wolkenlos, 18°C - wärmster und sonnigster Lauf für mich in diesem Jahr. Vor mir läuft der Pacemaker-Ballon mit Zielzeit 2:59:59. Er läuft die ersten 3 km ein schönes Tempo, dem ich leicht folgen kann. Doch dann kommt der „Falkenstein“.


Der Falkenstein - den hörte ich dieses Wochenende fast pausenlos. Teils mit Ehrfurcht, teils mit Angst kommen er aus dem Mund meiner Mitläufer. Dahinter scheinen 27km wahrlich zu verblassen. Der Falkenstein ist eigentlich ein Berg. Über 2 km sind 220 Meter hoch und dann 2 km wieder runter zu absolvieren. 220 Meter über 2km, kann ja nicht so schlimm sein… Gott, war das … steil. Kaum fängt der Aufstieg an, gehen wir alle, inkl. Pacemaker. Ein paar Tapfere versuchen weiterzulaufen. Für mich – und für viele andere auch – ist es teilweise schon gehend zu steil. Ich verliere leider auch den Pacemaker. Eine junge Läuferin erbricht. Runter ist das nicht besser. So steil wie es rauf ging, ging es auch wieder runter. Meine Uhr bimmelt dabei für die ersten 5 km. „Jetzt ist es nur noch die HM-Distanz“ ruft einer hinter mir.


Irgendwann ist es vorbei. Es geht weiter an einem schmalen Weg, rechts geht der Berg rauf, links ist direkt der See. Mit Ausnahme von nur ein paar Kilometern läuft man eigentlich immer am Ufer entlang. Spätestens jetzt wird auch jedem klar, dass es wirklich eines der schönsten Landschaftsläufe ist. Das Auge ist begeistert, ob diesem See-Berg-Panorama.


Und die Beine? Die übernehmen ab KM 13 das Kommando. Zwischen KM 11 und 12 bin ich bewusst gegangen, um Reserven für später noch zu haben. Das mache ich danach nimma. Die Beine erlauben nur eine kurze Laufpause. Gehen schmerzt irgendwann auch mehr als das Laufen. Wenn ich noch kleinere Geheinheiten einbauen, dann eher für den Kopf als für die Beine.


Die Zeit ist unter aller Sau. Als die Halbmarathon-Distanz absolviert ist, bin ich weitaus schlechter zeitlich als bei meinen bislang zwei HM-Läufen. KM 22 sagt ein Läufer mir „jetzt nur noch 5km“ - ich antworte: „Ja, HM ist geschafft, jetzt nur noch 5 km locker auslaufen“. Und wahrlich, sie verfliegen.


Dann kommt das Ortseingangsschild von Sankt Wolfgang wieder. Uns kommen die Finisher mit Medaille entgegen, feuern uns an, ermutigen uns. Leider scheint es auch einen schwereren ärztlichen Notfall gegen zu haben. An dieser Stelle alles Gute an den/die Verunglückte/n und dass er/sie bald wieder auf den Laufbeinen sein wird.


Noch einmal ein Stück hoch, noch eine Kurve, einmal steil runter (da überholen mich doch noch einige), noch eine Kurve und dann auf den blauen Teppich durchs Ziel. 3:29:xx (glaub ich). Egal, ich bin stolz. Die Medaille ist auch außergewöhnlich schön und wird einen Sonderplatz bekommen.


Fazit: See you next year! Dann mit besseren Zeitambitionen und mit konkreteren Marathonplänen.

Kurioses: Im Goodie-Bag waren anstatt Getränke BBQ-Saucen drin. Was mach ich auf 27km mit BBQ-Saucen?

P.S.: Gibt später auch noch zwei, drei Fotos. Bei der Landschaft...

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Lauf.

Du kannst diesen Lauf mit keinem HM vergleichen. Am Falkenstein musste ich als Wanderin schon Pausen einlegen.

Geht der Lauf von St. Wolgang Richtung Strobl? Andersherum wäre es ja noch schlimmer

Danke!!!

Ja, zum Glück von Sankt Wolfgang nach Strobl, alles andere wäre ja mehr als sadistisch. Obwohl die Marathonläufer das ab KM 17 durchmachen müssen.

Beim Aufstieg dachte ich auch nach jeder Kurve, nach dem wieder eine Steilwand aufwärts führt: "Nö, nö, aber ganz sicher ned." Aber ich dachte mir direkt danach: "Einfach weitergehen, nicht nachdenken." Es ist dann doch erstaunlich, was der Körper leisten kann. Ich bin ja Flachland-Tiroler und so etwas mach ich nie.

....auch von mir Glückwünsche. Die Zeit ist sekundär, sofern du glücklich im Ziel angekommen bist!

LG Heiko

Gratulation - super Leistung! Den Falkenstein hab ich vom letzten Jahr auch noch in Erinnerung! Hab mir gestern "nur" den 10km Uferlauf angetan :-)

Danke euch!

@Schlossbua: Laut eines Läufers soll da letztes Jahr oben in der Kurven jemand mit nem Bier gestanden sein... Die Wanderer mit Hop-Hop-Hop hatten auch gut reden.

Nächstes Jahr weißt du Bescheid und machst einen kleinen Abstecher um die Glocke zu läuten

Ich wollte eigentlich noch Fotos posten, aber ich las vorhin eine traurige Nachricht:

Bei der Veranstaltung ist ein Läufer auf KM 25,5 zusammengebrochen und gestern gestorben. Ein 24-jähriger aus der Region, der an Nierenversagen wegen Dehydration starb.

Ich bin an der Stelle vorbeigelaufen, wo man ihn behandelte und habe sehr gehofft, es möge nichts schlimmeres passiert sein. Das nimmt mich doch sehr mit und in Gedenken an ihn und aus Mitgefühl für seine Angehörigen, wollte ich es nicht unerwähnt lassen.