
Aber dieses geniale Frühjahr will einfach schriftlich festgehalten werden.
Präludium
Da war dieser elende Winter.
Motivationsloch, Formtief, Süß gefressen,....
Wie gesagt - elend.

Mehrere Versuche, mich da raus zu hieven misslangen. Ein Crosslauf Anfang des Jahres.
Eine einzige Quälerei. Das Ergebnis wie erwartet und keineswegs befriedigend.
Dann irgendwann der Tag, an dem ich die Kurve gekriegt habe.
Ernährung umstellen, süß weg. Trainingsplan basteln. Und los.
Innerhalb von ein paar Wochen kommt die Form. Fast schon gruselig, wie schnell das geht.
Vager Plan bis dahin: Mainz als Trainingslauf und dann hoffentlich 4 Wochen später beim Eifelmarathon in Form.
Mitte April ein Testlauf mit 15km.
Gesetztes Ziel: Die HM-Pace vom letzten Jahr irgendwie durchbringen.
Und dann der Hammer: 2 Minuten schneller als erwartet.
Bei Sch## Wind. Mitten aus dem Training.
Mir wird klar: Wenn ich in drei Wochen den Marathon nicht voll laufe, sondern als Trainingslauf vertrödele, dann bin ich echt blöd.
Etwas mulmig ist mir schon. Die Vorbereitung war nicht wirklich lang. 6-7 Wochen plus 2 Wochen Tapering. Naja, muss passen.
Erster Akt
Muttertag- Das beste Geschenk macht man sich selbst
Gutenberg Marathon Mainz
Das Gastspiel in Mainz war dann ein absolut irres Ereignis.

Morgens Blick aus dem Fenster: Regen. Und 9°C. Igitt. Probeweise vor die Tür. Brrrr. Ekelhaft.
Zum Foritreff um 8:30 geht es dann mit Langarm und Mütze. Kalt. Aber ich lasse mich von mutigeren Läufern verleiten, mache das Einlaufen zurück zur Wohnung und entscheide mich schnell doch noch für Kurzarm und Handschuhe. Eine gute Wahl, wie sich später herausstellt.
Am Start stehe ich wie immer zu weit hinten.

Irgendwie bin ich nicht mehr aufgeregt. Die ersten km will ich ruhig angehen. ca. 4:30 reicht. Und dann sehen, was sich ergibt.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Also mal ganz mutig eine 3:07 angepeilt. (Die Antwort auf Fragen vorher war natürlich „unter 3:10“. Man muss ja nicht übertreiben.)
Der erste km ist etwas eng, aber ich komme ganz vernünftig durch. Etwas zu langsam. Kein Grund zur Aufregung. Es sind ja noch 41km Zeit zum rennen.
Bei km 2 dann schon der erste Schreck. Die Uhr zeigt irgendwas um 10:30. Ach du Sch###
Andererseits hat die Autolap-Funktion schon früher 2km gemeldet. Was nun? Doch schneller werden? Und womöglich wichtige Kraft verpulvern, weil die Uhr Recht hat und nicht die Schilder?? Wie genau ist die Messung zwischen den Häusern?
Ich entscheide mich nach der Uhr zu richten, und nach 2 weiteren km hat sich das „Problem“ wieder beseitigt. Das Piepsen kommt ungefähr am Schild.
Der weiter Verlauf der ersten Runde ist recht ruhig. Eigentlich muss ich ständig Läufer überholen. Wie gesagt. Zu weit hinten gestartet.
Immer wieder taucht ein Läufer in gelben Shirt auf. Mal ist er vor mir, mal hinter mir. So wird das die ganze Zeit gehen.
Einen Großteil kann ich mit Gero zusammen laufen (hier nochmals Danke, das hat die Strecke sehr verkürzt).
Dann Durchlauf HM in 1:33:irgendwas. Gut. Dann habe ich einen kleinen Puffer auf der zweiten Hälfte, die erfahrungsgemäß etwas langsamer wird.
Die Brücke rauf.
Ich bin sehr froh, dass es endlich nicht mehr nur flach geht, dass ich den Laufstil kurzzeitig ändern kann. 4:26. Das ist eigentlich, was ich flach als Schnitt laufen will. Naja, passt schon.
Brücke runter. 4:11. Ach du Schreck!
Jetzt bloß nicht übertreiben. Aber es läuft gerade so gut.
Ein wenig nehme ich das Tempo raus, aber wie war das noch mit Greif und dem schnellen Mittelteil? Ist auch egal, es geht gerade so gut. Also einfach weiter und keine Zeit vertrödeln.
Irgendwer ruft „6.Frau“ . Erster Gedanke: „Ne, oder? Das kann doch nicht sein.“ Grins. Zweiter Gedanke: „Eigentlich ist mir das egal, aber die Zeit... wenn ich das Tempo halten kann, was wäre das gei#!“

Irgendwann sind es nur noch 17km, also fast nur noch 15km (ja, man kann sich alles schönrechnen). Das kenne ich, das kann ich.
Über die Brücke zurück kommt mir ein Bekannter entgegen. Ich will rufen. Mein Hirn ist leer. Mir fällt der Name nicht ein.
Dann wieder ewig geradeaus. Gruppen vor mir. Langsam laufe ich heran, habe Zeit herauszupicken, wer denn schwächelt.
Der „Jagdmodus“ wird eingeschaltet. Nicht an die Erschöpfung denken. Spannung halten, „Opfer“ raussuchen und ranarbeiten. Klappt hervorragend.
Da ist auch wieder mal das gelbe Shirt. Mein ständiger „Begleiter“.
Es geht wieder zurück Richtung Innenstadt. Teilweise sind hier die Straße doch ziemlich leer. Womit beschäftigt man sich dann? Mit Rechnen. Das funktioniert sogar noch.
Irgendwie wird klar: Wenn ich nicht eingehe, schaffe ich 3:06. Unglaublich.
Wenn ich unter 4:30/min. bleibe wird es 3:05. Waaas? Das kann nicht stimmen. Nachrechnen. Doch, stimmt.
Und dann folgt etwas, worüber ich mich noch immer wundere. Da kommt doch plötzlich mein Schweinehund hervor und meint ganz lässig: „3:06 ist viel mehr als du erhofft hast. Und eine super Zeit. Lauf doch einfach locker bis ins Ziel.“ Ich denke darüber nach. Ernsthaft. Aber so ganz gefällt mir den Vorschlag nicht. „Nein,“ sage ich, „sonst ärgere ich mich nachher, dass ich auf dich gehört habe, ich laufe möglichst schnell weiter.“
Ich muss sagen, der ist ganz schön penetrant. Taucht wieder und wieder mit seinem Vorschlag auf.

Irgendwann komme ich auf den Streckenabschnitt – schon fast in der Innenstadt – wo ich vor zwei Jahren schon halb im Freudentaumel die letzten km gerannt bin. (auf dem Weg zur <3:20)
Ich horche in mich rein... nichts. „Hallo, du müsstest jetzt Begeisterung zeigen! Es klappt alles super!“ Keine Antwort.
Sch### drauf.
Konzentrieren, konzentrieren, Spannung halten. Weiterrennen.
Die Oberschenkel tun weh. Schlimm? Nein, das hält noch bis ins Ziel.
Noch eine Kurve, und es geht die letzte Gerade runter.
Ich höre den Sprecher im Ziel. „...sie fühlt sich unbeobachtet, aber das werden wir jetzt ändern.“
Ja, ich habe euch gehört. Und ja, eigentlich müsste ich jetzt irgendwas machen. Arme hochreißen, sonstwas. Geht nicht. Ich muss mich aufs Laufen konzentrieren. Das gelbe Shirt hat mich irgendwo auf den letzten 300m überholt und lässt sich nun beim Zieleinlauf feiern. Animiert das Publikum zum Jubeln.
Und ich? Der Verstand sagt, „mach was, Mensch, das ist doch klasse hier.“ Und der Rest?
„Konzentrier dich, sonst bleibst du womöglich einfach stehen. Du sollst laufen, sonst nichts. Bis da vorne. Dann darfst du aufhören.“
Also gibt es mal wieder doofe Zieleinlauffotos. Wie immer.
Die Uhr sagt. 3:05:20. Unfassbar. Und negativer Split.

Mr. Gelbshirt wartet und wir beglückwünschen uns gegenseitig zum gelungenen Rennen.
Irgendwie ist man ja doch zusammen gelaufen.
Und dann?
Es hat ziemlich gedauert, bis das Grinsen kam.
Aber irgendwann kam es.
Nachdem der „Schock“ vorbei war.
Interludium
Was nun? 4 Wochen bis zum nächsten Termin. Wie gestaltet man die? Und kann man danach wirklich ernsthaft rennen? Fragen über Fragen.
In erster Linie erholen. Und irgendwie die Form halten.
Tja. Leichter gesagt als getan. Wie viel ist genug? Wie viel ist zu wenig? Oder zu viel?
Letztendlich hieß es 2 Wochen wenig. Einmal 20 km profiliert. Das geht erstaunlich gut. Etwas Tempo.
Ein Langer Lauf. 25 oder doch 35? Also plane ich 35. Und komme bis ca. 22. Tolle Trails. Dann ein einfacher Waldweg. Unachtsamkeit und.....rums, da liegt sie. Mist. Knie? Noch heil. Was ein Glück. Hand aufgeschürft, blutet fies. Oberschenkel fühlt sich nicht so gut an. Ist aber zum Glück nur leicht lädiert mit später dickem blauem Fleck. Brille heil, Handy, Uhr, ...alles noch intakt. 4km zum Bus gejoggt. Damit hat sich die Frage nach der Länge des LaLa erübrigt...

Die Folgen sind schnell abgeklungen. 4Tage später der (zugegebenermaßen etwas flott geratene) TDL im Rahmen eines 10km-Laufes klappt wunderbar. Wochenende nochmal 20km. Gut.
Mittwoch 4x ca. 4Min. bergauf (Teststrecke) . Geht locker und schneller als erwartet. Gut.
Jetzt erholen und hoffen. Und es wird immer wärmer und wärmer. Das passt mir gar nicht.
Aber: Der Wetterbericht kündigt für Sonntag Regen an. Es könnte also doch noch vernünftige Temperaturen geben. Schön.
Zweiter Akt
Eifelmarathon Waxweiler - Ultra
51,4km/ 1000m HD
Angenehm kühl ist es am Morgen. Ich bin früh aufgewacht, noch vor dem Wecker. Halb sechs und es ist hell. So früh habe ich zumindest genug Zeit, in Ruhe zu frühstücken und richtig wach zu werden. Kurz vor 7 geht es dann los. So werde ich früher da sein als vor zwei Jahren und vielleicht nicht so lange nach einem Parkplatz suchen müssen.
Nach einer knappen Stunde Fahrt dann muss ich feststellen, dass ich anscheinend nicht die Einzige mit dem Gedanken war. Also doch Sucherei. So etwa 500m vom Start entfernt finde ich ein Plätzchen. Ist doch annehmbar.
Ich treffe vorher noch einige Bekannte, die Zeit vergeht schnell. Schon ist es so weit. Man sammelt sich zum Start.
Das Interessante an der Strecke ist, dass die Ultraläufer und die Marathonis zusammen starten. Unterwegs gibt es dann für uns eine Extraschleife, die wieder auf die Marathonstrecke mündet.
Warmlaufen (Km 1-24)
Dieses Mal bin ich dann auch schlau genug mich gleich in die zweite Reihe zu stellen. So kann ich einerseits laufen, wie ich will und sehe andererseits, welche Frauen vorne laufen, und wen ich im Blick behalten möchte oder muss. Bei regionalen Veranstaltungen kenne ich ja die, meisten. Weiß, auf wen ich achten muss und wer egal ist, weil zu schnell oder zu langsam. Oder mit wem ich zusammen laufen kann. Hier nicht, da die Leute von überall her gekommen sind, um im Regen durch die Eifel zu wetzen.
Und los geht es. Erst eine kleine Runde aus dem Ort raus, wieder zurück und dann in die Landschaft Richtung Stausee Bitburg.
Den Marathon bin ich vor zwei Jahren schon einmal gelaufen. Also weiß ich ungefähr, was auf mich zu kommt. Und dass der Rückweg schwieriger ist, weil es von der Tendenz her mehr nach oben geht.
Ich fühle mich eigentlich erholt. Also beschließe ich, zu vergessen dass der Marathon erst vier Wochen her ist, und dass die Strecke heute ziemlich lang ist.
Im Vorfeld macht man sich natürlich so seine Gedanken. Was geht von der Zeit her?
Was hätte ich gerne?
Kurzer Überschlag. Letztes Mal hatte ich einen Schnitt knapp über 5Min./km. Aha.
Dieses Mal ist die Strecke länger, aber ich bin ja auch schneller geworden. Rechen, rechen...
Knapp unter 5Min./km ergibt eine Zielzeit von <4:15. Klingt gut. Und nicht so sehr realistisch. Obwohl....
5:20/Min. ist auf jeden Fall machbar. Das hieße Zielzeit 4:34. Neee, unter 4:30 muss sein.
5:15/Min. ? Macht knapp <4:30 schon besser.
5:10/Min. ? 4:25:30
…
Irgendwie komme ich nicht mit mir ins Reine, was ich versuchen soll. Vor allem kann man bei dem Profil ja nicht gleichmäßig laufen.
Was heißt: Ich muss mich im Prinzip für ein (theoretisches) Tempo entscheiden, dem ein Belastungsgefühl zuordnen und dann sehen, ob es passt und vor allem auch über die ganze Strecke. Also wird unterwegs entschieden.
Die Entscheidung fällt schnell. Es geht mir gut,
ich habe keinen Druck etwas besonderes leisten zu müssen,
also kann ich ...nein joggen kommt nicht in Frage...
neuer Versuch: also kann ich einfach mal so tun als ob heute alles klappt.
Taktik grob umrissen: Hinweg deutlich unter 5:00/km, Rückweg sehen wir dann.
Toller Plan.

Die erste Zeit bin ich noch in losem Kontakt zu einer Läufergruppe vor mir. Auch hinter mir folgen recht dicht ein paar Läufer.
In der Gruppe laufen mag ich auf solch einer Strecke nicht, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich bei der Länge und dem Profil sehr genau darauf achten muss, wie sich welches Tempo jetzt im Augenblick anfühlt. In einer Gruppe mitrennen, die vielleicht ein klitzekleines Bisschen zu schnell ist, könnte sich am Ende böse rächen.
Der Abstand kommt mir zugute: Nach einem längeren Straßenabschnitt geht es endlich auf Waldwege. Der Trupp vor mir biegt schräg links auf einen Pfad ab.... und taucht fast umgehend wieder auf. Falscher Weg. Geradeaus über das Brückchen ist richtig. Ein Glück, dass ich Abstand hatte. Ich wäre ja blind hinterhergerannt. So kann ich durchlaufen.
Es folgen unterschiedliche Waldwege und Straßen. Ein steiler Abstieg, den wir auf dem Rückweg wieder hoch müssen. Inzwischen hat es begonnen zu regnen. Im Wald ist es so dunkel, dass ich mich frage, warum ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, eine Sonnenbrille aufzusetzen. Die darf ich jetzt bis zu Ende in der Hand tragen. Na super.
Von Zeit zu Zeit tauchen Streckenposten auf dem Fahrrad auf. Schauen, ob alles o.k. Ist, begleiten ein Stück. Da ist man wenigstens sicher, dass man noch auf der Strecke ist.
Einer fragt, ob die nassen Strümpfe nicht Probleme machen. Tun sie nicht. Aber die Schuhe fühlen sich viel schwerer an als gewohnt.
Es geht Richtung Schloss Hamm, das in jede Richtung einmal durchquert wird. Hier wartet einer der belebteren Punkte auf uns. Inzwischen ist die Gruppe vor mir entschwunden. Ich laufe mit einem Mann zusammen. Zuschauer am Wegrand applaudieren. Wohl weil ich als erste Frau laufe. Mein Mitläufer genießt das aber sicherlich auch.
Auf einem Waldweg kommen uns die ersten Halbmarathon-Läufer entgegen. Sie sind auf halber Strecke gestartet und laufen sozusagen nur den „Rückweg“. Immer wieder sieht man bekannte Gesichter. Grüßt sich gegenseitig. (Manch einen habe ich auch übersehen oder nicht erkannt...sorry.)

Der Regen fordert seinen ersten Tribut. Meine Startnummer löst sich an einer Seite. Ich will sie wieder befestigen, muss das aber erst einmal verschieben, da der Untergrund meine ganze Aufmerksamkeit fordert. Später geht es auf die Straße. Nach ein paar Versuchen, ist die Nummer wieder fest.
Dann endlich Schloss Hamm. Hier ist mehr los. Für die eintönige, einsame Strecke ist hier sozusagen die Partymeile.
Halbzeit für die Marathonis. Ich habe 5 Minuten gut für den Rückweg. Das könnte zu schnell sein. Das könnte aber auch gerade gut sein, weil der schwierigere Teil ja noch kommt. Eigentlich ist es egal. Hauptsache ich komme halbwegs glatt durch die Strecke.
Extratour (km24-33)
Weiter geht es zum Stausee Bitburg. Der wird auf (endlich) netten Pfaden halb umrundet. An der Staumauer trennen sich dann die Wege. „Mein“ Marathonläufer dreht nach links ab auf den Rückweg, ich werde nach rechts weitergeleitet zu einer Extra-Schleife. Mit noch ein paar hübschen Höhenmetern drin.
Weiter vor mir ist ein Läufer. Insgeheim hoffe ich, dass ich da ranlaufen kann, sonst ist niemand zu sehen.
Das Vorhaben scheitert.
Weil ich die – seit ca. 1 Stunde vor mir hergeschobene - „Zwangspause“ nun doch einlege. Das Unbehagen einer vollen Blase überwiegt inzwischen gegen den drohenden Zeitverlust.
Ach ja, Zeitverlust. Bei nachträglicher Analyse der zweiten Hälfte habe ich an einigen Stellen ziemlich geschludert und getrödelt...
Zum Beispiel jetzt: Eigentlich funktioniert das immer recht schnell. Aber heute? Soweit alles fertig. Hose hoch. Mist, Gurt und Startnummer im Weg, Shirt halb drin, halb draußen. Neu sortieren, geht nicht so gut. (Brille auf der Kappe, hoffentlich hält das). Irgendwann beschließe ich, zumindest schon einmal los zu gehen beim Wurschteln. Das dauert einfach zu lange.
Dann komme ich wieder ins laufen.
(Welche Schwierigkeiten hatten Sie auf der Strecke? Ich war zu doof meine Hose wieder ordentlich anzuziehen....)


Alles ist leer und einsam. Der Regen tropft auf die Blätter, zu Boden.
„Der Regen und ich“ wäre ein passender Titel für diesen Abschnitt.
Ich versuche möglichst zügig weiter zu laufen, aber die Gedanken schweifen immer wieder ab.
Aufpassen muss man hier. Das ist trügerisch. Einfache, flach aussehende Waldwege ohne Stolpersteine... da war doch was...
Beim nächsten Verpflegungspunkt bleibe ich natürlich kurz stehen, um in Ruhe zu trinken. (Ich sag ja: trödeln) Mein Puffer ist inzwischen auf gut 2-3 Minuten geschrumpft.
Dann geht es weiter. Noch ein paar km, und ich bin aus der Schleife raus und wieder auf der Strecke.
Auslaufen (km33-51)
Am Verpflegungstand an dieser Wegkreuzung sind schon andere Läufer. Hier wird auch für die wenigen tapfer im Nassen ausharrenden Zuschauer durchgesagt, wer da so lang kommt. „Die erste Ultraläuferin“... Eine Frau, die gerade nachtankt ist irritiert. „Ich laufe Marathon“. Hat mich wohl erst nicht gesehen.
Der Rückweg bietet noch einige Schikanen.
Aber zuerst ist die Wegführung noch leicht. Zurück durch Schloss Hamm, Straße, Wald. Es wird allmählich matschiger. Der Dauerregen und die Läufer vor mir machen die Wege teilweise crosstauglich.
Trailschuhe? Fehlanzeige. Das ist ja kein Trail sondern „Waldautobahn“. Entsprechend war die Schuhwahl. Konnte ja keiner wissen, dass es regnen wird... Teilweise ist es richtig rutschig. Die griffigsten Stellen sind, so habe ich das Gefühl, häufig in den Pfützen und nicht in der Matsche daneben. Inzwischen ist es mir aber auch egal, ob die Füße noch nasser werden. Viel nasser geht sowieso nicht.
Der steile Anstieg naht, den wir schon runterkamen. Hier ist gehen angesagt. Vor mir läuft einer fast bis oben. Das ist zwar schneller, aber nur etwas. Und ich will oben ja noch genug Kraft haben. Da ist zügig gehen besser.
Die Startnummer gibt inzwischen ihren Geist auf und löst sich nun an der linken Seite. Jetzt reicht es. Abreißen und in der Hand tragen ist eine gute Lösung. Wunderbar, so mit freien Händen zu laufen. Brille rechts, Startnummer links.
Zum Trinken beides in eine Hand, das funktioniert ganz gut.
Dieses Mal Cola. Gel aufreißen ist mir zu kompliziert.
Nach einigen weiteren km Gerutsche gibt es wieder Verpflegung. Ich will Cola. Und Wasser (gegen den süßen Geschmack). Das wird kompliziert. Also stehen bleiben, Cola rein, Becher weg, Wasser rein, weiterlaufen.
Uuuups, da stimmt was nicht. Ich bin zu lange stehen geblieben. Schon leichte Bergaufpassagen sind auf einmal anstrengend. Das ist nicht gut. Der Zeitpuffer ist weg und ich fange an zu schwächeln. Geht gar nicht. Ist aber nichts zumachen.
Dabei sind es noch bestimmt 8km. Gar nicht gut. Und da kommt noch dieser letzte lange Berg.
Wahrscheinlich kann ich froh sein, wenn ich unter 4:20 bleibe.
Egal. Kann ich nichts dran machen.

Jetzt geht nicht mehr, also wird geschont, bis es besser wird. Das ist glücklicher Weise auch bald wieder der Fall.
Noch 5km. Es geht bergab und ich hole einen Ultraläufer ein. Ein Stück laufen wir gemeinsam. Dann geht es hoch. Bergauf lasse ich ihn vor laufen, mache mein Tempo. Immer mit der Ruhe. Der lange Schlussanstieg ist doch nicht so schlimm, wie ich ihn in Erinnerung habe. Die Steigung wird immer wieder unterbrochen von flachen Stellen. Ich fange mich wieder. Kann das Tempo anziehen. Hole den Mann wieder ein.
Wir sind fast oben. Es geht nur noch leicht bergauf. Noch 2km. Zeit, wieder Gas zu geben, wenn es noch geht. Der Mann kommt nicht mit. Ich laufe weiter. Weiter vor mir ist noch eine Frau zu sehen. Kein Grund, mich zu stressen. Sie läuft Marathon.
Aber ein guter Fixpunkt. Einfach immer näher und näher.
Es geht endlich bergab. Ich beschleunige. Die Frau auch.
Ob sie denkt, ich bin Konkurrenz und will überholen? Bei dem Tempo, das sie jetzt läuft, ist sie vorher garantiert nur locker gelaufen, nicht ernsthaft. Wir rennen beide wie die Gestörten den Berg runter. Schräg unter uns kann man das Ziel sehen. Nur noch eine kleine Kurve und ein Stückchen geradeaus. Die Startnummer habe ich halbwegs lesbar in der Hand.
Und jetzt nur noch geradeaus und durchs Ziel.!!
„Kannst du uns die Nummer nochmal zeigen? Höre ich den Sprecher hinter mir. (Hatte sie natürlich auf der falschen Seite.)

Also drehe ich mich halb um und halte die Nummer hoch. Doch, auch das klappt noch, während ich ins Ziel „falle“.
Irgendwie hatte ich mir so einen
…. ja,was?...so einen – meinen ersten -
Sieg in einem Ultra

anders vorgestellt.
Aber g### ist es trotzdem.
Trotz der Fährnisse auf der zweiten Hälfte
blieb die 4:20 in weiter Entfernung.
Bei 4:16:23 blieb die Uhr stehen.
Nachtrag:
Natürlich hatte ich nicht mit so viel Regen gerechnet. Auto 500m entfernt.
Die Jacke natürlich auch. Brrr. Kalt.
Es kann ja nicht alles perfekt sein.