Eigentlich kein Lauf und deshalb auch kein Laufbericht, aber auch kein gemütlicher Wochenendausflug über denn ich trotzdem ein paar Zeilen schreiben möchte.Es ist noch nicht einmal ein Wettkampf, sondern ein Wanderausflug. Allerdings einer der etwas längeren Art. Gemeinsam mit einer Gruppe der Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins, die seit nunmehr zum 10. Mal, über ihre Bezirksgruppe Nürtingen eine 24 Stunden Wanderung auf der Schwäbischen Alb anbietet. Die weiteren Eckdaten: Ca. 85 km und 2200 ihm.
Ich bin vor Jahren im Internet auf der Suche nach Bergtourenprogrammen zufällig auf dieses Angebot gestoßen. Zu Anfangs schien mir das unvorstellbar, doch zwischenzeitlich bin ich schon mehrfach über 24 Stunden gelaufen und die genannte Distanz, annähernd doppelt so lang. Trotzdem habe ich gehörig Respekt, denn Gehen und Laufen belasten Körper und Psyche doch ganz anders. Ja auch mental hatte ich zunächst etwas Bedenken. Stundenlanges Wandern könnte mich doch eher „langweilen“ als gemächliches Joggen. Ich meldete mich zaghaft beim Tourenleiter Hans-Jörg Weiss per Email, ob ich als „Fremdling dieser Gangart“ und dazu noch als Mitglied in einer anderen Sektion des Alpenvereins, mitgenommen werden würde. Alles kein Problem, sofern ich 30 kg Zusatzgepäck mitnehmen würde, die mein Tempo entsprechend drosseln, kam die Antwort. „Na ja, darüber müssen wir nochmals reden“, antwortete ich und besuchte kurz vorm geplanten Termin den Gruppenabend in Nürtingen, zum „Briefing“
Beginn am 19.05.2017 in Geislingen um ca. 18:45, Ende 20.05.2017 in Nürtingen am Bahnhof um 18:45. Keine offizielle Zeitnahme, kein Wettkampfcharakter. Eine Frühstückspause bei einem Bäcker in Wiesensteig und eine Mittagspause in einer Pizzeria in Hochwang. Die Teilnehmer müssen zusammen bleiben.
Wie sich schnell herausstellte, waren die interessierten fast ausschließlich Wiederholungstäter, die diese Herausforderung mit einschlägiger Wandererfahrung im Mittelgebirge angingen. In diesem Terrain treibe ich mich nicht herum, wenn dann geht es zu technisch anspruchsvollen Touren in alpineres Gelände. O.K., lange Touren habe ich dort auch schon gemacht und die Eroberung der "Seven Summits von Schröcken“ in 19 Stunden oder der Walser Ultra Traillauf stehen auf meinem Kerbholz.
Meinen ersten Wandertag werde ich also nicht völlig ohne „Vorstrafenregister“ absolvieren. Gegenüber einem Wettkampf gibt es aber schon einige Unterschiede, wie die autarke Verpflegung und die fehlende Möglichkeit sich bei psychischen und physischen Problemen so einfach von der „Truppe“ entfernen zu können. Denn die Wanderung verläuft großteils abseits zivilisatorischer Errungenschaften, auf Singletrails oder einfachen Forstwegen.
Treffpunkt mit den 25 Teilnehmern sollte um 17:10 in Nürtingen am Bahnhof sein um mit dem Zug um 17.30 gemeinsam nach Geislingen zu fahren. Meine erste Herausforderung war dorthin pünktlich zu kommen. Freitagnachmittag und die B10 ist total dicht. Ein Unfall und der Berufsverkehr sorgten dafür, dass ich meinen Zeitpuffer (1,15 Stunden vor Zugabfahrt losgefahren für eine Strecke die normal in 35 Minuten zu schaffen ist) total aufbrauche im Stau und mein Navi mir eine Zielankunftszeit von 17:31 anzeigt.*Ich setze jetzt alles auf eine Karte. In Nürtingen angekommen ist es 17:27, ich stelle mein Auto in einer Nebenstraße ab und renne zum Bahnhof. Da steht schon ein Zug und eine große Menschenmenge mit Rucksäcken am Bahnhof. Ich renne los, unter der Unterführung durch, die Treppe hoch zum Bahnsteig und rätsle noch warum die Gruppe noch nicht in den schon länger wartenden Zug einsteigt. Ich sehe wie die Türen schon zu sind und der beleuchtete Türdrücker erlöscht. Oh nein, ich drücke mehrmals, die Tür bleibt zu, der Zug setzt sich in Bewegung. Da registriere ich erst, das "meine", mir persönlich großteils noch unbekannte Gruppe, noch dasteht. Das war der falsche Zug (Tälesbahn nach Neuffen). Die S-Bahn nach Plochingen kommt erst um 17:32, also in 2 Minuten. Das wär vollends filmreif gewesen, wenn ich in den falschen Zug eingestiegen wäre.*Die erste Hürde war jedenfalls geschafft. Ab jetzt kann es ja nur noch einfacher werden.
Von Plochingen ging es dann planmäßig mit dem Regionalexpress nach Geislingen. Im strömenden Regen stehen wir dann dicht gedrängt unter dem schützenden Vordach. Durch meine Einlage bin ich natürlich Gesprächsthema Nummer 1. Nie wurde ich schneller mit „wildfremden Menschen warm“. Apropos. Leider ist es richtig kühl. Die Temperaturen sind einstellig und auf der rauen Alb dürfte es heute Nacht noch frostiger werden. Mit Schirmen laufen wir los, nachdem Hans-Jörg die Tour für eröffnet erklärt hat. Wir müssen mit der großen Gruppe erst mal unfallfrei die Stadt verlassen. An jeder Ampelkreuzung ist geduldiges warten angesagt. Aber heute ist weder die Zeit, noch die erlaufene Streckenlänge das Ziel. Beides ist fix. Die Kunst ist es für den Wanderleiter, beides so zu koordinieren, das es in etwa zusammenpasst. Ich kann dahingehend heute meinen Ehrgeiz tiefenentspannt in den Standby-Modus schicken. Und Garmin schont sich zuhause für zukünftige Spinnereien seines Herrchens. Nur der Schweinehund, dieser überflüssige Zeitgenosse wird es sich auch heute wieder nicht nehmen lassen mir auf die Nerven zu gehen.
Kaum haben wir den Teeranteil verlassen, geht es über steile feuchte Wiesen kräftig rauf. Obwohl der Regen nachgelassen hat bin ich froh an meinen Neopren-Socken und den hochhackigen HOKAS mit dem Trailprofil. Unten rum bleibt es fast trocken. Die Schuh- und Klamottenwahl ist heute ziemlich breit gefächert bei dem Mitstreitern. Viele schwören auf feste knöchelhohe Wanderschuhe. Am anderen Ende der Skala gibt es auch einige wenige mit leichten Laufschuhen mit Straßenprofil. Und ein kleiner Rest trägt steigeisenfeste Hochtourenbergschuhe. Wanderhosen, Laufhose, Jeans, alles dabei. Handschuhe und Mütze werden später ihre Berechtigung haben. Die mitgeführten Trekkingstöcke leisten mir bei den regendurchweichten schlammigen Abstiegen wertvolle Dienste.
Leider sehen wir nicht viel von der schönen Aussicht, als wir den HW1 (Hauptwanderweg 1) erreichen, der uns nun relativ steigungsfrei immer am Albtrauf entlang führt. Und ich kenne ich mich in der Gegend überhaupt nicht aus und versuche im Gespräch mit den anderen etwas mehr über die Faszination des Alb-Randwegs zu erfahren. Über den Augenstein zum Hausener Felsen (728 m), geht es weiter über den Weingoldsbergweg und den Haarberg zum Wasserberghaus. Die Dämmerung tritt ein, der Regen hat aufgehört und ein schwaches Abendrot leitet die bevorstehende dunkle Phase ein. Die Stirnlampen werden herausgekramt und über uns sehe ich einen Sternenhimmel, wie ich ihn in über Stuttgarts Kessel niemals sehen könnte. Und dann eine Begegnung der „unbekannten Art.“ Feuersalamander die der Regen herausgelockt hat, sitzen mitten auf dem Weg. Dutzende dieser seltenen Tiere zu Gesicht zu bekommen. Unglaubliches Glück.
Nach der Bertaburg machen wir uns an einen längeren rutschigen Abstieg und überqueren dann über eine Fußgängerbrücke die Fahrspuren der A8. Es ist nun richtig kalt und windig, wir können hauchen. 2 Teilnehmer lassen sich hier von ihren Partnern abholen. Nachts um kurz vor 3. Zum Glück fühle ich mich noch gut. Will gar nicht daran denken, dass ich meine Frau anrufen hätte müssen und aus dem warmen weichen Bett holen. Seufz, kurzer Gedanke an selbiges. Nichts wie weiter. Nach einigen Schritten kommt mir es schon nicht mehr so kalt vor.
Das nächste Ziele heißen Boßlerhaus, Windeck, Bläsiberg, Wiesensteig. Wir hören die Autos der A8 rauschen da oben auf der Höhe. Die ersten Vögel zwitschern und die Sonne geht auf. Es wird heute ein schöner Tag werden. Die Gipfel der Höhen sind bereits angestrahlt. Wir aber gehen runter in das kalte Loch Wiesensteig, das wortwörtlich im Schatten der Autobahn liegt. Um kurz vor 7:00 Uhr laufen wir in der Dorfbäckerei ein. Leider ist in dem kleinen Laden kein Platz für unsere große Truppe. So wurden eigens für uns draußen Bierbänke aufgestellt. Fröstelnd gibt es heißen Kaffee. Nach knapp einer Stunde geht es weiter. Einige verlassen uns bei Halbzeit der Tour, werden von Angehörigen oder Partner abgeholt.
So schnell wie möglich möchten wir zurück ins wärmende Sonnenlicht, dafür müssen wir aber Höhenmeter machen. Doch zunächst geht es am Bach entlang ins Hasental bis zum Filsursprung. Dort an der Quelle machen wir eine Rast und vor dem folgenden Aufstieg kann die Jacke zurück in den Rucksack. Ein Teilnehmer zog sich bereits beim Frühstück in Wiesensteig seine als Reserveschuhe mitgeführten Crogs an und läuft nun wegen seiner Blasen damit weiter. Bis zum Schluss der Tour sollte er diese anbehalten. Verrückt bei den Wegen.
Diese führen zunächst über feuchte Wiesen aus denen der morgendliche Tau als Wasserdampf aufsteigt.
Unter der Ruine Reußenstein vorbei an Neidlingen, gelangen wir nach Unterlenningen. Auf dem Weg dorthin höre ich Dudelsackmusik. Ich unterhalte mich gerade mit einer Mitwanderin, da meint diese. „Ach mein Vater übt heute wieder in seinem Gartenhäuschen um daheim niemanden zu stören. Wenn der wüsste, da ich hier über ihm gerade vorbeiwandere.“
Es ist heiß geworden und zäh. Als wir Unterlenningen verlassen geht es in der Mittagshitze steil und lang über das Hirschtal hoch zum Konradsfelsen. Es tut mir gut dabei begleitet zu sein. In interessante Gespräche vertieft. Eigentlich würde ich gar nicht so schnell hochwandern wollen, so aber kämpfe ich mich tapfer bis zur Anhöhe. Das Mittagessen in einer Pizzeria rückt näher. Bis wir dort aber eintrudeln zieht es sich noch auf dem Weg nach Hochwang. Es ist schon 14:45. Bis alle ihr wohlverdientes Essen geordert und genossen haben geht eine gute Stunde rum. Nun werden wir von Hans-Jörg zur Eile angetrieben, sonst wird es eng das Ziel am Nürtinger Bahnhof rechtzeitig zu erreichen. Wieder „Rettungsfahrten“ um einigen die Reststrapazen abzunehmen. Einer wollte auch auf seine eigene Geburtstagsfeier nicht zu allzu spät kommen.
Auf dem kürzesten Weg wollen wir nun über den Bühlerfelsen und Beurener Felsen durchs Tiefenbachtal. Es wird zieht sich endlos auf den langen Forstwegen und, zum Schluss auf den geteerten Abschnitten nimmt die Ausflüglerdichte rapide zu. Wir erreichen den Ortsrand von Nürtingen und 15 "Finisher" verewigen sich mit Abschlussfoto am Bahnhof. Punktlandung nach 86,7 km und 2210 hm.
Leider war diese Tour die Abschlussführungstour von Hans-Jörg Weiss. Aber wie es aussieht wird jemand von der Gruppe die 24 h Wanderung künftig übernehmen. So ist es nicht ausgeschlossen, dass ich da nochmals mitmachen werde. Den die tollen Ausblicke von Alb-Randweg schreien förmlich nach einer Wiederholung. Und die Füße habe sich schneller erholt, als erwartet. Vielleicht sollte ich öfter zum Ausgleich wandern.
Am Rande des Wahnsinns, Wandertag Extrem auf der Schwäbischen Alb
12025
06.04. Vaihingen Marathon
14.04. Liwa Laufevent
26.04. 24 h Grüntalultra
09.05, 24 h Wanderung DAV
11.05. Trolli Marathon
31.05. Albtraum 100, 115 k 3100 hm,
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm
16.08. 100 Meilen Berlin
06.04. Vaihingen Marathon
14.04. Liwa Laufevent
26.04. 24 h Grüntalultra
09.05, 24 h Wanderung DAV
11.05. Trolli Marathon
31.05. Albtraum 100, 115 k 3100 hm,
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm
16.08. 100 Meilen Berlin