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Wie war's 2023?

Wie war's 2023?

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1.1.24 - Wie jedes Jahr habe ich auch das vergangene in "Unser Laufjahr 2023" im Überblick zusammengefasst. "Unser" steht natürlich für ein "wir". Und "wir" sind meine Frau, ich selbst natürlich und unsere Hündin Roxi. Für mindestens zwei von uns war 2023 läuferisch eher mau. Das hätte die Nummer drei im Bunde gerne überkompensiert - allein ihr waren Grenzen gesetzt. Kann aber gerne nachlesen, wen's interessiert. Wie immer hier.

Neujahrsgrüße an alle: Bleibt allgemein- und laufgesund! :hallo:

Udo

Re: Wie war's 2023?

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Hallo Udo,
danke für den interessanten Bericht.
Von deiner Laufleistung bin ich schon lange sehr beeindruckt! Ich finde es auch schön dass du so
locker in deine Lauf-Zukunft schaust und nach so langer Zeit immer noch viel Spaß an diesem
schönen Sport hast.
Ich würde mich sehr freuen wenn ich in deinem Alter auch noch so viel Laufen könnte.
Bei jedem Wettkampf bewundere ich die älteren Generationen die über die Ziellinie kommen.

Auf viel niedrigerem Niveau war mein Jahr 2023 auch erfolgreich und schön.
Trotz einiger Atemwegsinfekte und Trainingspausen schaffe ich es 4 x Altersklassensieger zu werden.
Das ist zwar in der AK W55 nicht allzu schwer, aber trotzdem freut es mich.
Einmal war ich nur Erste von Eins. Aber das war ein Halbmarathon in sengender Hitze, Schwüle und später Gewitter.
Vermutlich wollten andere in meiner AK lieber nicht antreten.
Einmal war ich sogar insgesamt Dritte bei einem 10-K-Wettkampf. Die beiden Damen vor mir waren wesentlich jünger.
Gestern beim Silvester Lauf über 10 Kilometer war ich Erste von Elf, mit 2 Minuten Abstand, in meiner AK.

Für mich also ein erfolgreiches Jahr und ich freue mich sehr auf alles was noch kommt.

Liebe Grüße von Simone

Re: Wie war's 2023?

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Hallo Udo,

ich bin immer wieder gerne bereit mich deinen ganz persönlichen Stimmungen, Gefühlen beim Laufen leserlich zu widmen. Ob Glück, Pein, oder gar Schmerz. Empfindungen die du in zahlreichen Laufberichten in diesem Forum teilst. Vielen Dank dafür. Ich hoffe das du uns noch lange damit beglücken wirst. Ich bleibe dir auf jeden Fall treu. Denn du hast mich mit vielem inspiriert und deine Schilderungen waren sehr wertvoll für meine Laufabenteuer. Zuvorderst möchte ich da den Spartathlon Bericht nennen. Die Seiten habe ich - weiland ausgedruckt - zigmal gelesen und die für mich maßgeblichen Stellen markiert.

Ich wünsche dir ein erfolgreiches Laufjahr und freue mich demnächst wieder persönlich zu treffen an 3-König. Das wird dann wohl mein 200 M/U sein.

Re: Wie war's 2023?

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Dachbapp hat geschrieben: 01.01.2024, 12:34 Hallo Udo,
danke für den interessanten Bericht.
Von deiner Laufleistung bin ich schon lange sehr beeindruckt! Ich finde es auch schön dass du so
locker in deine Lauf-Zukunft schaust und nach so langer Zeit immer noch viel Spaß an diesem
schönen Sport hast.
Ich würde mich sehr freuen wenn ich in deinem Alter auch noch so viel Laufen könnte.
Bei jedem Wettkampf bewundere ich die älteren Generationen die über die Ziellinie kommen.

Auf viel niedrigerem Niveau war mein Jahr 2023 auch erfolgreich und schön.
Trotz einiger Atemwegsinfekte und Trainingspausen schaffe ich es 4 x Altersklassensieger zu werden.
Das ist zwar in der AK W55 nicht allzu schwer, aber trotzdem freut es mich.
Einmal war ich nur Erste von Eins. Aber das war ein Halbmarathon in sengender Hitze, Schwüle und später Gewitter.
Vermutlich wollten andere in meiner AK lieber nicht antreten.
Einmal war ich sogar insgesamt Dritte bei einem 10-K-Wettkampf. Die beiden Damen vor mir waren wesentlich jünger.
Gestern beim Silvester Lauf über 10 Kilometer war ich Erste von Elf, mit 2 Minuten Abstand, in meiner AK.

Für mich also ein erfolgreiches Jahr und ich freue mich sehr auf alles was noch kommt.

Liebe Grüße von Simone
Hallo Simone,

vorgestern war ich zum ersten Marathon des frischen Jahres unterwegs. Höchst unfrisch, da unterdurchschnittlich trainiert, übergewichtig und weil sich die "Malus-Konstanten" - vor allem Alter und Winter (der mich noch jedes Jahr runterzog) - nicht durch Wollen aufheben lassen. Also quälte ich mich über die zweite von zwei Runden heftig. Okay, da waren Hügel, in Summe 600 Hm, und trotzdem zog ich mein "alles laufen, nicht gehen" durch. Dennoch: Bliebe es nun für den Rest meiner Lauftage bei solchen Erlebnissen, ich verließe die Manege des Marathonzirkus' sofort und ohne zu zögern. Nun weiß ich aber, dass wieder bessere Tage kommen werden, überdies, was ich dafür tun muss. Also: Keep on (Marathon-) Running!

Warum schreibe ich das? - Ja, ich laufe viel, gemessen an dem, was joggende Altersgenossen sonst so an Kilometern mit Füßen treten. Nur will ich vehement dem Eindruck entgegentreten, dass mir das locker flockig vom Fuß geht. Auch dem Eindruck, dass das auf 100% der Strecken Spaß macht. Die zweite Marathonhälfte machte mir vorgestern nur zweimal Spaß: Als ich unterwegs auf gute Bekannte traf (von denen einer seinen 750. und ein anderer seinen 200. Marathon lief, ein weiterer ohnehin schon weit über 1.000 Marathons auf seinem Konto hatte) und als es im Ziel endlich geschafft war. Man kann in meinem Alter viel laufen, vielleicht fällt das manchen Laufopas auch leicht. Für andere kann ich nicht sprechen. Doch, um mir Marathonreichweite zu erhalten, muss ich mich ständig antreiben und vier- bis sechsmal in der Woche laufen. Darüber hinaus brauche ich etwa zweimal die Woche eine Dosis Krafttraining, um den Verlust meiner Muskulatur im Halte- und Bewegungsapparat möglichst zu verzögern.

Vor ein paar Jahren noch hatte ich vom Laufen im Alter eine andere, ziemlich falsche Vorstellung. Sie war vor allem geprägt von der Vorstellung im Wesentlichen langsamer laufen müssen. Ansonsten würde es schon gehen. Mit anderen Worten: Ich hatte keinen Schimmer davon, wie (Marathon-) Laufen im Schlussabschnitt des Läuferlebens sich tatsächlich darstellen würde. Was es von mir fordern und welche Hindernisse sich mir sonst noch in den Weg stellen würden. Was Körper und mehr noch ein Großteil des Geistes in meinem Alter wollen, unterscheidet sich gewaltig von dem, was der ehrgeizige Rest meines Läuferegos für "Pläne" hat. Die Anziehungskraft der Couch wird mit jedem vollendeten Marathon stärker. Es stellt sich für mich also inzwischen nicht die Frage wie lange ich - Gesundheit vorausgesetzt - Marathon werde laufen können. Die Frage formuliere ich jetzt so: Wie lange werde ich es schaffen - Gesundheit vorausgesetzt - die inneren Widerstände zu überwinden. Ich bin davon überzeugt auch in fünf Jahren - um einen auch noch in meinem Alter überschaubaren Zeitraum abzugrenzen - noch über die körperlichen Fähigkeiten zum Marathonlauf zu verfügen - wie gesagt: Gesundheit vorausgesetzt. Ob ich es aber schaffe von diesen Fähigkeiten Gebrauch zu machen, mich zu überwinden, ob Ehrgeiz, Spaß, kurz: Motivation noch ausreichen werden, das ist eine ganz andere Frage.

Ich kam erst spät zum Marathonlauf, graste davor auf anderen sportlichen Weiden. Ich bereue nicht anderweitig sportlich gewesen zu sein. Aber ich bereue mir den grundsätzlichen Wunsch mal einen Marathon zu laufen erst mit 48 Jahren erfüllt zu haben. Zehn Jahre mehr hätten mir unendlich mehr wunderschöne Lauferlebnisse eingetragen. Deshalb kann ich nur jeder Läuferin und jedem Läufer raten die eigenen Laufwünsche so früh wie möglich zu realisieren. Muss nicht Marathon oder weiter sein. Es gibt unendlich viele schöne Läufe unterhalb dieser Distanzen. In AK W55 hast du noch etliche "gute" Laufjahre vor dir. Bleib dran und genieße. Verlass dich nicht darauf, dass es in 15, 20 Jahren noch genauso sein wird.

Du hast schöne persönliche Erfolge errungen, zu denen ich dir von Herzen gratuliere. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn sich so etwas häuft oder ansammelt. Auch weiterhin viel Spaß dabei und bitte bleib mir gewogen.

Liebe Grüße

Udo

Re: Wie war's 2023?

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Lieber Udo,

ich wünsche dir noch ein gesundes und läuferisch schönes Jahr 2024.

U_d_o hat geschrieben: 08.01.2024, 10:04 ...Muss nicht Marathon oder weiter sein. Es gibt unendlich viele schöne Läufe unterhalb dieser Distanzen...
Gilt das aber (theoretisch) nicht auch für dich??? Wenn du selber sagst, dass die 2. Runde keinen Spaß mehr macht, warum dann nicht nur eine Runde absolvieren?! Es gibt ja z.B. auch viel tolle Halbmarathons in schöner Landschaft.
5 km - 21:44 (09.09.2023 - Tierparklauf)
10 km - 44:40 (16.10.2022 - The Great 10K)
HM - 1:39:18 (28.08.2022 - Die Generalprobe)
25 km - 02:02:00 (15.05.2022 - S 25)
M - 03:38:13 (25.09.2022 - BM)
50 km - 04:32:07 (17.03.2024 - Werderseelauf)

Re: Wie war's 2023?

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Hallo Udo,
ich habe großen Respekt vor dir und deiner nüchternen Betrachtung deiner Laufzukunft, deinem zähen Dranbleiben.
Hut ab!
Aber...ich frage mich auch, so wie heikchen007 vor mir schrieb, warum es bei dir in dem großen Umfang sein muss?
In kleineren Maßen würde es dir vielleicht noch viel länger Spaß machen.
Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?

Re: Wie war's 2023?

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UDO ich finde du hast mich wieder mal dazu veranlaßt deine Antwort an Dachpapp mehrmals zu lesen (ich habe es mir ehrlicherweise sogar oldschool ausgedruckt.) In deiner ehrlichen Selbstreflektion habe ich mich mal wieder zu nahezu 100 % wieder gefunden. Ich hege ähnlichen Gedanken sehr oft nach. Noch mehr nach meinen "schicksalhaften Zwischenfall" mit meinem Läuferherz ertappe ich mich ab und an mit Selbstzweifeln und der Frage ob ich mein Tun in der jetzigen Konstanz und Distanz einschränken soll. Der Frage ob ich weniger rastlos und ruhelos einfach öfter mal den Gang rausnehmen sollte. Dann sind es aber wieder die Momente des Glücks drangeblieben zu sein und dem Schweinehund Paroli geboten zu haben. Mich wenn es sein muss, statt über Dinge zu jammern die mich im Moment stören aber nicht zu ändern sind (schlechtes Wetter, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, ect.), mich aufraffe und etwas das ich angefangen habe zu Ende bringen will. Anstatt zuhause rumzusitzen und hadernd über vergangene Großtaten nachzudenken es weiterhin schaffe rauszugehen und mich an den Start eines Marathon- oder Ultralaufes zu stellen, wohl wissend das es vielleicht doch kein so großer Spaß wird (zumindest bis das Ziel erreicht ist) wie man(n) es sich wünschen würde. Und natürlich motiviert es mich, da draußen auch Gleichgesinnte zu treffen, die genauso positiv "verrückt" sind. Und das beantwortet für mich zumindest auch die Frage ob es nicht eine kürzere Strecke sein kann. Die "einschlägig vorbestrafte Ultralaufgemeinde" trifft sich halt dort immer wieder und hat gemeinsam Spaß am gemeinsamen "Quälen". :wink:

Re: Wie war's 2023?

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heikchen007 hat geschrieben: 08.01.2024, 13:52 Lieber Udo,

ich wünsche dir noch ein gesundes und läuferisch schönes Jahr 2024.

U_d_o hat geschrieben: 08.01.2024, 10:04 ...Muss nicht Marathon oder weiter sein. Es gibt unendlich viele schöne Läufe unterhalb dieser Distanzen...
Gilt das aber (theoretisch) nicht auch für dich??? Wenn du selber sagst, dass die 2. Runde keinen Spaß mehr macht, warum dann nicht nur eine Runde absolvieren?! Es gibt ja z.B. auch viel tolle Halbmarathons in schöner Landschaft.
Hallo heikchen,

natürlich gilt das vollumfänglich auch für mich. Und genau dahin, auf diese aus der Sicht des Marathonis so genannten "Unterdistanzen", werde ich mich in inzwischen absehbarer Zeit wieder zurückziehen. Allerdings - und das ist der Knackpunkt - brauche ich dafür keine offiziell veranstalteten Läufe. Es ist so: Das personell umfängliche "Event", Läufe mit vielen Teilnehmern, reizt mich schon sehr lange nicht mehr. Berlin mit Zigtausend war mein Marathonanfang. Vielleicht wird Berlin mit Zigtausend irgendwann auch mal mein Marathon-Schlusspunkt sein. Mit dieser Idee liebäugele ich ebenso, wie mit der den Schlusspunkt mit der Mutter aller Marathons, ebendem von Marathon nach Athen zu setzen. Ich komme darauf noch mal zu sprechen - äh... schreiben, hinterm *. Wenn Berlin, dann jedoch dezidiert nicht der Zigtausend wegen - viele wollen dort gerade wegen der Zigtausend hin-, sondern eher trotz der immensen Menschenmenge. Wenn Berlin, dann weil es das innige Verhältnis "Marathon-Udo" rund abschließen würde - in meinem Empfinden jedenfalls. Ansonsten fliehe ich der Menschenmenge eher. Grundsätzlich und beim Laufen erst recht. Ich fand zum Laufen, weil es der Sport ist, den ich minimal ausgestattet und völlig unabhängig von Ort, Infrastruktur, "Mitspielern" und zu jeder mir genehmen Zeit ausüben kann. Nur kam mir die Faszination der langen Strecke in die Quere. Marathon - boah, wie geil ist das denn! Und danach: 100 km weit und kein Ende! Zum Durchdrehen auf- und erregend sich so lange und zu solchen Anstrengungen zu überwinden. Jedenfalls war es das für mich (und andere wie ich weiß). Und hier wieder etwas ganz Wichtiges für meine gegenwärtige Situation: In der Anschauung aus dem Jetzt voraus ins Kommende ist ein Spartathlon, ein Mauerweglauf, jede andere Längstdistanz für mich immer noch der Mond, auf den ich mich gerne schießen würde. Nur geht das nicht mehr. Dabei würde ich verlieren, was mich immer antrieb: Die Freude am Laufen.

Wenn ich einen Schritt zurücktrete und anschaue, was noch geht, dann stelle ich fest: Marathon geht noch. Weiter und anstrengender geht auch noch. Wenn erst mal der Winter vorbei ist, der mich durch bloßes Stattfinden läuferisch (!) fertigmacht, energetisch ausleert. Wer meine Laufgewohnheiten von vor einigen Jahren anschaut, der wird feststellen, dass ich mich dem Winter weitgehend entzog, was Marathon oder weitere Strecken angeht. Eine Ausnahme bildete die Jahreswende 2017/18, weil ich den Olympian Race von Archea Nemea nach Olympia im Sinn hatte und der findet schon im Mai statt. Schon vor sechs/sieben Jahren konnte ich 180 km und ein paar tausend Höhenmeter, davon etliche Kilometer miserable Wegstrecke nicht mehr binnen weniger Wochen aus dem Ärmel schütteln. Also vergewaltigte ich mich und lief im Winter sogar Ultra. Ich kam vordem im Winter immer ganz weit runter, was meine Reichweite (Ausdauer) angeht. Und trainierte mich dann im Laufe des Frühjahrs super erfolgreich auf, bis es für super weit reichte. Diese Strategie schien mich zuletzt vom stets mental präsenten Wunsch/Ziel des Weitlaufens zu entfernen. Also dachte ich um und entschied über den Winter hinweg Marathon zu laufen, hin und wieder, um nicht zu tief mit meiner Ausdauer zu sinken. Denn das ist ein wesentliches Merkmal des Laufens im Alter: Jeglicher Aufbruch, egal ob Wiederbeginn nach erzwungenem Stillstand (Krankheit/Verletzung) oder Emporhieven auf ein weittragendes Niveau der Ausdauer, fällt von Mal zu Mal - heißt: mit den Monaten/Jahren - beständig schwerer. Also Marathon im Winter - ist schwer, aber geht.

Ich trat einen Schritt zurück, um anzuschauen, was noch geht. Viel leichter ginge zum Beispiel ein Silvesterlauf über 10 km ein paar Kilometer von hier. Dort sammelte sich vor ein paar Tagen wieder (fast) alles, was in der Region läuft. Was auch ginge wäre die Winterserie meines Vereins, dessen 10km-Lauf und Halbmarathon im Frühjahr - alle Läufe in herrlicher Waldumgebung. Auch ein klein wenig legendärer Halbmarathon in einer Nachbarstadt wäre machbar, diverse andere kürzere Wettkämpfe in Stadt und Land, die ich mit dem Auto in maximal Stundenfrist erreichen könnte. Da gibt es nur einen Umstand, der dem im Wege steht: All diese Läufe reizen mich nicht. Reizten mich übrigens noch nie. Wenn ich den einen oder anderen absolvierte - früher -, dann weil mein Marathontrainingsplan einen "scharf" gelaufenen Wettkampf vorsah. Oder, weil ich Silvester mit meiner Frau zusammen laufend feiern wollte. Mit besonderen Menschen würde ich nach wie alles Offizielle und Inoffizielle laufen, egal wie kurz. Mit anderen Worten: Ich werde sicher wieder zur kürzeren Distanz zurückkehren. Weil ich muss, weil es das sein wird, was dann noch geht. Aber eben nicht im Wettkampf, nicht im Rudel. Die große Menge ist meinem Wesen fremd. An ihr konnte ich mich immer nur kurz berauschen, etwa beim Startvorgang bei eingespielter suggestiver Musik. Ansonsten bin ich meiner Natur nach ein Einzelgänger, der sich allerdings freut nicht allein in der Laufwelt zu sein. Der deshalb auch gerne zu kleinen Marathons fährt, wo er anderen seltsamen Vielläuferwesen begegnen kann ... Gell, Schauläufer?

Wenn ich schreibe, dass es unendlich viele schöne Läufe unter Marathonweite gibt, dann schreibe ich das nicht im interesse-freien Raum des Forums, noch in einem alle Läuferseelen ansprechenden Sinn. Das Wort richtete sich unmittelbar an Simone und mittelbar als eine Art Fensterrede an alle, die sich auf solchen Pisten mit Vergnügen tummeln. Deswegen muss das nicht für mich selbst gelten, ich fühle/denke dabei im übertragenen Sinne. Meine fachlich motivierten Beiträge in diesem Forum, wenn ich versuchte dieser oder jenem bei einem läuferischen Problem weiterzuhelfen, speiste sich überdies immer aus einem mir sehr wichtigen, zentralen Gedanken: Laufe das, was deiner Natur entspricht. Und laufe es so, wie es dir Freude macht. Obwohl ich der Menge fliehe, weil sie mir eher lästig ist, als mich trägt, verstehe ich aber doch, dass es für viele genau das ist, was sie zum Laufen brauchen. Dass sie, wenn sie mir einsam im Wald begegnen, sich genau dorthin wünschen, weil ihnen unter vielen anderen die Bewegung mehr Freude bereitet. Manch einer von ihnen wird sich in mich nicht einfühlen können, wenn es um den Umstand stundenlangen Alleinlaufens geht. Schon Stunden gelaufen und nun weitere Stunden ohne eine Menschenseele zu treffen (vom Versorgungsposten abgesehen). Mit sich allein gegen die inneren Widerstände anrennen. Doch genau das war immer die Seele meines späteren Läuferlebens. Alles andere war auch schön, aber willkommene Zugabe.

Heute nehme ich viele Menschen in Kauf, wenn ich glaube einen Lauf als Vorbereitung zu brauchen. Oder in einer fremden Stadt, vor allem im Ausland, deren Flair ich dann mit jedem von abertausend Atemzügen tief inhaliere. Auch das ist immer noch schön, wenngleich ich die "Verfügbarmachung"* solcher Laufwelten unterdessen aus Gründen der "Wiederverfügbarmachung" von erträglicher Umwelt deutlich reduziert habe. Wie dem auch sei: Jede Läuferin/jeder Läufer sollte für sich klar erkennen, was und wie zu laufen ihm die meiste Freude bereitet und danach seine Ziele aussuchen.

Dir alles Gute heikchen

Gruß Udo

*) Der Vater/die Mutter aller Marathons ist einer der letzten brennenden Wünsche, die ich mir noch in meinem Läuferleben erfüllen möchte. Derzeit steht die Lebenssituation Flugreisen diametral entgegen. Meine Laufpartnerin vieler Jahre, die nimmermüde Vierpfotenfrau Roxi, ist inzwischen alt und gebrechlich und sie - wie früher völlig reuelos möglich sie für ein P-/paar Wochen in liebe Hände zu geben - bringe ich nicht übers Herz. Früher war's ihr egal, die etwas verpeilte Roxi dieser Tage würde darunter sehr leiden. Ich will ihr Loyalität und Treue, die sie mir auf Laufstrecken und auch sonst entgegenbrachte, u.a. auf diese Weise entlohnen. Wann also von Marathon nach Athen laufen? Es wäre schon "geil", damit den Schlusspunkt zu setzen. Nur ist die Gefahr die, vor diesem speziellen Schlusspunkt vom Schicksal überholt zu werden, und nicht mehr so weit laufen zu können. Ich habe es geschafft das "Ende" von Strecken weiter als ... na ja sagen wir halt: so weit wie 100 Meilen Mauerweg in Berlin selbst zu setzen. Noch mal geschafft und dann selbstbestimmt damit abgeschlossen. Ich kann mich aber nicht darauf verlassen, dass das mit dem "Marathonende" auch so laufen wird. Also vielleicht doch so bald als möglich (wobei mir die Möglichkeit es endlich zu tun definitiv das Herz brechen wird) nach Marathon und von dort nach Athen laufen? Mal sehen ... ich brüte drauf rum.

**) "Verfügbarmachung" im Sinne der "Verfügbarkeit von Welt" wie sie der Soziologe Hartmut Rosa in seinem Büchlein "Verfügbarkeit" beschreibt.
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