22. IWIS Königsschlösser Marathon Füssen 20.07.2024
Nach dem doch etwas enttäuschenden (wegen Magenproblemen) 24-Std-Lauf in Dettenhausen
soll es gleich wieder mit einem "normalen MA" weitergehen.
Da der Start hier sehr früh, um 7:30Uhr angesetzt ist, gibt es bei einer Fahrzeit von ca. 3Std
für mich keine vernünftige Möglichkeit ohne Übernachtung da teilzunehmen - ich rechne ja
üblicherweise noch 1-1,5Std zusätzliche Zeit ein: den genauen Veranstaltungsort finden,
Parkplatz suchen, Startunterlagen abholen, usw. Eine Abfahrt um 3Uhr ist selbst für mich nur
sehr schwer zu akzeptieren. So habe ich mir eine Unterkunft in der Nähe gesucht, Füssen als
Veranstaltungsort ist nicht möglich - es gibt praktisch keine "bezahlbaren Unterkünfte" für den
Tag und selbst in der Umgebung wird es schwierig, die Urlaubsströme im Allgäu machen es sehr,
sehr schwierig. In der Nähe von Marktoberdorf habe ich noch was gefunden, allerdings ist dort
um diese Uhrzeit (6Uhr) noch Niemand da, um mir ein Frühstück zu machen. Ich organisiere
eine eingeschaltete Kaffeemaschine und einen kleinen Teller Frühstück im Kühlschrank - den
Rest: selbst ist der Mann (Läufer), anschließend fahre ich die ca. 30Km nach Füssen, praktisch
das der Veranstaltungsort quasi auf einen großen Parkplatz ist. Ein Vorteil der sehr frühen
Startzeit ist natürlich: wir werden der größten Hitze entgehen, bzw. ihr nicht lange ausgesetzt
sein. Es wird schwülwarm werden, doch die Sonne selbst wird sich lange Zeit hinter Wolken
versteckt halten.
Kaum bin ich dort angekommen am Morisse-Parkplatz und will mir meine Startunterlagen im
Zelt abholen, höre ich schon eine vertraute Stimme "Roland" rufen - Bernie mit dem ich erst
vor kurzem wegen einer anderen MA-Anmeldung gemailt habe und Charly winken mir zu. Kurz
danach läuft mir auch Andreas mit Judith über den Weg - Er schreibt wieder für Marathon4you
einen Fotobericht. Bernie läuft diesmal nicht mit, Er ist mitgekommen um fürs nächste Jahr eine
neue Marathonroute für einen "Kini-MA" mit Höhenmeter auszukundschaften - da freue ich mich
jetzt schon darauf.
Schnell sind die Unterlagen abgeholt - einen Pastagutschein, der nach dem Lauf noch einlöst
werden kann ist dabei - leider kommt das selten vor.
Wieder mal extra Chip um ihn in die Schnürsenkel einzufädeln, mein Kabelbinder kommt wieder
zum Einsatz. Da merke ich die Start-Nr. hat zwar angezeichnete Löcher, die jedoch weder gelocht
noch gestanzt sind, auch für sowas bin ich gewappnet, von ganz unten krame ich einen Locher
aus meiner Tasche - früher ist mir das öfter passiert das ich den brauchte... jetzt schon lange
nimmer. Gut das ich den noch dabei habe, mit Sicherheitsnadeln möchte ich keine Start-Nr.
befestigen.
Ein kurzer Vorabblick auf die Laufstrecke sagt mir, wir laufen um bzw. an drei Seen: Hopfensee,
Forggensee und Schwansee. Es trifft sich gut das ich erst im Frühjahr (zum erstenmal) hier in
Füssen auf einem kleinen Wochenendtrip Schloss Neuschwanstein und einige andere Sehens-
würdigkeiten besucht habe. An einem Vormittag bin ich damals vom Hotel in Füssen zu einer
Laufrunde Richtung Hopfensee aufgebrochen, einmal drumherum und ein paar kleine Abstecher-
das waren damals so knapp 25Km. Das ich einige Monate später hier einen Marathon laufen
werde war noch nicht geplant.
Der Kini (König Ludwig II.) ist hier in Füssen und drumherum allgegenwärtig - nicht nur wegen
seiner 3 Schlösser in unmittelbarer Umgebung (Neuschwanstein, Hohenschwangau und Linderhof).
Auch das extra errichtete Festspielhaus spielt vor allem den Kini - zur Zeit hängen überall die
Plakate König Ludwig 2 - Der König ist zurück - ist wohl die Neuauflage/Vorsetzung des ersten
erfolgreichen Musical der königlichen Hoheit!
Auch wir werden natürlich viel "in Berührung" kommen mit dem "Allgegenwärtigen" - eben beim
Start schon laufen wir alle paar hundert Meter an den Plakaten vorbei, auf dem Weg raus aus der
Stadt. Vom Anfang an ist mir heute klar- die Zeit spielt eine untergeordnete Rolle, eben fragte
mich noch Jemand, was will ich heute laufen. Ich habe keinerlei Vorstellung was möglich ist, will
mich auch "nicht die Bohne" unter Druck setzen - ich antwortete nur: mal sehen ob das was unter
5Std wird. Ich versuche langsam anzulaufen - bin aber ganz schnell in meinem Trott und das heißt
zu Beginn jeweils knapp unter 6min/Km. Das sich diese Pace mind. die ersten 10Km hält wundert
mich dann selbst.
Kaum sind wir raus aus Füssen schon erkenne ich so manchen Laufweg, ab Km4 laufen wir fast
genau den selben Weg den ich im Frühjahr hier gelaufen bin. Wir kreuzen die B310 und laufen an
einem ehemaligen Müllberg vorbei. Als ich ein wenig nach vorne gucke - ein Großteil der ca. 500
Starter ist vor mir, sehe ich regelrechte Staubwolken, die durch viele Läuferbeine auf dem Schotterweg
aufgewirbelt werden. Als ich so richtig ins Schwitzen komme ist auch schon der 1.VP in Form einer
Wasserstelle präsent - wie passend!
Der Füssener Achen und der Hopfenseeachen wird mehrfach an Brücken überlaufen, beim mehrmaligen
Abbiegen hift die gute Markierung, an zentralen Stellen stehen Streckenposten. Ein einzelner Hof mit
mehreren Gebäuden (Schorrenmoos) kommt mir sehr bekannt vor, hier gucken neugierig einige Esel
über den Zaun und beobachten die Läuferschar. Nach weiteren Abzweigungen erreichen wir bei Km8
den Hopfensee, den wir in gleicher Richtung umrunden, wie ich es beim Trainingslauf tat. An der
westlichsten Ecke ein Kleinort (Riedenwies) Km10, weiter nach Norden, links die A7 - der 2.VP naht,
jetzt auch mit Iso usw. Es begegnen uns so manche Spaziergänger und Hobbyläufer(innen), bei Km12
erreichen wir Hopfen am See. Einer der Touristen-Hotspot ist das hier, am frühen Morgen interessieren
sich wenige Passanten für uns, außer einige "Eingeweihte", die wohl vornehmlich Bekannte/Freunde
anfeuern. Hier haben wir auch teilweise Asphalt unter den Sohlen, aber auch die anderen Wege sind
(mit wenigen Ausnahmen) gut zu laufen. Die Gesamtstrecke ist wunderbar flach, mit einer Ausnahme,
die ich mir schon eingeprägt habe.
Km14, wir erreichen wieder den Punkt an dem wir die Seeumrundung begonnen haben, bleiben nun auf
der Strecke und laufen die folgenden 2Km zu zweiten Male. Am westlichen Punkt verlassen wir den See,
um kurz danach wieder auf dem Zuweg zum See zu laufen, den wir eben bereits zum VP1 genommen
haben, weiter über Schorrenmoos. Anschließend biegen wir aber nicht zum Hopfensee ab, sondern erreichen
den kleinen Ort Eschach um dann auf den Forggensee zuzulaufen. Schon erkenne ich hier ist der einzige
nennenswerte Anstieg vor uns bei Km19. Obwohl es nur so 30 bis 40 Hm (verteilt auf 700m) sind - hier
gehen Viele. Ich weiß das ist alles gut machbar und laufe - u.a. ein Stück die Hopfener Straße entlang, dann
wird sie mit einem Fußgängertunnel unterquert und noch einige Hm aufwärts, schon ist es geschafft und
ich bin im Läuferfeld um einige Plätze nach vorne gerückt, das wird noch besser als ich anschließend im
Downhillmodus auf den Stausee runterlaufe, hier wird der Lech aus Österreich kommend aufgestaut.
Schon um 1910 gab es erste Pläne hierzu, in seiner heutigen Form wurde er aber erst in den Jahren
1950-1954 verwirklicht. Stauziel 780m (über Null), Wasserhöhe ca. 35m, Länge 8,7Km, Breite 2,8Km
und Stauvolumen 168 Mio. m³ - das sind die Daten des Stausees. Das Kraftwerk in Roßhaupten gehört
zur Uniper Kraftwerk GmbH - hier werden jährlich ca 150 GWh Strom erzeugt.
Doch bevor wir direkt am See sind erreichen wir ein anderes Highlight: das Festspielhaus Neuschwanstein.
Am 25. August 1998, dem 153. Geburtstag von König Ludwig II. auf einem neu aufgeschütteten, 45.000 m²
großen Grundstück im Forggensee wurde der Grundstein für dieses Haus gelegt. Es ist dem Richard-Wagner-
Festspielhaus sehr ähnlich - der Kini war bekanntermaßen ein großer Anhänger seiner Musik, dem wurde hier
stattgegeben. Eröffnung war am 07.April 2000 mit der Uraufführung des Musicals: Ludwig II. - Sehnsucht nach
dem Paradies.
Wir laufen sehr nahe daran vorbei, über die Zufahrten zu den einzelnen Parkplätzen, ein Anlegesteg nach dem
Anderen liegt links von uns am Ufer... u.a. fahren hier zwei große Passagierschiffe verschiedene Rundfahrten
auf dem Forggensee (MS Allgäu und MS Füssen). Zum Glück kommt auch gleich ein weiterer VP - ein Check
der Pace sagt mir ich liege z.Z. knapp über 6min/Km... damit bin ich sehr zufrieden. Ein Stück geht es nun
dem Lech entgegen, er fließt ja zum See hin, durchfließt ihn sozusagen und bei Roßhaupten wird aus ihm
erst Premer Lechsee, dann Lechstausee Urspring, letztendlich fließt er zur Donau hin. wenn man da am
Lech entlangläuft, zur richtigen Zeit, in die entsprechende Richtung blickt kann man eines der vielen (großen
und kleinen) Schlösser sehen. Darunter natürlich besonders beliebt "Schloss Neuschwanstein" - es sind extra
Hotspots angegeben von wo man es am Besten aus der Ferne sieht. Bevor wir die B16 erreichen überlaufen
wir den Lech am Wasserkraftwerk Horn und weiter östlich am Lech und anschließend am See entlang - eine
Begegnungsstrecke, mir laufen die ersten Schnellen (samt Radbegleitung) entgegen. Die Ortschaften Horn,
Frauenberg, Waltenhofen und Schwangau werden nur "gestreift" da wir sehr nahe am Wasser laufen. Am
Weg liegende VP's werden natürlich doppelt genutzt für beide Richtungen, vorbei an einer Schiffs-Anlegestelle
kommen wir zum Wendepunkt (Km28)... kurz vorm Camping "Brunnen" liegt die Zeitmess-Matte und es geht
zurück. Hier kann ich sehr gut erkennen, die Zielzeit-Läufer 4:30Std sind nimmer so weit hinter mir - aber
wenn sich meine Pace nicht zu sehr verlangsamt könnte es noch reichen. Wieder mal appelliere ich an meinen
Körper und sein Durchhaltevermögen... da geht doch noch was, denke ich mir.
Schließlich sind wir wieder bei der B16 angekommen und der Lech wird ein kleines Stück weiter südlich am
Lechsteg überquert, er präsentiert sich im strahlenden Türkis - das hat mit der Lichtreflektion von
mikroskopisch kleinen Kalkteilchen im Wasser zu tun (Füssen liegt an den nördlichen Kalkalpen), der
Lech durchfließt dieses Gestein... ein beeindruckender Anblick. Doch etwas weiteres fasziniert mich:
der Steg ist bevölkert von anfeuernden Zuschauern - das beflügelt mich... setzt zusätzliche Kräfte frei.
Weiter nun zum Schwansee, der Letzte um den wir rumlaufen müssen/dürfen, zuerst mal wieder ein
Stück Begegnungsstrecke (Km 35), dann teilt sich die Strecke... links entlang laufen wir hin, ein
wunderschöner geteerter Rad-/Fußweg....und als ich nach vorne, etwas nach oben blicke sehe ich
es in voller Pracht vor mir: das Schloss Hohenschwangau - nicht so bekannt wie sein "großer Bruder"
Neuschwanstein - auch nicht ganz so groß/beeindruckend wie DAS, jedoch trotz allem ein toller Anblick
von hier aus - das motiviert nochmals für die letzten Km. Nun folgen wir rechtsherum den Weg, ein
Streckenposten weist uns die Richtung, wir laufen gleich nahe am See entlang, die Km scheinen nun
einfach immer länger zu werden.
Meine Pace ist gar nicht viel langsamer geworden und so hoffe ich weiterhin das mich die 4:30-Läufer
nicht mehr einholen können. Am Ende des Seeweg der vorletzte VP, ich lehne dankend ab, jetzt ist
Zeit meinen Iso aus dem Trinkgurt aufzubrauchen und einige wertvolle Sekunden zu sparen. Die
Begegnungsstrecke (Km40 zurück, wieder über den Lechsteg jetzt mit weniger Publikum und beim
letzten VP winke ich wieder ab und nun geht es vorbei an der Klinik auf die Füssener Innenstadt zu.
Leichter Anstieg, Kopfsteinpflaster mit Flatterband abgesperrte Teilstrecken erwarten mich - zum
Glück aber auch einige Zuschauer, die meisten rufen: nicht mehr weit, bald habt Ihr es geschafft!
Ich weiß das auch und so überhole ich...wie schon am Schwansee mit einem kaum für möglich
gehaltenen Endspurt so manche Konkurrenz - von den 4:30 Pacern ist nichts zu sehen.
Noch ein paar Kurven durch die Altstadt, endlich ist das Ziel zu sehen, jubelnd laufe ich über die
Ziellinie und bekomme sofort die Medaille umgehängt. Mit 4:25 Std bleibe ich sogar recht deutlich
unter den 4:30 - damit bin ich überglücklich. Erstmal durchschnaufen, hinsetzen dann hole ich
mir das erste Finisherbier, als ich nochmal in den Zielkanal reingehe kommt auch schon bald
Andreas und andere Laufbekannte ins Ziel. Über den zurückhaltenden Sonnenschein sind wir Alle
sehr froh. Als wir später beim Pasta mit Finisherbier und Kuchenessen zusammensitzen kommt die
Sonne heute zum ersten mal so richtig intensiv raus und gleich ist es einige Grade wärmer - der
frühe Start hatte wirklich was für sich.
Als wir uns langsam verabschieden und ich nach der nächstgelegenen Dusche frage, die soll gleich
um die Ecke liegen, bekomme ich den Tipp, diese nicht zu nutzen - sie ist zu klein für den Ansturm
und das kleine Sportstudio ist hoffnungslos überfordert. Etwas stadtauswärts gibt es ein größeres
Fitnesscenter das auch Gratisduschen für die Teilnehmer anbietet - den Hinweis nehme ich dankend
an ... die richtige Entscheidung, wie sich herausstellt. Kurze Zeit später fahre ich schon auf der A6/A7
meiner Heimat entgegen und habe im Hinterkopf bereits den nächsten Wettkampf.
Grüße Roland
Zu den Fotos:
1. Das Plakat zum 22. Königsschlösser-Marathon
2. Die üblichen Vorbereitungen am Morisse-Parkplatz
3. Hier geht's zum Start
Re: Um die Seen und Schlösser des "Kini"
2Weitere Fotos:
1. Kurz vorm Start: 5 Lauffreunde (v.l.n.r. Charly, Bernie, Judith, Andreas und ich)
2. Hinterm Zielbogen
3. Mit der Medaille, aber schon vorher (siehe Zeit) im Ziel
1. Kurz vorm Start: 5 Lauffreunde (v.l.n.r. Charly, Bernie, Judith, Andreas und ich)
2. Hinterm Zielbogen
3. Mit der Medaille, aber schon vorher (siehe Zeit) im Ziel
runners.high - Nomen est omen
Re: Um die Seen und Schlösser des "Kini"
3Weitere Fotos:
1. Urkunde, Medaille, Start-Nr. und "Sponsoren-Buff"
2. Garmindaten
1. Urkunde, Medaille, Start-Nr. und "Sponsoren-Buff"
2. Garmindaten
runners.high - Nomen est omen
Re: Um die Seen und Schlösser des "Kini"
4sauberle Roland, die Zeit ist klasse,
Bin mal gespannt ob Bernie einen schönen KINI-Mara ausarbeiten und anbieten kann. Den Kini-Trail denn ich 2021 gelaufen bin werde ich nie vergessen, leider ist der Lauf Geschichte.
Bin mal gespannt ob Bernie einen schönen KINI-Mara ausarbeiten und anbieten kann. Den Kini-Trail denn ich 2021 gelaufen bin werde ich nie vergessen, leider ist der Lauf Geschichte.
17.08. 100 M Berlin 25:55:02
26.10. Albmarathon 50 km
26.10. Albmarathon 50 km