Spaß machte mir die Tour erst richtig ab etwa 30 Kilometern, aber das lag daran, dass es da genau 11 Uhr war, früher war ich bisher noch nie Roller gefahren, bin halt auch nur ein Gewohnheitstier. Aber dann lief es richtig gut. Nur hatte ich, den immer noch sehr hohen Temperaturen geschuldet mehr Durst als gewohnt. Aber eine Tankstelle war schnell gefunden, ich füllte meine Flaschen wieder auf. Ab diesem Wegweiser ging es zunächst nur noch bergauf für mich. Die "Kalmit", den zweithöchsten Gipfel der Pfalz hatte ich mir als Höhepunkt meiner Runde auserwählt. Diese Tour war auch immer eine meiner Lieblingstrainingsrunden mit dem Rennrad, wenn ich mich auf den Ötztaler Radmarathon vorbereitet hatte. Ich wollte heute eigentlich auch eins meiner Ötztaler-Finishertrikots tragen, um die vielen Rennradfahrer, die mich auf dieser beliebten Strecke zwangsläufig überholen sollten, zu beeindrucken. Leider fiel die Anprobe heute Morgen aber negativ aus, es passt derzeit keins mehr so richtig. Durch das Tretrollerfahren habe ich wohl doch zu viele Muskeln am Oberkörper entwickelt!

Ganz ehrlich, ich war überrascht, wie schnell ich oben war. Mit dem Rennrad war es mir eigentlich immer länger vorgekommen, allerdings war ich da auch immer wieder im "roten Bereich" gewesen, es ging ja nicht anders, das Rad hätte ich nie geschoben. Mit dem Roller war es viel entspannter und, obwohl objektiv ja langsamer, kam es mir gar nicht so vor.
Auf dem Kalmitgipfel wollte ich dann mein verdientes "Mittagessen" einnehmen, zwei leckere Sandwiches. Aber dort oben herrschte eine extreme Mückenplage, so dass ich mich schnellstens in die Abfahrt begab.
Während der mehrere Kilometer langen, herrlichen Abfahrt lernte ich meinen Kostka erneut zu schätzen. Wenn man mit bereits ordentlich müden Beinen, ich hatte ja schon 70 Kilometer und einen netten Anstieg hinter mir, einige Minuten bei hohem Tempo ruhig stehen muss, dann ist so ein langes und breites Trittbrett Gold wert. Ich möchte nach dieser Erfahrung nicht tauschen, wenn ein anderer Roller weniger Platz für meine beiden Füße (Gr. 46) bietet.
Nach fast 100 Kilometern begann mir die Fahrt dann deutlich weniger Spaß zu machen. Kam mir der Kalmit-Anstieg subjektiv noch kürzer vor, als ich ihn erwartet hatte, so war es beim eigentlich kaum nennenswerten Anstieg zum Johanniskreuz gerade umgekehrt. Bei mir war da einfach die Luft raus, so schob ich dort immer wieder ein paar Meter, das hätte ich nie gedacht.
Oben angekommen stellte sich aber schnell wieder so etwas wie Fahrspaß ein. Relativ neuer Asphalt machte es mir leicht, mit einem guten Marschtempo bis nach Kaiserslautern zu fahren. Auch hier bemerkte ich wieder, wie vorher schon in Neustadt an der Weinstraße, wie genial so ein Roller im Stadtverkehr ist, wenn man ohne schlechtes Gewissen auch auf Fußwegen fahren darf (natürlich mit aller Vorsicht und Rücksicht). Vor dieser Tour war ich noch nie mit dem Roller in einer größeren Stadt unterwegs gewesen.
Die letzten, flachen 10 Kilometer durch Kaiserslautern bis zu meinem Heimatort waren dann eine einzige Triumphfahrt. Ich überholte noch mehrere Radfahrer, natürlich keine Rennräder, aber immerhin. Leider konnte ich daheim meine Freude nicht ganz rüberbringen, weil meine Frau mich sofort einspannen wollte in den Hausaufgabenstress des Nachwuchs. Aber nachdem ich vermittelt und alle beruhigt hatte, durfte ich mich frisch geduscht (eiskalt natürlich) endlich ausruhen und meine gestählten Beine hochlegen! Leider packte mich dabei ein schmerzhafter Krampf im linken Fuß, heftig, aber glücklicherweise nur ganz kurz. Danach kam nichts mehr, scheint jetzt alles OK zu sein.
Morgen werde ich wohl nicht Roller fahren, meine Beine dürften eh zu schwer sein, aber ich habe auch eine Menge zu tun, heute hatte ich einiges liegen lassen, weil ich es unbedingt endlich wissen wollte. Jetzt weiß ich es, es ist geil!