TinaS hat geschrieben:Hallo C,
wie du wahrscheinlich weißt, bin ich mit dir vollkommen einig, dass man Laufen nicht unnötig kompliziert machen sollte.
Hallo Tina,
Einigkeit in diesem Thread: Wie schön!
TinaS hat geschrieben:
Nichtsdestotrotz beobachte ich bei der Verpflegungsfrage auch den umgekehrten Effekt: ähnlich wie bei den Pulsbereichen scheinen manche Leute davon auszugehen, dass ein Lauf und insbesondere ein langer keinerlei Trainingseffekt hat, wenn man entgegen der 'Spielregeln' zwischendurch etwas gegessen hat. Genauso wie eine Überschreitung des errechneten Pulsbereiches um 2 Schläge zur Folge hat, dass die Trainingseinheit umsonst war.
Oder so viel zu anstrengend, dass die Superkompensation gestört wird und man direkt ins Übertraining kommt ....
Nun, ich bin da kein Dogmatiker - einige hier dürften das bereits wissen. Und ich kämpfe schon lange gegen den Mythos an, dass das Training des Stoffwechsel der mit Abstand wichtigste Trainingsziel der langen Läufe wäre, weil das einfach falsch ist. Aber diese Mythos nährt natürlich die Forderungen der Hardliner, dass man unbedingt auf Nahrung und Trinken verzichten müsse.
Dabei ändert die Nahrungsaufnahme ja nichts an der extrem wichtigen muskulären Trainingseffekten der langen Läufe.
IMO:
Man sollte sich alle Trainingseinheiten so leicht wie möglich und so schwer wie nötig machen.
Einige wollen es sich zu oft zu leicht machen, suchen ständig nach Abkürzungen und wundern sich dann, dass sie Im WK scheitern.
Andere machen es sich zu oft unnötig schwer und wirken schon fast masochistisch. Es kommt zur Trainingsweltmeisterschaft, aber u. U. auch zu Verletzungen und unbefriedigenden WK-Ergebnissen.
Beide Extreme sind auf Dauer eher untauglich.
Ich würde bei Gelegenheit auch immer eher trinken und essen als den Lauf abbrechen und dass in den meisten Fällen auch raten. Aber ich bin ja auch kein Hardliner und eher der Trainingssoftie ...
Für mich sehe ich es oft so: Wenn ich den Lauf nicht ohne Nahrung und Einbruch zu Ende bringen kann, war die Strecke für mich noch zu lang. Das trifft möglicherweise für viele andere auch zu.
TinaS hat geschrieben:
Das ist zwar eine andere Art von Angst wie die, die du beschreibst, führt aber m.E. zu einem ähnlichen Ergebnis: nicht genug damit, dass man gerade am Anfang sowieso schon Respekt vor den langen Läufen hat, nun kommt auch noch hinzu, dass man auf gar keinen Fall etwas essen und bei manchen Hardlinern offensichtlich auch möglichst nichts trinken darf.
Gut dass du diesen Punkt ansprichst. Es kann natürlich für Anfänger sehr wichtig sein, dass die Angst auch durch die Nahrungsversorgung auf der Strecke in Grenzen gehalten wird, es kann psychologisch sehr wichtig sein, dass ein Lauf ohne Abbruch wie geplant zu Ende gebracht wird.
Je unsicher man sich seiner Fähigkeiten ist, den Lauf überhaupt durchzuhalten desto leichter sollte man sich das machen, da stimme ich voll zu.
Wegen dieser Ängste oder dem übergroßen Respekt vor der Strecke kann es auch richtig und wichtig zu sein, Anfängern bei den längsten Einheiten zu erlauben, so langsam zu laufen wie sie wollen, um sie nicht mit einer Tempoforderung zu belasten.
Daraus haben einige Menschen mit mangelndem Verständnis leider die Vorgabe gemacht, dass man beim langen Lauf nicht schneller als ein gewisses sehr langsames Tempo laufen dürfe, was auch wieder eine Tempoforderung ist, die oft mehr schadet als nützt.
Es ist für mich auch völlig klar, dass entscheidende Trainingseffekte in hohem Maß auch mit Nahrungsmittelversorgung einstellen. Dennoch sollten Anfänger imo folgendes lernen:
- eine abgebrochene Einheit ist kein großes Drama
- eine oder mehrere Gehpausen ebensowenig
- es geht auch eine ganze Zeit lang ohne Essen und trinken
- Essen und Trinken beim Laufen ist auch keine Sünde und macht nicht den kompletten Trainingseffekt zu nichte
Es gab ja schon einige Berichte, in denen von der Panik bei der ersten verpassten Verpflegungsstation oder ähnliches zu lesen war. (Und es ist für einige immer eine willkommene taktische Option, durch Auslassen einer Verpflegungsstation zu versuchen, einen Vorsprung herauszulaufen - die Option gibt es nur, wenn man weiß, dass es so lange ohne geht.)
TinaS hat geschrieben:
Unabhängig davon, ob man wirklich etwas *braucht* (was ich, obwohl deutlich langsamer genausowenig glaube wie du), meine ich dass auch diese Angst überflüssig ist und ruhig dadurch besänftigt werden kann, dass man etwas mitnimmt.
Ja klar.
TinaS hat geschrieben:
Spätestens wenn man es wie ich immer wieder unberührt mit nach Hause nimmt, stellt sich die nötige Gelassenheit dann schon ein.
Das Problem ist, dass sich die Gelassenheit bei einigen nicht einzustellen scheint. Es sind ja auch erfahrene Läufer, die regelmäßig überversorgt zu den Läufen aufbrechen oder bei WK bei jeder Gelegenheit viel trinken.
Aber ich stimme zu, die "normale" Entwicklung sollte eigentlich sein, dass man mit wachsender Leistungsfähigkeit auch wachsendes Vertrauen in die eigene Leistung hat und deswegen bei den entsprechenden Einheiten im Schnitt eher weniger Versorgung und Sicherheit braucht.
Aber was ist schon "normal"?
Gruß
C.