
Anfang des Jahres ertappe mich dann dabei, wie ich um Steffnys Marathonpläne herumstreiche. Bis auf die fehlenden iiii…igittigitt…v(f)alle könnte ich mit meiner Wochenkilometerleistung einen Finish von unter 31/2 Stunden schaffen. Die geeignete flache Rennstrecke vorausgesetzt. Wie das eigentlich unwichtigste Saisonziel endete steht hier: http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 012-a.html
Und kaum war ich bei diesem Lauf im Ziel, fokussierte sich mein Blick auf meine persönlichen Bestzeiten in den Unterdistanzen und ein neues Ziel wurde gesteckt. Schneller laufen, die Zweite. Diesmal auf meiner ungeliebten „Kurzstrecke“ über die 10 km. Hier hatte ich noch ein uraltes Manko auf dem Guthabenkonto. In 2009 war ich meinen ersten 10ner, mit unfassbaren 42:12 gewetzt. Unfassbar, weil ich mich im Folgejahr beim Halben und Ganzen Marathon rasant verbessern konnte; es bei den beiden gelaufenen 10ner aber nicht schaffte an der gesetzten Duftmarke zu schnuppern. Gründe dies schönzureden konnten zwar schnell gefunden werden. Klar, de facto war der erste 10ner zu kurz und die beiden folgenden leicht hügelig, aber es wurmte mich trotzdem. 2011 ließ ich die 10 km Disziplin deshalb gleich ganz aus und es gelang mir die Zeitenjagd in dieser verhassten Hatzdistanz erfolgreich zu verdrängen. Doch nun, im Reich der Wildkatze vom erfolgreichen Halali neu motiviert, wollte ich erneut das Duell gegen die Uhr, auf meiner Malus behafteten Strecke aufnehmen.
Für die Grundvoraussetzung, eine flache Rennpiste, bot sich Pleidelsheim im Raum Ludwigsburg an. In der Hoffnung, trotz des „falschen“ Trainings, eine neue Kerbe in mein Kerbholz schnitzen zu dürfen, machte ich mich ausnahmsweise zügig auf den Weg. Und um der partiell auftretenden Orientierungslosigkeit vorzubeugen wurde ich sogar von einem sorglos machenden Navigationsgerät begleitet, dass mich süffisant, wieder besseren eigenen Wissens, erfolgreich in eine Sackgasse manövrierte. Nomen est Omen?
Bei der schwierigen Parkplatzsuche in Rathausnähe war dann meine Blechliesel vollends ratlos.








Hier stehen 2 identische Runden über die Felder an. Klingt nicht sehr prickelnd. Wer diese Strecke schön findet, der findet wahrscheinlich auch die ICE-Schnellbahntrasse Hannover-Fulda schön. Na gut, die ist wenigstens schön schnell. Ob mir das heute gelingt? Erst mal aufstellen in guter Startposition. Und los geht’s. Kilometer 1 in 3:47. Ich fühle mich wie ein Hasardeur. Was für ein irres Rennen. Will ich heute mit dem Kopf durch die Wand. Das kann gar nicht gut ausgehen für mich. Will ich endlich, nach fast drei Jahren Lauferfahrung, wissen was passiert wenn man den klassischen Anfängerfehler macht. Overboost bis kurz vorm Sauerstoffzelt. Obwohl, dass Streckenprofil sehr gnädig zu mir ist. Lediglich über die Autobahnbrücke der A81 geht es nun hoch, hier beginnt auch der Sch... wind. Nach einen kurzen Stück, das parallel zur Kraftfahrstraße verläuft, geht es irgendwann wieder nach Pleidelsheim zurück. Diesmal kurz bergab unter den Autobahn durch und danach natürlich auch wieder einen fiesen Stich hoch. Kopf und Lunge schrien: Bleib stehen. Das hatte ich auch noch nie.
Nur langsam kommen die Ausläufer des Ortes näher. Doch kaum das Ziel vor Augen heißt es auch schon: Auf geht’s in die nächste Runde. Von meiner Pumpe durfte ich mir echt was anhören.

Zähe zwei Kilometer lang schaffe ich es mich noch halbwegs zu motivieren und die Oberhand über meinen körperlichen und geistigen Verfall zu behalten. Zwischen Kilometer 7 und 8 ist aber der Ofen aus. Im wahrsten Sinn des Wortes. „Vergiss die Uhr“, diese Botschaft flüstert mir ein kleiner Mann ins Ohr. „Vergiss den Wettkampf, Bestzeiten laufen ist eh Krampf“, schickt er hinterher. Ich gebe mich diesem Ratgeber erst mal geschlagen. Die nächsten Läufer vor mir gewinnen an Abstand. Kaum tröstlich das wenigstens noch keiner zu mir aufgeschlossen hat. Der einzige Lichtblick sind die Walker denen ich noch auf die Pelle rücken kann. Die laufen ja nur eine Runde und sind jetzt genauso weit weg wie ich vom Ziel. Ziel, klingt erlösend, und nach passieren der 8 Km-Marke weicht so langsam dieser ominöse Zustand der Ruhestarre. So nach und nach löst sich auch meine Denkblockade und die negativen Schwingungen fallen von mir ab. „Komm schon, auch wenn die Bestzeit nicht mehr fällt, gib trotzdem alles.“ Mantramäßig rede ich mir die Situation schön und der erhoffte Placebo-Effekt tritt tatsächlich ein. Langsam aber stetig kann ich die Marschzahl steigern und doch noch zu einigen Läufern aufschließen. Überholen geht zwar nicht mehr, aber das dranbleiben wollen zieht mich wie an einer Schnurr gezogen dem Ziel entgegen. Mit letzter Kraft durch den Bogen und die Stopp-Taste gedrückt. Ich wage erst gar nicht einen Blick auf das Display zu werfen. O.K., bringen wir es hinter uns. Die 42 steht vorne. Heisa das wird eng für die zu knackende 42:12. Nochmal gucken. Puh, es reicht knapp. Um lächerliche 7 Sekunden darunter geblieben. Um Freudentänze aufzuführen bin ich jetzt aber echt zu groggy.
Ich reflektiere meinen Ritt auf der Kanonenkugel. Der erste Kilometer war Wahnsinn








Normalerweise müsste mir jetzt die Erkenntnis reifen. Wer schnell laufen will sollte auch schnell trainieren. Und erst mal die anderen eingangs zitierten Ziele angehen und schnell die Schnellen vergessen. Und was mache ich deshalb jetzt als nächstes. Eben, einen 10ner Laufen nächstes Wochenende.

