joejochen hat geschrieben:Natürlich muss man jede Trainingseinheit im Kontext zum Gesamttraining sehen, klar! Aber du machst gerne - so auch hier - mit deinen teilweise hergeholten Beispielen die Dinge unnötig kompliziert. Es geht hier insbesondere um ANFÄNGER, die ihre Ausdauer verbessern und schneller werden wollen, dabei verletzungsfrei bleiben und ganz viel Spaß wollen. Da ist z.B. so eine "I-Pace"-Einheit so etwas von unangemessen!
Ich habe diese Einheit in diesem Thread dem Anfänger nicht empfohlen. Sie diente als Beispiel. Vielleicht in Zukunft etwas sorgfältiger lesen?
Es ist ja bei den lockeren Einheiten, die die meisten Anfänger laufen, noch viel weniger nötig, den Pulsmesser zu benutzen, als bei Tempoeinheiten, wo selbst viele erfahrene Läufer irgendeine Steuerung brauchen. Es reicht doch, wenn es locker ist. Die gesamte Erschöpfung kann man sowieso oft erst im Nachhinein einordnen, die Pulsuhr sagt nicht, ob schon 8 km zu viel sind oder erst 10km.
Das was Anfängern sehr häufig passiert, ist, dass jemand unnötig Angst bekommt, weil der Wert höher ist als erwartet oder als (meist fälschlicherweise) für sinnvoll gehalten wird. Das kann man sich einfach sparen. genauso wie morgendliches Puls messen und dann einen Infekt herbeizudenken, weil der Puls zwei Schläge höher ist. Vollkommen überflüssig. Einen Infekt, der ein Einschränken oder Absagen des Trainings nötig macht, erkennt man auch ohne Pulsmesser.
Ein weiterer häufiger Nachteil ist, dass Läufer wie der TE dank Pulsuhr und falschen Empfehlungen - (leider eine verbreitete Kombination) viel langsamer laufen als nötig. Das kann übrigens nicht zur zur Stagnation, sondern auch zu Verletzungen führen: Der Laufstil wird bei zu langsamen Tempo u. U. so schlecht, dass Verletzungen wahrscheinlicher werden.
Wenn man sich nicht auf eine angeblich objektive Zahl verlässt (der Puls gibt die
gesamte Belastung natürlich NICHT objektiv wieder!), wird man eher dazu gebracht, seinen Körper einschätzen zu lernen. Das ist dann noch lange hilfreich.
Wenn man ein zusätzliches Steuerungsinstrument braucht oder will, tut es für den Anfang notfalls eine Uhr mit Sekundenzeiger - die sorgt dann nur nicht für Umsatz, weil man so was meist schon hat oder für sehr kleines Geld bekommt.
Eine Uhr, die die Geschwindigkeit anzeigt, kann bei zu häufigem drauf schauen auch negative Folgen haben: Läufer lernen so oft auch schlechter, ihren Körper und ihre Geschwindigkeit einzuschätzen.
joejochen hat geschrieben:
Ich bleibe imho dabei und halte mich weder für einen Jünger von Polar noch für beratungsresistent, dass die HF für den Anfänger (5k aufwärts) das wesentliche Steuerungsinstrument ist.
Nein, ist imo sicher so nicht sinnvoll, weil mit Pusluhrsteuerung eben zu oft zu viel überflüssige Probleme entstehen. Hier kommen wöchentlich neue Threads von Anfängern, die Probleme mit dem pulsgesteuerten Training haben, weiß nicht ob du das mitbekommst. Du bist ganz offensichtlich beratungsresistent, wenn du die Steuerung nach Puls angesichts dieser unnötigen Probleme empfiehlst, die diese LäuferInnen ohne Pulsuhr nicht hätten.
Zumal es oft nicht so ganz trivial ist, die HfMax bei Anfängern einigermaßen sicher ermitteln:
Wenn die Belastung zu kurz ist oder zu schnell begonnen oder gesteigert wird, kann das Erschöpfungsgefühl schnell so groß werden, das abgebrochen werden muss, obwohl die HfMax noch nicht erreicht wurde.
Wenn die Belastung zu lang ist kann es passieren, dass die muskuläre Ermüdung durch die Dauer bei z. B. 90% HfMax schon so groß ist, dass nicht mehr auf maximale HF gesteigert werden kann.
Man sollte AnfängerInnen nicht wie Fische behandeln, die das Laufen lernen müssen. Menschen sind zum Laufen geboren, wieso sollen die Menschen nach Tausenden von Jahren, in denen sie erfolgreich ohne Pulsuhr gelaufen sind, auf einmal eine brauchen?
Wie haben es denn die Läufer in D geschafft, vor Einführung der Pulsuhr im Schnitt deutlich schneller zu laufen als heute mit verfügbaren Pulsuhren?
Was soll so schrecklich gefährlich daran sein, wenn Anfänger ohne Pulsuhr laufen?
Warum tragen Menschen, die einen körperlich fordernden Beruf beginnen, während der Arbeit meist keine Pulsuhren? Die überlasten sich doch ohne Pulsuhr bestimmt ganz schnell und werden krank!
Und um mal auf einen anderen zweifelhaften Ratschlag für Anfänger einzugehen, der hier aber leider oft pauschal gegeben wird:
Wieso dürfen viele Berufstätige überhaupt vom ersten Tag der Beschäftigung an jeden Tag körperlich arbeiten? Ist das nicht furchtbar schädlich für Knochen, Muskeln und Sehnen, für den gesamten Bewegungsapparat?
Es wäre doch sicher besser, sie würden erst eine Leistungsdiagnose mit Atemgasanalyse und Laktatmessung machen, auf deren Grundlage sie dann genau vorgeschrieben bekommen, wie viele Stunden an welchen Tagen in der Woche sie wie hart arbeiten dürfen - Pulsmesser zur Kontrolle tragen nicht vergessen! Da sollte sich sicher mal der Gesundheitsminister oder die Berufsgenossenschaft drum kümmern ...
Gruß
C.