Anmeldung:
Problemlos übers Internet, kein ärztliches Attest oder so erforderlich. Die Startgebühr ist für deutschsprachige Verhältnisse im Rahmen (ca, € 60,--); dafür bekommt man sogar ein Funktions-Finisherleibchen (was im deutschsprachigen Raum mittlerweile eine Rarität ist, Danke!); im Startpaket waren außerdem zwei Getränke. Die Bestätigung zur Abholung der Startnummer bekommt man nicht bei Anmeldung sondern erst ein paar Wochen vor dem Bewerb per eMail zugestellt.
Teilnehmer:
Linz war anscheinend früher der zweitgröß´te Marathon Österreichs - wenn das immer noch so ist, dann wirft dass ein trauriges Licht auf unsere Laufszene, denn mit 540 FinisherInnen war die Ergebnisliste dann doch sehr schütter befüllt ... im zugleich ausgetragenen Halbmarathon kamen immerhin ca. 2.500 Leute ins Ziel, und über die Volldistanz sind auch knapp 500 Staffeln unterwegs gewesen.
Strecke:
Wie bei vielen kleineren Marathons wird also zugleich ein halber gelaufen; Im Unterschied zu den meisten anderen Städten läuft man aber in Linz nicht die selbe Runde zweimal - die erste Runde erkundet ein wenig den Bereich nördlich der Donau, bevor man in die Innenstadt kommt; die zweite Runde führt in den Süden der Stadt und erst ab km 35 läuft man wieder die selbe Strecke zum Ziel wie ab km 14. Linz ist von Haus aus keine ganz flache Stadt, und auch der Marathonkurs besteht aus einem steten auf und ab, aber alles mit sehr sanften Steigungen. Der allergrößte Teil der Strecke ist gut asphaltiert, nur auf dem letzten km zum Ziel (bzw. vor der HM-Marke) muss man das etwas grobe Pflaster im Zentrum bewältigen. Außerhalb der Innenstadt gibt es nur sehr wenig Zuschauerunterstützung (wie in Salzburg oder Graz auch).
Leider ist der Sightseeingfaktor in Linz sehr gering, ab und zu hat man den Eindruck, die Streckenplaner hätten sich aktiv vor Sehenswürdigkeiten gedrückt. Die Donau - ein sehr bestimmender Faktor im Stadtbild - überquert man genau zweimal, wobei man beim ersten mal nichts davon mitbekommt weil das die ersten Meter nach dem Start sind und man auf die Kollegen achten muss. Die schönen Parkanlagen beidseits der Donau werden komplett vermieden; auch ein Blick auf das die Stadt dominierende Stahlwerk der VOEST ist kaum zu erhaschen. Man kann aus der Gewerbe. und Industriestadt Linz kein Disneyland machen, aber meiner Meinung nach gäbe es da durchaus Potential für eine viel attraktivere oder zumindest interessantere Runde!
Organisation:
Die Marathonmesse samt Nummernabholung in der "Tips-Arena" war klein und übersichtlich, leider durfte der Hund nicht mit rein (nicht einmal im Korb). Für die Zeitnahme (Mika) verwendet wurde wie meistens heutezutage ein Wergwerfchip. Es gab Zwischenzeiten bei km 9,4; 21,1; 24,1; 30 und 35,1; zumindest bei der Positionierung der Matte 24,1 war die Genauigkeit fraglich.
Die Strecke war nicht besonders sauber abgesperrt (kaum Trennung zu den Zuschauern, oft war die kürzeste Linie auf den teils sehr breiten Straßen nicht offensichtlich), eine Vielzahl an Ordnern sorgte aber dafür dass wenig Unklarheiten aufkamen. Es gab Zugläufer für 3:00, 3:15, 3:30 und so weiter.
Der Startbereich (Donaubrücke der Mühlkreisautobahn) war ziemlich langgestreckt und ehrlich gesagt verbesserungwürdig, da die meisten Teilnehmer in ungefähr an der Stelle betreten wo auch der Start erfolgt, die Aufstellung aber mehrere hundert Meter nach hinten reicht.
Der Zielbereich ist mit großer Bühne und vielen Zuschauern nett, davon bekommt man als Läufer wegen des holprigen Bodens allerdings nicht viel mit. Der Verpflegungsbereich ist ein wenig abseits davon am Pfarrplatz aufgebaut, das war übersichtlich organisiert; die Verpflegung selbst war rudimentär aber ausreichend; die Menschen alle sehr hilfsbereit (viele Teilnehmer, darunter auch ich, hatten sehr klamme Finger im Ziel). Sitzgelegenheiten waren kaum vorhanden. Die Duschen (recht weit weg im Stadtpark) habe ich nicht ausprobiert.
Mein eigener Lauf:
Abgesehen vom üblichen Wettkampffieber (Schnupfen und Halskratzen zwei Tage vor dem Wettkampf) spielte mir mein Körper diesmal einen echt fiesen Streich ... beim Aufstehen (so gegen fünf in der Früh) habe ich mich im Bett noch einmal richtig ausgestreckt und bei der Gelegenheit hat es mir einen wilden Stich unterm rechten Schulterblatt verpasst. Ich konnte in der Folge kaum selbständig das Bett verlassen, auch Tätigkeiten wie Ankleiden oder Brotstreichen waren extrem schmerzhaft ... ich war schon am Überlegen, das Unternehmen Marathon einfach abzublasen. Aber wie das halt so ist, man bemüht sich doch, ich warf mir 500mg Ibuprofen ein (das erste mal bei einem Wettkampf) und beschloss, es zumindest zu versuchen. Kurz vor 09:00 machten wir uns auf den Weg (meine Elisabeth wie immer dabei, und diesmal war auch der Sohnemann zu Besuch extra aus Wien angereist).
Start: Das Wetter war unverlässlich - die letzten Tage sehr regnerisch, und auch bei mFrühstück hatte es noch geregnet; beim Anmarsch waren dagegen ein paar blaue Flecken am Himmel zu sehen. Die Temperaturen waren angenehm, zwischen 5 und 8°C. Letzlich hatte ich mich für kurz/kurz (aber nicht Singlet) entschieden, dazu ein leichtes Stirnband; an den Füßen das erste Mal für einen Marathon ein Paar Saucony Fastwitch9. Ich reihte mich in der Startaufstellung ganz weit hinten ein (also hinter den eigentlichen Absperrgittern) und verbrachte die verbleibenden 5min mit leichten Lockerungsübungen.
Runde 1: Der Startschuss ertönte und dann dauerte es fast 2min, bevor auch die Leute um mich herum sich in Bewegung setzten. 02min17sek waren laut offizieller Zeitnehmung die Differenz zwischen meiner Brutto- und Nettozeit (selbst hatte ich wie immer keine Uhr dabei). Die ersten Kilometer gestalteten sich sehr zäh, aber nachdem ich den Lauf ja ohne Bestzeitambitionen angetreten hatte, war mir das egal. Ich war am linken Fahrbahnrand unterwegs, vor mir knallte ein großgewachsener Läufer mit dem Schädel gegen eines der Verkehrszeichen der Autobahnbrücke, das hinter dern Sponsorfahnen nicht zu sehen gewesen war - autsch!
Kurz vor km 2 überholte ich den 4:15-Zugläufer, aber im Prinzip war alles immer noch eine durchgehende Menschenmauer. Wo immer die Straßenbreite es zuließ überholte ich halbwegs zügig, dann ordnete ich mich wieder ein und schwamm im Strom mit. So ab km3 hatte sich das Feld dann einigermaßen sortiert und im kam bald an den 4:00 und 3:45-Zugläufern vorbei, kurz vor km5 lief ich dann auf einen Pulk auf, der hinter der 3:30-Fahne herlief. Da kam zum Glück gerade der erste Verpflegungsstand, und nachdem sich fast alle Kollegen da links und rechts was holten, konnte ich in der Mitte recht ungehindert passieren. (Ich gehe üblicherweise gut hydriert an dern Start und lasse die erste Station fast immer aus).
Ca. bei km8 kommt man hinter dem Ars-Electronica-Center vorbei, dann geht es über die Nibelungenbrücke zurück in den Südteil der Stadt - damit war die Nordschleife beendet. Am Südende der Brücke bogen wir nach links auf die Untere Donaulände ab, hier wartete meine Familie und ich konnte ihnen erfreut mitteilen, dass es mit dem Rücken besser ging als erwartet. Ein Foto an dieser Stelle: Dieser Streckenteil liegt etwas erhöht und ist eigentlich der einzige, wo man einen netten Blick auf die Donau hat. Hinter Lentos-Museum und Brucknerhaus vorbei ging es ostwärts, die Matte bei km 9,4 passierte ich nach 41:43 - eine Pace von 4:27 auf den ersten Kilometern (wobei die ersten beiden vermutlich langsamer als 5:00 waren). Gleich danach wieder eine Verpfelgungszone, und diesmal schnappte ich mir einen Becher Wasser - leichte Schmerzen aber im Prinzip kein Problem - cool!
Von km 10 bis 14 ging es dann durch recht nichtssagende Straßen südwärts, in diesem Bereich überholte ich die 3:15-Gruppe. Ab hier war es dann wirklich angenehm zu laufen, genug Kollegen aber auch schöne Abstände so dass man sich die Lauflinie gut aussuchen konnte.
Allerdings begann es jetzt zu regnen - nicht sehr heftig aber doch so dass es mir als Brillenträger die Gläser beperlte. Mein Stirnband hatte ich mir auch davor schon immer wieder rauf- und runtergezogen wegen des ständig wechsenden Windes.
Ab km 14 über die Wiener Straße wieder stadteinwärts und dann im Zickzack durch die innere Stadt (interessanterweise ohne Kontrollmatten). In diesem Bereich musste ich aufpassenh nicht zu überpacen; rund um mich waren natürlich fast nur Halbmarathonis am Weg und da zogen viele jetzt zum "Endspurt" an. Ca. bei km19 kamen wir bei "Il Caminetto" vorbei, wo ich mir am Vortag die Carboladung verpasst hatte (Spaghetti Carbonara, was sonst?!); ca bei km 20 erblickte ich vertraute Vereinsdressen - zwei Läufer vom "Happy Fitness" in Innsbruck, darunter den Thomas Köll, den man in Tirol bei vielen Rennen trifft. Die beiden wollten im Bereich um 3:10 ins Ziel kommen, was ihnen auch gelungen ist. Dann ging es ein paar 100m zwischen Straßenbahnschienen auf holprigem und nassem Pflaster richtung Zielgelände, und kurz davor wurden die Marathonis links "aussortiert" und mussten abbiegen. Hier standen wieder Frau und Sohnemann; die Elisabeth wollte mir eine Kappe geben aber nachdem der Regen schon wieder am Nachlassen war verzichtete ich darauf. Die Halbmarathonmatte passierte ich nach netto 1;31;48, pace 4:17 seit der Matte bei km 9.
Runde 2: Wie das so ist bei diesen kombinierten Läufen - gerade eben noch war ich mit vielen Kollegen unterwegs und plötzlich wurde das Rennen zum Solo-TDL. Hier war ich zumindest froh um die Staffelläufer; die laufen zwar einen komplett anderen Rhythmus aber zumindest ist man nicht ganz allein unterwegs, Unter dem Bahnhof durch ging es wieder ein Stück die Wiener Straße stadtauswärts und dann ein paar km rechts die breite Unionsstraße entlang zu einem Wendepunkt. Hier kam mir noch ein Happy-Fitness-Läufer aus Innsbruck entgegen (Georg Rosensteiner) und ein Stück dahinter der 3:00-Tempomacher mit einem ordentlichen Rudel Läufer an seinen Fersen. Das war auch das einzige Mal an diesem Tag, dass ich den Herrn gesehen habe (Harald Schrenk, ebenfalls in meiner M55 unterwegs, die er dann auch gewonnen hat). Auf dem Weg hinauf (sehr sanfte Steigung) zum Wendepunkt bei km 24,1 konnte ich noch den einen oder anderen Marathoni überholen, die Zeit bei der Matte waren 01:45:31 - das wäre eine pace von 04:35 seit der HM-Matte gewesen, was sicher nicht stimmt - ich war recht konstant unterwegs und hätte das eher auf 4:20 bis maximal 4:25 geschätzt.
Nach der Wende wieder zurück stadteinwärts, ein paar Kopfnicker zu den Leuten die ich auf den Kilometern zuvor überholt hatte, und dann, ab km 26, wurde das Rennen so wirklich einsam. Ich konnte auf längeren geraden Abschnitten Läufer vor mir erkennen aber es dauerte immer einen oder zwei Kilometer bis ich die dann eingeholt hatte, und dann waren wir nie lange nebeneinander weil ich mein Tempo weiterlaufen wollte, Kurz vor km30 erreichten wir den Wasserwald, eine hübsche Wald-/Parkanlage im Süden der Stadt. Die Kontrollmatte bei km 30 passierte ich nach 02:10:25; seit der HM-Matte waren das 38:37 bzw. eine Pace von ca. 4:20. Hier begann es auch wieder ein wenig zu regnen, aber alles mit Maß und Ziel - die Schuhe ware nicht klatschnass, das Leibchen klebte kaum - an sich immer noch super Laufwetter; am unangenehmsten war der Wind der mir gefühltermaßen 90% der Zeit entgegenblies. Was ganz natürlch ist; wenn er von hinten kommt bemerkt man ihn schließlich nicht

Bei der Umrundung des Wasserwalds überholte ich zwei Frauen (voller M, keine Staffeln) und ein oder zwei Männer, dann ging's zurück in die Innenstadt. Ich trank bei jeder Verpflegungsstelle ein paar Schluck Wasser, das war die einzige Abwechslung hier. Außerdem wurde ich ab hier auch langsam müde, der rechte Oberschenkel machte langsam zu und die Pace begann abzusinken, aber auch weiterhin machte ich Plätze gut - bei km 35 kamen wir auf dem bereits bekannten Streckenabschnitt, und der Regen hörte wieder auf. Mangels Kollegen war ich hier an den weitläufigen Kreuzungen einige Male auf die Mithilfe der Streckenposten angewiesen, um meinen Weg zu finden - es war tatsächlich überhaupt niemand mehr vor mir zu sehen. Bei km40 noch einmal vorbei am Caminetto, dann auf den Rumpelkurs zum Hauptplatz (am Straßenrand wieder die Familie) und solo rein ins Ziel nach netto 3:04:46 - 56. Platz gesamt, 51. bei den Männern und 2. in meiner AK55 (hinter dem 3:00 Pacemaker). Zeit von km30,0 bis 42,2 waren 54:21, das sind von der Pace her 4:27.
Im Verpflegungsbereich half mir eine Helferin in die Notfallfolie - meine Finger waren ziemlich steifgefroren! Ich würgte schnell eine Banane und ein Cola runter, schnappte mir eine Wasserflasche (die ich nicht aufbekam), ein Brötchen und ein Finisher-Shirt und machte mich auf den Weg zur Familie und zurück in die Unterkunft zu einer waren Dusche - zum Verweilen war das Wetter leider zu unfreundlich! Wir haben den Nachmittag dann beim Linzer Bier in der ehemaligen Tabakfabrik ausklingen lassen (mein Tip: Edelstahl, recht ähnlich einem fränlkischen Rotbier).
Fazit:
eigentlich hatte ich gehofft, ein wenig schneller zu sein als letztes Jahr zur selben Zeit in Nantes, aber daraus ist nichts geworden - es war aber von der Qualität ein wesentlich besserer (sprich gleichmäßigerer) Lauf als dort unter erschwerten Bedingungen, und ich war im Ziel wesentlich weniger fertig. So gesehen wohl ziemlich genau das was ich mir vorgestellt hatte - ein hartes Tempotraining samt Wettkampffeeling im Aufbau für Stockholm. Speziell mental war es diesmal recht fordernd, mir fällt es immer schwer die Pace hoch zu halten wenn ich ganz alleine unterwegs bin.
Vom Material her muss ich mir mir eventuell noch was überlegen, die Fastwitch sind zwar schnell und bequem, aber auf den letzten km hatte ich links im Vorderfuß leichte Schmerzen - nachdem ich da schon einmal ein Jahr gegen ein Morton-Neurom gekämpft habe, teste ich vielleicht für Langdistanzen noch was anderes. (Einen HM vor zwei Wochen konnte ich damit aber komplett beschwerdefrei absolvieren)
Zur Veranstaltung selbst: Linz ist schon von vornherein keine der schönsten Städte Österreichs, und der Kurs verspielt zusätzlich noch einiges an Potential - dazu die geringe Teilnehmerzahl, das fehlende Publikumsinteresse und der gleichzeitige Start HM/M - das reicht leider nicht um diesen Lauf uneingeschränkt empfehlen zu können. Dafür war die Organisation gut und das Nenngeld für hiesige Verhältnisse auf der günstigeren Seite (nicht zu vergessen ein Finisher-Funktionsleibchen, sowas gibt's sonst kaum in Österreich).