alsterrunner hat geschrieben: Anstatt, dass ehrlicher Leistungssport mal ein wenig gepusht wird, hat sich hier in den letzten Jahren eine Jogging-Massenbewegung herausgebildet, die sich vollkommen missverständlich selbst als "Laufszene" begreift (ich verweise nur mal darauf, wer sich hier im Forum alles als "Läufer" bezeichnet - mein persönlicher Favorit ist der "X Stunden - ist das noch ein Marathon"-Faden, in dem Teilnehmer davon schreiben, einen Marathon in 5:30h *gelaufen* zu sein).
Äääh sorry, da geht m.E. was durcheinander. Jemand, der davon redet, einen Marathon in 5:30 gelaufen zu sein, ist in ca. 99 Prozent aller Fälle in einem Alter zum Laufen gekommen, in dem es sowieso außerhalb jeder Diskussion steht, noch in die deutsche oder gar internationale Spitze vorzudringen. Und auch wenn diese Leute nicht laufen können, brauchst du deshalb nicht gleich zu vermuten, dass sie auch nicht denken können: natürlich *weiß* ich, dass das was ich tue nicht das Geringste mit Leistungssport zu tun hat. Das wäre aber auch nicht anders wenn ich in einer Freizeitfußballmannschaft kicken würde (gut, Frauen tun das eher selten...).
Und jetzt erkundigt Euch mal bei den Finishern eines Großsstadtmarathons, wer überhaupt mal sagen kann, was eine international konkurrenzfähige 5000m-Zeit ist (Bonusfrage: 1500m!). Oder gar nach den Namen der besten Langstreckenläufer in den letzten Jahren. Ich sag's Euch: Gebreselassie kennen ein paar und vielleicht hat mal jemand "Bekele" aufgeschnappt. Arne Gabius? Sebastian Hallmann? Carsten Schlangen? Vergesst es. Eine starke 10km-Zeit? Hmmm - da haben die Volksläufer vor zwei Jahren schonmal jemanden gesehen, der hat den lokalen Bummslauf in 33 Minuten gewonnen! Oaaaah! Weltstar, vermutlich.
Nur weil ich weiß wer Carsten Schlangen ist oder gar den deutschen Rekord in meiner Altersklasse kenne (ich kenn ihn nicht, könnte aber nachschauen...), laufe ich keinen Deut schneller, genausowenig wie ich irgendwie besser Fußball spiele, nur weil ich weiß, wer Özil ist.
Aber *Laufen* im Sinne von *wirklich Laufen* ist etwas anderes. Laufen ist hartes Training, Blut, Schweiß und Tränen und eiserne Disziplin. Irgendwo hab ich's neulich mal wieder gelesen: "Es gibt keine Geheimnisse der kenianischen Läufer - sie arbeiten beinhart. Der Weg zur Spitze führt nur über kontinuierliches Training, mit zähem Willen und einer entsprechenden Lebensführung in dem Bewusstsein, dies mehrere Jahre durchführen zu müssen, um erfolgreich zu sein." Toll, wenn sich wer von 4:30 auf 4:00 steigert - aber bitte, 2 1/2 mal statt 2 mal in der Woche laufen kann jeder gesunde Mensch.
Na toll, und was passiert, wenn offensichtlich nicht Hochbegabte trotzdem ehrgeizig sind, weil sie der Meinung sind, dass man die Dinge, die man tut, wenigstens so gut wie möglich machen sollte? Sie werden doch erst recht dumm angemacht, wie du gerade sehr schön demonstrierst. Vielleicht kannst du dir ja nicht vorstellen, wieviel Arbeit für manchen dahinter steckt. sich von 4:30 auf 4:00 zu verbessern (meinst du eigentlich die Marathonzeit oder die Minuten pro km? Aber im Prinzip ist das auch noch egal). Und genau das zeigt für mich, dass es eben *doch* erstmal darum geht, Talente zu finden. Und die muss man dann auch noch zum arbeiten kriegen. Aber ohne Talent geht gar nix.
tina