Stephan997 hat geschrieben:zurzeit fühle ich mich noch zu langsam für einen Wettkampf ( für die 10 Km brauche ich 57:18 Minuten , die 21,5 Km laufe ich mit 6:22min/Km ) möchte aber in absehbarer Zeit das feeling eines Volkslauf erleben.
Hallo Stephan,
ich schrieb nicht ohne Grund Wettkampf/Volkslauf. Viele schrecken vor dem Begriff "Wettkampf" zurück, weil er den Eindruck vermittelt man müsse mit jemandem um die Wette laufen, man müsse um Platzierungen kämpfen. Wenn das so wäre, dann könnten 95% aller Teilnehmer gleich zu Hause bleiben, weil sie nicht den Hauch einer Chance haben eine "gute" Platzierung zu erreichen. Und jeder von diesen Läufern und Läuferinnen weiß das. Stell dir vor: Die treten trotzdem an. Und sie tun es nicht deshalb, weil es ansonsten keinerlei Volksläufe/Wettkämpfe gäbe (mit nur 5% der Teilnehmer könnte man schon aus finanziellen Gründen keinen Lauf veranstalten). Also warum tun die das? Warum treten Männer dort an, die wissen dass sie deutlich länger als eine Stunde über 10 km laufen werden? Warum halten die sich nicht für zu langsam? Worum kämpfen die? Und wenn sie nicht um irgendwas kämpfen, aus welchem Grund nehmen sie dann teil?
Es gibt auf diese Fragen vielfältige Antworten. Aus meinem Läuferherzen beantworte ich diese Fragen so: Manchmal kämpfe ich hart, für meine Verhältnisse brutal. Aber nicht gegen irgendeinen meiner Mitläufer, sondern gegen die mir gezogene Grenze. Die will ich überwinden. Oder ich versuche einfach das Ziel, das ich mir in der Vorbereitung gesetzt habe zu erreichen. Dann und wann laufe ich aber auch ohne jede Ambition, nur um dabei zu sein. Dann geht es mir darum die Faszination Laufen, den Spaß unterwegs zu erleben. Ein schönes Lauferlebnis einzufahren. Nur selten hatte ich eine Chance in einem "Wettkampf" vorne dabei zu sein und ich versichere dir: Das war auch nie mein Beweggrund.
Ich weiß nicht, warum du das Gefühl hast für einen Volkslauf zu langsam zu sein. Noch weniger, woran du diese Aussage fest machst. Denn objektiv betrachtet sind z.B. ca. 39.990 Teilnehmer von 40.000 am Berlin Marathon zu langsam und könnten daheim bleiben. Subjektiv hat aber jeder der zu langsamen 39.990 Teilnehmer ein ZIEL für das es sich lohnt die vielen Stunden zu leiden. Auch die Letzten, die mehr als 5 Stunden brauchen, wissen, warum sie unterwegs sind oder waren. Und da willst du mir sagen, du wärst mit gegenwärtig 57 min über 10 km zu langsam für einen Volkslauf? Und das mit 47 Jahren und nachdem zu erst ein paar Monate läufst?
Ich verstehe und akzeptiere sofort, wenn mir jemand sagt: Ich habe keine Lust in einem Volkslauf anzutreten. Das braucht er noch nicht einmal begründen, das ist nämlich ganz allein seine Sache. Wenn sich aber jemand mit deinen Voraussetzungen als zu langsam deklariert, dann kapiere ich das nicht. Egal wie schnell du jemals noch sein wirst und egal auf welcher Strecke: Du wirst immer andere Läufer vor dir haben. Du wirst also immer nur gegen dich selbst und wegen der Verwirklichung DEINER Ziele laufen, die vermutlich nur ganz wenige Menschen aus deiner Umgebung interessieren - vielleicht noch nicht einmal das.
Damit ich nicht missverstanden werde: Niemand MUSS einen Wettkampf laufen. Es gilt nicht mal, dass man (frau) wenigstens einmal einen Volkslauf absolviert haben sollte. Nichts dergleichen entspräche meiner Meinung. Man läuft einfach so, wie es einem gefällt. Und Läufer ist auch, wer ab und zu, "einfach so zum Spaß" ein paar Minuten im Stadtpark trabt. Was ich oben anführe bezieht sich nur auf Menschen, die sich tatsächlich mit der Absicht tragen an so einem "Wettkampf" teilnzunehmen.
Alles Gute - mit oder ohne Wettkampf.
Gruß Udo