Irgendwie lustig wie man sich hier über Seiten hinweg gegenseitig versucht lächerlich zu machen – anstatt nur ansatzweise ehrlich zu versuchen den Anderen und seine Einstellung zu verstehen, zu tolerieren und vielleicht sogar zu respektieren. Nein, eigentlich ist das alles Andere als lustig - es ist in unserer Gesellschaft regelrecht Mode geworden.
Vorneweg: Ich bin seit fast zehn Jahren Lacto-Vegetarier – was nicht heißt, dass ich mich automatisch auf die Seite der Veganer stelle. Ich stelle mich auf überhaupt keinen Seite, denn niemand stellt sich auf meine Seite, wozu auch? Ich kann meine Meinung selbst vertreten.
Ich bin Vegetarier weil ICH meine persönlichen Gründe dafür habe.
Mich interessiert nicht was andere essen und ich missioniere auch nicht.
Ja, man darf sogar meine Saitan-Würstchen neben den fetten Steaks auf den Grill legen!

Ich verurteile in keinster Weise Fleischesser, woher nehme ich das Recht? Ich habe selber über 30 jahre Fleisch gegessen.
Ich behaupte nicht Vegetarier leben gesünder – ICH persönlich fühle mich aber mit fleischloser Ernährung besser. Das ist eigentlich schon alles.
Ich würde behaupten, ich bin das komplette Gegenteil eines militanten Vegetariers. Meine Ernährung ist meine Sache – genauso wie "Deine" Ernährung "Deine" Sache ist. Punkt.
Diskussionen zu diesen Themen dienen in den meisten Fällen nur dazu die andere „Seite“ lächerlich zu machen. Warum?
„Man wertet Andere ab um sich selbst aufzuwerten.“ hat ein namhafter Psychologe einmal geäussert.
Leider bin ich in den vergangenen Jahren ständig und völlig ungewollt immer wieder in solche Diskussionen geraten. Man muss also keineswegs ein militanter und missionierender Vegetarier sein um genervtes Opfer solcher Streitgespräche zu werden. Es reicht einfach nur ein kleines „Nein danke, ich esse kein Fleisch“ und die Ohren spitzen sich. Antwortet man dann auf die berühmte Frage des Warum noch mit: „eigentlich aus rein ethischen Gründen“, ist man die Zielscheibe des Abends und das Feuer ist eröffnet. Das Stammtischniveau lässt dann meist nicht lange auf sich warten und gipfelt in so intelligenten Sprüchen wie: „aber hast du schonmal an die armen Salate aus Massenbeethaltung gedacht?“ - bei soviel Humor bleibt einem das Lachen schonmal im Hals stecken und man man fragt sich warum in aller Welt man schon wieder von irgendwem in die Defensive gedrängt wird.
Warum muss ich mich eigentlich ständig für meine Ernährungsweise rechtfertigen? Und warum müssen es die Anderen (in diesem Fall die Fleischesser) nicht? Ich will von niemanden etwas, von mir aus kann mein Kollege zum Frühstück nen Schweinshaxen neben mir verputzen – wenn's ihm schmeckt. So what? Ich mags halt nicht essen. Und? Ungläubige Augen am Tisch: "Er hat Jehova gesagt!"
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen die Frage nach dem „Warum“ damit zu beantworten, dass ich einfach sage: „Mir schmeckt Fleisch nicht“ oder in hartnäckigen Fällen: „Ich darf wegen einer starken Allergie keine Fleisch essen“. Witzigerweise wird das problemlos mit einem Kopfnicken akzeptiert – und mein Abend ist gerettet. Uff! Nochmal davongekommen. Eigentlich schade, dass man manche Menschen einfach belügen muss.
In diesem Sinne: Leben und Leben lassen – einfach mal darüber nachdenken.
Gruß
Markus