Operation der Haglund-Exostose: Was kommt auf mich zu? Viele offene Fragen. Bitte um Erfahrungen.

Hallo zusammen.

Ich bin ganz neu hier und versuche mich kurz zu fassen.

Mein Orthopäde hat mir an beiden Fersen eine "Haglund-Exostose" diagnostiziert. Konservativ wurde keine Verbesserung erzielt, daher steht jetzt die OP an, der erste Termin ist bereits nächste Woche.

Nun da die OP ansteht habe ich mir einige Gedanken dazu gemacht und für mich sind da einige Dinge noch unklar. Da mein Orthopäde bis zur OP noch im Urlaub ist, kann ich bei ihm erstmal nicht nachfragen, daher hoffe ich auf eure Erfahrungen.

Neben einer Röntgenaufnahme hat mein Arzt auch an den Fersen rumgedrückt und gefragt wo es überall weh tut. Da ich das an einer bestimmten Stelle jeweils verneint habe, meinte er das wäre gut, da das bedeutet dass die Achillessehne selbst nicht betroffen ist und diese nicht mit operiert werden muss. Daher wäre die OP unkomplizierter und Nachbehandlung wohl deutlich kürzer, da ich (Zitat) "wenn die Achillessehne auch betroffen gewesen wäre, den Vacoped-Schuh mindestens 6 Wochen hätte tragen müssen".

Folgendes wurde mir vom Arzt gesagt:
- Die OP dauert nur 10 Minuten

- Er wird "seitlich" an der Achillessehne vorbeigehen um die Knochenwucherung und den Schleimbeutel zu entfernen.

- Nach der OP muss ich einen "Vacoped-Schuh" (Orthese) anziehen, auf Krücken laufen und Thrombose-Spritzen nutzen.

- Zwischen den beiden OPs liegen nur zwei Wochen, laut Orthopäde kein Problem.

- Nur 6 Tage nach der zweiten OP muss ich auf eine Dienstreise (mit dem Flugzeug). Der Arzt hat mir bestätigt, dass auch das kein Problem ist und absolut möglich sein wird.

Nun aber das, was mir unklar ist:
- In den Aufklärungsunterlagen hat der Arzt nicht die Minimalinvasive OP, sondern die offene OP angekreuzt. Da bei mir die Achillessehne wohl in Ordnung ist, verstehe ich nicht, warum hier nicht die minimalinvasive OP durchgeführt wird. Ich dachte die offene OP wird nur benötigt, wenn auch die Achillessehne kaputt ist und mit operiert werden muss bzw. gänzlich abgelöst und wieder per Anker festgemacht werden muss?

- Wann darf ich den Fuß nach der OP wieder etwas belasten? Überall steht, dass nach einer minimalinvasiven OP sofort wieder belastet werden kann, nach der offenen OP aber erst nach Wochen. Unklar ist, ob hier immer auch von einer operierten und neu festgemachten Achillessehne ausgegangen wird.

- Wie lange muss ich den Vacoped-Schuh tragen? Auch hier wird, je nach OP Art von wenigen Tagen bis hin zu 6 Wochen gesprochen. Da mein Arzt aber nur zwei Wochen zwischen den OPs und eine Dienstsreise nur eine Woche nach der zweiten OP für möglich hält, geht er wohl nur von ein paar Tagen aus oder? Der Arzt hat ja - wie oben zu lesen - explizit erwähnt, dass ich den Schuh NICHT für 6 Wochen brauche, da die Achillessehne wohl nicht geschädigt ist. Warum dann aber die offene OP (Frage 1)? Ich versteh's nicht.

- Muss ich den Vacoped-Schuh rund um die Uhr tragen, nur tagsüber oder nur bei "Bedarf"?

- Wann ist wieder vollständige Genesung erreicht und es kann wieder voll belastet werden und Sport gemacht werden? Ich lese hier im Forum von bis zu 6 oder 12 Monaten, bin selbst aber nach allem was ich vom Arzt gehört habe eher nur von maximal ein paar Wochen ausgegangen.


Sorry für all diese Fragen, normalerweise würde ich das mit dem Orthopäden besprechen, aber das ist gerade nicht möglich. Ich hänge hier aktuell ziemlich in der Luft, da wohl von - bis alles möglich ist.

Könnt ihr mir mit euren Erfahrungen weiterhelfen?

Danke und liebe Grüße,
Tim

nigtwo hat geschrieben: 02.11.2023, 11:48 Warum dann aber die offene OP (Frage 1)? Ich versteh's nicht.

Das war ein Überlastungsfehler Deines Arztes. Ich wünsche Dir, dass nach dessen Urlaub ein ausgeruhter und erholter Operateur auf Dich zukommt. Wenn da vor der OP am Knie herumgemacht wird: Vorsicht, der war auf Ibiza wild life machen!

Knippi

hardlooper hat geschrieben: 02.11.2023, 12:09

nigtwo hat geschrieben: 02.11.2023, 11:48 Warum dann aber die offene OP (Frage 1)? Ich versteh's nicht.

Das war ein Überlastungsfehler Deines Arztes. Ich wünsche Dir, dass nach dessen Urlaub ein ausgeruhter und erholter Operateur auf Dich zukommt. Wenn da vor der OP am Knie herumgemacht wird: Vorsicht, der war auf Ibiza wild life machen!

Knippi

Sorry, das verstehe ich gerade nicht. Was war ein Fehler? Und was meinst du mit dem Knie, ich hoffe doch er kümmert sich um meine Ferse ;)

Hi,
eine kleine Antwort.
Op dauert von Schnitt bis Nahtende vielleicht 10 min. Glaube ich ehrlich gesagt nicht, aus der Erfahrung. Ist das minimum. Mit Vorbereitung etc. wirst du länger im Op Saal sein...
Minimal invasiv ist der Standart. Er hat „offen“ angekreuzt, da es bei jeder Op zu "Risiken und Nebenwirkungen" kommen kann→ Wenn er minimalinvasiv die Achillessehne durchtrennt/verletzt wird intraoperativ direkt auf offen gewechselt, dann liegst du länger auf dem Tisch. Passiert selten, kann aber auch den besten Operateuren passieren. Er wäre kein guter Chirurg wenn er dich nicht darüber aufklärt, was schief laufen kann. Rechtlich gesehen könnte er auch Schock, Reanimation, Tod in den aufklärungsbogen schreiben, kann durch die Spinale Anästhesie passieren...
Aber davon gehen wir besser mal nicht aus ☺
Nächste Frage, wann 2. Fuß?
Hängt einfach davon ab wie schmerzempfindlich du bist. Ich würde Fuß 2 erst machen, wenn Fuß 1 sicher vom Standbein ist. Sonst sitzt du im Rollstuhl. Und hängt davon ab wie schnell du regenerierst. Gibt Läufer, die laufen trotz multipler Marschfrakturen weiter...In der Regel ist der Abstand eng aber möglich und ist sehr individuell.
Flugreise? man kann alles machen, manches nur einmal.
Denk dran es ist ein Eingriff, direkt ins Flugzeug mit einer guten Antikoagulation ist möglich. Aber muss das sein? Das Risiko einer LAE ist auch unter eine guten Antikoagulation bei längerer Immobilität gegeben. Tiefe beinvenenthrombose wäre auch zu vermeiden. Zumal Fliegen...viele Leute sind postoperativ vom Immunsystem geschwächt und holen sich Atemwegsinfekte. Würde ich persönlich von abraten. Zumal Fuß 2 ja auch gemacht werden soll.
Teil -ode Vollbelastung?
Wenn die Op gut läuft, keine Verletzung auftritt, kannst du sofort schmerzadaptiert vollbelasten. Das hängt vom intraoperativen Befund ab und bekommst du im Anschluss genau erörtert.
Bei offenem Verfahren oder stärkerer Entzündung des Gewebes in der Umgebung....ist Teilbelastung bis ½ Körpergewicht oder weniger fü 2 Wochen postoperativ Standart.
Wie lange hast du denn schon Schmerzen?
Nach 3 Monaten ist Sport sicherlich möglich, denke aber Laufen dauert länger. Ergometer ist bei Vollbelastung ab dem Tag des Fadenzugs möglich/abgeschlossener Wundheilung. Aquajoggen auch und sehr zu empfehlen nach erfolgreicher Wundheilung. Regeneration sollte ausreichend sein, erst dann Vollbelastung, ansonsten war der Eingriff...-naja sinnlos.
Wann Sport voll umfänglich möglich?
Du hast Schmerzen, denke mal seit Monaten. Wenn die Indikation für den Eingriff klar ist, musst du leider die Risiken in Kauf nehmen und im schlimmsten Fall 6-12 Monate Reha zeit einrechnen. Schmerzen die seit Monaten da sind werden Durch einen 10 Minuten eingriff nicht einfach “mitentfernt”. Dein Schmerzgedächtnis lässt sich nicht so schnell auslöschen ...
Physiotherapie/Gangschulung ist so oder so Pflicht. Schwerpunkt Gleichgewicht/ Koordination!!

Summa summarum, schreib deinem Operateuer eine Mail mit genau den Fragen und lass dich erst danach operieren. ☺
Liebe Grüße

orthorunninggirl hat geschrieben: 03.11.2023, 13:44 Hi,
eine kleine Antwort.
...

Hi und vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Hier mal meine Rückmeldung / Gedanken dazu:

Vorab, ich hatte mittlerweile Kontakt zu meinem Operateur und er hat mir nahezu alle Fragen zu meiner Zufriedenheit beantworten können.

Er hat "offen" aus dem Grund, den du erwähnst, angekreuzt. Und, weil er bei einem etwas größeren Schnitt besser an die entsprechende Stelle kommt und die Knochenteile gut rausbekommt. Einen so großen Schnitt wie bei der klassischen offenen OP, bei der geplanterweise die Achillessehne abgelöst wird, hat er aber nicht vor. Es wird also vom Vorgehen, wenn alles nach Plan läuft, irgendwas zwischen Minimalinvasiv und voll offen werden. Aus seiner Sicht wird er die Achillessehne in Ruhe lassen, wenn sich das klinische Bild so bestätigt wie er es aktuell einschätzt.

Nächster Fuß nach 2 Wochen sieht er als absolut unproblematisch an. Ob das wirklich der Fall sein wird, wird sich wohl individuell zeigen. Infos zum Vacoped Schuh hab ich auch bekommen. Diesen muss ich ebenfalls nicht 24/7, sondern vielmehr nur bei Bedarf und definitiv nicht Nachts tragen. Auch wohl nur für ein paar Tage, alles abhängig davon wie wohl ich mich mit / ohne Schuh fühle.

Flugreise ist so eine Sache ja. Leider lässt sich die nur im absoluten Notfall absagen, was ich dann natürlich auch tun würde. Ansonsten reden wir nur von < 60 Minuten Flugzeit, was hoffentlich ok ist. Thrombose-Spritzen sind täglich zu verwenden.

Richtige Probleme mit den Fersen hab ich zum Glück erst seit diesem Jahr. Auch bin ich im Alltag nahezu schmerzfrei, lediglich während intensiver Belastung und in den Tagen danach habe ich Schmerzen. Wenn ich dann mal eine Woche pausiere, kann ich in normalen Schuhen komplett schmerzfrei gehen und auch Sport machen. So gesehen bin ich wohl noch eher früh dran um diese Exostose behandeln zu lassen. Der Arzt meinte hier aber, das ist gut, denn je länger die Problematik aufrechterhalten bleibt, desto mehr Schaden kann / wird die Sehne nehmen. Daher ist die Behandlung jetzt absolut sinnvoll.

Das mit dem längeren Sport-Ausfall ist sehr schade und wird mir definitiv auf den Senkel gehen. Ich bin zwar kein Übersportler, aber regelmäßige Bewegung habe ich schon gerne. Daher hoffe ich einfach mal, dass die Zeit relativ kurz wird bzw. ich mit den anderen Sportarten wie Aquajogging etc. einen Ausgleich finde.

Danke dir nochmal, ich bin jetzt deutlich aufgeklärter als noch vor ein paar Tagen!

Liebe Grüße

Ich hatte mal eine relativ kleine Haglund OP in 2020. Das hat leider nicht dauerhaft geholfen.
Allerdings denke ich, dass der Arzt da wirklich zu wenig vom Knochen weggenommen hat.
Meine linke Ferse sieht geometrisch ähnlich aucs macht aber bisher keine Probleme.

Jetzt hatte ich eine große OP rechts. Ich habe dazu ja einen Beitrag erstellt. Die OP ist 6 Wochen her.

Es gibt auch die Möglichkeit einfach einen Teil des Fersenbeins nahe des Ansatzes wegzuschneiden. Das wäre eigentlich die kleine Lösung. Das dauert auch, weil da mit Schwellung und Nachblutungen zu rechnen ist. Bilde dazu findest Du z.B. bei der Arcus Klinik Pfortsheim. Das macht die Methode deutlich.

Fuß hoch lagern und erstmal möglichst wenig rumlaufen, um die Schwellung klein zu halten.

Viele Grüße