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Erster HM: Spreewald Marathon

Erster HM: Spreewald Marathon

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Hier ein Bericht zu meinem ersten Halbmarathon:

Um es gleich von vornherein zu nennen... es handelte sich nicht den "echten" Halbmarathon sondern um den Biospärenreservat Lauf den mein Kumpel vorgeschlagen hatte.


Nach Ankunft in der Stadt Lübbenau die etwa 1h von meinem Wohnort entfernt lag nahm ich erstmal das Läuferfeld in Augschein und dachte mir erstmal "ok die sehen ziemlich gut aus, wenn ich unter die ersten 2/3 komme, kann ich ganz zufrieden sein" da alle Läufer einen sehr fitten Eindruck machten.
Wir waren relativ zeitig da und haben dann die Unterlagen abgeholt. (angemeldet waren wir ja schon)
Dann ging es erstmal zu meiner Tante die zufällig unweit entfernt wohnt.

Unmittelbar vor dem Startschuss fanden wir uns dann aber am Startpunkt ein.
... noch schnell auf Toilette und ins Starterfeld gedrängelt. (nein so schlimm war es nicht) Da ich uns eh als sehr schwach eingeschätzt hätte hab ich mich dann auch in der Mitte des Startfeldes am Rand platziert.

Der Lauf

Startpfiff ...

Das Starterfeld von etwa 550 Personen setzte sich langsam in Bewegegung und ich wusste dass es kein Fehler war sich nicht warm zu laufen. Der ganze Pulk bewegte sich auch relativ langsam durch die engen Gassen von Lübbenau...
damit war eh zu rechnen.
Ich überholte auch erstmal gleich mehrere Starter (es waren vllt. 50-100)
Nach km 2 war dann auch langsam Luft zum Atmen und Ich und mein Kumpel fanden uns langsam ins Tempo ein. Kurz darauf bekam ich dann aber einen schmerz im linken Schienbein, den ich schon aus mehreren Trainingseinheiten vom Lauftraining kannte. Da dieser dann nach ca. 5 km wieder weg ging machte ich mir keine großen Sorgen, bzw. beunruhigte es mich eigendlich gar nicht, da meine Laufeinheiten an diesen Tagen immer ganz zufriedenstellend waren.

Da ich sonst keine körperlichen Schwierigkeiten hatte erhöhte ich das Tempo etwas, was meinem Kumpel erstmal nicht so gut gefiel. Er folgte aber dennoch (wir hatten auch vorher schon geklärt, dass wir so lange es geht zusammen bleiben, aber wenn einer stärker ist, dass dieser dann nicht auf den anderen Rücksicht nehmen muss), wie gesagt funktionierte dies ganz gut und wir überholten bis km 8 einige Läufer. Manchmal dachte ich mir zwar kurz
ob wir nicht doch das ganze etwas zu schnell angingen. Es schien fast "zu einfach" zu sein.
Hin und wieder schmerzte das linke Schienbein... gerade wenn ich wieder zum überholen ansetzte wurde ich kurz darauf mit drückenden Schmezen bestraft.

Nach ca. km 9 kam es zu einem witzigen "Vorfall"... ich sagte zu meinem Kollegen "ne Toni das kann ich mir nicht leisten" als er am Getränkestand anhielt und ein Becher Apfelschorle mitnahm... da kam von hinten eine weibliche Stimme und sagte
"ne, du das glaube ich dir" und dachte mir so "O.K.!" kurz darauf kam noch ein "war jetzt aber nicht negativ gemeint" da dachte ich mir dann kurz darauf sowieso dass keiner einen so direkt ins Gesicht beleidigt und sagt "hey du siehst fett aus"
Meine Figur ist eh eher durchschnittlich also weder dick noch dünn und auch nicht sportlich oder unsportlich, egal.
Wieder kurz darauf kam ein "allein für deine Laufausrüstung müsstest du eine Medaillie bekommen" was ich extrem witzig fand,
mein Kumpel musste auch kurz lachen.
Ums kurz zu erklären: meine Laufbekleidung bestand aus einem normalen Baumwollshirt ala Jack&Jones, die Hose war eine Synthetik Basketballshort ohne Logo, darunter hatte ich eine Radlerhose die aber niemand sah.
Der Knaller waren aber sicherlich die Schuhe... es handelte sich um lederne Asics Onitsuka Tiger Injector mit flacher Sohle die natürlich in ihrem spartanischen Look so überhauptnicht in das mit starkgedämften Schuhen ausgestatten Läuferfeld zu passen schienen.
Ich muss in etwa aufgefallen sein wie ein bunter Papagei zwischen einer Schaar Tauben.

Naja wir haben uns noch ein wenig über Ausrüstung unterhalten... und da sie mein Outfit so schon witzig fand versprach ich ihr den auf im nächsten Jahr barfuss zu wiederholen (ob sie es mir geglaubt hat weiss ich nicht), was aber mein völliger ernst war.
Da ich auch schon Lauftrainings mit über 14 km barfuss gelaufen bin (mit anschließenden Blasen am Fuss) traue ich mir das definitiv zu. (#no_Zehenschuhe)
Dies ist auch ausschlaggebender Grund für die wahl meines Forennamens.

Bei etwa km 10 trennten sich dann die Wege zwischen mir und meinem Kumpel der schon aus der Sprechreichweite entfernt war. Es war eine ziemlich lange Gerade und ich möchte meinen, dass ich noch einmal ziemlich angegast habe.
Die "Smalltalkerin" wie ich sie jetzt mal nenne, konnte mit geringem Abstand an mir dran bleiben. Jetzt stellte sich aber das für mich schwierigste Stück des Laufs ein, dann die Landschaft wechselte so langsam vom schönen Spreewald in ein schnödes Acker-DrainageGraben Ödland, zudem konnte die Aussicht nach vorn auch sonst wenig bieten es ging immer nur gerade aus dann kam irgendwann eine Abbiegung und das ganze von vorn und das ein paar male. Ich schien aber nicht der einzige gewesen zu sein dem das zu schaffen machte, auch die anderen waren nicht besonders schnell unterwegs so dass ich noch einige von ihnen überholen konnte. Ich selbst wurde gefühlt im ganzen Lauf nur von einem Läufer überholt ansonsten hätte ich gedacht dass ich eher die anderen überholte.

Die nächtens km waren sehr sehr kräftezehrend und langweilig. Ein km kam mir so vor wie 2 oder 3 km. Irgendwann sach ich neben mir wieder die "Smalltalkerin" welche dann doch etwas besser unterwegs war als ich.
Ich blieb ihr dicht auf den Versen und wir überholten noch weiterhin einige Läufer. Ich blickte mal nach hinten und von meinem Kumpel war keine Spur. Da sah ich den ersten Läufer an einer Brücke gehen... es war eine Frau und sie sah so aus als wenn sie wirklich nichtmehr konnte... die bewegungen wirten wirklich sehr unwirklich. Naja keine zeit für Mitleid...
ich realisierte langsam, dass ich mich unter den ersten 100 befinden musste. Und so langsam kamen wir wieder in Richtung landschaftlich schönere Spreewald-Landschaft.
Ich bemerkte auch, dass sich meine Kraftreserven so langsam dem Ende näherten. Da kam die Tafel "km 19" und ich bekam langsam angst es nicht bis ganz ins Ziel zu schaffen... aus dem Kenianischen-Schlussspurt den
ich meinem Kumpel zugesagt hatte wurde also nichts. Da kamen auch schon wieder die ersten Fussgänger-Holzbrücken die für den Spreewald so typisch sind. Dachte ich mir "kein Problem", denn auf den ersten 10 km musste ich auch schon etwa 5-8 von ihnen überqueeren, was
auch kein Problem darstellte. Ich setzten an und nahm jeder zweite Treppenstufe. Es ging ca. 2m nach oben... das war dann auch nicht das Problem... problematisch war es erst auf dem Weg nach unten, das war wirklich die Hölle, ich musste jede Stufe einzeln nehmen
und hatte dennoch Angst aus Kräftemangel nach vorn überzukippen. Die letzten zwei Stufen sprang ich, was bei der Landung wirklich sehr Kräftezehrend war. Ich erreichte km 20 und überquerte noch ein paar Brücken. Die "Smalltalkerin" hat sich schon etwas von mir abgesetzt, vllt. 20m
und ich versuchte ihr zu folgen, aber mehr ging nicht. Ich dachte mir das letzte Stück schaffst du auch noch, obwohl die Beine echt nichmehr wollten.
Ich wurde immer langsamer... keine Ahnung wie langsam... aber jetzt begannen die anderen MICH zu überholen... hinzu kam dass die blöden Walker mit ihren Stöcken noch nicht durch waren. Und die Strecke blockierten. Da kam von hinten ein Läufer und
ich machte Platz, wich auf die Seite aus wo auch ein Walker langstocherte er überholte, ich wollte wieder rüber um nich den Speed rauszunehmen. Da bemerkte ich da kommen noch mehr und für mich war kein Platz... ich sah nach hinten und da kamen geschätzte
10 Läufer in Reihe die an mir (und dem Walker vor mir) vorbei wollten. Ich nahm den Speed komplett raus und ging hinter dem Walker her. Es war ein gefühl wie auf der Autobahn wenn man mit 150 auf der mittleren Spur auf einen 110kmh schleicher dicht auffährt
weil gerade von links mehrere Autos kommen. Und dann mit 110 mit einem PS schwachen Auto wieder rausbeschleunigen muss.
Weiter gehts... die kraft war im Keller und irgendwo macht sich jetzt die Mischung aus zu schneller Mitte und zu schlechter Vorbereitung bemerktbar. Es waren aber nochmehr lahmende Läufer unterwegs und mir gelangen noch 2 Überholmaneuver. Ich fragte einen
Feuerwehrmann wie weit es noch sei und er meinte es sei weniger als 1 km, da dachte ich mir geil, jetzt haste echt das 21 km Schild übersehen. Mit etwas neuem Elan versuchte ich nochmal rauszuhholen was ging. Ein ziemlich älterer Herr (wie ich später sah M55) war mein
anvisiertes Opefer aber so viel neuer Elan war es dann doch nicht. Das anvisierte Ziel entfernte sich immer weiter. Ich war auf einmal allein auf der Strecke und bekam etwas Panik falsch abzubiegen, da manchme Stellen nicht 100%ig gekennzeichnet waren.
Aber scheinbar war ich nicht so "abwegig" unterwegs und kam so langsam in Richtung Zieleinlauf. Die Straße auf der ich lief war ruhig aber hinter der Kurve in der Häuserschlucht schallten schon die Fanklappern und Vuvouzelas. Als ich den Zieleinlauf und die Fans
sah bekam ich ein wenig Gänsehaut. Durch die gute Streckengestaltung im Ziel wirkte das ganze ein wenig wie der Einlauf von Gladiatoren in die Kampf-Arena. Aus sprinten wurde sowieso nichts mehr auch wenn ich noch so wollte.
Passierte dass Tor und es kam ein akkustisches Beep Signal... jetzt wusste ich "ich hatte es geschafft" . Bekam noch am Tor meine Gurkenmedaillie überreicht, wie es sich für den Spreewald gehört. Dann wurde mein Namen angesagt (naturlich mit Fehler).
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich weder meine Zeit noch meine Position. Da ich ja kurz vor Ziel eingebrochen bin rechnete ich mit einem Platz knapp über 100. Meine Mutter (die im Ziel wartete) berichtete mir ich sei so etwa bei 1:45h eingelaufen.
Kurz nach mir ertönte wieder der Sprecher und berichtete dass die erste Frau ins Ziel eingelaufen kam... da schoss mir wieder die Smalltalkerin in den Kopf die ja eigendlich vor mir eingelaufen sein musste. Was war wohl los? Kurz vorm Ziel zusammen gebrochen?
Falsch abgebogen? Überhaupt wunderte ich mich dass ich vor der schnellsten Frau im Ziel gewesen sein sollte. Ich wusste ja auch immernoch nicht meine Position. Ich schlug mir noch den Magen am Ziel-Buffet mit allen möglichen Sachen die so da waren voll um
meinem Körper was gutes zu tun. Da sah ich gerade wie mein Kumpel ins Ziel kam. Dachte es waren so 5 min unterschied. Nach einer Weile gingen wir dann ins Rathaus und holten uns unsere Urkunden mit Zeit und Plazierung ab.
Mit dem erwarteten Ergebniss von 1:45 war ich eh schon sehr zufrieden... daraus wurde dann:

Spoiler
8. Platz M20
78. Platz gesamt
77. Platz Männer
Zeit: 1:44:10,917 h auf 22,0km
km/h 12,69
mein Kumpel hatte Platz 94 mit einer 1:45:50 h erreicht.
Also musste die Smalltalkerin wie erwartet dann doch noch vor mir ins Ziel gekommen sein. Zur Siegerehrung stand sie dann auch auf dem Mittleren Podium.
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