bsmolder hat geschrieben:Ich bin schon sehr verwundert, dass der Arzt gleich eine F32.2 diagnostiziert. Hat dein Code ein G im Anschluss?
Ich war zunächst bei meiner Hausärztin, die nach eigenen Angaben allerdings noch keinerlei direkte Erfahrung mit einer solchen Erkrankung bei einem ihrer Patienten gemacht hat und mich deshalb gleich an einen Psychologen/Psychater überwiesen hat.
Nachdem ich auf Anraten der Ärztin und suizidaler Gedanken einen halben Tag unter Aufsicht meiner Familie stand, bekam ich dort auch sehr zügig einen Termin. Dort wurde die schwere Depression (FS32.2 -
ohne den Zusatz "G") diagnostiziert.
Der behandelnde Arzt stellte mich vor die Wahl Klinik oder ambulant - habe mich für Letzteres entschieden und bekam von ihm das genannte Mirtazapin verschrieben. Von diesem nahm ich in der ersten Woche vor dem Schlafengehen 15 mg ein und steigerte die Dosis nach einer Woche auf 30 mg. Nach zwei Wochen hatte ich dort erneut einen Termin, bei dem die Dosis auf einmal täglich 45 mg erhöht wurde. Seit rund einer Woche nehme ich die erhöhte Dosis nun ein.
bsmolder hat geschrieben:Ich empfehle dir auf jeden Fall die Diagnose prüfen zu lassen und einen Test zu machen.
Welche "Test"-Möglichkeiten gibt es denn da? Mir wurde unter anderem beim zweiten Arzttermin Blut abgenommen. Habe von einer Bekannten gehört, dass man Depressionen heutzutage sogar am Blutbild erkennen kann!?
bsmolder hat geschrieben:Mirtazapin hat leider die Eigenart dich ziemlich runter zu fahren, in der Regel nimmst du es bevor du ins Bett gehst, um die Schlafstörungen auszuhebeln und hierdurch nicht noch weiter heruntergezogen zu werden.
Genau so ist es. Mich fährt dieses Medikament ziemlich runter. Bin eigentlich ein Mensch, dem sieben Stunden Schlaf genügen, aber mit den Tabletten schlafe ich momentan (wenn ich auch meist erst spätabends einschlafe) locker neun bis zehn Stunden durch und muss mich trotzdem noch aus dem Bett quälen...
Untertags bessert sich das etwas, aber großen Antrieb oder Motivation bzw. "Tatendrang" ist eigentlich so ziemlich gleich null. Raffe mich hin und wieder zu einem ausgiebigeren Spaziergang mit dem Hund einer Bekannten auf, was mir oft etwas guttut, aber zu einem echten "Lauftraining" fühl´ ich mich ziemlich kraftlos. Wobei sich das bei einem hartnäckigen Versuch vielleicht auch etwas gibt und dann einen positiven Effekt hat!?
Zur Frage von Hennes: Ich bin jetzt 24 Jahre alt und laufe seit meinem 16. Lebensjahr sehr regelmäßig. Habe bis vor ein paar Jaaren fünf bis sechs Mal wöchentlich (zwischen 70 und 100 Kilometern) trainiert - mit Kraft- und Koordinationstraining im Verein und allem Drum und Dran.
Mit der Zeit wurde das nach und nach immer weniger, aber ich war bis zuletzt immer zwei bis vier Mal die Woche "am Ball" und bin heute vor 29 Tagen noch nach einer vorherigen dreiwöchigen Trainingspause aufgrund einer Erkältung und zuvor nur etwa zwei bis drei wöchentlichen Trainingseinheiten die 10 km nter 40 Minuten gelaufen...
Die vergangenen Tage und Woche fehlte mir einfach die seelische Kraft zu einer Trainingseinheit bzw. hatte ich in dieser Zeit natürlich ganz andere Sorgen.
Aktuell stelle ich mir eher die Frage, ob sich Anti-Depressiva (in diesem Fall eben das Mirtazapin) überhaupt mit einem gelegentlichen Ausdauertraining vertragen. Der Gedanke, der da meinerseits dahinter steckt, ist der, dass ich durch das Laufen wieder etwas zu mir selbst finde, mich wieder "spüre", ein paar kleine Erfolgserlebnisse habe, auch wenn es anfangs vielleicht nur 30 Minuten durchzuhalten ohne zu Gehen sind, wieder ein wenig Freude am Leben bekomme etc. Und da erscheint mir das Laufen, das mir ansonsten ja immer sehr viel Spaß und viel für mein sonstiges Leben "gebracht" hat, einfach als gute Möglichkeit... Auch wenn ich mich anfangs sicherlich etwas dazu "zwingen" muss (weil sowohl der natürliche Antrieb aufgrund der Depression fehlt, als auch das Mirtazapin mich nochmal zusätzlich "runterfährt"...
Mein Arzt hat mich Anfang der Woche nochmals vor die Wahl gestellt: Klinikaufenthalt oder ambulante "Behandlung" (Mirtazapin plus Psychotherapie) zu Hause. Habe mich für die zweite Alternative entschieden, da ich persönlich der Meinung bin, in meinem vertrauten Umfeld im Kreise glücklicher und zufriedener Menschen schneller wieder "gesund" zu werden und in einer Klinik nur tagtäglich an den Grund meines dortigen Aufenthalts erinnert zu werden. Bin der Ansicht (wenngleich der behandelnde Arzt davon sprach, dass es in einer Klinik wohl zumindest
schneller wieder bergauf geht), im vertrauten Umfeld (eigene vier Wände, eigenes Bett, vertraute Umgebung etc.) rascher wieder auf die Beine zu kommen, auch wenn ich durch das Medikament bisher nur eine recht marginale (psychische) Besserung festgestellt habe. Nur durchschlafen kann ich dadurch wie erwähnt erheblich besser...
bsmolder hat geschrieben:Solltest du Laufen, versuche das Bewußter zu machen:
Beispiel:
Versuche die Düfte im Wald wahrzunehmen oder Laute von Tieren. Spüre wie der Fuss den Boden berührt und stelle dir dabei vor, was in deinem Fuss vorgeht. Das hilft dir einen besseren Kontakt zu dir selber zu bekommen.
Vielen Dank für den Ratschlag. Sollte ich die folgenden Tage wirklich einmal die Laufschuhe schnüren, werde ich die Tipps auf alle Fälle versuchen zu beherzigen!
bsmolder hat geschrieben:Alternativ Tagesklinik oder beim Zweifel an Existenz und Sinn des Lebens in die Klinik einweisen lassen.
Momentan bin ich (trotz vorherrschender Zweifel an Existenz und Sinn des Lebens) wie gesagt noch der Ansicht, dass der ambulante der bessere Weg ist. Konkrete Suizidgedanken habe ich allerdings keine - gibt ja auch noch eine Familie und Freunde, die hinter mir stehen.
Vielen Dank nochmals für die vielen guten Wünsche und aufmunternden Worte!