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Laufnacht Trebur, 11.11.2016, ca. 5km durch Licht und Schatten... und Musik

Laufnacht Trebur, 11.11.2016, ca. 5km durch Licht und Schatten... und Musik

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Noch bevor ich mich der Ortseinfahrt des kleinen Städchens Trebur im hessischen Ried nähere, werde ich durch entsprechende Schilder darauf hingewiesen, dass die Ortsdurchfahrt aufgrund eines Nachtlaufs gesperrt sein wird. Es überrascht mich nicht, denn genau zu diesem Event bin ich unterwegs.

Es ist kurz vor 19 Uhr als ich auf einem Parkplatz direkt vor der Turnhalle des TV Trebur aussteige und schon die sanften Trommelschläge wahrnehme, die vom Eventgelände in rund 200 Meter Entfernung zu uns herübergetragen werden.
War bis gestern noch Regen angekündigt, so hatte sich Petrus glücklicherweise dafür entschieden, auf eine Dusche von oben zu verzichten. Dies war auch gut so, denn obwohl es recht kalt war, hatten sich doch mehr als 900 Läufer von jung bis alt und auch etliche Zuschauer im Start/Zielbereich entlang der Hauptstraße eingefunden. Ob dies bei Regen auch der Fall gewesen wäre, steht in den Sternen.

Die Startunterlagen sich schnell abgeholt und da es noch rund eindreiviertel Stunden bis zum Start meines Laufes sind, sauge ich erst einmal die lebendige Atmosphäre der Veranstaltung auf.

Die Hauptstraße ist hell erleuchtet und wird am Anfang des für die Läufe abgesteckten Bereiches von einer Band mit Trommeln und Schellen melodisch-aggressiv beschallt. Rund 100m weiter befindet sich der Kern der Veranstaltung. Der Start-/Zielbereich sowie die komplette Straße ähneln mehr einer kleinen Kerwe denn einer Laufstrecke. Bunte Scheinwerfer, Lichtspiel, Fressbuden und Cheerleader säumen die Straße von der letzten bis zur ersten Kurve des offiziell mit 1.030m ausgeschriebenen, nicht vermessenen, Rundkurses.

Als ich eintreffe überquert gerade der Sieger der Fischmaster Sprint-Challenge, die über eine Runde geht, die Ziellinie. Die Bambini- und ersten Kinderläufe habe ich bereits verpasst.
Im Abstand von jeweils rund 15-25 Minuten folgen die Läufe der 12- bis 15- Jährigen über 2 Runden, der 10- und 11- Jährigen über eine Runde, die Women’s Challenge für Frauen ab Jahrgang 2000 über 3 Runden und ein Team-Run über 3x 1 Runde bevor um 20.50 Uhr die Men’s Challenge über 5x 1.030m den Event zum abschließenden Höhepunkt bringen wird.

Anmerkung:
Bei den Kinderläufen stelle ich verblüfft fest, dass vereinzelte Kids – vermutlich von ihren Eltern genötigt – in dicken Winterjacken laufen (müssen). Obwohl es nur ca. 5° Celsius sind sieht man den Kindern das Schwitzen förmlich an.

Pünktlich zur ausgeschrieben Zeit stehe ich mit rund 120 anderen Läufern an der Startlinie.
Trotz des beinahe voll gelaufenen 10ers am letzten Sonntag habe ich geplant auch diesen Lauf – fünf Tage danach – noch einmal ohne Zurückhaltung anzugehen. Entsprechend schnell geht nach dem Startschuss voran.

Der Rundkurs ist vollständig asphaltiert mit einem kurzen Anteil an gut zu überlaufendem Kopfsteinpflaster. Nach rund 150m, vorbei an greller Flak-Beleuchtung und der ersten Gruppe von Cheerleadern biegt die Strecke um etwa 145° nach links und führt uns in den dunkleren, von drei Streckenposten abgesehen, verlassenen Teil der Runde. Auf der breiten Gasse ist genug Platz für alle Läufer und das erste Drittel wird von einer leichten rechts-links Passage abgeschlossen, die uns geradeaus auf die zweite Kehre zuführt.
Bei ca. 600m steht die zweite Gruppe Cheerleader, welche das Läuferfeld über eine eng zu laufende 90° Linkskurve auf den dritten Part des Kurses begleitet.
Direkt nach der Kurve geht es für 10 Meter stark bergab, was einige Läufer doch etwas aus dem Tritt bringt. Auf der nun folgenden Gerade gibt es am Rand einige Dellen im Belag, die jedoch gut markiert und sogar mit einem Warnschild versehen sind. Dadurch ist der sowieso schon relativ schmale Weg noch ein wenig enger, aber spätestens ab der zweiten Runde wird sich das Feld soweit auseinandergezogen haben, dass es nicht mehr zu Stauungen kommt.
Kurz darauf muss, dass was einst bergab ging auch wieder bergauf und schon sehen wir die letzte Kurve, die uns nach links aus der Dunkelheit heraus auf die strahlende Start-/Zielgerade führen wird. An dieser Kurve steht die zu Beginn erwähnte Band mit den Trommeln und Schellen und gibt den einen oder anderen akustischen Gruß mit auf den Weg bevor die Lichter den Läufern den Weg in die nächste Runde weisen.

Runde eins geht mit 4:07 zu Ende. Ich laufe in einer Dreiergruppe beziehungsweise in etwa 5-10 Meter Abstand hinter zwei Läufern, die in etwa genauso schnell sind wie ich. Während die ersten Vorausgeeilten bereits gehen, kommt von hinten kaum einer mehr und ich nehme wahr, wie wir auf Start/Ziel und an den Eventpunkten immer ein wenig schneller werden, während im dunkleren Teil mir es zunehmend schwerer fällt, das Tempo zu halten.
Bereits in Runde drei werden wir vom Führenden überrundet, Platz zwei bis vier folgen eine Runde später.
Zeitlich ist für mich Rund zwei noch im Rahmen, doch in Runde drei und vier fällt das Tempo weiter ab. Steht die Pace nach dem zweiten Umlauf – so die 1.030m je Runde wirklich stimmen – noch bei 4:11/km, falle ich vor der letzten Runde auf 4:22/km ab.
Meinen Vordermännern geht es allerdings nicht besser und im Laufe der letzten Runde kann ich beide ein- und kurz vor der letzten Kurve sogar überholen.

Dann mache ich einen massiven Denkfehler über den ich mich im Nachhinein noch richtig ärgern werde. Als ich auf die Zielgerade einbiege zeigt die Uhr 22:00 min an, die 5km Bestzeit ist also schon überschritten und es sind noch rund 100m. Sowieso schon beinahe an der Kotzgrenze laufend verzichte ich auf einen möglichen Zielsprint und einer der beiden, die ich gerade überholt hatte, geht wieder an mir vorbei. Ich lasse ihn ziehen und gehe bei 22:23/min in den – einziger Kritikpunkt an der Strecke – viel zu engen Zielkanal.

Erst viel später, bei der statistischen Auswertung des Laufes, fällt mir auf, dass der Kurs nicht 5km, sondern 5.150m ausgeschrieben ist. Meine Uhr zeigt 4.95km, GPS wirft 1.028m pro Runde aus.

Die Zeit ist bleib also ein Muster ohne Wert.

Vielmehr ärgere ich mehr jedoch bereits vor Ort als die offizielle Ergebnisliste ausgehängt wird.
Gesamt Platz 47/120, soweit ok, AK 4/10... 6 Sekunden hinter dem Dritten... jenem Läufer, den ich überholt und wieder habe ziehen lassen.

Fazit: Stimmungsvolle Veranstaltung, die im Rahmen einer Kerwe oder eines Straßenfestes noch einen Ticken besser zur Geltung kommen würde. Bis auf eine Stelle einfache Streckenführung, die richtig Spaß macht. Wird nächstes Jahr auf jeden Fall wieder in meinem Laufkalender auftauchen.

Noch ein paar Impressionen:

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Glückwunsch und vielleicht sieht man sich nächstes jahr.

Wollte eigentlich auch am Start sein, zu meinem ersten Wettkampf, aber leider kam eine Erkältung dazwischen. War zwar gestern abend doch noch draußen zum laufen, aber nach 4,5km auch wieder daheim. Besser so das ich nicht teilgenommen habe.

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MikeStar hat geschrieben: AK 4/10... 6 Sekunden hinter dem Dritten...
Das ist bitter!
Beim Dünenlauf im Sommer waren es bei mir sagenhafte 3 in Worten drei Sekunden zu AK 1 :klatsch:
Viele Grüße Biene

Es ist völlig egal, wie langsam du vorankommst. Du überholst immer noch jeden der gar nichts tut.

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Vielen Dank für den Bericht.

Trebur hatte ich auch schon einmal auf meiner Liste, bislang aber immer in die Tüte "Event" gesteckt. Merke ich mir mal für das nächste Jahr vor.

Gee

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Biene: Platz eins und zwei waren in weeeeeiiiiiter ferne.

Gee: es ist ein Event, das kann man so ruhig stehen lassen. Nichtsdestotrotz tut das dem Laufen keinen Abbruch. Ungewohnt war es in einer reinen Männerkonkurrenz zu laufen. Da die Läufe recht zeitversetzt sind bietet sich fast an für nächstes Jahr sowohl die Sprint-Challenge als auch die 5er-Konkurrenz in Angriff zu nehmen.

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MikeStar hat geschrieben:[...] es ist ein Event, das kann man so ruhig stehen lassen. [...]
Event ist bei mir die abschätzige Bezeichnung für Veranstaltungen wie den J.P. Morgan, wo es eigentlich nicht mehr um das Laufen geht. Das ist aber in Trebur tatsächlich nicht der Fall. Die Sprint-Challenge ist mit 5 Teilnehmern tatsächlich eine echte Herausforderung, schade, dass der Kilometer nicht vermessen ist, wäre eine super Gelegenheit für den 1000-m-Thread hier im Forum.

Gut übrigens, dass man bei den Strecken immer die Angabe "ca." davorgestellt hat.

Wenn Du so gerne 5-km-Läufe bestreitest: Kennst Du den Nikolauslauf in Weiterstadt ?

Gee

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Ja, dass der Lauf nicht vermessen ist, ist echt schade... könnte man ja aber für sich selbst machen... ein Messrad sollte sich auftreiben lassen :D

5 bzw. 6 Leute für die Sprint-Challenge war echt schade. Vielleicht lässt sich der eine oder andere aus dem 1000er oder 3000er-Thread für nächstes Jahr rekrutieren.

Ich weiß, dass es den Lauf in Weiterstadt gibt... allerdings ist für dieses Jahr nur noch ein Lauf an Silvester geplant. Der Rest ist lockere Kilometersammeln.

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Eigentlich hatte ich geplant dieses Jahr an der 1.030m langen Sprint-Challenge an den Start zu gehen, doch musste ich bei der Anmeldung feststellen, dass diese, genauso wie der 5.1km-Lauf, den ich letztes Jahr gelaufen bin, eingestampft wurde und man wieder auf einen 3.1km- und 6.2km- Lauf über 3 bzw. 6 Runden zurückgeschwenkt war.
Ich hatte mich für die kurze Variante entschieden, da ich zum Saisonabschluss was für mich neues machen wollte.

Also ging ich mit 18 anderen Männern und 26 Frauen um 20.25 Uhr auf die Strecke.

Ziel war für mich klar: Sub12.

Vom Start weg setzt sich eine kleine Gruppe an die Spitze. 8-10 Männer und 2 Frauen folgen dem Führungsradfahrer um die erste Spitzkehre. Langsam zieht sich das Feld auseinander, merklich aber nicht so schnell wie ich erwartet hatte.
Das Tempo fühlt sich hart aber nicht zu hart an. Auf der Gegengeraden entsteht eine kleine Lücke zwischen den ersten 6 und dem Verfolgerfeld. Ich überhole gemeinsam mit der zweitplatzierten Frau zwei Läufer und wir biegen nach links in die kleine Gasse Richtung Start-/Zielgerade.

Nach etwa zwei Dritteln der Gasse überholen wir im Gleichschritt die führende Läuferin und biegen begleitet von den Klängen der unermüdlich spielenden Band auf die lange Start/Ziel. Die Spitze ist mittlerweile doch einige Meter von uns entfernt, zwei Läufer sind ein wenig zurückgefallen und laufen im Abstand von rund 30 bzw. 50 Metern vor uns.

Die „Stadionuhr“ zeigt 3:54min zu Beginn der zweiten Runde. Ich halte mich erstmal im Windschatten und versuche meinen Rhythmus beizubehalten. Abstände und das Laufgefühl bleiben unverändert. Ich habe nicht das Gefühl langsamer geworden zu sein, insbesondere da der Vorsprung der beiden Läufer vor uns minimal Stück für Stück schwindet.

An der gleichen Stelle wie in der Runde zuvor entscheide ich, dass ich an meiner Vorderfrau vorbei muss, wenn ich nach vorne noch was reißen will. Schnell habe ich mich einige Meter abgesetzt und bin umso erstaunter als ich auf der Uhr sehen muss, dass ich im Vergleich zu der Runde davon 16 Sekunden verloren habe. Bei 8:10min geht es in die Schlussrunde.
Bei der Kehre sehe ich, dass der junge Läufer zwei Plätze vor mir das Tempo ordentlich angezogen hat. Mein Vordermann jedoch hat scheinbar Probleme das Tempo zu halten. Auf der Gegengeraden komme ich ihm Stück für Stück näher und sehe, dass der Abstand nach vorne wieder etwas kleiner geworden ist.

Für meine Zielzeit habe ich keinen Blick mehr, da ich alle Kraft brauche selbst Druck zu machen und ich mittlerweile merke, dass die Atmung schwer und die Beine noch schwerer werden.

Zum dritten Mal ziehe ich kurz vor der letzten Kurve die Pace an und gehe an meinem Vordermann vorbei. Der Läufer davor hat allerdings offensichtlich nur Kraft gesammelt und zieht an. Ich versuche zu folgen, gehe um die letzte Kurve auf Start-/Ziel und werde von hinten von einem Läufer überholt, den ich bisher gar nicht auf dem Radar hatte. Dessen Zielsprint habe ich nichts mehr entgegenzusetzen und die letzten ca. 100m versuche ich nur noch zu überstehen.
Bei 12:42min und als 8. gehe ich über die Linie in den Zielkanal. Kurz danach machen meine Waden endgültig komplett dicht.

Nachdem ich mich umgezogen habe, gehe ich nochmal zurück an die Strecke um mir den 6.2km-Lauf anzuschauen.
Kurz nachdem ich ankommen bin bietet sich mir ein Bild, das ich so auf einem Volkslauf auch noch nicht erlebt habe.

Der Führungsradfahrer rast in einem Affenzahn die Start-Zielgerade entlang. Hintendran fliegt ein kleiner, drahtiger Äthiopier durch das Feld.
Ich gehe rund 150m zurück und höre schon das Klingeln des Radfahrers, der um die Ecke auf die Zielgerade biegt. Kein Augenzwinkern später ist der Sieger vorbei und sprintet Richtung Ziel. Am Ende ist er mit einem 2:57er Schnitt durch.

Fazit:
Wie letztes Jahr, abgesehen vom Wetter, spaßige kurzweilige Veranstaltung. Wird auch nächstes Jahr wieder in meinem Kalender auftauchen.
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