Das neue Jahr wollte ich in Ruhe und Bescheidenheit beginnen. Daraus ist (natürlich?) nichts geworden. Was soll ich sagen – die Walker sind Schuld X(! Doch fangen wir ganz von vorne an. Dazu muss ich etwas ausholen und die Geschichte der Walker kurz umreißen.
Seinerzeit als die Läufer sich die Wege nur mit Fußgängern und Radfahrern teilen mussten, war die Welt noch in Ordnung. Es galt als Gesetz, dass der Läufer schneller als die Fußgänger und langsamer als die Radfahrer unterwegs war. Doch eines verdammten Tages hat sich aus der Fraktion der Fußgänger die Gemeinschaft der Walker entwickelt und die Zwistigkeiten beider Parteien begannen – wie man zahlreich in den einzelnen Threads hier nachlesen kann. Es dauerte Jahre bis sich die Parteien auf eine Art Waffenruhe verständigen konnten. In dem Friedensabkommen wurde festgelegt, dass der Walker aus Rücksicht auf den Läufer langsamer als dieser unterwegs zu sein hat. Es gab aber Querulanten aus dem Bereich der Walker, die sich mit dem Frieden nicht abfinden konnten und sich in Splittergruppen organisierten. Die eine Splittergruppe (ich nenne sie den Walker-Geheimdienst) betreibt psychologische Kriegsführung und ist damit beschäftigt die Läuferszene zu infiltrieren und Zwistigkeiten innerhalb der Läufer zu säen. Jedem von uns ist ein Mitglied daraus hier im Forum bekannt! Die andere Splittergruppe, die Geher, sind noch perfider. Ihnen bereitet es körperliche Freude, wenn sie den Läufer demütigen können. Und so einem MONSTER bin ich heute begegnet :shock2:!
Es begann alles ganz friedlich heute Morgen. Eigentlich hätte ich laut Trainingsplan einen kurzen, ruhigen Lauf machen sollen, so wie es sich an einem Tag nach einem Wettkampf gehört. Doch Herr Odo weiß es ja besser – so habe ich mich für einen 35-km-Lauf entschieden und das Unglück nahm seinen Lauf. Die ersten 10km liefen schleppend – mal hat das Fußgelenk gezwickt und mal hat sich das Schienbein zu Wort gemeldet. Mein Motto lautete daraus „heute schön ruhig laufen und nichts übertreiben“. So kam ich bei Kilometer 10 etwa beim Altwarmbüchener See an und laufe fröhlich, nichts ahnend die ersten Paar hundert Meter den See entlang. UND DANN – in ca. 250 Meter Entfernung vor mir sehe ich einen großen, jungen Mann, der elegant den Weg entlang fliegt – nur dass ein Bein immer auf dem Boden bleibt. Mir war sofort klar was das bedeutete: „ein Geher“ – der Todfeind der Läufer! Schlimmer als Walker – schlimmer noch als die Pest. Mir stockte der Atem. Ich konnte und musste mit ansehen, wie das Monster genüsslich (das konnte ich ihm von hinten ansehen) an die Fußgänger, Walker und Jogger vorbeizog. Am Neujahrstag war der See gut besucht. Alle Fußgänger hielten an und sahen dem Treiben des Gehers erstaunt zu. Und ich konnte fast hören, wie sie sagen: „Guck mal - der kleine Jogger dort hinten kann nicht mit dem Geher mithalten!“. Und damit hatten sie verdammt noch mal Recht. Der Abstand zwischen mir und dem Geher wurde GROESSER! Kruzifix! Gerade heute I)! Ich wollte doch das Jahr ruhig beginnen und mir taten die Waden noch vom Vortag weh. Aber es half alles nichts. Ich musste also das Tempo erhöhen. Und noch weiter erhöhen. Ganz langsam kam ich dem Geher näher. Als ich zu ihm aufschloss, habe ich mit letzter Kraft meinen Mund geschlossen, versucht ruhig zu atmen und ganz entspannt getan. Aus dem Augenwinkel meine ich erkannt zu haben, dass er „not amused“ war

An ihm vorbeigezogen konnte ich natürlich nicht langsamer werden. Ein Blick auf meinen Pulsmesser verriet mir, dass mein Puls den vorgesehenen extensiven Bereich schon lange verlassen hat und auch den mittelintensiven Bereich überschritt und im intensiven Bereich angelangt war


So sitze ich jetzt hier vorm Computer mit schlappen Beinen und überlege mir, dass solange dieser Geher weiterhin am See sein Unwesen treibt, werde ich mich nicht mehr unbefangen dorthin wagen. Oder ich laufe anders herum? Ich bin mir sicher, dass er den heutigen Tag extra ausgesucht hat, um der noch von den Silvestervorsätzen gut gestimmten und vom Alkohol beeinträchtigten Läuferschar eine vernichtende Niederlage zuzufügen

Viele Grüße
Jörg
P.S.: Die Geschichte ist wahr – wer allerdings jedes Wort bierernst nimmt ist selber schuld.