Den Anfang nahm alles im August 2013.Ich machte zusammen mit 3 Hobbyfotografen Urlaub bei einem weiterenHobbyfotografen der zugleich langjähriger Läufer ist. Also sprachenwir auch über das Laufen. Ich fasste mir nur an meine Wampe undmeinte ja, ich müsste auch mal wieder was tun. Aber immer wenn ichanfange zu Laufen mache ich das vielleicht 5 Mal und dann ist dieMotivation da hin und ich lasse es wieder. Er meinte dann nur, Tino,Du brauchst ein Ziel, lauf doch mal nen Marathon. Ich sagte nur, dasist eine gute Idee, da mache ich mir mal Gedanken drüber. Nach 2Wochen war der Entschluß gefasst, ich laufe den Frankfurt Marathon2014. So früh hatte das mein laufender Hobbyfotografenkollege zwarnicht gemeint, aber egal, 2 Jahre auf nen Marathon trainieren, dazuhätte ich die Motivation nicht. Ich habe dann viel gelesen undwollte mir erstmal Schuhwerk besorgen. Daraufhin habe ich mich hierim Forum angemeldet und nach minimalistischem Schuhwerk gefragt. Derein oder andere kennt den Thread vielleicht:http://forum.runnersworld.de/forum/anfa ... aufen.html
Ergebnis: Bei meinem ersten Lauf am16.09.2013 hatte ich nach nur 2,3km einen Riss oder eine Zerrung inder Wade. Okay, dachte ich mir, vielleicht solltest Du doch auf dieerfahrenen Läufer hören und erstmal Schuhwerk kaufen dass Dir nacheiner Laufbandanalyse empfohlen wird. Gesagt getan, im Runnerspointhabe ich dann die Brooks Glycerin 11 bekommen. Mein erster nochvorsichtiger Lauf über 3km am 13.12.2013 lief beschwerdefrei obwohldie Wade vor dem Lauf immer noch leicht weh getan hatte um nach demLauf etwas stärker zu spüren war.
Ich hatte mir überlegt dass ich 2x proWoche laufe, was ich bis auf sehr wenige Ausnahmen bis heutedurchgezogen habe. (1x durch ne Erkältung eine Woche mit nur einemLauf gehabt und 4x in der Zeit 3x die Woche gelaufen) Ich dachte mir2x Laufen vornehmen und wirklich tun und dann noch ein 3. Malfreiwillig laufen ist besser als 3x die Woche vornehmen und dann 1xsausen lassen. Das demotiviert nur.
Als ich dann im Dezember 5 Läufehinter mir hatte ergab sich ein psychologisch wertvoller Zufall. Ichbin die ersten beiden Male 3km gelaufen, dann einmal 7km. Diesewollte ich dann wieder verdoppeln und bin nach Gefühl eine andereStrecke gelaufen ohne auf die Uhr zu schauen. Als ich zu Hause wardann großes Erstaunen. Gefühlt hatte ich ca. 15km gelaufen,wirklich waren es sogar weniger als die 7km zuvor. Also habe ichausgehend von der Strecke überlegt wie ich laufen müsste um die15km voll zu bekommen.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag ging esdann los (jetzt kommen die psychologisch wertvollen Verkettungen).Ich lief los. Quer durchs Feld an die Stelle von wo aus ich dann zumNachbardorf wollte. Die Hauptstraße sollte es nun nicht sein, alsoauf die gegenüberliegende Seite in das Feld. Dort weiter, auf einmalwar ich nicht mehr weit von einem weiteren bekannten deutlichhöherliegenden Dorf entfernt. Ich wollte dann wieder zurück in dasursprünglich vorgesehene Nachbardorf. Doch der Weg war eineSackgasse. Also noch mal nen größeren Bogen gemacht und dieHauptstraßezum höheren Dorf errreicht. Da zeigte die Uhr so 1Stunde und 30 Minuten an. Ich laufe immer nur mit der Anzeigeaktuelle Pace, Durchschnittspace und vergangene Zeit. Ich fing beieiner Pace von 7:30 schonmal an zu rechnen. Das sind dann 8km proStunde, 16km in 2 Stunden und 20km in 2 Stunden 30 Minuten. Gut, malschauen wie es wird. Bei 1 Stunde 38 Minuten war ich dann imhöhergelegenen Dorf. Ich dachte mir, gut, wenn Du schon Deine 105kgbis hier oben hingewuchtet hast, dann willst Du auch vom Runterrollenprovitieren. Gesagt getan, bei 2 Stunden ein weiteres Nachbardorferreicht und die Pace bergab etwas verbessert. Nun nur noch ne halbeStunden Laufen und dann noch ein kleines Stück dranhängen, dannhättest Du Halbmarathondistanz. Das wär doch was. Die Beineschmerzen, der ganze Körper sagt bleib stehen. Aber ich denke mir,Tino, das kannst Du immer noch. Schau mal wie weit Du kommst. Auf demWeg in mein Dorf mache ich mir schon dauernd Gedanken wie viel Umwegich noch in Kauf nehmen müsste anstatt den direkten Weg nach Hausezu nehmen um die 21,1km zu schaffen. Das was ich mir ausgemalt hatteerschien mir aber unmöglich. Okay, dann laufe ich halt erstmal imDorf unten ne Querstraße und schaue wie oft ich die hinundherrennenmuss und kann bevor es den steilen Berg von vielleicht 300 Meter zumir nach Hause hinauf geht. Am Ende der Querstraße stelle ich danndoch mal die Uhr auf km um. 20,5km, Tino, das musst Du schaffen. Aufden Berg hoch, nicht der direkte Weg sondern nochmal einen kleinenUmweg in Kauf genommen. Es waren keine Kräfte mehr da, so dass ichnicht mehr auf die Uhr schaute. Zu Hause angekommen konnte ich michkaum noch auf den Beinen halten und habe dann erst am PC schauenkönnen ob ich es geschafft habe. Ja, es war geschafft. 21,36km inzwar bescheidenen 2:34:22, aber geschafft. Dass ich sowas nie wiedermache war mir klar, da ich hier doch eindeutig sehr stark überlastetwar und eine erneute Verletzung riskierte. Aber es war ein sehrstarkes mentales Ziel erreicht. Der Marathon ist jetzt nur nochdoppelt so lang, obwohl ich wusste dass ich mir da eigentlich in dieTasche lüge, da ich mir doch schon sehr viel theoretisches Wissenangelesen hatte, das meiste davon bei Udo Pitsch. Für Deine wirklichsehr tollen Seiten an dieser Stelle mal ein ganz dickes Dankeschöndafür.
Ich hatte dann bei nem Treffen meinenModellfliegern erzählt, dass ich angefangen habe mit Laufen. Einersagte mir dann, das ein Kumpel von ihm in nem Laufverein ist, die am30.12. um 15:00 Uhr einen Silvesterlauf veranstalten. Auf derHomepage informiert, 10km Wettkampfstrecke aber als reinerVergüngungslauf. Es war etwas hügeliges Gelände, die anderen habenes locker angegangen und ich in hochrotem Kopf hinterher, man will jaschließlich nicht der letzte sein. Ziemlich genau 1 Stunde habe ichgebraucht, was ich da dann auch sehr gut fand.
Ich habe dann dort eine Laufgruppekennengelernt, die mich gleich zu Ihrem Lauftreff eingeladen haben.Am Sonntag den 05.01. war es dann so weit. Knapp 17km in 6:43er Pace.Wow! Ich hatte natürlich wieder nen hochroten Kopf und hing totalhinterher. Aber sie haben auf mich gewartet und mich gelobt. ErsteZweifel machen sich bei mir breit ob diese Quälereien etwas fürmich sind. Ich bin eindeutig viel zu schnell gestartet. Würde dasZiel Marathon nicht stehen hätte ich schon längst die Flinte insKorn geworfen. Aber der Gedanke an den Zieleinlauf, das vorhergedanklich unmachbare zu schaffen, etwas zu schaffen wovon viele nurträumen können wie ich es auch getan habe und noch tue, das hatmich weiter motiviert.
Jetzt habe ich schon viel mehrgeschrieben als ich wollte, aber nunja, wem das zu lang ist derbraucht es ja nicht lesen. Und vielleicht gefällt es ja dem ein oderanderen. Bis zum 08.02. geht es jetzt etwas schneller. Es folgteneinige Läufe mit der Laufgruppe, immer so gut 15km und einigekürzere und auch deutlich kürzere Läufe alleine. Ich bekam von derLaufgruppe immer gute Tipps. Auch meine Armarbeit wurde bemängelt,aber ich habe mich so dermaßen unwohl mit der erzwungenen Armarbeitgefühlt, so dass ich lieber darauf verzichtete und unergonomischlaufe. Das kostet mich sicher nicht so viel Energie als das Geflucheüber diese beschissene Haltung. An dieser Stelle auch mal ein ganzganz dickes Dankeschön an „meine“ Laufgruppe.
Wie versprochen sind wir nun schon beim08.02. Ich hatte mich mit einem Kollegen zum Laufen verabredet. Erist vor 4 Jahren schonmal einen Marathon in irgendwas um 4:45gelaufen und danach nicht mehr und hatte letztes Jahr im Mai wiedermit dem Laufen angefangen. Er hatte eine schöne Strecke rausgesuchtdie 19,5km betrug. Wieder wurde meine Armarbeit bemängelt. Ich sagtedann nur, schau doch mal, wenn ich so mit den Armen mache wie ichsoll, dann ist das so dermaßen unangenehm, dass ich es lieber lasse.Da kam dann der entscheidende Tip. Du hast die Arme doch viel zuhoch, so ist das kein Wunder. Nehm die mal weiter runter. Genau daswar es, Armarbeit fühlte sich zwar noch ungewohnt, aber doch schonrecht angenehm und natürlich an. Und ich spürte richtig den Schubden es dadurch gab. Nach dann 2:08:30 war der Lauf beendet. So 4kmvor Schluß war ich mal kurz vorm Aufgeben, den letzten km konnte ichdafür nochmal schön anziehen.
Den Mittwoch darauf habe ich dann nenkurzen Lauf von 3km gemacht um am Wochenende wieder ne Schippedraufzulegen. Ich war etwas weiter weg im Krankenhaus zu Besuch undhatte mir meine Laufklamotten mitgenommen. Nach erfolgtemKrankenbesuch bin ich mit 5 Euro in der Tasche einfach malQuerfeldein losgelaufen. Es sollte ein langer langsamer Lauf werden.Gleich am Anfang musste ich im Wald dann erstmal ein wenigQuerfeldein gehen. Dann kam ich auf gute Waldwege, die auch noch gutausgeschildert waren. Ich suchte mir einen Ort aus und folgte denSchildern. Schließlich muss ich ja irgendwas trinken und an nemSamstag wird man ja irgend ein Geschäft, Bäcker, Tankstelle usw.finden die einem was verkaufen können. Nach ner Stunde wurde derDurst dann langsam unerträglich. Endlich ein Schild das auf eineQuelle hinwies. Also erstmal dort hin und aus nem Rohr getrunken dasda so mitten auf der Wiese aus der Erde kam. So ganz nebenbei freuteich mich darüber, doch noch die Laufjacke drübergezogen zu haben,da ich schon einige Höhenmeter hinter mir hatte und mein Lauf vonvölliger Schneefreiheit zu ner komplett schneebedeckten Wiese mitder Quelle führte. Von dort aus habe ich mich wieder rumgedreht undbin dem Schild Richtung Taufstein nach, was nur noch 7km waren. Ichdenke mir frisch gestärkt schaffst Du den Berg, und nicht weit vomTaufstein ist der Hoherodskopf wo Du wieder trinken kannst. Auf demWeg dort hin gab es erstmal eine schöne Aussicht und sehr schöneWaldwege. Mir kam dann ein Läufer mit Trinkrucksack entgegen, wasdarauf schließen ließ, dass er etwas mehr vor hatte. Ich kam kurzin das Gespräch mit ihm. Es war Thomas und er ist Ultraläufer undwollte mal eben schnell nen Marathon als Vorbereitung laufen. Ichhatte mich gerade so damit angefreundet, dass ein Marathon doch soeinigermaßen als schaffbar vorstellbar ist. Und dann gibt es datatsächlich Leute die noch viel weiter laufen, ich konnte es kaumglauben

Der Lauf ging dann nach nem weiterenGetränkestopp und danach ordentlich Bergablauf nach 2:52 und nur gutHalbmarathondistanz zu Ende. Es war mein bis dahin allerschönsterLauf. Nicht zu anstregend und Naturgenuß pur.
Das Wochenende darauf folgte ein Laufmit einem Läufer aus der Laufgruppe über ca. 15km in ner 6:15erPace. Ich fühlte mich nicht sehr gut und es war wieder einigermaßenhügelig. Ich wollte den Sonntag darauf in Marburg den Halbmarathonlaufen und liebäugelte mit unter 2 Stunden, konnte es jedochüberhaupt nicht einschätzen ob das schaffbar ist, da ich immer inhügeligem Gelände gelaufen bin und noch nie auf flacher Strecke.Ich wusste also nicht wie viel ich dort schneller sein würde, dachteaber dass es machbar sein würde.
Die Woche drauf von Dienstag bisDonnerstag fühlte ich mich platt wie ne Flunder. Wie bei ner starkenGrippe aber ohne deren Symptome. Kraftlos und antriebslos. Ich hattedoch irgendwo mal was über das Übertraining gelesen. Aber kann dassein, bei nur 2x Laufen die Woche. Eigentlich nicht. Andererseitslaufe ich deutlich mehr als es jemals jemand einem Anfänger auch nurannähernd empfehlen würde. Ich habe nochmal einiges überÜbertraining gelesen, konnte es jedoch nicht endgültig klären, obes das ist. Aber spätestens jetzt wurde mir etwas klar. Ich habezwar 3 Monate lang über die Verletzung zu Beginn geflucht, aberjetzt weiß ich wofür sie gut war. Ich habe durch sie gelernt aufmeinen Körper zu hören. Es hatte mich schon einige Male währenddes Lauftrainings vor falschem Ehrgeiz bewahrt, auch wenn das beimeinem Umfängen jetzt eher unglaubwürdig klingt. Doch es war so.Egal ob Übertraining oder nicht, mein Körper wollte mir etwasmitteilen, und dass ich doch besser noch etwas mehr laufen sollte daja am nächsten Wochenende der Halbmarathon ist, das war es sichernicht. Ich hatte mir also für den Mittwoch vor dem Halbmarathon 30Minuten Laufen in 5:40er Pace vorgenommen, das war die Pace die ichfür Sub2 brauchte. Und natürlich auf flachem Gelände, um malauszuprobieren, ob dies realistisch sei. Nun ja, als völlig flachesGelände bot sich laut googlemaps ein Rundkurs um den Sportplatz vomNachbardorf an. Nun gut, es war an einer Stirnseite Teer, an einerlangen Seite die Beschaffenheit wie von einem Waldweg, doch was ichnicht bedachte, die letzten 2 Seiten mit Wiese und noch vielschlimmer, mit moosiger Wiese. Ich lief zwar etwas schneller als die5:40er Pace, aber das war so dermaßen kräftezehrend und ich wurdevon Runde zu Runde langsamer, so dass ich doch besser nach gut 22Minuten aufhörte. Mein Körper verlangte das einfach. Eine Pace von5:24 stand dabei auf der Uhr.
Am Sonntag den 02.03. war es dann soweit. Ich war am Samstagabend nüchtern auf unserer Faschingssitzungund lag dann um 1 Uhr nachts im Bett. Und ich schlief beschissen. Aufdem Weg zum Halbmarathon habe ich mir dann nochmal Gedanken über dieSub2 gemacht und beschlossen, dass ich in dem Zustand lieber nachGefühl laufe. Ich hatte dann an der Anmeldung leute getroffen, diesich auskannten und wie ich auch nicht in der Kälte stehen wollten.Wir hatten dann etwas zu lange gewartet, so dass wir einlaufendRichtung Start schon den Startschuss hörten. Wir sind dann gerade sozu den letzten Läufern aufgeschlossen und hatten somit einenfliegenden Start. Einer meinte dass er das noch nie hatte, als ichdann meinte ich auch nicht brach großes Gelächter aus. Ich hatte javorab verkündet dass dies mein erster Wettkampf ist.
Zum Halbmarathon gibt es eigentlichnicht viel zu sagen. Es lief gut. Am Anfang konnte ich aufgrund derLäufermasse nicht schnell laufen. Überholmanöver sparte ich mirauf, ich hatte ja schließlich gelesen dass man damit nicht seineKohlehydrate verpulfern soll. So nach und nach überholte ich danneinen Läufer nach dem anderen. Und das was ich bei Udo Pitschgelesen hatte, dann man jedem überholten etwas Energie klaut die manmitnimmt stimmte. Die Überholvergänge gestalteten sich rechteinfach und ich war schnell vorbei. Ich war wohl etwas zu sparsam mitmeinem Kräften. Es war ein 10km Rundkurz mit zusätzlicher kleinerPendelstrecke für die Halbmarathonläufer kurz vorm Ziel. Alleineauf dieser kleinen Pendelstrecke habe ich bestimmt nochmal 10 Läuferkassiert. Beim Überqueren der Ziellinie zeigte meine Uhr eine Pacevon 4:40 und insgesamt hatte ich den Halbmarathon in Netto 2:06:21gefinished. Ich war zufrieden.
Nach dem Halbmarathon gab es einläuferisches Loch, was jedoch durch einfaches Weitermachen imgewohnten Trott schnell überwunden war. Ich machte wieder kurzeLäufe alleine und längere Läufe mit der Laufgruppe. Kurz nach demHalbarathon fragte mich mein Kollege schon ob ich beimWintersteinlauf die 30km mitmachen will. Da mir die Knie etwas wehtaten, habe ich mit der Entscheidung bis letzten Mittwoch gewartet,da dann anmeldeschluß war. Ich hatte mich dann am Mittwoch dazuangemeldet.
Heute war es dann so weit, derWintersteinlauf mit seinen 30km konnte kommen. Ich wollte ihn erstzusammen mit meinem Kollegen als langen langsamen Lauf machen, dochmir war klar, dass ich mich im Wettkampf eh mitreißen lasse undschneller laufe und zweitens wollte ich meine langen langsamen Läufenur mit Wasser und ohne Kohlehydratzufuhr bestreiten. Doch wiesosollte ich bei nem Wettkampf, den ich dann eh schneller laufe wiegewünscht, das Aufbrauchen meiner Kohlehydrate riskieren was es dannzur Qual machen würde (wie gesagt, alles nur theoretisches Wissen,bisher

Ich beschloss also für mich nachGefühl zu laufen und zu schauen was passiert. Ach und Ankommen standnatürlich auch ganz oben auf der Agenda. Und ich kann vorab schonsagen, ich möchte die Erfahrungen die ich bei diesem Lauf sammelnkonnte nicht missen. Es war einfach genial wie viel Theoriewissen mannun endlich in der eigenen Praxis spüren konnte, doch dazu gleichmehr.
Um 09:30 Uhr war Startschuss. Diesmalsogar ohne fliegenden Start. Ich wollte mich ja ganz nach hintenstellen, mein Kollege lieber mittenrein. Also standen wir so ungefährAnfang letztes Drittel. Es ging los. Ich schaute auf meine Uhr.Norbert, 6:20er Pace, wir sind zu schnell. Norbert, 5:35er Pace,hallo, wir wollten mal so mit 6:50 starten, mach langsamer. Nunja,nach ner Zeit dachte ich mir, scheiß doch auf die blöde Uhr, Duwolltest doch nach Gefühl laufen und wenn es läuft dann läufts

Gleich zu Beginn schmerzte schon dieSehne über der Außenseite des linken Sprunggelenks. Ich sagte zumeinem Kollegen, an der ersten Verpflegungstation muss ich erstmalkurz dehnen und massieren. Jetzt fiel mir wieder ein was ich gesternvergessen hatte

Meinem Kollegen hatte ich schon vorhergesagt, dass er nicht auf mich warten müsse und es ihm jetztmehrmals nahegelegt. Auf dem flachen leicht abfallenden Stück binich dann einfach ein Stück vorgelaufen weil es gerade so gut lief.Ich hatte stellenweise eine Pace von unter 5 auf der Uhr aber dachtemir, egal, es läuft ja ohne größere Anstrengungen, machst haltnach Gefühl. Bergauf ist dann mein Kollege endlich davongezogen undhatte dann zum Schluß die 3 Stunden deutlich geknackt. Ich bin frohdass er nicht gewartet hat und dadurch diese Schallmauer durchbrechenkonnte.
Bergauf lief es dann immer noch rechtgut. Ich war gut drauf, hab mich mit den wechselnden Läufern um michrum unterhalten und immer nen lockeren Spruch drauf. Bei ca. km 11gab es dann kein Iso mehr an der Verpflegungstation. Auch keinWasser mehr. Das erste Iso sollte das letzte sein und es gab dierestliche Strecke nur noch süßen Tee. Ich schüttete jedesmalgehend 2 Becher in mich rein da mir die 1,5 Becher zu Beginn keineProbleme machten. Es lief so weiter wie bisher, locker,Unterhaltungen mit den Läufern um mich rum. Dann kam der Zaun desMunitionsdepots (wenn ich mich recht erinnere stand es so in derAusschreibung). Tor 1, nach einem kurzen Stück Tor 2. Bei Tor 6sollte der höchste oder fast höchste Punkt sein, ich weiß es nichtmehr genau. Jedenfalls hatte ich mich gewundert. Ich habe mir javorher die Höhenmeter schon kleingeredet indem ich mir immer wiedergesagt habe, nem echten Vogelsberger kann doch das kleine Hügelchenhier in der Wetterau nichts ausmachen. Doch dass der Berg so schnellzu Ende ist hätte ich jetzt auch nicht gedacht. Von nun an ging esöfters bergab, mal wieder ein kleines Stück bergauf, wieder flach,usw. Alles ohne größere Probleme. Nur das Anlaufen nach denVerpflegungsstationen wurde von Mal zu Mal schwerer.
Die (immer noch sehr erträglichen)Schmerzen sind in den Beinen rumgewandert, aber jetzt tat so langsamalles gleichzeitig in den Beinen weh, aber immer noch im erträglichennicht beunruhigenden Rahmen. Da es jetzt vorübergehend bergab gingmusste ich an meine Knie denken. Die würden ja jetzt so richtig aufdie Ohren bekommen. Am Mittwoch vor dem Wintersteinlauf war ichnochmal mit meinen minimalistischen Schuhen unterwegs. Und irgendwohatte ich mal gelesen, dass es einfacher wäre die richtigeLauftechnik zu erlernen, wenn man nicht gezielt versucht aufVor-/Mittelfuß zu laufen, sondern einfach 180 Schritte pro Minute zutun. Ich hatte mal 180 Schritte beim Mittwochslauf abgezählt und warda knapp unter einer Minute. Also wusste ich wie sich die Frequenz soungefähr anfühlt. Und genau diese Schrittfrequenz nahm ich jetztauf. So kann man es kaum noch schaffen auf der Ferse zu landen. Undes ging recht gut.
Bei ungefähr km 21 meldeten sich dannmeine Sehnen und Bänder zu Wort und schmerzten schon recht stark.Jetzt war der Punkt wo ich auf meinen Körpfer hören musste. Von derLuft und Energie her hätte ich schön beschleunigen können, aberich hörte auf die schwächsten Glieder der Kette. Und nicht nur das.Der ein oder andere mag mich jetzt für verrückt erklären, aber ichschreibe es trotzdem. Anfang Februar hatten wir an der Arbeit einenGesundheitstag. Dort gab es von Dr. Arno Schimpf einen sehr genialenVortag mit dem Titel „Bewegung = Energie“. Und ein interessanterPunkt in dem Vortrag war dieser. Er fragte uns, ob wir mal unserenKörper und unsere einzelen Organge gelobt haben. Gelobt für das wassie für uns leisten was wir sonst als selbstverständlich an sehen.Er meinte macht das ruhig mal wenn ihr im Bett liegt. Die Organespüren das. Und an genau das erinnerte ich mich. Ich sprach also mitmeinen Sehnen und Bändern, meinen Beinen und schließlich mit meinemKörper und dankte ihm. Zuerst nur gedanklich, dann leise vor michhin säuselnd. Und meine Sehnen und Bänder bekamen gesonderteZuneigung. Ich schloss einen Deal mit ihnen. Ich mache jetzt solocker wie ihr es braucht um keine Verletzung zu erleiden, ihrstrenkt Euch dafür nochmal an und gebt alles damit wir das Ding inner für unsere Verhältnisse schönen Zeit ins Ziel schaukeln. Undes kappte, ich behielt mein langsames Tempo bei oder drosselte esnoch etwas und die Schmerzen wurden weniger.
Nun ja, es dauerte nicht lange und dannkam schon die nächste Erfahrung. Bei ca. km 23,5 ging es um eineEcke und von dort wieder ein kleines Stück bergauf. Was war jetztlos. Die Muskeln wurden schwer, die Pace ging in den Keller. DieKohlehydrate waren aufgebraucht. Mein erster Gedanke war, wie bitte?!Der Hammermann soll doch erst beim Marathon und bei 30km kommen. Meinzweiter Gedanke war dann, wieso süßen die den Tee mit Süßstoffanstatt mit Zucker?! Die müssen doch wissen was Läufer auf solangen Läufen brauchen. Naja, vielleicht wissen die ja auch dass derHammermann erst bei km30 kommt. Nunja, ich machte das beste draus undlief hochmotiviert weiter. Schließlich hatte ich jetzt das, was ichvor dem Lauf wollte. Einen langen langsamen Lauf der denFettstoffwechsel trainiert. Und außerdem konnte ich jetzt schauenwas so ungefähr meine Fettstoffwechselpace ist. Die Pace schwankteso zwischen 6:30 und 7:30. Noch 6km, das sollte zu schaffen sein. DieBeinmuskeln und allen voran die Wadenmuskeln waren deutlich zuspüren, doch der restliche Körper und der Geist fühlten sichsauwohl.
Für so 1 bis 2 km hatte es mir mal dieSprache verschlagen da ich aufgrund dieser körperlichen Erfahrungenetwas irritiert war, doch dann ging es wieder. Ich hatte hier und dawieder nen lockeren Spruch drauf was sich so bis in das Ziel zog.Natürlich wurde ich bei dieser Pace auch ständig überholt. Dochraubten mir die Überholer meine Energie, so wie ich es auf denSeiten von Udo Pitsch gelesen hatte? Mitnichten! Mir war klar dasshier vermutlich kein Läufer auf der Strecke ist mit dem ich michmessen konnte. Für mich würde Ankommen einen größerer Erfolgbedeuten als den Überholern eine deutlich bessere Zeit als meine.Also konnte ich alle anderen Läufer ganz entspannt an mirvorbeiziehen lassen und wünschte Ihnen eine Zeit mit der siezufrieden sind. Ein Überholer drehte sich so 30 Meter vor mir imLaufen nochmal um. Ihm rief ich nur zu: Brauchst keine Angst haben,ich krieg dich nicht mehr. Da musste er Lachen.
An der letzten Getränkestationangekommen musste ich dann doch mal fragen mit was die ihren Teesüßen. Mit Zucker oder Süßstoff. Als Antwort kam Zucker. Zucker?Ich habe mich da doch gerade nicht etwa verhört? Die wollen michdoch veräppeln! Okay, bis zum Marathon hin sind also noch einigelange Läufe zu laufen. Aber erstens ist ja noch Zeit und zweitensmachen die ja Spaß wie ich bei dem einen langen Lauf zuvor gemerkthatte. Trotzdem ließ der Gedanke nicht locker, wie ich schon nachgut 23km meine Kohlehydrate verpulfern konnte. Udo hatte dochgeschrieben Kohlehydrate UND Natrium zusammen machen es aus. Achso,das war jedoch der Punkt als es um die maximale Flüssigkeitsaufnahmeging. Ich musste also zukünftig doch nicht die Salzkristalle diesich vom Schweiß auf meiner Stirn gebildet hatten in den Tee reiben

Gut dass man sich so viele Gedankenalleine auf weiter Flur machen kann. So gingen die einzelen Kilometerschnell vorüber, auch wenn sie nicht mehr so vorbeiflogen wie dieeinzelen Kilometer oben auf dem Hügel. Die letzten beiden Kilometerwaren angebrochen. An ein Anziehen war nicht zu denken. Aber nach derkleinen Autobahnüberführung lief es mit dem Ziel in Sichtweite dochnoch recht geschmeidig und ich konnte noch leicht anziehen und esfühlte sich einfach himmlisch leicht an. Was ich richtig schön fandwar, dass man kurz vorm Zieleinlauf namentlich genannt wurde. Und wasnoch schöner war, der Sprecher sagte wahrhaftig Tino an und nichtTimo wie so oft. Kurz vor dem Ziel stand mein Kollege und ichklatschte mit einem Jubelschrei ab. Im Ziel konnte ich es dann nichtlassen nochmal für einen kleinen Lacher zu sorgen in dem ichfreundlich und laut fragte: Habt ihr hier jetzt endlich wieder Iso?Iso gab es auch hier nicht mehr, dafür Wasser und Bananenstücke.Ich konnte kaum noch gehen. Wir gingen kurz in die Schule, wo dieStartnummernausgabe, Siegerehrung, Essen und Getränke, usw.angesiedelt waren. Wir blieben noch eine Zeit dort und ich schaufelteerstmal Kohlehydrate in Form von Kuchen und alkoholfreiem Weizenrein, da diese ja in den ersten beiden Stunden nach dem Lauf besonderschnell aufgenommen werden und ich sie ja für die Regenerationbrauche, die ich jetzt mehr als nötig habe.
Ach ja, die Zielzeit hätte ich jetztfast vergessen: 3:19:21 Und wer möchte, kann ich hier nochmal dieAufzeichnung ansehen: tino79's 3:25 h Running Move
Ich hatte zwar direkt hinter derZiellinie abgedrückt, doch irgendwas ist da schiefgelaufen.Normalerweise schaue ich gleich und beende die Aufzeichnung ganz undspeichere sie ab. So ist jetzt noch ein Stück nach dem Lauf mitdrauf.
Wir machten uns dann auf den Heimwegund ich ließ dann meinen Kollegen am Treffpunkt, von dem an wirgemeinsam fuhren, raus. Erst da, ganz alleine auf dem Heimweg,realisierte ich was ich da eigentlich geleistet habe. Ich suchte mirdie schnellste Musik raus die im Radio lief und ließ nochmal den einoder anderen Jubelschrei raus. Was ein geiles Gefühl. Mir standenzeitweise die Tränen in den Augen.
Ich hoffe es hat Euch ein weniggefallen.
Vielen Dank auch nochmal für die Tippsdie ich hier im Forum erhalten habe, und vor allem auch an diekritischen Stimmen, wo ich dann gedacht habe, denen zeigst Du es! Dashat mit Sicherheit auch dazu beigetragen, dass ich so schnell so weitgekommen bin.
Euer Tino