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Bewegungsmangel/Trinken/Übersäuerung/Insulinresistenz/Übergewicht

Bewegungsmangel/Trinken/Übersäuerung/Insulinresistenz/Übergewicht

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Dieser Tage haben die heimischen Stadtwerke mal wieder ihre Werbebroschüre unters Volk gebracht.
Beim Durchblättern fiel mir (auf Seite 4) folgende Aussage auf, welche die im Titel genannten Stichwörter in einen Zusammenhang bringt:
Studierende sitzen viel. Ohne ausreichende Wasserzufuhr übersäuert der Körper, es kann sich sogar eine Insulinresistenz entwickeln, die zu Übergewicht führt.
Nun weiß ich, dass hier im Forum auch Experten (Mediziner/evtl. Ernährungsberater oä.) unterwegs sind und stelle deshalb die Frage, ob diese Aussage so stimmt und ob mir jemand in einfachen Worten den Zusammenhang erklären kann.
Als Laie finde ich das nämlich ein bisschen weit hergeholt - aber das ist mangels Sachkenntnis nur so ein Gefühl :zwinker2:

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Hier wird einfach wild mit Begriffen um sich geworfen und ein Zusammenhang erstellt, den es so nicht gibt:

- Zu viel Sitzen kann natürlich auf die Dauer zu Übergewicht führen.

- Flüssigkeitsmangel kann Gehirn und Nieren schädigen, führt aber weder zu Übergewicht noch zu "Übersäuerung" (s.u.)

- Um eine Insulinresistenz zu entwickeln muß der Patient sich über lange Zeit mit zuviel Zucker ernähren. Dies führt dann, vereinfacht gesagt dazu, daß der Körper mit dem Hormon Insulin nichts mehr anfangen kann. Als Folge entwickelt sich ein Diabetes. Zu wenig Bewegung verstärkt dieses Problem, denn Bewegung baut Zucker ab.

- Insulinresistenz geht oft mit Übergewicht einher. Es entwickelt sich bei Diabetikern das metabolische Syndrom (Bluthochdruck, Gefäß- und Augenschäden, Diabetes). Das hat aber nichts mit Flüssigkeitsmangel, sondern in erster Linie mit zuviel Zucker in Kombination mit zu wenig Bewegung zu tun.

- Übersäuerung kann es eigentlich nur in bestimmten Organen (z.B. im Magen oder in den Muskeln) geben aber niemals im ganzen Körper. Trotzdem ist diese Vorstellung von der Übersäuerung des Körpers nicht auszurotten. Ich kann mich an lebhafte Diskussionen zu diesem Thema erinnern. :D

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Hallo,
ich habe leider nicht viel Zeit um nachzulesen aber die Aussage scheint mir doch zu stark vereinfacht. In einer sehr kurzen Literaturrecherche habe ich ein paar Studien gefunden, welche sich mit diesem Thema auseinandersetzt (fast alle von den gleichen Autoren...). Leider habe ich von zu Hause keinen Zugriff auf die Volltexte und das alleinige Lesen der Abstracts ist mit Vorsicht zu geniessen... Es scheint so, dass die Osmolrarität in (Leber)Zellen die Produktion gewisser Enzyme triggern kann ("On the other hand, dehydration of hepatocytes as triggered by hyperosmolarity produces insulin- and cytokine resistance and sensitizes cells to apoptotic stimuli." Schliess et al., 2006). Mir ist allerdings nicht ganz klar, ob diese Aussage nur für Leberzellen gilt und ob wir es hier mit reinen Modell-Untersuchungen aus dem Labor zu tun haben... Im Labor werden schnell mal "Umweltbedingungen" (z.B. Osmolarität) für Zellen geschaffen, die so in der Realität bei lebenden Individuen gar nie vorkommen, Resultate sind somit immer mit Vorsicht in den Alltag einzubauen. Ich halte dieses "herunterbrechen" auf den Alltag in diesem Fall deshalb für fragwürdig.
Die Aussage "Trinken schützt vor Übersäuerung" halte ich zudem für wenig sinnvoll. Es ist klar, dass 2 Tage ohne Flüssigkeit den Körper vor Probleme stellt, aber wann hat man im täglichen Leben schon solche Extremsituationen? Ob Du während deinen 8h Büroarbeitszeit 2 oder 2.5 oder 3 Liter trinkst, ist (bei gesunden Nieren) für den Säure-Base-Haushalt unerheblich. Der Säure-Base Haushalt ist in engen Grenzen gehalten und der Körper hat verschiedene Möglichkeiten diesen zu regulieren. Wenn dem nicht so wäre, wären wir vermutlich schon alle tot...

Zusammenfassend: Wahrscheinlich hat man im Labor, beim Betrachten von Einzelsystemen, effektiv Beobachtungen gemacht, die deine genannten Aussagen stützen würden. Der Organismus ist allerdings nicht die Summe von einfachen Einzelsystemen sondern ein komplexes Netzwerk mit "x" Faktoren, welche alle aufeinander abgestimmt sind. Ich stelle somit die Relevanz und auch die Richtigkeit der gemachten Aussagen im Bezug auf den menschlichen Körper bzw. dein tägliches Leben in Frage. Da ich aber kein Experte in diesem Gebiet bin, lasse mich auch gerne eines Besseren belehren.

mfg
jd

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Für mein tägliches Leben sehe ich da eh kein Problem, da ich meinen Wasserhaushalt gut im Griff habe und weder in die eine noch die andere Richtung zu Extremen neige. :zwinker5:
Mir ging es eher darum, diese Aussage auf ihre Richtigkeit abzuklopfen und das Problem (theoretisch) zu verstehen. Ob da also tatsächlich (wie impliziert) eine Kausalität besteht

Aber vielen Dank mal bis hierher für deine Mühe.

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kueni hat geschrieben: Als Laie finde ich das nämlich ein bisschen weit hergeholt - aber das ist mangels Sachkenntnis nur so ein Gefühl :zwinker2:
Ach weißt Du, dieser Tage wird ja so viel geschrieben, dass man das alles nicht unterbringen kann.

Wenn Dein Klo mal wieder geputzt werden soll, solltest Du die unter einem anderen Vorwand in die Wohnung gelockte Frau sexuell erregen, dann ist die Ekelschwelle nicht nur gegenüber Dingen, die mit dem GV (Schweiß, Geruch, Sperma) in Verbindung stehen, sondern auch bei anderen Tätigkeiten erhöht - wie aus einer Tasse trinken, in der eine Kunststoffliege schwimmt, den Knochen eines gerade getöteten Tieres in der Hand halten oder gebrauchte Unterkleidung in den Wäschesack stopfen. Die TAZ schrieb in ihrer Internetzeitung auch darüber :nick: . Die 90 Testfrauen waren wohl Niederländerinnen - vielleicht erklärt das etwas.

In diesem Sinne noch einen schönen Sonntag.

Knippi
Die Stones sind wir selber.

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Wie meinen? :confused:

Mag ja eine interessante Studie gewesen sein - aber mit meiner Frage könnte sie nur sehr entfernterweise etwas zu tun haben, wenn die sog. "ausreichende Wasserzufuhr" aus dem Klo gedeckt werden sollte.

Allerdings ging es in dem Beitrag der hiesigen Stadtwerke um einen neu errichteten Trinkwasserbrunnen auf dem Campus des KIT (früher Uni, heute Karlsruher Institut für Technologie).

In diesem Sinne ebenfalls noch einen schönen Sonntag.
Antworten

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