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Laufen als Massenphänomen? So sieht's in Österreich aus

Laufen als Massenphänomen? So sieht's in Österreich aus

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Ich hab mir wieder ein paar Gedanken über den Marathon gemacht. Jeder redet darüber - gerade nach dem Wienmarathon ist in meinem (Läufer)Umkreis regelrecht ein Marathonfieber ausgebrochen: diejenigen, die dabei waren sind begeistert und die anderen, die am Straßenrand die Massen anfeuerten, haben Blut geleckt - nächstes Jahr ist es dann soweit!

Laufen ist und bleibt ein Massenphänomen - und wenn man die Teilnehmerzahlen ansieht, dann kann man annehmen, dass es immer mehr werden. In Wien stieg (beinahe jährlich!) die Teilnehmerzahl um 5000 Amneldungen, der Wiener Frauenlauf war in wenigen Wochen mit mehr als 30.000 Teilnehmerinnen ausgebucht. Auch letzte Woche feierte der Linz-Marathon einen weiteren Teilnahmerekord!

Ich hab mir auch heuer wieder den Spaß gemacht, und ein paar Statistiken zum Laufen angesehen - und bin auf einiges Interessantes draufgekommen! Die Marathondistanz bleibt jedenfalls nur für wenige interessant...

Der ausführliche Bericht findest du im Runtasia Infokanal
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Super Artikel!
Damit bestätigt sich mein Verdacht vor dem VCM, wo Radio Wien den Marathon derart als "läuft eh jeder" präsentiert hat das mir die Grausbirn aufgestiegen sind. Wieviele Wiener werden ihn gelaufen sein, sicher nicht viel mehr wie 500.....
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Sehr anregend. Ich habe gleich mal für den diesjährigen Bonn-Marathon eine kleine Rechnung aufgemacht. Ein Unsicherheitsfaktor ist der Schulmarathon, da nicht bekannt ist, wie viele Läufer an den einzelnen Staffeln beteiligt waren. Ich habe einfach mal einen Mittelwert von 6 angenommen; de facto dürfen es eher mehr gewesen sein.

Daraus ergibt sich, daß von den knapp 10% Marathon-Finishern gut 20% der Veranstaltungs-KM erlaufen wurden. Im Schnitt sind die Teilnehmer noch nicht mal einen Halbmarathon gelaufen:
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!
Dateianhänge

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Hier läuft kaum jemand und Marathon schon gar nicht. Der Großraum Wien hat ca. 2 Mio. EW, davon wären gut 1,5 Mio. in lauffähigem Alter, als weder Säugling noch Greis. Davon haben nicht 10%, nicht 1%, nicht ein halbes Prozent, sondern ungefähr 3/10 eines Prozent, also ungefähr 3500 Menschen am Wien Marathon teilgenommen. Der Rest kommt aus den Bundesländern oder aus dem Ausland. Dann kommt der HM un die Staffel und wir sind mit Hängen und Würgen auf 1%.

Beim Frauenlauf im Mai sind dann angeblich 30.000 Gemeldete. Das ist schon nett, käme man damit schon auf fast 5%. Ein paar Tausend davon sieht man einmal pro Woche sogar auf den einschlägigen Laufstrecken im Prater, am Wienerberg oder Donaukanal. Der Rest? Kommt am Wettkampftag mit frisch gekauften Laufschuhen, röchelt seine 5k herunter und ward nie wieder auf der Laufstrecke gesehen.

Ich bezweifle, daß mehr als 1%, das wären immerhin 15.000 Läufer, einem auch nur halbwegs strukturierten Training in Wien nachgehen. In den Wintermonaten habe ich regelmäßig das Gefühl, es gäbe keine 150 Läufer in der Stadt, so alleine bin ich auf der Donauinsel unterwegs. Tatsächlich werden es schon 1.500 sein, ist ja eine große Stadt, aber wenn man die maue Beteiligung an den Winterläufen ansieht (kaum je mehr als ~300 Tln.), dann verstecken sich viele ganz gut.

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aghamemnun hat geschrieben:Sehr anregend. Ich habe gleich mal für den diesjährigen Bonn-Marathon eine kleine Rechnung aufgemacht. Ein Unsicherheitsfaktor ist der Schulmarathon, da nicht bekannt ist, wie viele Läufer an den einzelnen Staffeln beteiligt waren. Ich habe einfach mal einen Mittelwert von 6 angenommen; de facto dürfen es eher mehr gewesen sein.

Daraus ergibt sich, daß von den knapp 10% Marathon-Finishern gut 20% der Veranstaltungs-KM erlaufen wurden. Im Schnitt sind die Teilnehmer noch nicht mal einen Halbmarathon gelaufen:
Danke für deine Mühen! Deine Statistik aus dem Bonn-Marathon bestätigt also auch die Tendenz. Ich denke, dass es auch in Deutschland nicht viel anders aussieht und die Marathonveranstaltung eigentlich ein Nebenevent zum Halbmarathon ist.
Austrian hat geschrieben:Hier läuft kaum jemand und Marathon schon gar nicht. Der Großraum Wien hat ca. 2 Mio. EW, davon wären gut 1,5 Mio. in lauffähigem Alter, als weder Säugling noch Greis. Davon haben nicht 10%, nicht 1%, nicht ein halbes Prozent, sondern ungefähr 3/10 eines Prozent, also ungefähr 3500 Menschen am Wien Marathon teilgenommen. Der Rest kommt aus den Bundesländern oder aus dem Ausland. Dann kommt der HM un die Staffel und wir sind mit Hängen und Würgen auf 1%.
...es sind gerade einmal 3027 Österreicher insgesamt ins Ziel gekommen. Davon werden - wenn überhaupt - die Hälfte aus Wien oder Umgebung sein.
Auch die Zahlen der Statistik von der Spectra-Studie bezweifle ich sehr! Ich kann einfach nicht glauben, dass 12 bis 15% regelmäßig (laut deren Kriterium 1x/Woche) laufen. In meinem Bekanntenkreis (und ich bin voll in der Laufszene!!) läuft nur jeder 10. einigermaßen regelmäßig. Und der Österreicher ist ja eher bekannt für seine verbrachten Fernsehstunden anstatt der Laufstunden! ;-)
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Ich meine im letzten SPIEGEL war ein Artikel über den abnehmenden "Marathon-Boom". An was ich mich erinnern kann; für viele Läufer ist ein Marathon Lebensziel - nach Erfüllung dieses haben aber nur wenige den Ansporn ihre Zeit zu verbessern, bzw. sich erneut durchs "qualvolle" Training zu schlagen. Weiter wurde festgehalten, dass die Teilnehmerzahl bei den Marathons beständig abnimmt. Die im Gegensatz hohe Anzahl an Marathon-Veranstaltungen erklärt sich durch Einnahmemöglichkeiten der Gemeinden, Städte (Werbung, Nächtigungen, etc...).

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Ich finde die Daten auch sehr interessant, danke auch von mir für diesen Artikel :nick:

Beim Marathon in Wien dieses Jahr fand ich bemerkenswert, ich kann nicht einschätzen ob das speziell an dieser Veranstaltung oder an Wien liegt, dass dort die eher "wenigen" Marathonläufer dafür fix unterwegs waren. Bei nur ca. 6800 Finishern war ich fast überrascht mit einer Zeit von knapp unter 3:10 gerade mal knapp unter den ersten 500 Läufern zu liegen. Beim Halbmarathon wurde dagegen bei Platz 500 "nur " eine 1:32er Zeit gelaufen, was ich bei der Anzahl der Teilnehmer schon eher langsam finde. Zum Vergleich, eine Woche vorher beim ähnlich großen Berliner Halbmarathon wurde ungefähr 1:25 gelaufen bei Platz 500.
Ich leite aus diesen Zahlen grob ab, dass in Wien gut trainierte Marathonläufer an den Start gehen und den Halbmarathon eher die durchschnittlich trainierte Masse mitläuft.
Gruß
Steini

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steini hat geschrieben:Ich finde die Daten auch sehr interessant, danke auch von mir für diesen Artikel :nick:

Beim Marathon in Wien dieses Jahr fand ich bemerkenswert, ich kann nicht einschätzen ob das speziell an dieser Veranstaltung oder an Wien liegt, dass dort die eher "wenigen" Marathonläufer dafür fix unterwegs waren. Bei nur ca. 6800 Finishern war ich fast überrascht mit einer Zeit von knapp unter 3:10 gerade mal knapp unter den ersten 500 Läufern zu liegen. Beim Halbmarathon wurde dagegen bei Platz 500 "nur " eine 1:32er Zeit gelaufen, was ich bei der Anzahl der Teilnehmer schon eher langsam finde. Zum Vergleich, eine Woche vorher beim ähnlich großen Berliner Halbmarathon wurde ungefähr 1:25 gelaufen bei Platz 500.
Ich leite aus diesen Zahlen grob ab, dass in Wien gut trainierte Marathonläufer an den Start gehen und den Halbmarathon eher die durchschnittlich trainierte Masse mitläuft.
Ja ich würde sagen, dass Marathon nichts ist, was jeder mal so auf die Schnelle laufen kann. Halbmarathon ist da schon eher machbar. Der Marathon wird folglich (wie früher) wieder Sache der "Besseren", auf Laufleistungen bezogen, versteht sich.

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steini hat geschrieben:Bei nur ca. 6800 Finishern war ich fast überrascht mit einer Zeit von knapp unter 3:10 gerade mal knapp unter den ersten 500 Läufern zu liegen.
Ich leite aus diesen Zahlen grob ab, dass in Wien gut trainierte Marathonläufer an den Start gehen und den Halbmarathon eher die durchschnittlich trainierte Masse mitläuft.
Hallo Steini!

Ich weiß jetzt nicht genau die Zeiten des Halbmarathons und ich hab sie auch noch nicht verglichen. Ich hab mir aber die durchschnittliche Finisherzeit der Marathonläufer in den letzten 15 Jahren angeshen (ältere Daten habe ich leider nicht gefunden - würden mich aber sehr interessieren!).
Die durchschnittliche Zeit ermittelte nahm ich vom Läufer, der genau in der Hälfte der Finisher im Ziel war. Tendenz steigend...
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runtasia hat geschrieben: Die durchschnittliche Zeit ermittelte nahm ich vom Läufer, der genau in der Hälfte der Finisher im Ziel war. Tendenz steigend...
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Ich würde lieber alle Zeiten addieren und damit den Durchschnitt bilden! Damit sollte der Verlauf auch glatter sein!
Persönliche Bestzeiten:

Marathon: 2:52:45 (Graz Marathon 2013)
Halbmarathon: 1:20:48 (Wachaumarathon 2013)
5,2km: 0:17:29 (Linzer Sparkasse City Night Run 2013)

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afuerst89 hat geschrieben:Ich würde lieber alle Zeiten addieren und damit den Durchschnitt bilden! Damit sollte der Verlauf auch glatter sein!
das eine ist halt der Median, das andere der Mittelwert. Bieten beide interessante Aufschlüsse. Ich würde aber denken, dass der Mittelwert beständiger steigt, weil die Breite an der Spitze schmaler geworden ist (cooler Satz :zwinker2: )

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JensR hat geschrieben:das eine ist halt der Median, das andere der Mittelwert. Bieten beide interessante Aufschlüsse. Ich würde aber denken, dass der Mittelwert beständiger steigt, weil die Breite an der Spitze schmaler geworden ist (cooler Satz :zwinker2: )
Naja, beides muss man aber auch in Abhängigkeit zur Teilnehmerzahl betrachten.
Bei steigender Teilnehmerzahl wird die durchschnittliche Laufzeit höher. Man kann nicht beliebig viele schnelle Läufer werben, langsamere Läufer schon.
Dazu müsste man z.B. Anzahl der Läufer unter 3:00h oder durchschnittliche Luazfzeit der ersten 500 Läufer nehmen.

Meiner Meinung haben viele Halbmarathons ohnehin den Marathon im Programm um den schönen Titel "xxx-stadt Marathon" zu führen.
Klingt halt montags im Büro viel besser:
"Bin gestern beim Marathon mitgelaufen in persönlicher Bestzeit von 2:25h"

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JensR hat geschrieben:das eine ist halt der Median, das andere der Mittelwert. Bieten beide interessante Aufschlüsse. Ich würde aber denken, dass der Mittelwert beständiger steigt, weil die Breite an der Spitze schmaler geworden ist (cooler Satz :zwinker2: )
Beide bieten interessante Aufschlüsse, v.a. im Vergleich der beiden Werte. Ich würde aber für die Trendanalyse den Median bevorzugen, weil er das robustere Lagemaß (da nicht so anfällig für den Einfluss von Ausreißerwerten) ist. Den Mittelwert zu verwenden wäre sogar unangemessen, wenn man eine trunkierte Werteverteilung hat (wenn die Ergebnisslisten z.B. nur Zeiten unterhalb bestimmter Cutoff-Werte enthalten).
Hennes hat geschrieben: Wie wird denn berücksichtigt, dass ein Jahr sehr warm und ein Jahr sehr kühl war?
Diese Schwankungen sind statistisch betrachtet Fehlervarianz. Oder man rekonstuiert die Wetterdaten und führt die Temperaturen als Kovariate in die Trendanalysen ein ... :D

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kobold hat geschrieben:Diese Schwankungen sind statistisch betrachtet Fehlervarianz. Oder man rekonstuiert die Wetterdaten und führt die Temperaturen als Kovariate in die Trendanalysen ein ... :D
Bei den paar wenigen Jahren noch 2 heiße, 2 kalte, evtl. noch ein Konkurrenzmarathon der neu dazu kommt (wie VIVA West für Düss), ein anderen fällt weg, der Termin fällt in die Osterferien und und und - das kannste doch total vergessen, egal wie & was du rechnest!


gruss hennes

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Hennes hat geschrieben:Bei den paar wenigen Jahren noch 2 heiße, 2 kalte, evtl. noch ein Konkurrenzmarathon der neu dazu kommt (wie VIVA West für Düss), ein anderen fällt weg, der Termin fällt in die Osterferien und und und - das kannste doch total vergessen, egal wie & was du rechnest!


gruss hennes
Die Rechnung, nur bezogen auf einen Marathon, ist nicht aussagekräftig. Eventuell ist sie bei Veranstaltungen die es schon sehr lange gibt aussagekräftig (z.B.) Boston.
Bei 15 Jahren, können 2, 3 warme Marathons die Tendenz ganz schön verfremden. Wenn man z.B. 1998 und 2003 rauslassen würde, dann könnte man schon keinen Trend mehr ausmachen.
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PB: HM: 1:27:40(04/2017; mit Dixie)
M: 2:58:58 (4/2017)
5k: 19:45 (02/2015) Training
10k: 40:36 (06/2015)
Aktuell: 10k: 44min

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ForrestGump hat geschrieben:Bei steigender Teilnehmerzahl wird die durchschnittliche Laufzeit höher.
Das läßt sich so nicht bestätigen. Mal ganz abgesehen, daß sich wahrscheinlich niemand die Mühe machen wird, die durchschnittliche Laufzeit zu ermitteln. Einfacher zugänglich und auch nicht weniger aussagekräftig ist der Median, und da läßt sich Deine These zumindest im Vergleich der diesjährigen Frühjahrsmarathons in Hamburg, Düsseldorf, Bonn und Wien nicht stützen.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Danke für eure Analysen, aber warum zählst du nur ÖsterreicherInnen, @TE? Es gibt auch LäuferInnen anderer Nationalitäten, die in Wien wohnen und mitlaufen. Das wird zwar das Ergebnis nicht so wahnsinnig verändern, vor allem den Trend wider den Marathon bei Großveranstaltungen nicht, aber der Anteil an WienerInnen, die da mitlaufen, ist vielleicht doch ein anderer. Bitte auch beachten, dass der Vienna City Marathon m.E. gerade bei recht ambitionierten LäuferInnen eher schlecht wegkommt, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist eher dürftig und die Strecke ist wegen der suboptimal gelösten Blockstarts (nur 5 Blocks für HM + Marathon gemeinsam) immer ziemlich überfüllt. Ich habe eher den Eindruck, dass nicht allzu viele LäuferInnen noch ein zweites oder drittes Mal dort starten. Es gibt gerade in Wien noch einige weitere Marathons auf schnellerer Strecke (LCC z.B.).
Zum Frauenlauf: Wie kommst du auf die Idee, @Austrian, dass danach die meisten nicht mehr laufen? Grad der Frauenlauf bringt viele Frauen zum Laufen, die dann Jahr um Jahr mitlaufen (Orga, Atmosphäre und Preis-Leistung sind dort sehr gut), und es gibt die Frauenlauftreffs, bei denen sich viele vorbereiten; das sind mittlerweile so viele auf der Hauptallee, dass sich schon andere LäuferInnen beschweren. Es gibt in Österreich und der Slowakei 50 solcher Frauenlauftreffs mit 122 Leiterinnen (Österreichischer Frauenlauf - 26. Mai 2013 >> Frauenlauftreffs), die gäbe es ohne Frauenlauf nicht.
Dass Halbmarathons eher gelaufen werden als Marathons, geschenkt. Ist doch auch an sich nicht schlecht, oder? Was sollten denn all die glücklichen 2h+ HM-FinisherInnen (so wie ich) bei einem Marathon? Es ist doch wesentlich vernünftiger, wenn das hauptsächlich die machen, die das Zeug dazu schon haben.
Und dann stellt sich die Frage, warum du die Zahl der Marathon-FinisherInnen als Indikator für Laufen als Massenphänomen nimmst, und nicht die HM-FinisherInnen oder beide zusammen.
5 km 27:18-7 km 39:19- 10 km 56:36 -HM 2:07:xx

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ants in the pants hat geschrieben:das sind mittlerweile so viele auf der Hauptallee, dass sich schon andere LäuferInnen beschweren.
Wenn ich am Mittwoch abends vom Praterstern Richtung Stadionparkplatz laufe hab ich immer das Gefühl eine Mischung aus Bienenschwarm und freigelassener Büffelherde kommt mir entgegen. :zwinker4:
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2012: Wachau HM 1:47:XX :geil:
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