firecracker hat geschrieben:Dass man gute Laufschuhe brauch - geschenkt. Aber wie siehts mit Socken oder Gamaschen aus? Worauf ist da zu achten? Braucht man da wirklich das Profizeugs, oder reichen da auch die normalen Socken aus der Schublade? Beinhaltet ein Kauf von guten Laufschuhen quasi auch immer den Kauf von guten Socken?
Hallo firecracker,
wenn ich mir die Resoanz auf deine Anfrage anschaue, muss ich schmunzeln. Die ist an scheinbarer Widersprüchlichkeit kaum zu überbieten. Was aber auch zu erwarten war, denn mit den Socken verhält es sich wie mit jeglicher Laufbekleidung - da hat jeder seine spezifischen Ansprüche und der relativ kurzen Lebensdauer von Socken folgend auch genügend Erfahrungen vorzuweisen. Also lass mich die Sache mal streng von der Zielstellung her angehen: Das wirklich und letztlich einzig Wichtige an Laufsocken ist, dass sie wie angegossen passen, damit sie möglichst wenig scheuern, folglich keine Blasen bei längerem Laufen verursachen. Ideal wäre, wenn zwischen Fuß und Textil an keiner Stelle "Luft" dazwischen wäre. Genau das ist aber unwahrscheinlich. Warum sollte es sich mit den Füßen der Menschen anders verhalten als mit dem Rest des Individuums? So wie jeder ein vom anderen abweichendes Gesicht besitzt, es diverse Körper-, Kopfformen und vieles andere gibt, so unterscheidet sich auch von Läufer zu Läufer die Form der Füße. Wohlgemerkt die Form, die Größe/Fußlänge sowieso. Strümpfe eines Herstellers haben jedoch alle dieselbe PassFORM. Anpassen an die eigenen Füße kann man lediglich die Größe. Doch schon da entsteht das erste Problem: Die meisten Hersteller fassen drei bis vier Schuhgrößen mit einem Strumpfexemplar zusammen. Mir ist aktuell nur ein Hersteller bekannt, der auf Zwei-Schuhgrößen-Toleranz fertigt. Laufstrümpfe von Falke sind das. Wahrscheinlich gibt es noch andere Hersteller, die das anbieten. Die ziemlich genaue, da niedrig tolerante Größe hat aber ihren Preis in Euro ausgedrückt. Dafür muss man im Laufladen schon mal 15 bis 20 Euro auf die Theke legen. Ich sehe das allerdings relativ entspannt: Wie kann man sich Laufschuhe für über 100, manchmal an die 200 Euro leisten und dann ausgerechnet bei den Strümpfen, die die Füße an das Innere des Schuhs adaptieren, sparen wollen?
Wann immer ich mir Laufstrümpfe beim Discounter meinte zulegen zu müssen, musste ich feststellen, dass das Material schlecht passt. Am besten fuhr ich noch, wenn ich mir dann Strümpfe kaufte, die eine Nummer unter meiner Schuhgröße endeten, sofern diese Größensortierung angeboten wurde.
Aktuell liegen in meiner Schublade diverse Socken, solche vom Discounter aber auch Markenware von X-Socks und Wright Socks. Das beste Gefühl und die beste Passform bieten mir meine Falke-Socken. Für andere mögen es die Socken eines anderen Herstellers sein, die ihnen das angenehmste Gefühl bereiten. Und - ganz ehrlich - wenn ich "nur" im Bereich um die 10 bis 15 km weit laufen würde, wäre mir völlig schnuppe, was für Strümpfe ich trage, so lange sie im Schuh keine Falten werfen. Solche Distanzen sind nicht geeignet meine Füße ernsthaft zu belästigen, selbst wenn der Strumpf nicht exakt passt. Wenn ich aber einen Wettkampf laufe, also Marathon und Ultra, dann trage ich seit längerer Zeit nur die Falketeile am Fuß. Die Dinger haben auch nach dem 50. Waschgang noch immer dieselbe Passform. Ich nütze sie durch die vielen Kilometer an mehreren Stellen ab, wo sie dann immer dünner werden und schließlich Löcher entstehen. Dann müssen sie halt ausgesondert werden ... genau genommen nutze ich sie dann immer noch im Training für kurze Strecken, weil so ein kleines Loch keinerlei Auswirkungen hat. Jedenfalls nicht für meine Füße.
Jeder Läufer sollte Erfahrungen sammeln, die eigenen Füße sagen einem schon, was sie brauchen. Ich kenne natürlich etliche andere Ultraläufer, man tauscht sich lauf-thematisch in vielerlei Hinsicht aus. Unter diesen Bekannten ist zum Beispiel einer, der auf X-Socks schwört. So wie ich auf die Falkesocken. Der würde keine anderen anziehen auf lange Strecken, weil er damit die besten Erfahrungen gemacht hat. Und genau aus dieser Unterschiedlichkeit der Erfahrungen, Belange und Fußempfindungen heraus kann es nicht anders sein, als dass in so einem Thread tausend Meinungen miteinander konkurrieren und der Fragesteller zunächst ein wenig verwirrt zurückbleibt ...
Um mit einer Anekdote zu enden: 2019 lief ich in Südafrika den Comrades Ultramarathon, den ältesten (seit den 1920er-Jahren des vorigen Jahrhunderts) und größten (20.000 Starter) Ultramarathon (90 km), den es gibt. Dort wird auch eine riesige Marathonmesse veranstaltet, die in der Größenordnung durchaus vor hiesigen großen Marathonmessen rangieren dürfte. Als ich dort am Stand von "Falke" ankam, packte mich das "Schnäppchenfieber" als die Preise der Falkestrümpfe von südafrikanischen Rand in Euro im Kopf umrechnete. Alles extrem billig. Die Dollar-Zeichen in meinen Augen verblassten jedoch schnell, als ich die Falke-Ware "made in South Africa" näher in Augenschein nahm. Die Größenbandbreite erstreckte sich tatsächlich über 5 US-Größen (!). Außerdem ist das Material absolut nicht mit der Qualität vergleichbar, mit der Falke Socken in Europa anbietet. Ich kaufte mir zwei der papageien-bunten Exemplare zur Erinnerung in der Größe US 8-12. Motto: Kannst kaum was falsch machen, kost ja nix. Meine US-Laufschuhgröße ist 11. Also habe ich Glück, dass die Dinger einigermaßen passen, also nicht übermäßig groß oder zu klein sind. Für Distanzen jenseits der 10 km würde ich die "Stöffchen" meinen Füßen allerdings nicht antun. Also Augen auf beim Laufstrumpfkauf!
Gruß Udo