RunSim hat geschrieben:Dieses Threshold-betonte Training widerspricht ja irgendwie den Aussagen von vielen Sportwissenschaftlern, dass vor allem ProfiläuferInnen eher polarisiert trainieren.
Wobei das ja meines Wissens nach vor allem auf Seiler zurückgeht, der das an norwegischen Skilangläufern und Ruderern und indirekt über Billat für Marathonläufer gezeigt hat. (Insofern also beim Laufen vermutlich vor allem auf Langstrecke übertragbar) Und natürlich schauen da alle auf die Intervalle, weil das die Königsfrage ist, wieviele Minuten bei wieviel Intensität. Andererseits hat Seiler halt auch gezeigt, dass die betreffenden Athleten einfach unheimlich viel locker trainieren und in den letzten Jahrzehnten diesbezüglich die Umfänge immer mehr angestiegen sind.
Hätte Seiler ein paar Jahrzehnte früher geschaut oder seine Doktoranden schauen lassen, hätte er höchstwahrscheinlich viel mehr Treshholdtraining gefunden und ebenfalls eine Umfangssteigerung. Und die Studien, die gelaufen sind, sind halt naturgemäß kurz und isoliert. D.h., ich finde es nicht so überzeugend, ob nun die betreffenden Athleten wirklich schneller waren als die Treshholdathleten 30 Jahre früher, weil sie jetzt POL trainieren.
Die Sportwissenschaft gibt wichtige Anstöße, aber vergisst bei ihren Empfehlungen (wobei das ja meist nicht so ist, sondern oft lesen Nicht-Wissenschaftler die Studien und geben dann die Empfehlungen) oft, das andere Methoden auch erfolgreich waren, und der direkte empirische Vergleich scheitert an zu vielen Variablen.
Insofern finde ich es auch total wichtig, sich so eine erfolgreiche Gruppe anzuschauen und nach Eigenarten zu suchen, weil man so vielleicht
eine Methode findet, die funktioniert. Das kann man dann ausprobieren, aber es heisst halt nicht, dass es für die meisten Athleten und die meisten Ausdauerwettkämpfe auch die beste ist.
Persönlich habe ich den Eindruck, da sind einige sehr talentierte Athleten zusammen gekommen, die haben einen sehr guten Trainier und einen sehr akribischen Datenanalytiker und nutzen einerseits die Gruppenmotivation und trainieren viel, andererseits mit hohem Aufwand die Bestimmung der individuellen Trainingsbereiche. Wenig Zauberei, das sowas zum Erfolg führt. Hoffen wir, das nicht irgendwann noch so ein Beigeschmack kommt, wie beim Oregon-Projekt.
Ich bin auch skeptisch, dass man da viel für Amateure mitnehmen kann. Überhaupt kommen die meisten hier wohl mit mehr Training weiter. Die meisten Langstreckler hier würden vermutlich sogar erstaunlich weit kommen, wenn sie ihren Schwerpunkt im „bösen“ Black Hole-Bereich legen würden und 3 Monate nur so trainieren (machen ja einige…), also vor allem oberes GA1 und GA1-2 Übergang bis Schwelle. So schlecht wirkt das auch nicht.