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Runners High

Runners High

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Liebe Community,

obwohl ich die ersten 20 Jahre meines Lebens sportlich sehr inaktiv war und insbesondere dem Ausdauersport nicht viel abgewinnen konnte, habe ich mich vor 3 Jahren dazu überreden lassen, beim B2Run mitzumachen. Und nachdem mich vor allem das Gemeinschaftsgefühl, das sich beim Lauf mit Kollegen entwickelt, bei guter Laune gehalten hat, überstand ich nach einigen Wochen Training auch mühelos die 6,5 km.
Aus einer innteren Getriebenheit, wissen zu wollen, wozu mein Körper (noch) fähig ist, habe ich im letzten Sommer meinen ersten Halbmarathon absolviert und bereite mich nun auf das nächste große Ziel vor: dem Marathon.

In der Gruppe läuft es sich leicht. Man startet gemeinsam ohne Wenn und Aber, läuft und unterhält sich dabei und freut sich am Ende des Laufs - zur Belohnung - auf ein gemeinsames Bier (was sicher nicht ideal sein wird). Alleine zu laufen machte mir zu Anfang viel größere Schwierigkeiten und die Überwindung gelang mir lediglich durch das Hochhalten des großen Ziels, einen Halbmarathon überstehen zu können. Freude empfang ich beim einsamen Training lange Zeit keine.

Nun steht es völlig anders um mein Lauftraining. Ich habe mich in den letzten Wochen auf Wochenend-Strecken über 20 km gesteigert und bin gerade in einer Phase, in der ich Kohlehydratriegel und Wasser mitnehmen, um meine Strecken noch weiter ausdehnen zu können. Neben dem sehr schönen Gefühl, über einen langen Zeitraum praktisch mühelos weite Entfernungen zurückzulegen und damit schöne Landschaften erkunden zu können, entwickelt sich immer häufiger ein wunderschönes Gefühl zum motivierenden Begleiter: das Runners High!
Meistens, wenn ich am Wochenende, um kurz nach 7 Uhr, mit Musik starte, ziehe ich ganz gemächlich von dannen. Da ich schon öfter das Problem hatte, zu schnell zu starten und damit frühzeitig zu erschöpfen, drossele ich meine Geschwindigkeit lieber künstlich, bis sie sich - meinem Gefühl folgend - unbewusst erhöht. Die ersten 8 bis 10 km überstehe ich mal besser, mal weniger gut. Doch ungefähr nach 10 bis 15 km steigt meist schlagartig ein unglaublich intensives Gefühl in mir auf: ich spüre, dass der Lauf an Leichtigkeit gewinnt und ich nur so von Energie durchströmt werde, die sich zuvor scheinbar gut in mir zu verstecken wusste. In diesem Moment wird alles intensiver, fließender: die Rythmen der Musik durchströmen meinen Körper, diktieren im Takt meiner Schritte, meiner Bewegungen. Ich werde deutlich schneller, ohne nur einen Hauch von Erschöpfung zu spüren. Mein Bewusstsein, welches zuvor noch auf meinen Körper, das Durchhalten und Überwinden, fixiert war, wird in dieser Phase von allen belastenden Gedanken und Wahrnehmungen gereinigt. Ich achte auf die Musik, fühle, wie sie in mich greift, wie sie mich führt; erlebe aber gleichzeitig eine zauberhafte Wahrnehmung für meine Umgebung: der Fluss, die Bäume, der blaue Himmel hinter den Wolken, die Ruhe und Idylle und inmitten dieses Paradieses laufe ich. In diesem Zustand erlebe ich eine sehr angenehme Gänsehaut auf meinem Kopf und sofern ich die Augen schließe, habe ich manchmal das Gefühl, mich in Zeitlupe fortzubewegen - die Welt zieht dann schwebend an mir vorbei.

Da dieses Erlebnis fast immer auftritt, wenn ich alleine joggen gehe, konnte ich es auch sehr ausführlich durchdenken und analysieren. Mir ist dabei aufgefallen, dass es - eine gewisse Entfernung bereits hinter mir liegend - sehr stark von der jeweiligen Musik und der momentanen Umgebung abhängt. Beispielsweise höre ich gerne ein Album, dessen Highlight - das letzte Stück - nach etwa einer Stunde beginnt und dann ca. 18 Minuten dauert. Dieses Stück vermag es nicht selten, den von mir beschriebenen Zustand auszulösen. Schon die ersten Töne reichen oftmals, um mich in die Stimmung zu versetzen, die sich zusammen mit dem Stück unaufhaltsam fortentwickelt. Aber auch sehr schöne Ortschaften (z. B. unter einer gigantischen Brücke durchzulaufen) können mit dazu beitragen. Nachdem ich hier bereits den Thread über Joggen und Musik gelesen habe, entschloss ich mich vor zwei Wochen dazu, ohne Musik loszuziehen. Im Ergebnis blieb dieser Zustand aus oder ging soweit unter, dass ich ihn nicht bewusst wahrgenommen habe.
Dieses Hochgefühl beim Laufen habe ich übrigens nur einmal in der beschriebenen Intensität. Und es hält bei mir etwa 10-20 Minuten an. Die nachfolgenden Kilometer sind dann meist sehr durchwachsen: phasenweise steigere ich mich wieder (oft zu den favorisierten Stücken), um dann aber recht schnell wieder in den Kampf um die Kraft-Ressourcen einsteigen zu müssen.

Als kleiner Auszug aus der Wirksamkeit des Runners-High die Daten aus meinem Halbmarathon im Sommer (km: Pace):
1 km: 6:29; 2 km: 6:23; 3 km: 6:22; 4 km: 6:37; 5 km: 6:43; 6 km: 6:14; 7 km: 6:05; 8 km: 6:03; 9 km: 6:03; 10 km: 5:30; 11 km: 5:56; 12 km: 5:41; 13 km: 5:54; 14 km: 5:53; 15 km: 6:01; 16 km: 6:13; 17 km: 5:54; 18 km: 6:07; 19 km: 6:02; 20 km: 5:56; 21 km: (leider nicht mehr von runtastic gemessen)

Bei 10 km setzte genau dieses Gefühl, im Zusammenspiel mit der Musik ein, welches mich an meinem Tempo gemessen so schnell hat laufen lassen.

Jetzt frage ich mich natürlich, erlebt ihr einen ähnlichen Zustand? Was erlebt und fühlt ihr dabei? Tritt er regelmäßig und nach einer bekannten Entfernung auf oder ist er von bestimmten Umständen abhängig? Seht ihr einen Zusammenhang zur Musik?

In den Tiefen dieses Forums wird es sicherlich schon einen Thread zum Thema geben. Ich wurde jedoch weder durch die Suchtfunktion noch auf den letzten Seiten wirklich fündig.

Mit besten Grüßen,
Siddhartha

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ich muss zugeben, ein ähnliches Erlebnis hatte ich selbst nach 30 Jahren laufenderweise noch nicht. Zu meinen Wettkampfzeiten war Laufen immer bis zu einem gewissen Prozentsatz mit quälen und, bedingt dadurch, auch mit wenig Hochgefühl verbunden. (sieht man mal vom Gefühl einen Marathon unter seiner Zielzeit zu finishen ab). Seit ich einen weiten Bogen um Wettkämpfe jeglicher Art mache und nur noch für mich laufe, ist jeder Lauf von Beginn an - pathetisch gesprochen - ein Genuss und versetzt mich immer in Hochstimmung. So gesehen, setzt bei mir das viel besungene Runners High anscheinend schon an der Haustüre ein. Auch nicht schlecht....

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Hallo Siddhartha,

es ist ein wirklich schöner Beitrag von dir.
Deine Gefühle beim Laufen zeigen, was der Laufsport tolles zu bieten hat.
UND

Du sprichst mir förmlich aus der Seele!

Ich erlebe dieses Gefühl seit 10 Monaten an jedem Sonntag bei meinen langen Läufen und es ist phantastisch.
Ich bin wahrscheinlich schon süchtig nach diesem Gefühl und fiebere jedem langen Lauf in froher Erwartung entgegen.

Ich laufe nur sehr selten mit Musik um mir ein Paar Erinnerungsstücke ins Hirn zu brennen, an die ich denke wenn es mal ohne Musik hart wird.

Aber dieses High erlebe ich bei jedem Langlauf, egal ob mit oder ohne Musik.


....Wahnsinn, wenn ich deine Laudatio ans Laufen lese und an meine eigenen Gefühle denke, bekomme ich einen gewaltigen "Armpunker" und will gleich aus dem Büro in den Wald laufen...

Danke


Jan


:headbang:

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fiveten hat geschrieben:ich muss zugeben, ein ähnliches Erlebnis hatte ich selbst nach 30 Jahren laufenderweise noch nicht. Zu meinen Wettkampfzeiten war Laufen immer bis zu einem gewissen Prozentsatz mit quälen und, bedingt dadurch, auch mit wenig Hochgefühl verbunden. (sieht man mal vom Gefühl einen Marathon unter seiner Zielzeit zu finishen ab). Seit ich einen weiten Bogen um Wettkämpfe jeglicher Art mache und nur noch für mich laufe, ist jeder Lauf von Beginn an - pathetisch gesprochen - ein Genuss und versetzt mich immer in Hochstimmung. So gesehen, setzt bei mir das viel besungene Runners High anscheinend schon an der Haustüre ein. Auch nicht schlecht....
Ich denk mal da wird einiges verwechselt. Das RH hatte ich erst einmal. Ich wollte meine Marathonbestzeit von 3:29 auf 3:24 steigern. Es hat in Strömen geregnet und irgendwie hab ich nur aufs Tempo gedrückt in Erwartung das eh irgendwann der Hammermann kommt und ich langsam mache und den Rest gehe. Aber der Hammermann kam nicht Bei km 40 - 3:05. Dann hab ich zum Schluß noch mal richtig Gas gegeben - das war ein Gefühl als würd man schweben und die Landschaft wie ein Film an einem vorbeiziehen. Leider hab ich das seitdem nicht mehr so erlebt. Muss aber auch nicht - mittlerweile zieh ichs vor die Natur und Landschaft zu geniessen - nach dem Motto, das Auge läuft mit.

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Jo, mir ergeht es ähnlich und ich weiß mittlerweile auch, wie ich da am besten rankomme. Es funktioniert bei mir auch nur alleine und, so die bisherige Feststellung, vorwiegend in der Natur. Außerdem bekomme ich dieses Hochgefühl - oder wie immer man es nennen möchte - einzig, wenn ich meinen Körper/Leib den Rhythmus vorgeben lasse. Dafür laufe ich am liebsten auf meiner knapp 17 km Runde, weil diese dafür die besten Bedingungen liefert. Es geht locker los (knapp < 5 min) und ich werde sukzessive schneller. Nach 4-5 km bekomme ich nochmals einen kleinen Geschwindigkeitsschub. Und dann, das habe ich schon seit Beginn meines Laufens bemerkt, kommt die magische Grenze, die sich bei 7-8 km befindet. Daraufhin habe ich meine Strecke ausgerichtet. Zu diesem Zeitpunkt bin auf dem schönsten Abschnitt (total abgelegen - am Wasser entlang, wo sich fast immer kein Mensch befindet) und es geht 6-7 km nur geradeaus. Da geht es dann richtig ab, ich werde völlig bekloppt (bekloppter, als ich eh schon bin), immer schneller und schneller, bis ich am Ende am liebsten rennen würde, was ich gelegentlich auch tue.

Und mit der Musik ist auch so. Die ersten 6-7 km lasse ich die einfach dudeln, aber sobald ich in diese Euphorie komme, muss ich die Musik nicht nur lauter hören, sondern es müssen auch bestimmte Lieder sein, die ich schnell zu finden versuche. Gestern ist mir das wieder extrem aufgefallen. Ich bin zu schnell los, da ich eigentlich nur eine kleine Runde drehen wollte und kam so nicht in meinen Rhythmus. Als ich schon auf dem Heimweg war und etwas rausgenommen habe, bemerkte ich, dass ich nur gefühlt rausgenommen hatte, da die Zeiten fast gleich geblieben sind und ich kam wieder in diese Euphorie, so dass ich extra noch einen großen Schlenker gemacht habe (ich wollte eigentlich 10k laufen, geworden sind es dann >15k). Als dieses Hochgefühl dann anfing, musste ich unbedingt ein Lied hören, das ich mit tags zuvor heruntergeladen (legal) habe. Dieses habe ich dann 3x hintereinander gehört, so bescheuert es klingt.

Voraussetzung sind natürlich frische Beine, sonst funktioniert es nur bedingt. So, ein kleines Loblied für das blöde Gelaufe von mir.

Ach ja. Ich bekomme dieses Hochgefühl auch auf anderen Runden, insbesonderen den schönen und gut bevölkerten Laufstrecken bei uns. Die vermeide ich aber gerne, weil ich, wenn ich dann so gut drauf bin, dauernd anfange, wildfremde Menschen völlig euphorisch zu grüßen.
„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben." (Robert Musil)

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Ich kriege es immer bei zwei Trainingseinheiten, beim Rest nicht (die machen zwar auch Spass, jedoch nicht vergleichbar). Das aber auf zwei unterschiedliche Arten. Grundsätzlich nur in der "echten" Natur und nicht, wenn ich irgendwie im Winter am Abend noch auf schneegeräumten Bürgersteigen rennen muss.

- Beim LaLa knipst es mich ab Kilometer ~18 aus. Ich kann im nachhinein kaum mehr sagen, was ich überlegt habe, ob ich jemanden gesehen habe usw. Lustigerweise ist die Pace - falls es richtig flach ist - auf die Sekunde konstant.

- Der Tempodauerlauf ungefähr im Marathontempo ist mein Liebling und Garant für Endorphine. 2km einlaufen und nach 3-4km gehts los: das Gefühl, als sei man richtig schnell und dass es einen gleichzeitig gar keine Kraft kostet. Das hält 8-10km und dann ist der Spuk vorbei. Etwas sehr einfach ausgedrückt fühlt es sich an, als sei ich der König der Savanne :zwinker5: . Wer bräuchte da noch Kokain :tocktock:

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Ich bin mir nicht sicher, ob viele der hier geschilderten Erlebnisse ein "echtes" Runners-High sind. Mihály Csíkszentmihályi hat sich (unter anderem) auch mit diesem Phänomen beschäftigt. Siehe auch

http://www.amazon.de/Sport-Susan-Jackson-Mihaly-Csikszentmihalyi/dp/3405158788
Flow (Psychologie)

Nach Csíkszentmihályi ist eine (notwendige, aber keineswegs hinreichende) Voraussetzung für ein Flow-Erlebnis die Forderung, aber keine ÜBERforderung. Also eine Situation, wie sie typischerweise in einem ambitionierten Wettkampf auftritt. Provozieren lässt sich der Flow nicht, er passiert einfach.

Ich selbst kann auf zwei solche Erlebnisse zurückblicken.

Bei einem meiner Rennsteigläufe lief ich etwa ab km 60 wie in einer anderen Welt. Vollkommen anstrengungslos liess sich das Tempo hochhalten und sogar zulegen. Während des Laufes visualisierte ich den Einlauf in Schmiedefeld und konnte dabei nur mühsam aufkommendene Heulkrämpfe vermeiden. Es war, als würde sich der Geist vom Körper trennen. Was da lief wie eine Maschine, schien nicht ich selbst zu sein. Im Ziel dann eine überwältigende Freude, 30 Sek später der Heulkrampf. Nicht wirklich verständlich für die Umgebung. PSB um 25 Min verbessert.

Nummer zwei war ein 24h-Lauf. Nach 18,5h und 165km fühlte ich mich urplötzlich, als hätte der WK gerade erst begonnen. Das bis dahin sehr gleichmässige Tempo steigerte ich um 1 min/km, auf dem 1.5km Rundkurs flog ich förmlich an allen vorbei. Nach knapp 25 km endete der "Spuk" leider mit aufkommenden Seitenstechen. PB um 18km gesteigert.
There are no answers. Only choices.

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fiveten hat geschrieben:@Siegfried: was soll ich hier verwechselt haben?
Runners High mit allgemeinem körperlichen Wohlempfinden. Letzteres hab ich auch bei fast jedem Lauf.

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Siegfried hat geschrieben:Ich denk mal da wird einiges verwechselt.
Das denke ich auch. Zumindest versteht wohl nicht jeder das gleiche darunter. Für mich ist ein "High" (also auch ein Runners High) etwas anderes als ein Flow. Ein Flow wäre etwas, bei dem ich so die Zeit, meine Schmerzen und die Umgebung "vergesse", dass ich dadurch leistungsfähiger werde. Und vor allem ist es etwas anderes als eine Endorphinausschüttung, auch wenn diese so stark ist, dass ich sie selbst körperlich spüren kann.
Stützredli hat geschrieben:Wer bräuchte da noch Kokain :tocktock:
Mit Koks kenn ich mich nicht aus - aber das käme ja der Deutung eines RH als starker Endorphinausschüttung nahe. Ich hatte erst einmal etwas, was ich unter einem Runners High verstehe und würde das eher mit nem Traum aus Pappe vergleichen.

Im letzten Jahr bin ich zum ersten Mal Strecken >30km gelaufen. Beim dritten oder vierten Mal und sollten es 35km werden. Wahrscheinlich kamen mehrere Faktoren zusammen: natürlich war ich alleine unterwegs (bin ich eigentlich immer) es war sehr warm, ich war in bester Laune und vielleicht schon ein wenig dehydriert. Vielleicht hab ich aber ja tatsächlich einfach ein wenig Mutterkorn vom Wegesrand eingeatmet ;-). Nach 15km teilweise durch ein Naturschutzgebiet komme ich an einen Kanal, an dem entlang ich ca. 8km laufe, bevor es zurück in die Stadt geht. Am Kanal sehe ich kaum andere Menschen. Irgendwann passiert es dann.
Bei harten Einheiten versuche ich immer, mich aus meinem Körper zu denken und von außen zu gucken. Diesmal nicht, trotzdem passiert das ganz von alleine. Ich habe das Gefühl "Es" läuft, nicht ich. Gleichzeitig nehme ich alles viel intensiver wahr. Die Farben sind so kräftig wie bei einem falsch eingestellten Fernseher. Ich glaube das Gras neben dem Weg riechen zu können. Es läuft gerade passende Musik und die ganze Welt ist nur für mich und für diesen einen Lauf erschaffen worden ;-)... Das ganze hält nicht lange an. Vielleicht ne Viertelstunde. Danach ein lockerer Lauf nach Hause.

Am Tag danach gucke ich mir den Lauf in Sporttracks an. Recht konstante Pace und auch sonst keine Auffälligkeiten. Ich muss immer noch grinsen.

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nachdem es weder eine Definition noch eine klare wissenschaftliche Erklärung davon gibt, was "RunnersHigh" eigentlich ist, hab ich für mich mein allgemeines Gefühl, dass ich beim Laufen immer habe, in dieser Richtung ausgelegt. Also egal wie man´s am Ende nennt (und ich finde wir müssen hier keine Haare spalten) was zählt, ist das Gefühl, dass beim Laufen alles im Einklang/Flow/Tunnel/Takt ist. Oder?

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Nach meiner bescheidenen Meinung tun sich auch die Fachleute sehr schwer, genaue Definitionen von Flow und Runner's High anzugeben. Immerhin rückt auch ein Fachmann wie Oliver Stoll beides in einen engen Zusammenhang:

Laufsport & Running - Runner's High / Sport und Depression - MedicalSportsNetwork

Meine persönliche Abgrenzung von High und Flow ist natürlich absolut subjektiv und völlig unmaßgeblich.

In der Tat würde ich aber zwischen dem (sich öfter einstellenden) Hochgefühl bei Trainingsläufen und dem (sich sehr selten einstellenden) phänomenalen Leistungshoch bei ambitionierten Wettkämpfen unterscheiden. Die Qualität der Emotionen ist eine völlig andere.

Wenn ich das richtig verstehe, zieht Siegfried da einen ähnlichen Unterschied.
There are no answers. Only choices.

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Dromeus hat geschrieben:Nach meiner bescheidenen Meinung tun sich auch die Fachleute sehr schwer, genaue Definitionen von Flow und Runner's High anzugeben. Immerhin rückt auch ein Fachmann wie Oliver Stoll beides in einen engen Zusammenhang:

Laufsport & Running - Runner's High / Sport und Depression - MedicalSportsNetwork

Meine persönliche Abgrenzung von High und Flow ist natürlich absolut subjektiv und völlig unmaßgeblich.

In der Tat würde ich aber zwischen dem (sich öfter einstellenden) Hochgefühl bei Trainingsläufen und dem (sich sehr selten einstellenden) phänomenalen Leistungshoch bei ambitionierten Wettkämpfen unterscheiden. Die Qualität der Emotionen ist eine völlig andere.

Wenn ich das richtig verstehe, zieht Siegfried da einen ähnlichen Unterschied.
So schauts aus. Bei dem einen Marathon fehlen mir manche Streckenabschnitte vollkommen in der Erinnerung - wenn mich nicht noch jemand bei km 41 angefeuert hätte wär ich vermutlich erst nach dem Zieleinlauf wieder zu mir gekommen.

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Zur Definitionsklärung kann ich nichts beitragen, aber ich find es super und nen Stück weit auch mutig wie Siddhartha das Phänomen beschreibt.
Kenne es auch wenn mein Grinsen immer breiter wird, die Beine leichter und ich ganz selten sogar die Arme "aufmache" um die Welt zu umarmen 😍 und scheinbar ist bei vielen anderen auch Natur ein wichtiger Faktor.

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Schon lustig, dass bei dem Thema tatsächlich jemand versucht, den Rausch bei anderen in Frage zu stellen. Aber ich verstehe auch Dromeus mit seinen Zweifeln um zwischen Flow und Runners High zu unterscheiden. Ich habe zweimal nen High bei normalen Trainingsläufen um die 15 km gehabt. Das liegt aber schon ne Weile zurück. Man befindet sich in einem Zustand zwischen den Welten, den man eigentlich erst so richtig wahr nimmt, wenn er vorbei ist und man sich fragt "huch, was war das denn jetzt die letzten Minuten?" Den Körper nimmt man überhaupt nicht wahr und auch die Außenwelt ist irgendwie abgekoppelt - auch in gewisser Weise nicht ungefährlich wenn man sich in der Öffentlichkeit befindet.
Ich wünschte, ich würde das mal wieder erleben, aber dafür laufe ich momentan sicher zu unregelmäßig.
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Dromeus hat geschrieben: In der Tat würde ich aber zwischen dem (sich öfter einstellenden) Hochgefühl bei Trainingsläufen und dem (sich sehr selten einstellenden) phänomenalen Leistungshoch bei ambitionierten Wettkämpfen unterscheiden. Die Qualität der Emotionen ist eine völlig andere.

Dito. Im Wettkampf kann ich mir kein Runners High oder Flow oder was auch immer vorstellen. Jedenfalls habe ich es nie erlebt. Da macht die Anstrengung/der Streß ein Strich durch die Rechnung und die Gedanken gehen eher in Richtung "so'n Scheiß machste nie wieder mit". :zwinker5: Das Erfolgserlebnis bei einer guten Platzierung oder Zeit ist emotional doch etwas anderes.

Das Hochgefühl im Training, wenn nach ein paar KM in einem sehr flotten Tempo alles wie von selbst läuft und man meint, man könnte stundenlang so weiter rennen, kann ich bestätigen. Bewußt herbeiführen könnte ich es aber nicht. Und wie Sportfreund Steif geschrieben hat, man muß dafür in einem gut trainierten Zustand sein. Und sich natürlich nicht von irgendwelcher Musik berieseln und ablenken lassen!

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sonrisa hat geschrieben:G-Punkt der Jogger :D
:daumen: So haben wir Läufer und Jogger auch mal einen Einblick, wie sich der G-Punkt anfühlt! :zwinker4:
Steif
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mvm hat geschrieben:Mit Koks kenn ich mich nicht aus - aber das käme ja der Deutung eines RH als starker Endorphinausschüttung nahe. Ich hatte erst einmal etwas, was ich unter einem Runners High verstehe und würde das eher mit nem Traum aus Pappe vergleichen.
Ich mich auch nicht, muss ich da noch festhalten (daher "bräuchte").

Obs jetzt "klinisch" gesehen tatsächlich ein echtes RH war (und ob es das denn auch gibt) oder nicht, spielt doch überhaupt keine Rolle. Hauptsache, es fühlt sich grossartig an und das Laufen macht so richtig Spass.

Bei Wettkämpfen habe ich so ein Hochgefühl übrigens auch nie. Da tuts einfach nur weh bzw. bei Marathondistanz ist es für mich Schlafwagenfahren die ersten 2-2:30h, bevor es körperlich langsam und kontinuierlich bergab geht und man psychisch dagegen halten muss. Dafür entlohnt der Stolz danach für alles. Ob Musik das Hochgefühl auch zunichte machen würde kann ich nicht beurteilen - bin noch nie mit Musik gelaufen und werde es auch nie.

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Stützredli hat geschrieben:Obs jetzt "klinisch" gesehen tatsächlich ein echtes RH war (und ob es das denn auch gibt) oder nicht, spielt doch überhaupt keine Rolle. Hauptsache, es fühlt sich grossartig an und das Laufen macht so richtig Spass.
Das sehe ich natürlich genauso!

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Es freut mich, dass so viele von Euch ihre Erfahrungen teilen. Ich bin auch der Meinung, man müsse Gefühle jeder Art nicht kategorisieren, um sie darüber messen, bewerten und vergleichen zu können. Wichtig ist die Freude, die man empfindet; die positive Resonanz des Körpers und der Seele während und nach dem Lauf. Und diese Resonanz stellt sich auf so vielfältige Weise ein: die Genugtuung, etwas für sich und seinen Körper zu tun; das Gefühl, in der Natur zu sein und frische Luft einzuatmen; der Stolz, weite Entfernungen ohne Hilfsmittel zurücklegen zu können; die Befriedigung, einen steten Aufbau in sein Leben zu implementieren. Und neben diesen allgemeinen Aspekten, die wohl jeder von uns mehr oder weniger gut kennt, gibt es noch diese besonderen Momente, in denen die Welt im Einklang liegt und man das Gefühl gewinnt, das pure Glück in Händen zu halten.

Letzte Woche am Samstag habe ich wieder ein Gefühl unbekannter Stärke erlebt. Zum ersten Mal lief ich mit Rucksack, war also komfortabel mit Wasser und Gels ausgestattet; und nachdem ich die Woche zuvor bereits zwei mal 21 km gelaufen bin, war es mal wieder an der Zeit, bestehende Grenzen auszudehnen und meinem Ziel, dem Marathon, damit etwas näher zu kommen. Erstmals legte ich eine Distanz von 28 km zurück und obwohl ich die letzten Kilometer als Qual empfand, überwiegte schlagartig das Gefühl des Stolzes, als ich mein Zielpunkt erreichte.
Nachdem ich, zuhause angekommen, unter der Dusche war, Musik anmachte und auf der Couch saß, stellte sich dieses wunderbare Gefühl ein: ich empfand eine tiefe innere Ruhe, ja Seelenfrieden; die Welt war geordnet, die Zukunft strahlte im Licht ihrer Möglichkeiten und die Musik, die ich hörte, drang ganz tief in mich ein. Ja, ich war derart übersensibilisiert gegenüber allen Sinneseindrücken, dass die Musik ständig eine Gänsehaut in mir auslöste, dieses wohlig kribbelnde Gefühl höchster Empfindungen. Aber nicht nur die Empfindlichkeit und Empfänglichkeit waren gesteigert. Meine gesamte Gefühlswelt wurde in ungeahnte Höhen katapultiert, sodass ich mein gesamtes Leben als durchweg positiv empfand und in meinem Sein im Hier und Jetzt ankam - ohne abschweifende Gedanken an das Gestern und Morgen.
Dieses Gefühl war so schön und intensiv, dass ich meiner Freundin sofort davon berichten musste.

Selbstverständlich verschwand es wieder im Laufe des Tages und machte einer sehr ausgedehnten Erschöpfung Platz. Aber ich finde es immer wieder schön, während oder nach dem Joggen solche außergewöhnliche Erlebnisse zu haben! Sie entsprechen zwar keiner Regel und lassen sich auch nur schwerlich forcieren, steigen aber immer wieder mal auf und verzaubern damit die Welt für diesen einen Moment!
Das hat zwar nicht so viel mit dem Runners High zu tun... aber vielleicht... ist es eine andere Form des Runners High. :D

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Diese "wohlige Erschöpfung" nach einem langen Lauf ist schon was Feines. Dazu noch ein Hefeweizen und die Welt ist sowas von in Ordnung :)

Einen wie auch immer gelagerten Runners High hatte ich wohl noch nicht. Zumendest nicht, wie das einige hier beschrieben. Hin und wieder das Gefühl, zu schweben, ohne Krafteinsatz zu laufen, das kommt schon des öfteren vor. Erst neulich beim 6-h-Lauf in Fürth, wo alles passte und es mir pudelwohl ging. Begleitet von einem Kribbeln, dass sich vom Rücken über die Außenseiten der Beine bis zu den Füßen zog. :)

So macht Laufen Spaß!

Gruss Tommi
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