Wofc4ever hat geschrieben:Realität ist aber das z.B. in unserem Betrieb angedacht ist Arbeitsanweisungen auch in den Muttersprachen der jeweiligen Mitarbeiter zu schreiben.
Das kann doch wohl nicht der Sinn der Sache sein und wer sagt das der Verfasser und der Leser der Arbeitsanweisungen ihre Muttersprache beherschen.
Sinnvoll sein kann das durchaus. Im Betrieb meiner Frau z.B. geht sehr viel orientalisches Publikum ein und aus. Da diese Leute dort gesundheitsrelevante Informationen erhalten und Fragebögen ausfüllen müssen, habe ich diese Unterlagen ins Türkische, Arabische und Persische übersezt und qualifizierte Muttersprachler draufschauen lassen. Das erhöht die Sicherheit bei der Arbeit, und mir bricht dabei auch kein Zacken aus der Krone. Es kann also gute Gründe geben, für maximale Verständlichkeit zu sorgen.
Allerdings werden diese Übersetzungen selten benötigt, und das finde ich eigentlich auch gut so. Ich sehe darin eine Zwischenlösung, bis flächendeckend wirklich gründliche Deutschkenntnisse vorhanden sind. Die lassen übrigens auch nicht selten bei deutschen Muttersprachlern zu wünschen übrig, wie ich immer wieder feststellen muß.
Was ist eigentlich Muttersprache, die Sprache meiner Mutter, meines Vaters, die Sprache des Landes in dem ich geboren wurde oder in dem ich lebe?
Normalerweise ist/sind das die Primärsprache(n), die man von klein auf ohne Unterricht erlernt hat. Also normalerweise die Sprache, die zuhause gesprochen wird. Es müssen also nicht alle Deutschen oder alle in Deutschland Wohnaften oder Geborenen auch deutsche Muttersprachler sein, auch wenn es Leute gibt, die eine Assimilation in diesem Sinne fordern. Es reicht m.E. aber völlig, wenn Menschen irgendeine Sprache als Medium gegenseitiger Verständigung haben. Das muß noch nicht mal eine einzige sein (ich finde es unglaubwürdig, auf der einen Seite Deutsch als alleinige offizielle Sprache zu fordern und diese Sprache dann in vielen Fällen völlig ohne Not mit englischen Vokabeln anzureichern, die im Grunde niemand braucht).
Dasselbe gilt für die Kleiderordnung. Es mag Klamotten (oder die Abwesenheit von Klamotten!) geben, die Sitte und Anstand gefährden (was auch immer darunter gerade zu verstehen ist), aber ansonsten gibt es ein breites Spektrum, innerhalb dessen jede(r) sich kleinen können sollte, wie er/sie will.
Vollends bizarr wird es, wenn Mitdiskutant/inn/en offensichtlich allein deshalb als unglaubwürdig hingestellt werden, weil sie einer bestimmten Religion angehören und sich auch äußerlich zu ihr bekennen. Ich z.B. wohne am Rand der Eifel. Eine ziemlich katholische Gegend. Das merkt man an den vielen Kruzifixen, die hier die Wege säumen. Gelegentlich kommt es vor, daß mich jemand an einem solchen Kruzifix vorbeilaufen sieht und etwas seltsam dreinschaut, wenn ich mitten im Tempolauf plötzlich ein Kreuz schlage. Tut mir leid, wenn ich damit jemandem einen Anstoß biete. Aber beim Laufen ist es nun mal nicht selbstverständlich, daß man heil und gesund wieder nach Hause kommt. Z.B. wenn man gehbehindert ist oder wie ich Epileptiker. Da ist es mir schon ein kleines Dankgebet wert, wenn so ein Kruzifix mich wieder einmal daran erinnert, daß heile Knochen und die Fähigkeit, nach Herzenslust zu laufen, ein echtes Geschenk sind. Und drum mag ich es auch nicht, wenn mit der Religiosität anderer Leute derart respektlos umgegangen wird, wie es hier in mehreren Beiträgen vorgekommen ist.