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39. Martinslauf Düsseldorf - 06.11.2016 - 10km bis zum Weckmann

39. Martinslauf Düsseldorf - 06.11.2016 - 10km bis zum Weckmann

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„JAA! Da ist das Ding!“
Nein, ich meine nicht die Schale, die Oliver Kahn anlässlich der Deutschen Fußballmeisterschaft gen Himmel reckte.
Das was ich in die Höhe halte ist besser als jede Meisterschaft, die man im sportlichen Wettstreit erringen kann. Es ist...

Der Weckmann! 25cm leckerster Hefezopf.

Es ist der 05. November 2016 als ich die Jagd auf den Weckmann offiziell für eröffnet erkläre. Als ich aus dem Fenster schaue erblicke ich tristes Grau und der Regen trommelt gegen die Scheibe. Ein Blick auf das Smartphone sagt ein ähnliches Wetter für Düsseldorf voraus, sowohl für heute, als auch für morgen.
Die Beschreibung der App ist zweideutig. Wolkig, doch die Regenvorhersage wird mit 90% und 0,9mm angegeben. Die Regenjacken wandern ins Gepäck bereit ihren vorgesehenen Dienst zu tun.
Die Taschen gepackt geht es los Richtung NRW.

Kaum auf der Autobahn angekommen öffnet der Himmel endgültig seine Schleusen. Was erwartet uns in den nächsten rund drei Stunden?
Was auch immer es sein wird, es wird nicht ankommen gegen die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling. Rund anderthalb Stunden versucht Petrus uns die Stimmung zu verwässern, doch der Regen perlt an meinem Auto ab, wie der Kapitalismus an der innerdeutschen Mauer anno 1963.
Kurz nach der hessisch-rheinlandpfälzischen Grenze gelingt es dem kommunistisch-komödiantischen Manifest aus der Feder eines Kleinkünstlers den Regen zu vertreiben und es zeigen sich die ersten zaghaften Sonnenstrahlen.

Wie geplant treffen wir nach etwas weniger als drei Stunden im Hotel am Zault zum Check-in ein. Kurze Zeit später sind wir auf dem Weg um den Unterbacher See in Richtung Südstrand. In weiser Voraussicht und unter Ausnutzung von Murphy’s Law schlummern die Regenjacken im Rucksack auf meinem Rücken, während die dunklen Wolken sich beleidigt dazu entscheiden weiterzuziehen.

Pünktlich um 15:00 Uhr, zur Eröffnung der Startnummernausgabe stehe ich am Schalter und wenige Minuten sitzen wir im Strandcafé und haben die Folienkartoffeln mit Kartoffelcreme und Salat bestellt, auf die ich mich schon den ganzen Tag gefreut habe.

Die Freude wird ziemlich schnell getrübt, als ich ein Stück Plastikverpackung aus dem Salatbouquet ziehe. Die Bedienung entschuldigt sich höflich für den Fauxpas. Als ich sie jedoch darauf hinweise gegebenenfalls etwas mehr Sorgfalt in der Küche walten zu lassen, versteinert sich ihre Miene.
Das Tschüss am Endes des Tages fällt entsprechend kühl aus.

Im gemütlichen Spaziergang geht es zurück zum Hotel, wo auch schon das nächste Kapitel im allabendlichen Wahnsinn auf mich warten wird.

Kurz nach 21 Uhr schlafe ich völlig unerwartet ein. Gefühlt mitten in der Nacht, meiner eigenen Einschätzung nach irgendwo zwischen Mitternacht und zu spät zum nochmal einschlafen, wache ich auf. Im Gegensatz zu letztem Jahr ist es dieses Mal keine Party zwei Blocks weiter, sondern ein eine einzelne schrill-kreischende Stimme, die mir die Nachtruhe versucht zu rauben. Die Uhr zeigt zu meiner Verwunderung erst 22:30 Uhr, während drei Häuser weiter scheinbar neue Folgen von 50667 Köln, Schreien für Anfänger und The Chantalle & Kevin Show gedreht werden.
Kurze Zeit später ist es wieder still. Dafür knallt mir blaues Discolicht durch die durchlässigen Vorhänge und gleich zwei Polizeiautos stehen vor dem besagten Haus.
Schauze voll, umgedreht und weitergeschlafen.
Irgendwann, kurz nach halb drei, wache ich wieder auf. Da ist sie ja endlich, die erwartete Musik. Gedanklich hole ich die Walter WA2000 raus und lege an. Als ich tatsächlich aufstehen will, brauche ich zwei Versuche, denn meine Wirbelsäule schmerzt, als hätte man mir aus zwei Metern die Lupara an den Rücken gesetzt. Ich hasse weiche Matratzen.
Erstaunlicherweise habe ich am Morgen dann weder Kopf- noch Rückenschmerzen, lediglich der Nacken ist etwas verspannt.
Als mir meine Frau später noch erzählt, dass ich scheinbar eine Schlägerei um die Ecke verschlafen habe, kommen mir erste Zweifel, ob ich nächstes Jahr wieder hier einchecken werde, obwohl ich mit dem Hotel selbst eigentlich sehr zufrieden bin.

Nach Frühstück und Checkout geht es dann los zum Martinslauf.

Meine Frau Kopfschmerzen und wird daher – bis auf wenige Minuten – den Rest des Morgens schlafend im Auto verbringen.

Auf dem Gelände erwartet mich das übliche Bild. Zelt, Abgesperrter Start- und Zielkorridor, einige Stände, Dixiklos in Reih‘ und Glied und die Weckmannausgabe.
Am Forentreffpunkt neben dem Zelt finde ich niemand und so mache ich mich – nachdem ich bei den ersten Schülerläufen zugeschaut habe – auf zum Aufwärmen.

Ich weiß nicht so wirklich was mich erwarten wird. Die letzten Tage hatte ich immer wieder leichtes Zwicken im Oberschenkel und Finalgon war mein ständiger Begleiter. Lockeres Laufen war zu Glück immer schmerzfrei.
Das Aufwärmen fällt daher etwas weniger intensiv, dafür umso umfangreicher aus.
Beim Aufwärmen findet mich Pastis zufälligerweise und so kommt es doch noch zu einem kurzen Forentreffen mit u.a. ihr und Ulli.

Dann geht es auch schon Richtung Start, der auf 11.30 Uhr angesetzt war. Dieses Jahr sind für den 10er erstmals Startblöcke vorgesehen und Einteilungen für sub48, 48-58min und Ü58min sind gut mit Schildern abgesteckt.
Angesichts des Gedränges der letzten Jahre ist dies eine durchaus sinnvolle Neuerung, denn der Anfangsbereich der Strecke ist einfach nicht ausgelegt für ca. 1.200 Läufer/innen.
Ich schwanke zwischen Ende Block eins und Anfang Block 2, entscheide mich dann für die erste Reihe im 48-58er Block.
Kaum stehe ich im Block kommen die ersten Gerüchte auf, dass sich der Start – wieder mal – um 15 min verschiebt, was auch prompt bestätigt wird. Die Lautsprecheransagen gehen im allgemeinen Geschnatter regelrecht unter und so müssen regelmäßig Halbmarathonis, die sich in die 10er-Startaufstellung verirrt haben, aussortiert werden.
Die Blöcke werden von zwei Jungs mit einem Seil abgetrennt. Direkt am Seil zu stehen gibt mir die Gelegenheit einige lustige Szene zu beobachten. Immerhin hat sich niemand stranguliert oder selbst gefesselt.

Dann geht es endlich los. Der erste Block geht auf die Strecke und die beiden Jungs mit dem Seil sollen uns langsam zur Startlinie führen und nach etwa einer Minute loslassen. Ich bleibe an der Zeitmessmatte stehen. Leider bin ich der einzige. Weder die beiden Seiltänzer, noch die meisten der Läufer um mich herum achten auf die Zeitmessmatten und als die ersten Piepser ertönen sind die beiden Jungs gezwungen, die Strecke bereits nach wenigen Sekunden Pause freizugeben.
Nach rund 200m habe ich als erster den ersten Startblock eingeholt. Ich weiß nicht wie es hinten zuging, aber bei mir läuft es erstaunlich geordnet ab. Natürlich haben sich einige langsamere Läufer in den ersten Block geschmuggelt und auch hier wird die ganze Streckenbreite benötigt, das leidige Slalomlaufen der letzten Jahre fällt aber glücklicherweise aus.
Dafür habe ich mit meinen Schuhen auf dem leicht feucht-schmierigen Boden etwas Probleme.
Die ersten vier Kilometer vom Süd- zum Nordstrand um den Unterbacher See verlaufen ziemlich unspektakulär. Ab ca. km1 laufe ich in einer kleinen Gruppe deren Tempo angenehm hart ist und mich in etwa auf PB-Niveau hält. Ich horche in mich hinein, ob irgendwas zwickt aber alles in Ordnung.
Am Nordstrand erwartet die Läufer ein Stimmungsnest bestehend aus einem Moderator, lauter Musik, etwas Werbung und ein paar verirrten Zuschauern.
Dann geht es auch schon auf den ca. 2km langen Fußgängerweg neben der Landstraße. Ich hasse diesen Teil. Immer nur geradeaus, eintönig, langweilig und mit berechnender Regelmäßigkeit der Teil der Strecke auf dem ich am liebsten den Bettel schmeißen würde. Wie in den letzten beiden Jahren stellt sich auch dieses Mal wieder Seitenstechen bei mir ein.
Offen gestanden bin ich dieses Jahr ein Drecksack. Seit km3 laufe ich im Windschatten des gleichen Läufers und mit dessen Hilfe schaffe ich es auch das Seitenstechen wieder rauszuatmen ohne allzuviel Tempo zu verlieren.
Bei der Hälfte der Strecke bin ich noch immer rund 10 Sekunden unter PB-Tendenz, allerdings dauert es bis km7 bis ich das Seitenstechen wirklich los bin. Mittlerweile sind wir wieder im Wald und das feuchte Laub stellt in den Kurven meine beinnahe profillosen Schuhe vor einige Probleme.
Trotzdem ist die Strecke in sehr gutem Zustand und super zu laufen.
Allerdings merke ich, dass mir der letzte Wille fehlt mich wirklich zu quälen. Es ist bequem mein Tempo zu laufen, immer im Windschatten anderer Läufer, die in etwa genauso schnell laufen. Obwohl ich merke, dass mehr ginge, ist einfach die Luft raus.
Im Vergleich zu dem Debakel von vor drei Wochen bin ich froh, dass dieses Mal der Einbruch ausbleibt, auch wenn ich das angestrebte Tempo nicht über die vollen 10km halten kann.
Auf den letzten beiden Kilometern kann ich noch ein paar Läufer aus dem ersten Block abfangen, während ich selbst nur noch von zwei Läufern überholt werde.
Meine Taktik ohne Druck aus dem zweiten Block zu starten und einfach zu schauen was geht, hat sich als richtig erwiesen. Ich verzichte auf eine Endbeschleunigung und Zielsprint im letzten Kilometer, primär um nicht noch eine Verletzung zu riskieren, klatsche entgegen meiner Gewohnheit mit ein paar Kids kurz vor dem Zielkorridor ab und gehe bei 47:44 brutto / 47:15 netto über die Ziellinie.

Nach der Abholung des Weckmanns und kurzem Wortwechsel mit den Foris, geht es dann ziemlich direkt zurück nach Hause.

Fazit: Wie immer gute, schnelle Strecke, Orga im Vorfeld gut, an der Strecke etwas chaotisch.

Platz 178/1014 (M 157/603, AK 20/70)

Splits:
KM1 - 4:20 min/km
KM2 - 4:40 min/km
KM3 - 4:39 min/km
KM4 - 4:42 min/km
KM5 - 4:50 min/km
KM6 - 4:53 min/km
KM7 - 4:45 min/km
KM8 - 5:00 min/km
KM9 - 4:45 min/km
KM10 - 4:41 min/km
Keine Ahnung was bei KM8 war, kann mich nicht erinnern hier signifikant langsamer gelaufen zu sein.

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Danke für deinen Bericht. Und JA der Weckmann ist berühmt, da lohnt sich die weiteste Anreise ; )

Mit deiner Zeit wirst du sehr zufrieden sein denke ich, gut dass der Einbruch ausblieb.

K8 war auch bei mir der langsamste, da war doch viel Laub, etliche Kurven...

Ich liebe ja den von dir gehassten Abschnitt an der Straße entlang. Vielleicht gehst du im
nächsten Jahr mal den HM an, da ist der prozentuale Anteil ja dann geringer, und die Strecke
durch den Eller Forst ist wirklich auch sehr schön, bevor es dann auf der 10er Strecke am See
weitergeht.

Ich schau mal ob ich eine alternative Hotelempfehlung für dich finde. Dieses ist natürlich
unschlagbar nah dran

Viele Grüße

Ulli
5K 24:53 / 10K 52:31 / 15K 1:22:11/ HM 1:57:27/ M 4:10:33 / 50K walk 8:26:20

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Guter Bericht!! So weit ich mich erinnern kann, war diese ca 600m Strecke mit kleinen, bei dem Wetter, etwas glitzigen Steinen unter dem Laub bei Anfang KM8 und generell war das uneben und nicht so toll zum Laufen. Auch Sarah vom Lauftreff, die als 3. Frau in der Gesamtwertung aufs Treppchen durfte, berichtete davon, dass sie die Stelle schwierig fand. Dich hat das vielleicht auch verlangsamt, auch wenn du es nicht mehr weiß.

Ich hoffe, dass es deiner Frau wieder besser geht - habe ich mich schon gewundert, dass ihr so schnell weg wart! Aber ihr hattet ja auch noch ein Stück Autobahn vor Euch.

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MikeStar hat geschrieben:„JAA! Da ist das Ding!“

Fazit: Wie immer gute, schnelle Strecke, Orga im Vorfeld gut, an der Strecke etwas chaotisch.

Platz 178/1014 (M 157/603, AK 20/70)
Hab ich doch vorher schon geschrieben / vermutet :wink:

.........
Glückwunsch zu Allem. :daumen: :pokal:

Schön da, gell :winken:
Ich will "Laufen Aktuell" zurück...

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Hallo und danke für den sehr schön geschriebenen Bericht :-)
War interessant zu lesen, fast, als ob man selber gelaufen wäre ;-)

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Lunedi hat geschrieben:Hallo und danke für den sehr schön geschriebenen Bericht :-)
War interessant zu lesen, fast, als ob man selber gelaufen wäre ;-)
Jo, fehlt nur der Muskelkater! Ich hätte davon einen gewissen Überschuss - bediene dich! :D
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