Wosilema123 hat geschrieben:Vielen dank für eure Rückmeldung. Eine Periodieserung klingt sinnvoll, mal schauen, ob ich mir etwas basteln kann. Ich denke das eine Doppelperiodisierung ganz gut klappen würde.
Hallo Wosilema123,
vor allem im Winterhalbjahr ist Zeit zum Nachdenken und Weiterbilden. Weniger Wettkämpfe und teils schwierige Trainingsbedingungen lassen einen fragen, wie es denn nun weitergehen könnte. Da ging es mir nicht anders als dir. Anfangs begnügte ich mich damit Trainingspläne zu vollziehen, die mir nur teilweise plausibel erschienen, erstaunlicherweise aber stets den versprochenen Erfolg einbrachten. Fragen gab es viele, wobei ich unterschied in solche, die meine "läuferische Zukunft" betrafen - also: Was will ich eigentlich erreichen? - und den Rest, die sich um die Wirkung diverser Trainings auf meinen Körper drehten.
Was will ich? war eine Frage, die ich stets selbst beantwortete. Zunächst so: Auf meiner Lieblingsstrecke immer schneller werden und meine Grenze suchen. Später, als diese Grenze gefunden war, überlegte ich mir, welche anderen Ziele mich reizen würden, weil es mir wenig interessant erschien, immer nur wieder am Rande meines Limits dieselben oder ähnliche Erfolge zu reproduzieren. Über die Jahre, jetzt Jahrzehnte, wandelte sich meine Einstellung dabei stetig. Irgendwann - doch bis dahin ist bei dir sicher noch unendlich viel Zeit - erkannte ich dann, dass meine vordringlichste Aufgabe sein musste, mit der altersbedingt stetig schrumpfenden Leistungsfähigkeit klarzukommen - physisch, mehr noch mental.
Alle anderen Fragen, das Wissen und Verstehen rund um die Vorgänge/Veränderungen/Anpassungen die Training in mir auslöst, beantwortete ich mir durch Lesen. An einem Meter Fachliteratur, wenn sie im Bücherschrank steht, wird nicht mehr viel fehlen. Nach und nach verstand ich den Sinn diverser Trainings und begleitenden Verhaltens. Ich lernte im läuferischen Alltag wie ich Bücherwissen am besten für mich selbst umsetzen kann. Lernte auch zu unterscheiden, was von den abertausend Infos und Ratschlägen wirklich wichtig ist, was weniger bedeutsam und worüber ich mich getrost hinwegsetzen konnte, wenn mir danach war. Aus dem in Training und Wettkampf Erlebten erstand mit der Zeit die Überzeugung, dass ich mich als Läufer von jedem anderen Läufer unterscheide. Will heißen: Nicht alles, was für andere passt, passt auch zu mir. Und nicht alles, womit ich Fortschritte erziele, taugt anderen.
Wenn du weißt, was du willst, kannst du dir Trainingspläne aussuchen und sie "abarbeiten". Zu wissen, was man will, woran man Spaß haben könnte, was einen reizt, das allerdings ist eine Frage, die anderen zu stellen sinnlos ist. Denn die Antwort danach findet sich nur in einem selbst. Sinnvoll ist allenfalls zu fragen: "Was machst du so? Woran hast du Spaß?" Um an Beispielen vielleicht eigene Neigungen festmachen zu können.
Trainingspläne für dich sind derzeit "alternativlos". Weil du dich nicht auskennst, weil du noch nicht verstehst. Darum könnte ein Weg sein die kalte Jahreszeit, die einen mehr aufs "Daheim" und sich selbst zurückwirft (zumal in dieser elenden Pandemiephase), fürs Wissen und Verstehen zu nutzen, parallel zum Laufen. Warum nicht mal eines der bewährten Laufbücher durchackern? Dabei werden viele Fragen sich in Luft auflösen. Einige werden bleiben oder auch neu entstehen. Ein zweites, vielleiht anspruchsvolleres, tiefer einsteigendes Buch kann dann weiterhelfen. Oder man stellt solche "Restfragen" dann gezielt in einem Forum. Fragt selektiv und nicht mehr breitbandig. Weil man über die Bandbreite des Wissens und Verstehens dann selbst verfügt. Und erst dann kann es sinnvoll sein, Trainingspläne und -perioden auf dem "eigenen Mist wachsen zu lassen".
Alles Gute
Gruß Udo