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Mein erster Halbmarathon

Mein erster Halbmarathon

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Hi,

ich möchte gerne die Erfahrungen von meinem gestrigen Lauf mit euch teilen. Es war mein erster Halbmarathon. Ich laufe mehr oder weniger regelmäßig seit ein paar Jahren, im Sommer letzten Jahres bin ich es wieder ein bisschen ernsthafter angegangen und seit November habe ich einen HM Sub 2 Plan von Runtastic gemacht. 6 Trainings (davon leider 3 lange Läufe) musste ich wegen Hüftschmerzen auslassen, ansonsten war ich aber konstant dabei. Bei meinem letzten Testrennen über 10 km (eigentlich 9.92 wegen GPS Fehler) habe ich eine Zeit von 52:48 erreicht - das war vor ziemlich genau einem Monat.

Vorbereitung:
Ich war ziemlich angespannt, immerhin hatte ich mich jetzt 16 Wochen lang auf diesen Lauf vorbereitet und wollte meine Zielzeit unbedingt erreichen. Da wir eine längere Anreise hatten, musste ich schon um 5:45 aufstehen. Die Nacht davor habe ich nicht besonders gut geschlafen und bin mehrmals aufgestanden .. als der Wecker klingelte, wollte ich am liebsten die Decke über den Kopf ziehen und den Tag vorüberziehen lassen. Aber irgendwann waren wir dann am Weg .. zwei Stunden Autofahrt, in der ich kaum gesprochen habe.

Der Lauf:
5:40 Pace in der ersten Hälfte, danach 5:35, das war mein Plan. Bloß nicht zu schnell loslaufen - ich wusste, das darf ich auf keinen Fall, sonst werd ich scheitern. Tja. Dann Startschuss, die Menge hat sich bewegt und ich mit ihr mit, und alles ging so easy, so leicht, ich hatte das Gefühl, ich würde spazieren gehen. Pace 5:15 ... oje, viel zu schnell, dringend bremsen. Nach einem halben Kilometer Pace 5:05. Ich wusste genau, das ist nicht richtig, aber es war mir einfach nicht möglich, das irgendwie zu bremsen. Es ist schwer das zu beschreiben und ich versteh es auch nicht wirklich. Kurzum, die ersten 7 km war ich unter 5:30. :klatsch:

Dann irgendwann hat sich das Feld gelichtet und es ging ans Trinken. Ich hatte mir das Getränk gemacht, das Steffny in seinem Buch beschreibt (Mineralwasser, O-Saft, Salz, Zucker, Speisestärke). Obwohl ich das vorher einmal getestet hatte, hat mein Magen gestern dagegen rebelliert. Die nächsten 5 km hatte ich mit Magenschmerzen und Aufstoßen zu kämpfen und währenddessen ging es mit meiner Pace steil bergab. 5:45, 5:45, 5:50, .. 6:03. Einen Sechser wollte ich bei diesem Lauf eigentlich NICHT sehen! Dann kam Seitenstechen dazu.

Etwa bei km 10 hab ich mich von meinem Trinkgürtel verabschiedet, den ich meiner am Streckenrand stehenden Frau in die Hand drückte. Die nächsten 5 km waren nicht schön. Mir war nicht wohl, ich wusste ich hab was falsch gemacht, ich wollte das trotzdem irgendwie durchstehen .. und währenddessen hab ich Stück für Stück festgestellt, dass meine GPS Ansagen aus dem Handy so gar nicht mit den Kilometermarkierungen übereinstimmen. Erst kamen Sie korrekt, dann schon 100 m zu früh, dann 200 m ... am Ende des Laufs waren die Kilometeransagen aus meinem Handy schon fast einen halben Kilometer zu früh. Das fühlte sich an, als würde sich die Strecke wie ein Gummiband auseinanderziehen....

An dieser Stelle habe ich mir überlegt, dass es eigentlich total idiotisch ist, solche Läufe mitzumachen. Das mach ich sicher nie wieder. Und überhaupt könnte ich eigentlich auch gleich alles bleiben lassen und alles hinschmeissen.

In den letzten 5 Kilometern wollte ich dann doch noch irgendwie die Kraft aufbringen, mich zu lösen und Gas zu geben. Meine Atmung war nicht das Problem, mein Puls war konstant bei etwa 175, das war auch nicht das Problem, und ich versuchte es etwa viermal - aber ohne Erfolg. Jedesmal wenn ich begonnen habe, anzudrücken, kam die nächste Ansage: 5:57 Pace. Dabei waren es gefühlt unter 5. Mein Körper hat einfach nicht tun wollen, was ich ihm sagte.

Naja, so bei km 17 war mir klar, das wird sich nicht mehr ausgehen. Trotzdem ab km 20 Endspurt - auch wenn es nicht für das gesetzte Ziel reicht, durch´s Ziel quält man sich!

Es wurden 2:02:06 - letzter in meiner Altersklasse. :( Wirklich glücklich bin ich nicht, weil ich mein Ziel eben verfehlt habe, aber ich denke ich habe richtig viel für´s nächste Mal gelernt und drei Stunden später hab ich mir schon Gedanken darüber gemacht, wann ich das nächste Mal antreten kann. Hingeschmissen wird also nix. :)

lg

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Hallo danubius,

sehr schöner Bericht!
Irgendwie erkenne ich mich da wieder. Vor nem knappen Jahr erging es mir bei meinem ersten HM exakt genauso, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte diesen Fehler des zu schnellen Angehens nicht zu machen... :klatsch:

Ich wollte auch alles hinschmeißen aber inzwischen bereite ich mich auf die doppelte Distanz in sub4 vor (HH 26.04.). :nick:
Also Kopf hoch! Der nächste Lauf wartet schon!

Gruß :winken:
10,000: 44:52 - September 2016 - Alsterlauf Hamburg
21,097: 1:39:42 - Juli 2019 - Schwerin Halbmarathon
42,195: 3:57:20 - September 2017 - Berlin Marathon

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2:02 sind für den ersten doch nicht schlecht. In einem Jahr bist Du sicher 10 min schneller, wenn Du dranbleibst. Bei gleichmäßigem Tempo hättest Du es sicher gepackt, aber das ist nun mal im WK ohne Erfahrungen gar nicht einfach.

Viel Erfolg!

Matthy
Keep smiling, be optimistic, do something good...

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Prima: das ist sozusagen der Klassiker, was du hier beschreibst dürfte für ziemlich viele erste Halbmarrathons ziemlich präzise zutreffen.

(mir gelingt das sogar immer wieder, obwohl ich schon 18 HM gelaufen bin :peinlich: )

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Danke für die Antworten!

Ich denke es hat auch mitgespielt, dass es bei der Veranstaltung zwei Unterdistanzläufe (7, 14) gab. Dadurch war die Masse automatisch nochmal schneller. Whatever...

ABER: Ich bin draufgekommen, dass ich laut der Umrechnungstabelle von Steffny die dort angeführte "Realistisch erreichbare Zeit beim Halbmarathondebüt" von 2:02:20 immerhin um 14 Sekunden unterboten habe! :P

Beim nächsten Mal mach ich´s besser. Ich liebäugle schon mit einem Lauf in 4 Wochen .....

lg d

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Glückwunsch zum Ersten! :daumen:

Und in vier Wochen machst du es besser. Dass du dich dennoch bis ins Ziel durchgeämpft hast, war das Wichtigste an dem Lauf. Du bist ein Kämpfer! Und das zweitwichtigste sind die Fehler, die du beim nächsten mal nicht machen wirst. Dass du zu schnell warst lag nur an dir selbst, nicht an den schnellen Anderen um dich herum. Du hast nur nicht auf die Vernunft gehört und dich eingebremst. Manchmal geht es gut, meist aber nicht. Dein zweiter Fehler: Du brauchst beim Halbmarathon nur Wasser. Eigentlich nicht einmal das aber das ist Gewöhnungssache. Falls du den Abend vorher gut gegessen und vernünftig gefrühstückt hast, reicht die Energie für einen Halbmarathon allemal. Da musst du nichts ins Getränk mixen und der Magen hat auch nichts zu rebellieren :wink:

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Ich bin selbst noch keinen HM gelaufen, dachte mir aber dasselbe wie Tommi.
Machmal bin ich mit dem MTB 2-3 Stunden im Wald unterwegs und habe dort auch nichts mit. Wenn ich lange auf der Straße (gemütlich) unterwegs bin, hab ich nur Wasser mit.
Bei einer Waldtour jedoch - die anstrengender ist (höhere HF) - bekomme ich auch diese Gefühl im Magen, wenn ich etwas zu mir nehme.
Daher werde ich bei meiner nächsten Laufveranstaltung, die schon bald ist, auch nichts mitnehmen. Vorher gut trinken und hoffen :)

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Hingeschmissen wird also nix. :)
Alleine für diesen Satz hat es sich doch gelohnt, sich durch den ersten Halbmarathon zu quälen, oder?

Ich denke solche oder ähnliche Erfahrungen hat jeder zu Beginn seiner Läufer"karriere" hinter sich. Man experimentiert noch eine Weile mit dem richtigen Rhythmus, Trinkverhalten und anderen Unzulänglichkeiten herum, bevor irgendwann dann doch ein perfekter Tag und der perfekte Lauf auf einen wartet. Ganz ehrlich, den Steffny-Cocktail hätte ich mir warscheinlich gleich an der nächsten Ecke nochmal durch den Kopf gehen lassen. Die Pauschalantworten aus seinen ach so hochgelobten Büchern passen halt nicht zu jedem Läuferkörper.Nur du selbst kannst über die Zeit feststellen was du für einen Wettkampf brauchst.

Ich nehme z.B. weder Trinkgurt noch sonst irgendetwas für einen Wettkampf mit. Mir reicht wie Tom kaltes klares Wasserfür die Halbmarathon Distanz. Erst bei längeren darf es auch mal ne Banane oder ein Gel sein. Aber auch das kann und darf keine Empfehlung sein. Probier es selbst aus, was dir bekommt.

Beim nächsten Mal wirst du ganz entspannt die 2 Stunden knacken! Und falls nicht, dann eben beim übernächsten … :daumen:

Grüße gen Süden … Andreas
FUN to RUN // Laufend unterwegs in Hamburg & der Welt / funtorun.de

Marathon 2014 // Rom √ · Hamburg √ · Berlin √ · Amsterdam √ · Valencia √
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:daumen:

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Das ist doch eine gute Zeit :daumen: wie alt bist du? Glückwunsch! Ein schöner Bericht. Ich habe heute meinen ersten Wettbewerbshalbmarathon 22,66 km mit 2:23 den 3. Platz belegt in der Frauenwertung. Wir sind den Öjendorfer Lothar-Gehrke-Gedächnis Marathon gelaufen.Heute Morgen war es noch sehr kalt, aber klarer Himmel und Sonnenschein. Start war 9:00 und 6 Runden um den See,ein Traumwetter windstill und Sonnenschein :) aber mit vielen Steigungen :rolleyes2 . und leider 1* für kleine Mädchen :zwinker4:
Am 4. Mai gehts zum Rahlstedter Wandselauf aber nur 15km, hoffe wieder auf ein Traumwetter zu warm muss es nicht sein :)

Liebe Grüße Viechel :winken:

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Genau - herzlichen Glückwunsch!!!
Ich hatte vor einigen Wochen sehr ähnliche Gedanken - Schritt für Schritt hab ich mich vorangetrieben - innerlich fluchend und schimpfend... und die Sch...strecke wollte kein Ende nehmen. Und nochmal ein Zipfel vom Stausee tauchte auf - und nochmal ging es bergauf. Und immer noch kein Ziel in Sicht. Zeit hat für mich gepasst 2:14 - aber ein Spaß war es wahrlich nicht.
Gestern bin ich 4 Minuten langsamer gewesen, u.a. weil ich mich 2 Mal längs in die Pampe legen musste - und die Sanis pflastern durften.
Kommt davon, wenn man als Stadtmaus dauernd auf Asphalt trainiert - und dann mit Wurzeln konfrontiert ist.
Fazit - es lief sehr viel besser als neulich - vergleichsweise easy hat sich das Tempo diesmal angefühlt.
Also - durchbeißen lohnt sich... :winken: - und... Danke für deinen sehr schönen Bericht!
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