Hallo
Mein erster Hunderter (Thüringen Ultra 100 km) am 01.07.2017.
Nach tagelanger Diskussion mit meinem Arbeitgeber, wegen Urlaub und freimachen, hat er mich für Touren eingeteilt, die in meinen Zeitplan passen, sprich Freitag eine Tagestour mit Feierabend am Nachmittag und Samstag brauchte ich gar nicht Lkw fahren. Also stand einer Teilnahme am TU nichts mehr im Wege. Da auch das Wetter für mich war (15 Grad und ein bisschen Regen), fuhren wir Freitag am Nachmittag mit dem Auto nach Fröttstädt und stellten unser Zelt fast neben dem Start- und dem Zielbogen auf, herrlich kurze Wege. Der Zeltplatz war schon sehr gut gefüllt und an Hand der Kfz-Kennzeichen konnte ich feststellen, das dieser Lauf deutschlandweit bekannt und beliebt ist. Startunterlagen und Thüringer Bratwurst und Teller voll Nudeln habe ich sehr schnell gehabt, wegen der kurzen Wege und das Essen hat sehr gut geschmeckt. Abends sind wir dann frühzeitig in die Schlafsäcke gekrochen, schliesslich sollte der Wecker uns am Samstag früh 02.45 Uhr wecken, was er auch erfolgreich getan hat.
03.00 Uhr sassen wir dann gemeinsam mit vielen anderen positiv Bekloppten im Vereinsheim am Frühstückstisch. Das Büfett war sehr gut ausgestattet mit belegten Brötchen, Kaffee und Tee. Ich brauchte nur Kaffee, mein Spezialmüsli hatte ich wieder Mal von zu Hause mitgebracht. Danach dann Toilettenbesuch mit vorhergehendem Schlangestehen (hab einige Minuten rumgestanden) und dann noch Eincremen der empfindlichen Körperstellen und Auffüllen des Rucksackes mit Getränk, sprich 1,5 Liter Super Plus und mehreren Snacks für den kleinen Hunger zwischendurch. :-) :-) :-)
04.00 Uhr erfolgte dann der Start und hinaus ging es in den langsam erwachenden Tag, vorbei an einer Gruppe Jugendlichen, die mit Bierflaschen und Zigaretten "bewaffnet" waren und sich äusserten, wie bekloppt muss man sein, sich um diese Zeit sportlich zu betätigen. Mir war das mehr als egal, ich wollte nur laufen. Der Weg war sehr gut mit Ölfackeln, roten Blinklichtern,Flatterbändern und gelben U`s mit Pfeil oben drüber markiert. VERLAUFEN UNMÖGLICH. Also saugte ich die ersten Kilometer locker flockig in meine Beine und war frohen Mutes, da es ja nach ein paar Metern schon keine 100 Km mehr waren, die ich noch zu laufen hatte. Für mich war es NOCH herrliches Wetter, trocken und ca. 12 Grad plus, das sollte sich aber sehr schnell ändern. Nach 10 Km Weg war schon der erste VP aufgebaut und sehr gut ausgestattet, mit allem was das Läuferherz begehrt und auch vertragen kann. H E R R L I C H !!! So kann es weitergehen, ach nee weiterlaufen. Nach ca. drei Stunden fing dann der grosse Regen an und er wollte mich fast den ganzen Tag begleiten, ich schätze von 13 h Laufzeit hat es 10 h gegossen, teilweise wie aus Kübeln. Nach kürzester Zeit war ich von oben bis unten durchgeweicht. Aber wenigstens war es nicht zu warm, denn Hitze über 30 Grad macht mir viel mehr zu schaffen, als dieses Schweinewetter. Nach ca. 1 h Dauerregen änderte sich dann so langsam aber sicher meine Lauflaune von positiv in ultranegativ, passend zum Ultralauf. Mir wurde a...kalt (hatte kurz-kurz an und nichts anderes mit), die Füsse patschten vor sich hin, der Rucksack und die nassen Klamotten rieben sich gegenseitig auf, die Uhr fing an zu spinnen (kein Sat.-Empfang, die Durchschnittszeit stieg schlagartig von 7:52 auf 8:10 min/Km, 4 Km fehlten zum Schluss) und das Handy wollte auch nicht mehr funktionieren. Es kam alles Negative zusammen und ich wollte bei Km 54 (VP Floh-Seligenthal) aussteigen.. Wenn mein Handy funktioniert hätte, hätte ich meine Frau angerufen und sie gebeten, dass sie mich bitte am VP abholen möchte. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich nicht telefonieren konnte und weiterlaufen musste, ob ich wollte oder nicht. Die nächsten Kilometer legte ich dann gehenderweise zurück und war mit Basteln am Handy und dem Aufladen der Uhr per Powerbank intensiv beschäftigt. Ich wollte das Handy schon in den naheliegenden Wald schmeissen, weil es mich immer noch im Stich lies. Auf Grund des Kaufpreises verbannte ich diesen Gedanken gaaaaaaanz schnell in den hintersten Hinterkopf. Schliesslich hatte dann doch mein sturer Kopf gesiegt und das Handy funktionierte wieder. Was kam dann? Jetzt konnte ich telefonieren, aber jetzt hatte ich kein Netz im tiefen und dunklen Wald. Man, war ich wütend und demzufolge sehr schlecht gelaunt und immer noch über 40 Km vor mir. Ich hätte den Wettergott mit blossen Händen zerreissen können, wenn ich ihn zu Fassen gekriegt hätte. So zogen sich meine miese Lauflaune und die Gedanken ans Aussteigen bis ca. Km 60. Ab dann lief ich mit einer Frau (dreifache TU-Finisherin) aus dem Osten der Republik zusammen und wir kamen ins Gespräch, privater und natürlich auch läuferischer Natur. Sie hatte Fahrradbegleitung und so machten wir die nächsten Kilometer Feld-, Wald- und Wiesenwege im Dreierpack kaputt. War das jetzt wieder ein schönes flottes Laufen, denn es erschienen wieder Sechsen als Kilometerschnitt auf der Uhr und der Himmel hatte endlich mal seine Wasserschleusen geschlossen, wenn auch nur für Minuten. Am VP 68 In Tambach-Dietharz füllte ich dann meine Trinkblase nach, ass etwas heisse Nudelsuppe (sehr lecker) und trank in aller Ruhe mehrere Becher von dem warmen Tee. Der Körper war wieder auf Betriebstemperatur, der Kopf war wieder frei für Laufgedanken (vielen vielen Dank an die junge Frau, die mich aus der Krise geholt hat) und es waren ja nur "noch" 32 Km bis zum Ziel in Fröttstädt. Auf ging es zur letzten langen Etappe, natürlich wieder vom Regen begleitet, aber das war mir jetzt sch...egal. Bis zur nächsten Zeitnahme bei Km 74 konnte ich dann mit meiner Frau telefonieren, oh Wunder, und sie sagte mir, dass sie mich am Km 81 VP Friedrichroda erwarten würde. Welch positive Nachricht für meinen Kopf und meine Seele. Einfach nur H E R R L I C H !!! Frohen Mutes lief ich nun ziemlich zügig weiter, in der Hoffnung, die 100 Km bald in den Beinen zu haben. Immer wieder wurde mein Kopf durch Gespräche mit anderen Läuferinnen und Läufern beschäftigt und ich hatte keinen Gedanke mehr zum Thema Aussteigen. In Friedrichroda traf ich dann meine Frau und jetzt konnte ich sogar wieder lachen und Scherze machen, mit ihr und den Leuten vom VP. Das tat gut und ausserdem waren es jetzt nur "noch" 19 Km. Die letzten Kilometer vergingen dann wie im Fluge, denn ich war, wie schon so oft, mit Schwatzen beschäftigt, was ich so eigentlich so gar nicht von mir kenne, denn ich bin eher der ruhige Typ Mensch. Beim Km 95 VP Waltershausen gab es dann noch einmal ein grosses Hallo. Wir wurden mit Musik und von Cheerleaderinnen mit Wuscheln begrüsst. Das war sehr sehr schön und gab noch mal zusätzliche Motivation. Nun fielen uns die letzten fünf Kilometer leicht, bis auf das Teilstück, welches ich auf Bitumen laufen musste. Meine Füsse waren durch den stundenlangen Regen und das stundenlange Laufen äusserst empfindindlich geworden und mittlerweile hatte ich auch eine grosse Blase an der linken Ferse, wie ich im Nachhinein feststellte. Egal, ich wollte und musste die letzten paar tausend Meter bis ins Ziel laufenderweise schaffen, denn ich wollte ja auf meinen eigenen Füssen und mit einem Lächeln im Gesicht ins Ziel einlaufen.
DIES GELANG MIR SEHR GUT !!!
Meine Frau erwartete mich kurz vor dem Zielbogen und überreichte mir wieder einmal mein Maskottchen, Bommel, der Bär, und so liefen wir gemeinsam und voller positiver Gedanken über die Ziellinie. Vergessen war das Wetter und die länge Strecke und die Kilometerzahlen und die Zeiten. Jetzt war nur eines wichtig:
Ich bin 100, in Worten E I N H U N D E R T, Kilometer am Stück gelaufen.
Bin ich jetzt in meinem Läuferhimmel angekommen? Ich denke, ja. Mal sehen, was die Zukunft noch so alles bereithält oder zu mir bringt. :-) :-) :-)
Fazit:
Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Leistung. Laufen wollte ich maximum im Schnitt 9 min/Km, was einer Laufzeit von exakt 15 Stunden (Zielschluss ist nach 18 Stunden) entsprechen würde. Mit 14-14,5 h hatte ich geliebäugelt. Gelaufen bin ich einen Schnitt von 7:50 min/Km, was einer Laufzeit von 13:04 h entspricht, trotz der grossen Krise in der Mitte des Laufes. Die zweite Hälfte war wider Erwarten schneller als die erste Hälfte, 6:44 h zu 6:20 h, lag wohl an den viel weniger Höhenmetern.
Blessuren:
eine grosse Blase an der rechten Ferse, total aufgeweichte Füsse, aber nicht offen, saudreckige Klamotten und Schuhe, also nichts weltbewegendes
Verbrauch:
ca. 2,5 l Super Plus, viele viele Becher Tee, Cola, Brühe und Nudelsuppe, viele kleine Apfel- und Bananenstücke, zwei Power-Bar-Gels, ein paar Feigen
Danke sagen möchte ich:
zuallererst meiner Frau, dass sie mich schon jahrelang bei meinem doch sehr zeitaufwendigen Hobby begleitet und immer wieder frohen Mutes, manchmal stundenlang auf mich wartet, viele Vorbereitungen macht, sei es Essen kochen oder Auto packt, manchmal auch viel zu viel einpackt :-) :-) :-)
dann den vielen vielen Helferinnen und Helfern an den VP`s, am Start- und Zielbereich, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehr, welche viele Stunden ihrer Freizeit opfern, damit wir positiv Bekloppten durch den Wald rennen können
dann der jungen Frau, die mich aus meiner Krise herausgeholt hat
und dem Verein Lauffeuer Fröttstädt unter Leitung von G. R., dass sie jedes Jahr so einen Lauf sooooooo gut organisieren
Gruss Stefan
Mein erster Hunderter (Thüringen Ultra 100 Km) 01.07.2017
1Und wieder springe ich über Pfützen oder mitten hinein!!! :-)
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux