
Aber der Reihe nach. Aller Laster Anfang war der Rennsteiglauf.
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 012-a.html
Danach wollte ich eigentlich eine Woche später etwas Spaßiges machen. Im Form von dem hier Stäffele-Teamlauf wird zum Spektakel - VKZ die Vaihinger Kreiszeitung Tja dafür bräuchte es aber noch 2 Freiwillige. Und die üblichen Verdächtigen hatten da schon was Besseres vor. BFTR im Schwarzwald. Ist ja verständlich, der Name hört sich ja auch Klasse an. Bloß was steckt dahinter? Weltmännisch heißt der Schwarzwald heutzutage nämlich Black Forest und ein hundsgemeines Waldläufle wird als Trailrun bezeichnet, ergo ergibt das Konglomerat, Black Forest Trailrun. Oder kurz und knapp, BFTR. Aber eine Woche nach dem Rennsteig, 58,7 km und 2400 Hm angehen?
Zunächst mal siegte die Vernunft und als Ersatz für den eigentlich geplanten doppelsinnigen Staffellauf in Roßwag fand ich eine Alternative für den Freitag. http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... slauf.html Je länger ich darüber nachdachte desto stärker wurde der Drang nach der Bezwingung einer sich tausendfach wiederholenden gleichmäßigen Ansteigung. Und dem Verlangen wollte ich, komme was wolle, nachgegeben.
Ganz aufgegeben wollte ich den Plan noch nicht anschließend, bei entsprechender Verfassung, spontan nach Simonswald in den Südschwarzwald zu fahren. Die Entscheidung wurde mir im Laufe der Woche aber erleichtert. Anmeldestopp. Rien ne va plus. In meinem ersten Frust, der bekanntlich immer der schlimmste ist, starte ich eine Suchanfrage nach einem übrigen Startplatz. Um kurz darauf tatsächlich von einem Angebot überrascht zu werden. Andre ist leider verletzt und würde mir den Startplatz für die Masterwertung übertragen. Das hieße zusätzlich am Sonntag nochmals 27,1 km mit 1140 Hm. Upps, nee den zweiten Tag würde ich nicht überleben. Riskant genug die Samstagstrecke mit 58,7 km und 2400 Hm unter die müden Glieder zu nehmen. Andre bekommt meine Daten und wird für mich die Ummeldung auf den Samstag in die Hand nehmen. Ich freue mich über sein großes Engagement. Doch gleichzeitig plagen mich auch Zweifel. Eine innere Stimme meldet Bedenken an. Schließlich sind dieses Jahr noch weitere Großtaten gefragt. Was wenn ich mich durch diesen Blödsinn in eine unnötige Misere bringe?
Dann ist erst mal etliche Tage Funkstille. Immer wieder überprüfe ich, nervös und etwas ängstlich, mein Email Postfach. Der Kontakt zum Veranstalter gestaltet sich offenbar nicht so einfach. Es werden alternative Laufziele für das Wochenende gesucht, und gefunden. In Oberstdorf findet am Sonntag der Gebirgstäler Halbmarathon statt. Wär auch ein landschaftlicher Genuss. Und nicht halb so anstrengend für die vom Rennsteig noch geschundenen Knochen. Ich verliere völlig den Überblick wie mein kommendes Wochenende aussehen könnte. Am Mittwochmittag kommt die Erlösung für die Ungewissheit. Alles klar mit der Ummeldung. Ich werde vor Ort eine neue Startnummer kriegen. Endlich, eine Entscheidung ist gefallen. Und die werde ich jetzt erst mal für mich behalten. Wer weiß ob ich es wirklich schaffe rechtzeitig den Weg dahin zu finden.
Apropos. Als ich mich nun etwas eingehender mit der Ausschreibung befasse, lese ich mit Erschrecken folgendes: „Teilnahmeberechtigt sind alle gesunden, erfahrenen und gut trainierten Läufer/Innen, die darüber hinaus über eine gewisse Trittsicherheit und Orientierung verfügen“. Orient...., was? Au weia, der letztgenannte Punkt könnte für mich zu einer harten Nuss werden. Jetzt will es aber einer wissen.
Nach der Huldigung des Treppenkultes am Freitagabend geht es also stande pede zurück in heimatliche Gefilde. Es ist noch einiges herzurichten für den großen Tag. Der Lauf in Simonswald ist ein kleiner aber feiner Landschaftslauf. Die Infrastruktur ist daher nicht mit einer Großveranstaltung wie dem Rennsteig zu vergleichen. Das heißt Eigenverpflegung und Notfallsachen in meinem Laufrucksack mitzunehmen. Warum zog es mich eigentlich schon wieder in den Wald? Hatte ich nicht erst letzte Woche „Grün satt“ gehabt bei der Tannenbaumausstellung in Thüringen.
Und eigentlich genug G‘schäftle fürs Wochenende, wie: Rasen mähen, Auto waschen und die geliebte Kehrwoche machen. Ach was "die Trepp g'macht" wurde doch schon am Freitag im Badischen. Daran im Anschluß wurden die beiden Laufgöttinen aus Eltingen wohlbehalten mit der königlichen Kutsche nach Hause chauffiert und das ganze Laufglump ist gerichtet. Mit diesen Gedanken beginnt die kurze Nachtruhe. Naja so richtig ruhig war die nicht.
Weil ich mir dabei nochmals den ganzen Wahnwitz vor Augen geführt habe. Auf Ultra, folgt Ultra und dazwischen wurde ein kurzer, knackiger Treppenlauf zur Taperung absolviert. Und nur gut 12 Stunden nach dessen Beendigung würde ich am Start des Black Forest Trailrun stehen. Und der Weg bis nach Simonswald würde auch noch 2,5 Stunden meiner dringend benötigten Schlaf- und Ruhephase kosten.
Zum Glück habe ich ein sturmfreies verlängertes Wochenende für meine spinnerte Aktion.


Bereits um 3 Uhr bin ich in der Maske.


Uli hat sich auch eingefunden und kann dank Nachmeldung heute mitlaufen. Schön mal wieder jemand persönlich zu sehen, denn man in verschiedenen Foren schon gelesen hat. Zudem noch brutal viele, brutal harte Ultras, die einem mit Transalpine- und UTMB Finishershirts brutal aufzeigen, wie brutal gut sie drauf sind. Uff, was mach ich kleines Licht hier bloß. Ein bescheidener Schwabe unter lauter "Von der (Ultra)Sonne verwöhnten" Läufer. Dann erklärt Hans Meier noch in seinem Briefing (immer diese neumodischen Wortschöpfungen) auf was wir achten sollen. Unser Weg ist von der gelben Gefahr bedroht, respektive wenn dir diese längere Zeit nicht begegnet ist die Gefahr groß, dass du Gefahr läufst, weiter zu laufen als es der Rennorganisator vorgesehen hat. Und dann gibt es auch noch ein rosa Roadbook. Ich glaub's net. Und wer erklärt mir das unterwegs? Auch ein Walter Röhrl wär doch ohne seinen Copilot, der ihm aus dem Gebetbuch liest, auch laufend von der Strecke abgekommen.




So, wir haben nun noch 2 Minuten, beendet Herr Maier seine Verwirrung stiftende Ansprache. Ich wünsche auch viel Erfolg und kommt gesund wieder. Ja, Papa ich passe schon auf mich auf, denke ich bei mir.

Die ersehnte Hütte kommt dann in Form des Hintereckhauses. Hier gibt es eine Jause. Naja, für ein gemütliches Veschper ist die Auswahl schon etwas ausgedünnt. Wer zu spät…. Es werden wahllos Erdnüsse aus der Dose geangelt und dazu ein geachteltes Apfelstückchen verdrückt. Was für eine tolle Gaumenkomposition, die zur Geschmacksveredelung, mit zwei Bechern Iso hinuntergespült wird. Und als Dessert gibt es ein Mini-Snickers. So den Schnaps sparen wir uns jetzt mal, und machen dafür weiter unser Verdauungsspaziergängchen. Nach dem Motto: Nach dem Essen sollst du ruhn, oder tausend Schritte tun. Naja, dürften ein paar zigtausend mehr werden, aber egal.
Denn wo es steil hoch geht, geht es bald auch wieder genauso steil runter. Meistens nur kurz unterbrochen von flacheren laufbaren Streckenabschnitten. Bergab schlägt Trailrunners Herz höher. Wüste Downhills über steinigen, rutschigen Untergrund. Tiefe Erdlöcher im teilweise aufgeweichten und schlammigen Boden durch den Regen am Vortag. Leider muss ich schnell feststellen das meine Sohlen, insbesondere bei feuchtem und felsigem Terrain, wegrutschen. Dies, und die Tatsache, dass wir heute noch länger unterwegs sein werden veranlassen mich meine Kräfte zu schonen und es hier nicht fliegen zu lassen. Die Gefahr die Bergpasssagen sonst mit ungebremster maximaler Fallgeschwindigkeit zu absolvieren ist zu groß. In der Ruhe liegt die Kraft heute und Aufrecht ankommen heißt die Devise. Gegenüber dem Rennsteig bietet das Grün heute Abwechslung pur. Ständig wechselnde Wegbeschaffenheit, wunderbare Waldkompositionen aus verschiedenen Baumarten, Flechten, Wurzeln und moosbewachsene Felsen, gepaart mit Lichtungen die Ausblicke auf die Traumlandschaft bieten. Es geht nur wenige Kilometer über Asphaltstraßen. Für den eigentlich ungeliebten Untergrund wird man entschädigt mit dem Anblick saftig grüner Wiesen, übersät mit gelbem Löwenzahn. Idylle Pur. Bevor die Sinne wegen Reizüberflutung

Zum ersten Mal wird es dass beim Aufstieg zur zweiten Verpflegungsstation die an einem Aussichtsturm liegt. Zwischenzeitlich ist es so gegen 11:00 Uhr und mein Magen ist trotz der vielen Schönheiten um uns herum der Meinung, dass energiereiche Kraftstoffe nachgeliefert werden sollten. Bis dahin habe ich mich längere Zeit von Uli begleiten, und gut unterhalten lassen. Tina, Niko und Horst sind auch noch in meiner Nähe, allerdings passt unser Lauf- Rhythmus für ein Pläuschchen heute nicht. Schon bald sind sie mir so weit voraus, dass sie an den Verpflegungspunkten weiterlaufen während ich gerade erst ankomme. Um den Magen fürs erste zu besänftigen esse ich einen eigenen Energieriegel, so quasi als Appetizer, in Erwartung eines fürstlichen Mahls. Doch daraus wird leider nichts. Das eh schon etwas spärliche Angebot, das der Verpflegungspunkt darreicht, ist bereits auf Restbestände geschrumpft. Ich habe zwar, gemäß den Hinweisen der Ausschreibung, Eigenverpflegung dabei. Aber als Abwechslung zu meinen Riegeln und Gels hätte ich mich z.B. über Bananen sehr gefreut. Nehmen wir's wie's kommt. Essen hält zwar Leib und Seele zusammen aber heute konnte man sich auch an der Natur satt sehen. Vergessen war der düstere Thüringer Wald und der noch düstere Schleim.

Weiter geht dann der Weg in den Wald hinein. Leider bleibt Uli zurück und ich sehe ihn auch im späteren Rennverlauf nicht mehr. Schade. Wie ich später erfahre hat er leider Probleme mit der Leiste bekommen. Schon bald laufe ich wieder in einem kleinen Grüppchen, selten vorneweg. So bleibt es mir erspart rechtzeitig nach den gelben Markierungen Ausschau zu halten. Es gibt bemalte Steine auf dem Weg, Richtungspfeile und Punkte an Baumstämmen. Ohne diese Zeichen wäre ich völlig orientierungslos. Ich habe das Gefühl das wir kreuz und quer durch den Wald laufen und unsere GPS-Uhren Schlangenlinien, durch das ständige auf und ab, produzieren
Laufbare Abschnitte haben für mich zwischenzeitlich Seltenheitswert. Und ich gestehe mir selbst überraschend ein, dass ich geradezu froh bin wenn wieder ein Steilaufstieg folgt und ich wandern darf. Umso schwerer fällt, immer mehr, das wieder anlaufen. Damit beginne ich erst wenn es wirklich topfeben ist. Die ersten Schritte tun trotzdem weh. Wenn es dann mal läuft und die Bodenbeschaffenheit hergibt schaue ich wieder auf meine Uhr. Nein nicht wegen der Geschwindigkeit sondern wegen der Kilometer die bereits zurückgelegt wurden. Puh, das geht ja gar nicht voran. Kein Wunder, dass ich bei dem häufigen „Stocklos-Walking-Tempo“ erst kurz vor eins am Verpflegungspunkt Numero 3 eintreffe. Das heißt für knapp 35 km an die 5 Stunden gebraucht. Und noch 23 km und dafür 3,5 Stunden Zeit bis zum Zielschluß. Das müsste doch eigentlich gut reichen. Tja, eigentlich.
Das war nun eine ganz neue Erfahrung. Vergiss deine Zeiten, der Weg ist das Ziel. Und dort ankommen. Trotz der landschaftlich reizvollen Begleitumstände schaute ich ab jetzt immer öfter auf meine Uhr, sobald der verheißungsvolle Piepser den nächsten Kilometer verkündete. Noch vor diesem Verpflegungspunkt überhole ich auf einem relativ flach verlaufenden Stück den wandernden Horst, der aussteigt um keine Überlastung zu riskieren.
Weiter geht mein Wandertag, in Erwartung des nächsten Berges. Ein Radkontrollposten möchte von mir wissen wie viel noch hinter mir kommen. Häh, wie soll ich das wissen? Ist es nicht normal umgekehrt, dass einem gesagt wird wie viel bereits vor einem durch sind. "Na, ich hoffe mal das noch mindestens ein (dreckiges) Dutzend hinter mir ist", gebe ich zur Auskunft. So langsam wir die schwüle Luft unangenehm und auch der Wald bietet nur unzureichend Schutz vor der brütenden Hitze. Die Schneereste der vor wenigen Tagen noch gefallenen weißen Pracht halten sich trotzdem zäh am Wegesrand. Die nun folgenden Forstwege mit knöcheltief, ausgeschlagenen Fahrspuren sind auch in der Horizontalen kaum unfallfrei laufbar. Ich merke wie der Zeitpuffer für die nächste Kontrollzeit schwindet und schwindet. Zeit das der Verpflegungspunkt an der Marathonmarke kommt. Dort treffe ich dann Markus.
Der muss schon länger da sein, denn er gibt mir bekannt das Niko und Tina gerade weitergelaufen seien. Ich brauch jetzt erstmal eine längere Pause. Da ich mir nicht überfressen vorkomme, werfe ich mir nun halt doch zwangsweise mein bäbbiges Gel ein. Als ich aufbreche wundere ich mich noch das Markus immer noch da ist, vergesse aber versunken im eigenen abgekämpften Zustand zu fragen warum er nicht mitkommt. Erst im Ziel erfahre ich das er mit Magenproblemen hier abbrechen musste. Es ist aber auch wirklich schwierig sich bei einer so langen Belastung richtig zu ernähren. Oft ist einfach Glück dabei das richtige erwischt zu haben. Zudem mit empfindlichen Magen. Denn ich nachweislich wohl nicht habe. Wenn ich da an das Verarbeiten des thüringerischen Cocktails bestehend aus Tapetenkleister und Holzwolle denke.

Jetzt beginnt zum Glück wieder ein langes Flachstück und das heißt zwar laufen müssen, aber gleichzeitig auch endlich dem Ziel wieder etwas schneller näher zu kommen. Der Weg führt nun über eine vom Zahn der Zeit angenagte Holzbrücke. Naja, warum sollten die morschen, teils halb zerfallenen Tritte ausgerechnet bei mir Häspele nachgeben. Für die Marathondistanz habe ich jetzt deutlich mehr als 6 Stunden gebraucht und so langsam beginne ich zu ahnen das es eng wird mit einer Zielankunft bis 16:30 Uhr. Schon bald geht es nämlich wieder steil bergauf an einem malerischen Bach entlang, höher und höher. Das erquickende Nass ist überall, neben mir und über mir. Denn um meinen Motor nicht völlig überhitzen zu lassen, habe ich mein mitgeführtes Schwämmchen befeuchtet um Stirn und Nacken zu kühlen. Ah, tut das gut. Trotzdem kommt mir der Anstieg am Bachlauf endlos vor. Doch irgendwann öffnet sich der Wald wieder und es geht über Wiesen bergab. Ein paar Kühe halten mitten auf dem Weg ihr Schwätzchen und lassen sich auch von ein paar, etwas abgerissen aussehenden, Trailläufern nicht aus der Ruhe bringen. Nur eine kleine Lücke lassen Sie frei und lassen mich, recht grimmig dreinschauend, passieren.
Kurz danach treffe ich auf den alleine laufenden Niko. Nanu, wo ist denn seine Muße. Niko musste Sie schweren Herzens ziehen lassen weil sein beim Osterspaziergang umgeknickter Knöchel wieder Probleme macht. Zusammen laufen wir nun das Stück bis zur Kirche am Hörnleberg. Direkt dahinter ist die 5. Verpflegungsstation aufgebaut. Hier gibt es herrlichen Nusskuchen und die heute bei mir obligatorischen gelben Salzbonbons. Zusammen mit meinen Kautabletten sorgen Sie dafür, dass mein Salzhaushalt einigermaßen im Gleichgewicht bleibt. Kurz vor dem Aufstiege zum Hörnlekopf hat mich Niko gebeten ihm ein Gel aus seinem Rucksack zu nesteln. Und was soll ich sagen. Obwohl ich nach dem leckeren Kuchen neue Kräfte verspüre und mich nochmals richtig reinhänge, kommt er ca. 5 km vorm Ziel von hinten an, zieht vorbei und ward dann bis zum Ziel nicht mehr gesehen.

Ich laufe da schon längere Zeit allein und verbrauche die letzten Kräfte auch noch mit Denksport beim Abscannen des Waldes nach den gelben Hoffnungsschimmern für die richtige Routenwahl. Ganz schön mühsam und öfters wird mir mulmig ob nicht schon längst wieder eine Markierung hätte kommen müssen. Ich sehne so langsam das Ende herbei. Nein nicht meines, sondern das Ende dieses wunderschönen Laufes. Denn so langsam wird es, trotz der grandiosen Umgebung, zermürbend. Zumal als es die letzten Kilometer auf einer nicht enden wohlenden breiten Waldautobahn, langsam aber stetig nochmals bergauf geht. Ich mag nicht mehr laufen. Aber auch nicht mehr wandern. Meine Berechnungen, dass es knapp reichen könnte, schwinden dahin. Es nützt auch nichts, dass ich tatsächlich die letzte Verpflegungsstation bei Km 54,2 auslasse. Luftlinie bin ich doch schon fast da. Unten erkennt man durch die Bäume Simonswald. Aber die gelben Punkte führen mich immer mehr nach oben.
Zwischenzeitlich bin ich auf 2 Läufer vor mir gestoßen. Gemeinsam sind wir ratlos. Jetzt muss es doch aber bald rechts ab gehen. Man hört doch schon Geräusche vom Ziellautsprecher, der irgendwo da unten sein muss. Oder? Endlich ein gelber Pfeil. Wir verlieren an Höhe. Ich will jetzt nur noch runter ins Ziel und setze mich von den beiden ab. Niko ist derweil nicht mehr zu sehen. Egal. Es geht wieder auf einen Hauptweg zurück. Und nochmals ein Stück bergauf. Aaaah, ich mag nimmer. Aber irgendwann ist auch der letzte Anstieg geschafft. Es geht bis zum Waldrand herunter auf eine Weide. Ich sehe nun nochmals Niko, wie er die steile, vom Regen aufgeweichte, mit Kuhlöchern übersäte Wiese hinunter brettert. Scheint, dass er sich 57 km lang geschont hat. Meinen Waden und Oberschenkel werden schon beim Gedanken an einen Schlußsprint sauer.

Es dauert daher länger als gedacht bis ich glücklich und erschöpft am unspektakulären Ziel einlaufe. Kein Zielkanal, kein aufgeblasener, überdimensionierter, werbebannerverunzierter Zielbogen, keine Kameras und natürlich auch keine nervös zuckenden Zahlen, die die Brutto-Zeitnahme anzeigen. Das alles braucht es heute nicht um mein Herz höher schlagen zu lassen und die Freude über die erbrachte Leistung zu genießen. Meine Zeit wird von einem, in einem Partyzelt sitzenden Zeitnehmer, manuell gestoppt. Ich brauche die heute eh nicht um Glücksgefühle zu verspüren. Heh, ich hab es geschafft und herrlich war's. Naja, die letzten 4 Kilometer hätte es nicht mehr gebraucht.
Tina hat bereits ihre Urkunde und ihren Preis für ihre 2. Platzierung in der AK entgegengenommen. Sie ist bei ihrem ersten Ultra eine fantastische Zeit unter 9 Stunden gelaufen.

Egal, die Hauptsache ist - Ich hab beides geschafft. Die gelbe Markierung ohne Verlaufen zu finden und den Lauf zu beenden. Alles in allem bereue ich nichts. Die Erfahrung mal ganz hinten mitzulaufen und nur noch die Devise: „Ankommen wollen" zu haben war völlig neu, aber sehr hilfreich denke ich. Vor allem in Bezug auf den anstehenden Swiss Alpine. Und zum ersten Mal haben mich ab einem gewissen Zeitpunkt die Zeiten meines Garmins nicht mehr interessiert und nur noch die km-Anzeige hielt mich am Leben. Und die letzten 4 kamen mir vor wie 40.

Leider bleibt mir nicht viel Zeit mit den anderen das Erlebte vor Ort zu teilen. Ich will heute ja noch zurückfahren. Nach der Verabschiedung gehe ich schnell duschen und verdrücke noch zwei große Stücke Sahnetorte. Als ich in Richtung Auto nochmals am Ziel vorbeikomme kommen gerade zwei Läufer rein und eher zufällig bekomme ich mit wie der Sprecher verkündigt das die Samstagsläufer im Zielzelt ihre Medaille abholen können. Upps, das muss einem doch auch gesagt werden. Schöner wär's natürlich gewesen die standesgemäß von einem hübschen Schwarzwaldmädel umgehängt zu kriegen. Aber man kann nicht alles haben. Und an Naturschönheiten hat es heute auch so nicht gefehlt. Schön ist es auch das meine Zeit doch noch in der Wertung erscheint und es für den letzten Platz doch nicht ganz gelangt hat.
Da es im Ziel nichts Deftiges gab, hab ich mich auf dem Heimweg die ganze Zeit auf eine fette Currywurst gefreut



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