Eigentlich hatte ich nicht geplant dieses Jahr schon einen 10er als Wettkampf zu Laufen, aber dann hatte mich jemand - deren Namen Lilly35 ich jetzt hier nicht nennen möchte ;) - so angefixt, dass ich mich entschieden habe, die rund 280km von Heidelberg ins schöne Rheinland noch einmal zurückzulegen (ich war im Sommer auf der anderen Rheinseite auf Schulung) und für den Martinslauf am Unterbacher See anzumelden.
Eigentlich... weniger für den Lauf, als vielmehr auch ein paar neue Leute persönlich kennenzulernen. Der Lauf sollte dafür ein schönes Beiwerk sein.
Also kurzfristig angemeldet und nach einem Hotel gesucht.
Das Best Western Hotel liegt Luftlinie nur ca. 1.5km vom Strandbad Süd, an dem der Lauf starten würde, entfernt. Dadurch, dass man jedoch um den Unterbacher See umgehen muss, bietet sich der Fußweg von rund 3km an für einen gemütlichen Lauf.
Dann war das Wochenende gekommen. Samstag morgen begann richtig chaotisch. Um 9.30 Uhr war noch alles nach Plan. Für die Fahrt hatte ich 3h eingerechnet, um 13 Uhr wollte ich im Hotel ankommen. Abfahrt war für 11 Uhr geplant. Alles in Ordnung... Moooooment... Wer aufgepasst hat sieht den Fehler im Plan ;)
Also runter von der Couch und Sachen gerichtet. Um 10 Uhr ging es dann los nach Düsseldorf. Komischerweise trozt Bahnstreik kaum Verkehr auf der Autobahn und auch der Verkehr lief recht flüssig. Als ich dann kurz vor 13.00 Uhr am Hotel angekommen war, war ich erstmal zufrieden.
Ab 15 Uhr konnten die Startunterlagen abgeholt werden. Da ich davon ausging, dass es vermutlich recht voll sein würde, wollte ich etwas früher dort sein. Also in noch kurz die Umgebung des Hotels erkundet und dann gemütlich um den See gejoggt.
Das Wetter hielt was der Wetterbericht versprochen hatte. 12 Grad, die sich aber dank strahlendem Sonnenschein deutlich wärmer anfühlten. Kurz nach 14 Uhr kam ich dann im Start/Zielbereich an, wo man gerade fleißig am aufbauen war. Abgesehen von vielen Spaziergängern, einigen Joggern und Radlern war jedoch kaum was los. Die Zeit bis zur Abholung der Startunterlagen konnte ich dann immerhin sinnvoll nutzen und bei ein paar lockeren Übungen noch die Gegend auf der Südseite des Sees erkunden.
Für 15 Uhr war ich dann mit Lilly35 und Nachlangerpause verabredet. Nach Abholung der Unterlagen und gemütlichem Quatschen hatten Lilly und ich dann noch den Nachmittag bei einem kleinen Snack im ansässigen Strandcafe ausklingen lassen. Das Essen dort - ich hatte eine Tomatensuppe mit frischem Brot - war gut aber sehr teuer. Aber egal...

Zum Abschluss wieder zurück in Hotel gejoggt und den Abend gemütlich ausklingen lassen.
Dann kam der Sonntag. Die Nacht war nicht besonders gut. Die Matraze war viel zu weich, entsprechend schlecht hatte ich geschlafen, der Nacken tat weh und auch leichte Kopfschmerzen kündigten sich an. Nach einem - wie in Best Western Hotels üblich - guten Frühstück mit ausreichend Auswahl - Brötchen mit Honig, Käse, Ei, Bacon, Tomate und Melone - machte ich mich gegen 10 Uhr auf den Weg zum Start.
Parkplätze sind in ausreichender Zahl vorhanden, wenn man allerdings nicht zu weit laufen will, macht es durchaus Sinn frühzeitig einzutreffen.
Dort angekommen war natürlich deutlich mehr los als am Samstag, da ja bereits die Läufe der Jugendlichen im Gange waren. Nachlangerpause war bereits auch da und in kurzen Abständen gesellten sich dann auch Lilly und Pastis samt Anhang dazu. Nach einiger Fachsimpelei wurde es dann auch langsam Zeit sich warmzulaufen.
Und dann war es soweit...
Rund eintausend Läuferinnen und Läufer drückten sich in einen recht engen Startkorridor. Zum Glück konnten wir uns im vorderen Drittel positionieren. Da wir ja alle ein ähnliches Ziel - sub60 - hatten, hätte es sich angeboten gemeinsam loszulaufen.
Für mich jedoch war dies sofort Geschichte. Im Startgedränge habe ich mir gleich einen Platz recht weit aussen gesucht um in meine Pace zu kommen. Auf dem ersten Kilometer staute es leider immer wieder, da doch einige langsame Läufer sich weit vorne positioniert hatten. Somit glich dieser Abschnitt für mich hin und wieder einem Slalomlauf.
Entsprechend langsam, nämlich genau 10km/h waren auch die ersten 500m. Der Boden auf den ersten drei Kilometern, ein harter Stein/Waldweg mit leichtem Schotter und viel feuchtem Lauf war zwar sehr angenehm zu laufen, tat jedoch sei übriges dazu, dass das Überholen manchmal sehr schlüpfrig war. Die anderen hatte ich bereits aus den Augen verloren und hatte keine Ahnung ob sie vor oder hinter mir waren. Nach etwa drei Kilometern hatte sich das Feld dann soweit geordnet, dass auch das Überholen und überholt werden kein allzugrosses Problem mehr darstellte.
Die Landschaft, eine Mischung aus Wald und Au, die ich gestern noch so sehr bewundert hatte, ging Heute einfach mal unbemerkt an mir vorbei. Das Tempo war mittlerweile lt. Uhr in Ordnung, etwas über 11 km/h, allerdings war ich mir nicht mehr sicher wie weit ich mich darauf verlassen konnte, denn als ich am 3 Km-Schild vorbeikam, waren lt. GPS erst 2.8km gelaufen.
Kurz nach Km 4 ging es dann auf das Stück vor dem es mir am meisten graute. Zwei Kilometer nur geradeaus, parallel zur Landstraße. Ich hasse solch monotone Passagen ohne Abwechslung und ohne Ende in Sicht an dem man sich entlanghangeln kann.
Mittlerweile gab es kaum noch Läufer, die mich überholt hatten und wir liefen alle ein recht ähnliches Tempo, welches sich für mich genau richtig anfühlte. Bei KM5 dann der Blick auf die Uhr. Zwischenzeit 27:25min... nicht schlecht dachte ich. Da ich meinen letzten Orientierungslauf mit 54:57 abgeschlossen hatte, deutete diese
Zeit auf eine Endzeit von ca. 54:30 hin. Kaum hatte ich den Gedanken vollendet wurde ich seit langem wieder überholt...
... von Pastis...
"Wow," dachte ich. "bin ich langsamer geworden oder zieht die Gute gerade so an?" Da sie schneller als ich war, versuchte ich mich an sie dran zu hängen. Bei KM6 war die "lange Gerade" dann glücklicherweise zu Ende und es ging wieder in den Wald. Noch immer lag ich zeitlich im Plan...
Ach ja, der Plan... Mein Ziel war es ja in etwa die ersten 5km ein bis zwei Minuten (auf Sub60er-Pace) herauszulaufen, auf KM6-8 eine weitere Minute und die letzten beiden KM noch einmal eine Minute...
Ab KM6 habe ich nicht mehr auf die Zeit geschaut sondern bin nur noch nach Gefühl gelaufen. Lediglich den Puls habe ich noch hin und wieder geprüft als Orientierung.
Pastis lief noch immer vor mir und jetzt war auch mein Ego gepackt... ich war entschlossen, dass wir uns gegenseitig pushen. Also bin ich etwas angezogen, vor sie, hab
mich wieder hinter sie fallen lassen und so weiter.
Bei KM7 kam dann ein gefühlter Einbruch... ich hatte keine Ahnung was los war, aber die Beine wurden schwer und die Zweifel, dass ich für KM8-10 noch einmal anziehen könnte wuchsen. Auch kam ich an Pastis nicht mehr heran.
Zum Glück hielt diese Phase nur kurz. Bei KM8 war der innere Schweinehund überwunden. Der Puls war mittlerweile ca. 10 Schläge höher als zur Mitte des Laufs und vor uns gingen reihenweise die Läufer gefühlt auf dem Zahnfleisch. So im Nachhinein betrachtet muss ich sagen, dass mit Sicherheit der Boden, jetzt nämlich ein harter Waldweg, mir sicherlich zugute kam. Jetzt wollte ich auch Pastis mitziehen, Führungswechsel egal, ich ziehe... bis KM9 lief es auch gut, dann musste ich aber auch meine Konzentration auf den letzten Kilometer richten.
Kaum hatten wir die 9er Markierung passiert drang auch schon die Stimme des Stadionsprechers an unsere Ohren. Geil... gleich geschafft und ich hatte noch die Luft um noch einmal zuzulegen. Dann kam auch schon der Zieleinlauf. Vor mir ein junges Pärchen, das Hand-in-Hand den Zielsprint beging, dazu noch zwei derer Team-Kameraden und dazwischen ich... Von der geilen Stimmung im Zielbereich habe ich erst wirklich was mitbekommen als ich nach dem Zieleinlauf tiiiief ein- und ausgeatmet hatte.
Die "Stadionuhr" hatte beim Zieleinlauf 54:05 angezeigt, damit war ich sehr zufrieden. Meine Nike+ Sportswatch zeigte 53:51 bei 9.98 km... hm... ok... meine Zeit sollte ja die Nettozeit sein. Mal sehen was die offizielle Nettozeit sagen würde.
Am Ende standen tatsächlich 53 Minuten und 16 Sekunden, Platz 366 von 929 Teilnehmer/innen.
Besonders schön war es dann nach dem Lauf noch gemeinsam beisammen zu stehen und sich zu unterhalten. Als "Laufneuling" war ich das bisher so noch nicht gewohnt.
Alles in allem ein schöner Event mit einer flachen, abgesehen vom Gedränge am Anfang, sehr gut laufbaren Strecke in angenehmer Umgebung, mit supernetten Leuten aus dem Forum... ein Wochenende, dass sich in jeder Beziehung gelohnt hat

Für nächstes Jahr steht der Termin schonmal in meinem Kalender markiert... dann vielleicht schon der Halbmarathon... wer weiß?!

Vielen Dank nochmal an Lilly, Pastis und Nachlangerpause für den herzlichen Empfang und das klasse Wochenende.
Zum Abschluss noch die obligatorische Zeitenauswertung lt. meiner Uhr... keine Ahnung wo ich die 35 Sekunden Differenz unterbringen soll ;)
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KM1 - Pace: 5:49:10 - Speed: 10.31
KM2 - Pace: 5:32:80 - Speed: 10.82
KM3 - Pace: 5:21:03 - Speed: 11.21
KM4 - Pace: 5:23:41 - Speed: 11.13
KM5 - Pace: 5:35:60 - Speed: 10.73
KM6 - Pace: 5:26:80 - Speed: 11.02
KM7 - Pace: 5:06:06 - Speed: 11.76
KM8 - Pace: 5:23:93 - Speed: 11.11
KM9 - Pace: 5:09:18 - Speed: 11.64
KM10 - Pace: 5:03:53 - Speed: 11.86