Nicht zum ersten mal will ich mir beweisen, dass es Spaß macht einen endlos langen Tag lang die immer wieder gleichen Ansichten zu genießen. Gleich bei meinem Debut 2015 konnte ich in Dettenhausen die magische 100 Meilen Marke knacken und war danach richtig aufgedreht (klar das ein hoher Kreislauf zum Drehwurm führen kann.) Danach war klar. Das müsste auch auf Strecke klappen und im Jahr drauf stand ich in Berlin beim Mauerweglauf über 100 Meilen nervös am Start.
Der 24-Stünder von Dettenhausen wurde dann noch 2-mal wiederholt, aber vorzeitig abgebrochen. Der Terminn liegt recht nah am Mauerweglauf und da wollte ich die Knochen nicht mehr überfordern. Dieses Jahr sieht es anders aus. Ich kann terminlich nicht nach Dettenhausen, brauch aber so eine Herausforderung im Hinblick auf den Spartathlon. Also eine andere Location gesucht, so wahnsinnig viel Alternativen für den dringend benötigten Härtetest und so kam die Wahl auf Reichenbach im Vogtland, wo heuer schon der 30.Wettkampf dieser Art anstand.
Nach den beiden 10ern unter der Woche, ging es am Freitagmittag nach Reichenbach mit weichen Knien. Nicht vor Angst, sondern aufgrund der Ermüdung die schon in Waden und Oberschenkel steckte. Also verspannt statt entspannt an den Start, Lustfaktor gegen Null. Aber wer Großes erreichen will muss Größe beweisen

Samstag, 10:00 Uhr, ca. 1 min. vorm Start. Ich habe meinen mit kleinen Goodies bestückten Camping-Klapptisch gerade noch rechtzeitig aufgebaut bekommen. Dieser steht gegenüber am Rund der Laufbahn, taktisch klug kur nach der Verpflegungstelle am Stadioneingang. Nun aber gemessenen Schrittes, die ersten, noch nicht zählende 100 Meter, quer über den Platz zum Startbogen. Gerade wird heruntergezählt und schon geht es los.
Die Runde zuerst im Stadion und dann auf einer kurzen Pendelstrecke Richtung Wasserturm, der dann insgesamt 146 mal von mir umkreiselt wurde. Am Rande eines Wohngebietes gibt es kleine Wohnblöcke zu bestaunen und bei den sommerlichen Temperaturen, Wetter war mir gnädig, im Schnitt 20°, nachts min. 8°, am späten Nachmittag mal 28°, dabei sehr kräftiger böiger Wind im Stadion und auf der Pendelstrecke. Klar, hätte kühler sein können, aber Hauptsache trocken. Und Wärme muß ich abkönnen, sonst brauch ich gar nicht nach Athen. Hätte also eine runde Sache werden können, aber ich bekam es schon bald mit dem Magen zu tun. Wahrscheinlich hab ich es übertrieben mit der Zuführung von Kohlenhydraten oder sind die flüsigeren Dextro-Gels doch nicht meins und ich sollte bei den klebrigen zähflüssigen gewohnten POWER Bars bleiben. Das angebotene am VP hat mich nicht recht begeistern können (mit Ausnahme der Pasta Bolognaise die ich 2 mal aß), aber von dem, was ich mir an meinem mitgebrachten "Katzentisch" zurechtgelegt hatte war ich auch nicht recht angetan. O.K. die Gummibärenpackung die ich mir für Notfälle mitgebracht hatte, konnte ich vergessen, die lag in der prallen Sonne und durch das Schwitzwasser in der Tüte war alles zu einem Klumpen zusammemgebacken.
Ich hatte vorher noch UDOs Bericht gelesen von seiner Teilnahme und mußte nun erstaunt feststellen. Auch ich musste ständig zum Wasserlassen und verbrachte etliche Zeit auf dem "Häuserl". Den Magen erleichtern versuchte ich auch, ein bißchen was ging nach mehrenen erfolglosen Anläufen. Anders herum wolte auch nix raus. Also halt akzeptieren. Man muss es halt wollen


Ich hab beim 24 h Lauf in Reichenbach den Ultra Trac mal so richtig sinnlos ausprobiert. Angedacht war eine Erkenntnis zu erlangen, ob es für lange Distanzen der Akkulaufzeiten wegen möglich ist mit gewissen Abweichungen zu leben. Anfangs hat es prima gepaßt, aber am Schluß hatte ich 15 km mehr auf dem Tacho

Die Materialschlacht sollte als Test dienen, was ich denn nur für "Schühle" beim Spartathlon anziehen werde. Was ich noch testen wollte war die Windel. Also nicht wegen des Magens, sondern der Kühlung wegen. Das Experiment schlug soweit fehl, als das sich bei dem starken Gegenwind die Stofffetzen so in Bewegung versetzten, dass sich mir die Schirmmütze abhob. Ich war quasi wie mit einem Spinaker segeln. Dafür hatte ich einen neuen Einfall und hab mir die feuchte Windel um die Schultern geschlungen, und mit 2 Sicherheitsnadeln am Laufshirt befestigt. Das war eine angenehme Sache. Auf ca. der Häfte der Strecke waren von den örtlichen Wasserwerken 2 Duschen aufgebaut. Also in der größten Hitze zwischen 15:00 bis 17:00 dort immer drunter durchgelaufen und nachgewässert. Super gut.
Ich wollte für mich mehr als 167 km schaffen, dass war eine alte Bestmarke aus 2015, und möglichst nahe an die 180. Diese wären möglich gewesen, aber kurz vor Schluß habe ich das Kämpfen aufgegeben und bin wie gesagt entspannt gewandert.
Fazit: 146 Runden, macht 176,1 km, 8:24 min/km und Platz 1 in der M55. (Gesamt 6.)
So mußte also bis zur Siegerehrung warten, weil nur die Gesamt 1.-3. Männer und Frauen und die jeweiligen AK-Sieger zusätzlich zur Urkunde eine Medaille bekamen (die leider etwas schmucklos ausgefallen ist). Die Ehrung war aber stilvoll. Es gab noch eine schöne Sonnenblume und Shakehands von allen Seiten. Und ein richtig hohes Siegerpodest und ich durfte ganz hochspringen (naja in Zeitlupe hochklettern triff es eher)


Dann schnell die 400 km heim und ausnahmsweise vor 11 ins Bett. Dazu muß man wissen, daß ich schon etliche Laufnächte durchgemacht habe und danach immer vor lauter Adrenalin so aufgedreht bin, dass ich wie üblich zu Bett gehe. Meine Frau sich nun also wunderte warum ich dorthin eigentlich schon um halb 9 gehen wollte und mich fassungslos fragte: "Du wirst doch wohl nicht schon um halb 9 ins Bett gehen wollen." „Doch“ Ist wie beim 24 Stunden im Kreis laufen. Man(n) muss es nur wollen.
