FitForRun hat geschrieben:An der Schwelle zwischen Leben, Laufen und dem Tod Lemmy und Hagakure (mit Seitenangabe!) sinnvoll zusammenzufügen ist schon eine besondere Leistung aus der hessischen Bronx
Danke. Das Hagakure kann man ruhig mal lesen, steht zwar auch viel anekdotisches und seltsames darin, aber auch als Nicht-Samurai kann man was draus lernen. Bin über den Flim "ghost dog" von jim jarmusch drauf gekommen ... einer der besten "Killer"-Filme neben "Leon der Profi"
Eigentlich wollte ich noch ein Bibelzitat hinzunehmen, aber das war mir dann zuviel.
FitForRun hat geschrieben:
Ich verdeutliche es einmal durch eine reverse Darstellung: Wenn Laufen erwiesenermassen schlecht für die Gesundheit wäre, würde ich nicht Laufen.
Naja, das scheint eher eine hypothetische Frage zu sein. Das Laufen pauschal schlecht ist, wird sich kaum noch zeigen.
FitForRun hat geschrieben:
Der Aspekt, das mein Schwitzen, mein sich Aufraffen (überwiegend) gut für Körper und Geist sind, ist für mich eine der Hauptmotivationen. Ich laufe nicht, obwohl Laufen nebenbei auch noch gesund ist, sondern vor allem, weil es gesund ist.
Und das Gefühl, sich etwas gutes und gesundes zu tun, ist ein wesentlicher Teil des Laufgenusses- für mich.
Dass ich mir etwas Gutes tue, ist natürlich auch ein Teil des Genusses - aber ich eher in dem Sinne, ich tue mir mit Laufen etwas gutes, weil ich das Laufen mag und genieße.
Es ist möglicherweise entscheiden, aus welchem Grund jemand zum laufen kommt. Ich hab eben als Kind angefangen zu trainieren und das 10 Jahre teilweise an der Grenze zum Leistungssport betrieben, und auch wenn ich zwischendurch lange mit regelmäßigem Training ausgesetzt habe, war ich immer ziemlich fit. (10km in etwa 50' wären zwar nicht so locker gewesen, aber wohl aus der kalten Hose gegangen). Nie Übergewicht gehabt, selten krank gewesen, trotz einiger Exzesse nie die Gesundheit gefährdet gesehen. Es war auch nicht so, dass ich wieder mit dem Laufen angefangen habe, weil es mir körperlich schlecht ging.
Also bei mir ist es umgekehrt: Ich lebe gesünder (bei weitem kein Fanatiker, aber eben nicht so ungesund wie früher), damit ich besser Laufen kann und mir das Laufen noch mehr Spaß macht.
FitForRun hat geschrieben:
Daher interessiert mich z.B. wo die Grenze zum "Ungesunden" verläuft- denn eine (mehr als kurzfristige) Überbeanspruchung einer Wettkampfzeit zugute käme für mich nicht in Frage.
Das wird dir kaum jemand eindeutig sagen können. Es gibt da seit langem konträre Meinungen. Es gibt Ex-Leistungssportler wie
Ron Hill, die seit über 45 Jahren täglich laufen, und denen es dabei sehr gut geht. Es gibt Experten, die Ultras als gesundes Laufen bei geringer Intensität loben und intensive Belastungen verdammen, andere Experten sehen es eher umgekehrt.
Jedes Training, das kein reines Erhaltungstraining ist, beruht auf Überbeanspruchung, dann Erholung, Superkompensation. Wenn du nicht etwas mehr machst, als dein Körper gewohnt ist, wird der sich nicht so verändern, dass du dich verbesserst.
Die Kunst ist, das richtige Maß zu finden, aber das trifft Wettkampfsportler wie "Gesundheitsläufer", die keine WK bestreiten. Ich kenne Leute, die keine WK bestreiten, aber sehr viel trainieren. Und für den Wettkampfsportler ist es natürlich sehr wichtig, gesund und verletzungsfrei zu bleiben, gerade für den Profi, für den Ausfälle meist auch finanzielle Einbußen bedeuten.
Der Mensch ist das anpassungsfähigste Säugetier auf dieser Erde und grundsätzlich als Jäger auf Dauerbelastung (Verfolgen; hetzten der Beute, erschließen neuer Jagdgebiete) und intensive Belastungen (Fangen der Beute, fliehen vor großen Raubtieren etc) vorbereitet.
Deswegen sollte man imo auch keine übertriebene Angst vor intensiven Belastungen haben. Leider gibt es eine lange Tradition vor intensiven Belastungen, die teilweise durch heute widerlegte Studien und Theorien begründet. Heute tragen die Pulsuhrhersteller im Verbund mit manchen Autoren dazu bei, solche Ängste vor intensivem oder "anaerobem" Training zu schüren.
Angst ist grundsätzlich meist ein schlechter Ratgeber, im Gegensatz zur (Ehr-)Furcht, zu einem rational begründeten Respekt vor (körperlichen) Aufgaben.
Man hat mal geglaubt, das bei "anaerobem" Training entstehende Laktat verursache den Muskelkater. Heute wissen wir, dass es nicht so ist., sondern dass der Muskelkater wahrscheinlich durch Mikroverletzungen in den Muskeln entsteht
Man hat mal geglaubt, intensives Training zerstöre die Ausdauer(-grundlage). Heute wissen wir, dass intensives Training sehr gut für die Ausdauerentwicklung sein kann.
Man hat mal geglaubt, wenn jemand 1500m in z: b. 4' läuft, wäre der aerobe Anteil der Energiegewinnung nur bei etwa 50 %. Neuere Studien zeigen, dass er eher bei 80% liegt, das "böse anaerobe" Training also deutlich aerober ist, als lange angenommen wurde.
Man hat mal geglaubt, dass intensives Dehnen vor den meisten sportlichen Disziplinen nützliche Pflicht ist. Heute ist die Wirksamkeit von vorherigem Dehnen sehr umstritten und wird nur für einige spezielle Disziplinen, wie z. B. für z. B. den Hürdenlauf anerkannt.
Wenn du mehr Laufliteratur liest, wirst du merken, dass auch in neu aufgelegten Büchern viele neuere Erkenntnisse nicht berücksichtigt werden. Dahinter stecken finanzielle Interessen, Faulheit, vielleicht auch die Tatsache, dass eitle Erfolgsautoren und selbst Wissenschaftler oft nicht zugeben wollen, dass sie unrecht hatten.
Mit mehr Lauferfahrung und etwas Sensibilität für
deinen Körper wirst du immer besser beurteilen können, welche Belastungen
du dir zumuten kannst. Dabei bitte auch berücksichtigen, dass die Gesamtbelastung nie nur körperlich ist und nicht nur aus dem Training, sondern aus dem restlichen Leben besteht. Eine allgemeingültige Regel für alle wirst du dagegen kaum aufstellen können.
FitForRun hat geschrieben:
Auch wenn ich es nicht statistisch belegen kann- ich habe den Verdacht, das manche es v.a. im fortgeschrittenen Alter übertreiben und ihren Körper überbeanspruchen, wodurch es gehäuft zu Ausfällen kommt -> längere Zwangspausen durch Verletzungen (Sporn, Achilles, etc.)...
Man darf keine falschen Schlüsse daraus ziehen, dass die Läufer, die nahezu verletzungsfrei trainieren, natürlich nicht ständig neue Verletzungsthreads aufmachen und auch kein Thema: "Seit xx Jahren ohne Verletzung". Schlechte Nachrichten scheinen interessanter als gute zu sein. Von den vielen beschwerdefreien Läuferinnen bekommt man zu wenig mit.
Übertriebener Ehrgeiz und Unwissenheit über Training zur Verletzungsprävention gibt es in vielen Altersstufen. Daher kann ich deinen Verdacht so nicht teilen. Im Gegenteil, gerade erfahrene ältere Sportler kennen ihren Körper oft gut und sind daher selten verletzt.
Die Annahme, das Verletzungen immer oder fast immer aus falschem oder übertriebenem Training resultieren, ist auch unzulässig. Verletzungen sind zu einem Teil einfach Pech. Ganz einfach. Verletzungen können auch passieren, obwohl die Belastungen nach langjährigen Erfahrungen und nach seriöser Prognose von Fachleuten als verträglich eingeschätzt wurden. Man ist als Sportler nicht gegen Verletzungen und Krankheit immun. Der Grund "Pech" ist für viele unbefriedigend, aber leider oft wahr, und in diesen Fällen wäre es einfach idiotisch, das Training umzustellen.
Natürlich gibt es auch oft Indizien für Trainingsfehler, die zu Verletzungen beitragen können. Aus Fehlern sollte man lernen, aber wer etwas macht, macht auch mal Fehler. Wer nix macht, ist ein faules Schwein.
Gruß
C.