dicke_Wade hat geschrieben:Meine Frau (Lehrerin) hatte letzte Woche Ferien und war im Aldi einkaufen. Das war ihr Highlight der Woche! Ich kann da einen Rentner, der nichts mehr darf, schon verstehen, dass er mal in den Trouble des Einkaufs geraten will um mal unter Leute zu kommen.
Gibt es schon Studien dazu, wo sich die alten Menschen so infiziert haben?
Gruss Tommi
Meines Wissens im Pflegeheim. Übrigens kommen 82% aller Verstorbenen aus Altenheimen (Aussage Streeck in der Sendung DAS auf dem NDR). Wenn man nun bedenkt, daß die durchschnittliche Verweildauer von Bewohnern bei ca. einem Jahr liegt, ist das nicht wirklich überraschend. Bei Männern liegt sie sogar darunter. Wir haben hier also folgende Konstellation:
- eine Gruppe von Menschen mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von einem Jahr
- die zwangsläufig eine größere Nähe zu den Pflegern haben muss
- sich auf relativ engem Raum im inneren von Räumen aufhalten
- durch Besuch und Privatleben des Pflegepersonals Einfallstore von außen hat
- aufgrund des Lebensalters und häufig Folgeerkrankungen ein überschaubar intaktes Immunsystem aufweist
Liest sich schwierig und ist es auch. Es gibt aber auch positive Nachrichten. Die kurze Verweildauer hat nichts (zumindest sehr wenig) mit schlechter Pflege zu tun. Der Trend hat sich in den letzten Jahren dahin verschoben, möglichst lange ein häusliches Umfeld aufrecht zu erhalten. Wenn es dann wirklich nicht mehr geht, ist das Pflegeheim der Rettungsanker. Sicher gibt es auch andere Fälle. Aber die Zahlen der Entwicklung sprechen für sich.
Die weitere gute Nachricht ist, daß ca. 90% der Ü80 Generation durch eine Corona Infektion nicht verstirbt. Allerdings belastet diese Person mit einer enorm höheren Wahrscheinlichkeit das Gesundheitssystem.
Was sind jetzt die Auswege? Die Altenheime abriegeln? Das würde bei den meisten Bewohnern einer lebenslangen Haft gleichkommen. Wenn ich persönlich in der Situation wäre, entscheiden zu müssen, ob "Haft auf wahrscheinlich Lebenszeit" oder Wahrscheinlichkeit von 10% durch Corona zu versterben, würde ich mich eindeutig für den sozialen Kontakt entscheiden. Also auch nicht so einfach.
Der aktuelle Weg ist dann, daß alle an die Leine genommen werden und somit die Einfallstore in die Heime kleiner werden. Das zieht natürlich extrem hohe Kosten im sozialen und ökonomischen Bereich nach sich.
Bevor ich hier starke Kritik ernte, ein kleiner Disclaimer. Mir ist schon klar, daß ich hier etwas vereinfacht habe. Nur so sehr viel anders stellt sich die Situation für mich nicht dar.
Übrigens bin ich an der Stelle wieder bei der Diskussion über die ältere Generation on the road. Diese Heimbewohner sind in der Regel nicht die, die wir im Supermarkt oder im Park sehen.