Schön war es, warm war es und ich hatte trotzdem noch richtig Spaß auf der Strecke. Die Tage vorher merkte ich schon, dass mit Tempo groß nichts wird und ich meine HM PB aus April mit knappen sub 2:05 und 5:55er Schnitt nicht schlagen kann. Wärme ist nicht mein Ding, am liebsten sind mir Temperaturen unter 15°C, lieber noch um 10°C, aber gut, es ist Sommer und Anfang Juli muss man auch mit 30°C rechnen.
Mein guter Coach schlug vor, einen verpflegten Trainingslauf daraus zu machen, weil ich ja sowieso seit einem Jahr angemeldet war und das Ganze um die 7:15 zu laufen. DAS war mir dann aber zu langsam und ich überlegte, ob ich dann nicht lieber zum Anfeuern fahre und meinen langsamen Trainingslauf Sonntag unter Ausschluss der Öffentlichkeit mache. Gute Idee fand ich obwohl ich nach der Teilnehmerinfo-Email von vor einer Woche dann doch so richtig Lust hatte zu laufen. Trotzdem war ich drauf und dran, am Dienstag Nachmittag unseren Hausmeiser aufzusuchen und meinen Startplatz schweren Herzens zu verschenken.
Ob ich denn nicht doch lieber selber laufen wollte kam die Frage vom Coach?
Hmmm... doch, aber nicht in 7:15. Ob ich nicht auch was um 6:30 - 6:40 packen kann?. Andererseits ist die Wärme für mich jenseits von Gut und Böse. Wir einigen uns auf 6:45, wenn ich später noch kann, kann ich immer noch schneller werden.
Vor dem Lauf treffe ich einige liebe Foris, u.a. auch Sonni, die eine lange Zielzeit geplant hat. Irgendwann in km 1 läuft sie plötzlich neben mir und fragt mich "ist das 6:45?" Ich hatte erwähnt, dass ich das versuchen wolle und antworte "ja, bis jetzt noch, ich geb mir Mühe". Gleichmäßig laufen kann ich, mich am Start zügeln auch und so geht der erste km tatsächlich in 6:45/6:46 weg.
Sonni läuft mit mir und aus irgendeinem Grund versuche ich, das Tempo einigermaßen gleichmäßig zu halten, weil 6:45 weit über dem war, was sie eigentlich vor hatte. Bei den Verpflegungspunkten verliere ich sie immer, aber sie sprintet immer wieder hinterher. Kurz vor dem VP vor Jürgens Dusche ist sie wieder weg. Nach ein paar Meter höre ich jemanden einige Meter hinter mir und ich sehe sie wieder. Ich stoppe kurz, lauf ein paar Meter ganz langsam und dann ist sie wieder dran. Jürgens Dusche ist ein Segen, gerade nach dem langen Stück nach der Brücke durch die pralle Sonne. Schnell die Kappe ab, die Haare noch einmal gut nass machen und dann weiter. Ab hier ist Sonni weg.
Dafür gabel ich einen halben km einen Mann auf, der mich fragt, wann den km 10 käme, er wäre noch nie einen HM gelaufen und auch noch nie mehr als 10 km und überhaupt wäre er gar nicht trainiert. Dann die Hitze dazu. Au weia. Ich gebe kurz Antwort (normal spreche ich so gut wie nie während eines WKs) und er läuft weiter mit. Dann erzählt er, dass er schon etwas langsamer läuft und fragt mich, was ich sonst so laufe, weil ich auch sage, ich würde langsamer laufen als sonst. Als ich die letzte HM Zeit nenne, meinte er nur "oh Gott, wenn Du das normal läufst und jetzt in diesem Tempo (war gerade so um 6:52) dann bin ich ja immer noch viel zu schnell. Egal, mir gehts noch gut". Und so laufen wir weiter zusammen. Km für Km gehen vorbei und ich merke, wie ihm langsam etwas die Kraft ausgeht kurz nach km 12. Da ich eh nichts vorhabe, denke ich, jetzt weiterziehen wäre irgendwie blöd. Ich weiß selber, wie es ist, wenn man nicht mehr kann und alle ziehen vorbei. Und ob meine langsamste HM Zeit nu 5 Min. oder 10 Min. langsamer wird, ist auch latte.
Bei km 14 geht es raus aus dem Schatten, hier knallt die Sonne richtig rein, noch dazu von vorne und J. geht die Kraft aus. Mit der Cola und dem sehr nahen nächsten VP kann ich ihn motivieren. An dem VP möchte er im Stehen trinken und ich halte mit. Da ich irgendwo unterwegs zum Samriter mutiert bin, nehme ich noch einen Becher Wasser für ihn mit und gebe ihm den, als wieder ein Sonnenstück kommt und das Schnaufen lauter wird. Zwischendurch muss er ein paar Meter gehen (hier zieht Sonni an uns vorbei, super gemacht!) und ab hier bis ins Ziel murmelt er unentwegt "ohne Dich würde ich das jetzt nicht mehr schaffen, da hätte ich bei km 15 spätestens aufgehört, nächstes Jahr werde ich trainierter sein". Mir fällt das langsam werden etwas schwerer, aber egal, den bringe ich jetzt so in Ziel.
Unterwegs nehme ich alle Sprenger mit die im Weg stehen, der Kajakverein auf dem Deich hatte einen aufgestellt und auf der langgezogenen Himmelgeister Landstraße hatten einige Bewohner ihre Gartensprenger auf den Bürgersteig gestellt, einer Mann stand sogar mit Gartenschlauch auf der Straße und erfrischte die Läufer. Der Wetterbericht sagt, es waren da inzwischen 29°C, gestartet wurde mit 25°C.
3 Notarztwagen mit Blaulicht kommen uns entgegen und ich bin heilfroh, dass es mir so gut geht und ich wirklich entspannt ins Ziel laufe. Dadurch, dass ich nochmal Tempo rausgenommen habe, ich hätte echt ein schlechtes Gewissen habt, da dann alleine weiterzuziehen, hätte ich auch durchaus noch weiter laufen können - vorausgesetzt mir wären die VPs mit Wasser und die Sprenger zum Duschen nicht ausgegangen. Ich war so abgelenkt durch die zufälligen Hasenjobs, dass ich gar nicht zum selber leiden kam. Ein immer nasses Käppi und im Ziel so nass zu sein, dass meine Schwester dachte, ich käme aus dem Duschzelt, war wohl auch sehr hilfreich.
Danke Himmelgeist, das war wieder eine klasse Veranstaltung. Die meisten VPs waren in der prallen Sonne, das war sicher auch kein Zuckerschlecken für die vielen Helfer, ebenso die Streckenposten. Trotzdem sah man weit und breit nur strahlende und freundliche Gesichter und wurde zudem noch angefeuert.
Euch Foris zu treffen ist sowieso immer wieder schön und das Beste nach dem ersten Sonnenstück ist Jürgens Dusche. Danke Jürgen, dass Du sie auch in diesem Jahr wieder aufgestellt hast! Wenn Du nächstes mitlaufen kannst, verzichte ich darauf aber liebend gerne!
Das Zusammensitzen im Biergarten war dann ein sehr schöner Abschluss des hitzigen Tages und natürlich noch die 4:0 Klatsche für Argentinien.
Glückwünsche

an Sonni, die tatsächlich PB gelaufen ist und das bei den Temperaturen und natürlich an Mika zum 3.