Vielen Dank für Eure Interesse, Ermutigungen und mitfiebern. Gerade habe ich das letzte Teil fertig gestellt. Diesmal ist es nicht so spannend, eher ein Anti-Klimax, wenigstens für mich, nicht für die Finisher.
Hier das 6. (und letzte) Teil:
An der Sporthalle in Gressoney zurück gekommen, sprach mich erstaunt eine Frau an. Ich trug meine Startnummern noch und sie wollte wissen was mit mir los war. Es stellte heraus, daß sie die Chefin vom Base-Vita in Gressoney ist. Nachdem ich sie mein Schicksal informierte sie mich noch über das Rennen. „Der Sieger ist gerade disqualifiziert worden weil er eine falsche Strecke gelaufen ist“. Es ist unklar wieso er den letzten Teilabschnitt von Rifugio Bonatti nach Courmayeur so schnell hat laufen können. Dann war auch der Thomas schon da. Die Fahrt von Gressoney zurück nach Courmayeur dauerte etwa 1,5 Stunde. Hier wurde mir klar, wie weit ich überhaupt gelaufen bin. In Courmayeur habe sind wir, nachdem ich mich erst mal geduscht hatte, ins Zentrum gefahren um die Finisher ins Ziel laufen zu sehen. Da war noch nicht viel los, also sind wir durch’s Tal am Mont Blanc entlang Richtung Plancipieux gefahren um dort eine Pizza zu verdrücken. An den Rest danach kann ich mich nicht so recht erinnern. Ich habe viel geschlafen, abends im Refugio warm gegessen und wieder ins Bett gegangen.
Der morgen danach fühlte ich mich wie neu geboren. Als erstes haben wir uns erkundigt, wann der Uwe und der Thomas ins Ziel erwartet werden. Im Zielbereich erfuhren wir, daß Uwe eine gute Stunde vor Thomas war und etwa 11:30 Uhr ins Ziel laufen würde. Wir holten unsere Kameras aus dem Auto und schlenderten durch das Zentrum von Courmayeur. Jedes Mal wenn ein Finisher durch die Straßen vorbei rannte klatschen alle dort anwesenden. So viele Zuschauer wie im Ziel bei der UTMB gab es nicht. Es kommt auch nur alle 15 Minuten jemand ins Ziel. Richtig familiär. Bald lief dann auch der Uwe nach etwa 125 Stunden Laufzeit als 111. im Ziel und war sichtlich gerührt. Im Zielbereich war jeder freundlich und hilfsbereit. Uwe setzte sich, trank ein Wasser und schaute das Treiben von der Seite aus an. Es ging ihm den Umständen entsprechend gut. Außer Blasen und Zahnschmerzen hat er nicht viel zu melden. Bald war dann auch Thomas im Ziel. Er hatte der letzte Abschnitt ununterbrochen gerannt und hat auf Uwe eine halbe Stunde gut gemacht. Er strahlte von Ohr zu Ohr. Die Finisher im Ziel schienen sich alle gut zu kennen, egal welche Nationalität sie hatten. Immerhin sind sie 5 Tage in etwa miteinander gerannt und haben sich immer wieder gegenseitig überholt, je nach Pausenstrategie. Ich erkannte einige aus „meinem Bereich“ wieder und konnte sie persönlich gratulieren.
Da es den ganzen Tag und Nacht weiter Zieleinläufe geben würde und wir nicht die ganze Zeit da sein wollten, fuhren wir nach unserem Rifugio zurück und faulenzten den ganze Tag herum. Auch der nächste Tag, der Samstag, haben wir nichts unternommen. Beine hoch, ein Bisschen plaudern, was lesen und schon mal packen für die Rückreise. Das Wetter hatte sich schlagartig verschlechtert und es regnete zum Teil heftigst. Ich musste an die Teilnehmer denken, die noch unterwegs sind. Nur zu gerne würde ich in dem Regen noch unterwegs sein, denn dann wäre ich noch im Rennen. Sonntags morgens um 11:00 Uhr war der Siegerehrung. Diese war sehr ergreifend. Nicht nur die 5 beste Männer und Frauen und die 3 Besten der Altersklassen wurden geehrt. Es wurde jede(r) Finischer persönlich nach Vorne gerufen um sein Finisher-Weste ab zu holen. Das dauerte mit etwa 300 Finisher durchaus lange aber es hat was von einer Riesen-Feier. Alle hatten sich gegenseitig genug zu erzählen
Tja, wie gerne wäre ich auf dem Moment auch nach Vorne gerufen worden. Nach gut 2 Stunden sind wir dann zum Auto um unsere Heimreise anzutreten.
Es ist wie damals in 2006 beim UTMB. Das 1. Mal habe ich es dort auch nicht geschafft, dann aber drei Mal hinter einander. Wahrscheinlich gibt es in 2012 die 3. Austragung der Tor des Geants und kann mir gut vorstellen, daß ich mich dafür anmelde. Noch ist ein Bisschen Bedenkzeit da. Und vielleicht läuft jemand von hier bei RW nächstes Jahr mit.
So, jetzt ist aber gut. Lassen wir den Thread hier mal aus den obere Regionen verschwinden!


Jede Freude ohne Allohol ist Kuenstlich.