ZicMac hat geschrieben:Interessanter Punkt. Intuitiv stimme ich dir zu. Negativsplit klingt sinnvoll.
Ach ich will garnicht so auf dem Negativsplit rumreiten, alles bis zu einem postiven Split bis vielleicht max +2 Minuten (ca. 5sec pro Kilometer) ist schon recht nahe an optimal. Ein deutlich zu starker Negativsplit zeigt vermutlich, dass man vorne sogar etwas verschenkt hat. Ich habe bei meinem 3. (schnellen, keine Eventläufe) Marathon z.B. nach KM 26 bewusst rausgenommen, etwa 10 Sekunden pro Kilometer und war im Ziel fast nahezu "erholt". Etwas was im nachhinein auch zeigt, dass ich vermutlich auch ohne die Temporausnahme gerade so durchgekommen wäre, die persönliche Einschätzung vor dem WK also doch wieder mal gepasst hat. Man sieht daran auch, dass 10 Sekunden schon verdammt viel sind, wenn man sich richtig einschätzt. Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit einen sub2:28h Läufer. Er ist Rotterdam 2008 fast PB (wenige Sekunden drüber) gelaufen und meinte zu dem Lauf, er wäre hinten völlig weggebrochen. Sein Wegbrechen waren übrigens 10sec pro Kilometer
Für ihn war es Wegbrechen, da er hinten gekämpft hat wie irre, das fiel ihm unendlich schwer, viel schwerer als die ersten Kilometer. Da hat er sich bei 3:30/km bremsen müssen nicht schneller zu laufen, was er übrigens auch nicht getan hat. Magnus läuft seine Ziel-WK eigentlich wie ein Uhrwerk. Andere Läufer, andere Ansichten.
ZicMac hat geschrieben:
Aber mal eine etwas provokante Frage. Wie ist es denn in der Realität: Die schnellen Leute bereiten sich (z.T. pedantisch genau) auf den M vor. Laufen sekundengenau gezeitete Intervalle, lange Läufe mit festgelegter Endbeschleunigung, fahren exakt 12 Tage vor dem Wettkampf die Umfänge runter, in der letzten Woche noch 3x1000m MRT. In der Vorbereitung gibt es für die Mehrheit einen Trainingsplan, und an den hält man sich gefälligst zu 100,0% (bewusst etwas übertrieben von mir). Und beim Wettkampf gehen bei 95 von 100 Läufern die Gäule durch, sie rennen zu schnell los, verlieren in der zweiten Hälfte und verbauen sich damit ein optimales Ergebnis???
Ist die Wahrheit wirklich so einfach?
Nein, so einfach ist das natürlich nicht. Es wird immer einen kleinen Teil von Läufern geben, die wissen das sie z.B. nur 3:15h laufen können, aber immer wieder 3:10h anlaufen und das dann oft auch noch mit den vorne herausgelaufenen Minuten begründen. Ein guter Lauffreund von mir macht es immer so, sein Argument ist, er verzichtet gerne auf ein paar Minuten, dafür hat er so mehr Spaß. Aus Versehen hat er das einmal nicht so gemacht, ist dabei sehr gut gelaufen, aber auch das zählt für ihn nicht.
Dann gibt es die welche sich etwas vormachen, die meinen z.B. 3:10h laufen zu können, dazu aber nie in der Lage sind und dann natürlich hinten weg brechen wenn sie auf 3:10h (nicht schneller) anlaufen. Nur weil man ein 3:10h Training erfolgreich durchgezogen hat oder weil einem der Laufzeitrechner so eine Zeit prognostiziert, heißt das ja noch lange nicht dass man selbst die auch laufen kann. Diese Läufer sind es dann auch häufig, von denen man hört dass es bis KM30 oder 35 noch gut lief und dann urplötzlich ging nichts mehr. Mehr als Schmunzeln habe ich dafür nicht über, das Problem ist hausgemacht.
In diese Richtung geht auch der in meinen Augen schlechte Rat von cpuser.
[INDENT]Wenn man pro Kilometer 10 Sekunden langsamer läuft als das was man auf dem Halben laufen kann sollte das komfortabel genug sein.[/INDENT]
Bei so etwas kann ich nur den Kopf schütteln. Fast jeder der so anläuft wird hinten raus eingehen, sofern die angenommene HM-Zeit das aktuelle Leistungsvermögen widerspiegelt. 10sec/km sind ca. 7min auf den M, also M-Zeit=2xHM-Zeit plus 7 Minuten. Das können nur ganz wenige (egal wieviel Erfahrung sie haben und wie gut sie trainiert sind) und selbst für die ist es alles andere als komfortabel, das ist knallhart. Dabei muss man dann natürlich noch berücksichtigen, das 10sec/km für einen 2:15h Läufer deutlich komfortabler als für einen 3:00 oder 3:30h Läufer sind. Sprich bei einem 2:15h Läufer wird das schon deutlich eher passen, der ist absolut top trainiert und bei dem sind 10sec. in Relation zur HM-Zeit schon recht "viel".
Dann gibt es halt noch eine Gruppe die bewußt zockt und es in Kauf nimmt, wenn es schief geht. Vielleicht gehöre ich im Herbst auch dazu. Ich würde eigentlich ganz gerne wieder 3:12h (4:33/km) laufen. Das gibt meine aktuelle 10er Zeit von 42:29 nicht mal ansatzweise für mich her. Ich mache mir aber vor, dass ich bis dahin schneller bin und wieder 41:00 laufen kann (für mich immer noch recht langsam). Aber selbst mit einer 41:00 ist
für mich die 3:12h absolutes Limit. Ich rede mir momentan halt ein, dass ich das hinkriege und eine 4:37/km traue ich mir aktuell bis zum Herbst auch definitiv wieder zu, aber schneller ist vermutlich ein Gezocke. In 8 Tagen habe ich noch mal eine Formbestimmung über 10km, wenn die nicht Richtung 41.30 (aus dem vollen Training) geht, habe ich eigentlich ein Problem, was ich momentan einfach "ausblende"
Naja wirklich blende ich es ja nicht aus, denn ich weiß, dass ich dann zocke und ich merke eigentlich vorne auf den ersten 21km ob es zu hart ist oder nicht, so dass ich dann noch reagieren könnte, ob ich es jedoch tue ... ich spreche nicht ohne Grund von Zocken, was aber eigentlich nicht zu mir passt.
Das eigentliche "Problem" warum das nicht so einfach ist, liegt halt an einer eigenen
realistischen Leistungseinschätzung . Die Zielzeit auf die ich anlaufe beruht ja (sollte es zumindestens) auf der Zielzeit die ich meine laufen zu können, sofern ich bereit bin am Limit zu laufen. Diese aber im Vorfeld zu bestimmen ist für die meisten nicht so einfach, da spiele ja etliche Punkte mit rein: Unterdistanzzeiten, eigene Veranlagung, korrekte Beurteilung der TE, Laufvergangenheit, Wetter ... Die Tagesform lasse ich mal extra weg, denn wenn die nicht passt, habe ich eh verloren.
Ich persönlich bin hier der Meinung, dass eigene Erfahrung zwar hilft, man aber auch ohne diese gute Abschätzungen geben kann, wenn man sich mal ein wenig "umsieht"
und strukturiert trainiert. Strukturiertes Training gibt recht gutes Feedback. Etwas was vermutlich auch daran liegt, dass es beim M bei mir bisher immer ganz gut geklappt hat (1.M: Soll:3:25, Ist:3:25,26, 2. M Soll: 3:12 Ist: 3:12,17, 3.M Soll: 3:10 (mit dem Kommentar vermutlich kann ich nur 3:12h), Ist: 3:11:58 (das war der mit den 10sec., vermutlich wären die 3:10h sogar aufgegangen, ich hatte nur zuviel Angst
, siehe den Kommentar mit den 3:12h). Ach ja, beim letzten Hermannslauf, habe ich mich aber komplett verschätzt (Soll: 2:30h, was für mich schon langsam ist, aber ich habe nicht darauf trainiert (kein Bergtraining), der Lauf war ein "Notfallprogramm" Ist:2:37 *grusel*), passiert also auch mal. Ab da hatte ich dann leider auch einen totalen Formeinbruch, den ich immer noch nicht richtig los bin. Bei mir ist aktuell immer noch der Wurm drin.
Uups ist lang geworden, naja ist halt nicht so einfach,
Torsten