dicke_Wade hat geschrieben:Ich denke mal, da ist kein böser Wille dahinter sondern einfach nur "sich die Arbeit erleichtern". Beispielsweise bei der Straftat neulich, als die Ermittler mögliche Zeugen in einer Kneipe gesucht hatten. Ohne Luca wäre das sicherlich viel aufwändiger gewesen. Ist nicht gut, finde ich auch aus Prinzip nicht gut, aber nachvollziehen kann ich es.
Wir hatten regelmäßig die gleiche Geschichte mit den Mautbrücken. Dort wurde es regelmäßig versucht - teilweise wurde sogar versucht, dort Daten abzugreifen, die gar nicht vorliegen (PKW-Daten werden z.B. sofort gelöscht).
Argumentation war immer "Datenschutz kann doch nicht verhindern, dass wir einen Verbrecher fangen".
Egal ob die Daten jetzt vorlagen oder nicht - die Maut-Betreiber (und das BAG) sagten immer sehr deutlich: Dürfen wir aufgrund der Datenschutzbestimmungen nicht und es gab nix. Gefasst wurden die Täter dann trotzdem (Es ging z.B. um den Idioten, der auf die LKW schoss).
https://www.heise.de/newsticker/meldung ... 49648.html
Und an dieser Stelle muss man die Luca-Leute tatsächlich in Schutz nehmen: Wenn es so ein Maut-Betreiber auf die Reihe bekommt, den Datenschutz einzuhalten - egal wieviel Druck da dann über die Polizei, Staatsanwaltschaft und Presse kommt - kann man nicht wirklich damit rechnen, dass ausgerechnet das Gesundheitsamt einknickt - ohne deren Kooperation hätten die Ermittler ja keinen einzigen Luca-Datensatz erhalten.
Das Problem an dieser Stelle ist meiner Meinung nach tatsächlich nicht Luca... es sind manche Gesundheitsämter ohne deren Key die Ermittler gar nix hätten machen können. 95% der Ämter haben Polizei/Staatsanwaltschaften garantiert korrekterweise einen Vogel gezeigt und denen erzählt, dass sie diese Daten einen feuchten Kehrricht angehen. Das Problem ist der Rest (und der dezentrale Ansatz - gäbe es beim Mautbetreiber kleine Regionalbüros mit lokalem Datenzugriff wäre das vermutlich in Einzelfällen auch schiefgegangen). Man sollte sich fragen, welche Daten diese Gesundheitsämter sonst noch einfach so weitergeben - die haben immerhin die Meldungen über jede meldepflichtige Krankheit bei sich. Eigentlich hätte ich sie für eine vertrauenswürdige Instanz gehalten - zumindest als vertrauenswürdiger als die Maut-Betreiber....
Bei den Papierlisten musste man "nur" den Gaststättenbetreiber überzeugen, dafür hatte man den Kram dann unbequem in analog und dazwischen viele falsche Angaben. Ich weiß nicht, was wirklich besser oder schlechter ist, die reine Anzahl der Missbräuche war bei den Papierlisten höher.
Eines darf man aber nie sein - so naiv um zu glauben, dass "bereitliegende" Daten keine Begehrlichkeiten wecken. Das war mit den Papierlisten so und wird bei jeder elektronischen Erfassung auch so sein. Bester Weg ist in der Tat die Datensparsamkeit - also der anonyme Ansatz der CWA, bei dem sowas aus Prinzip gar nicht geht (wie beim Mautbrückenbeispiel die PKW-Fahndung).
Jetzt mal eine prinzipbedingte Frage zu Luca: Ändern sich die Keys der Gesundheitsämter eigentlich irgendwann? Oder liegt jetzt bei der Polizei ein in manchen Orten ein Schlüssel bereit, mit dem man sämtliche lokalen Listen aufbekommt sofern man den Gaststättenbetreiber dazu bekommt, seinen rauszurücken?