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4 Trails 8.-11. Juli

4 Trails 8.-11. Juli

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Hier mein Bericht von meinem bisher eindrücklichsten Sporterlebnis:

Bericht 4-Trails
Trotz großer Erfahrung im Ausdauersport durch Ironman, 100KM Rennen, K78 Davos und eintägiger Trailultras, fuhr ich am Montag im Zug mit einem kleinen Kloß im Hals nach Berchtesgaden. Mein erstes Etappenrennen stand auf dem Programm. In der Ausschreibung standen Sätze wie: „Jeder Teilnehmer muss über Erfahrung in schwieriger, alpiner Passagen wie z.B. seilversicherter Abschnitte verfügen“ oder „vier extrem lange Laufetappen im Hochgebirge in Höhenlagen bis zu 2800 m. ü NN“.
In Berchtesgaden bezog ich gemeinsam mit meinem Lauffreund Oli unser Hotel Edelweiß, das auch das Veranstalterhotel war. Gut ausgeschlafen holten wir gegenüber unsere Startunterlagen ab. Jeder Teilnehmer bekam eine 70x30x30 Salamon Teilnehmertasche die mit der Startnummer beschriftet war. Auf der Homepage konnte man die gebuchten Pensionen oder Hotels eintragen und der Veranstalter hat für den Transport der Tasche gesorgt. Dies hat alles perfekt geklappt und an dieser Stelle ein erstes großes Lob an den Veranstalter!
Auf der Messe deckten wir uns noch mit Riegel und Shirts ein und ich wagte noch das Risiko und kaufte mir einen neuen Laufrucksack. So verbrachten wir den Tag mit Ausrüstungscheck und ich packte mehrfach meinen Rucksack neu bis er einen bequemen Sitz hatte. Die Mindestliste die jeder mitführen musste war: ein umfangreiches Erste Hilfe Set, Arm- und Beinlinge, Handschuhe, Kappe, Regenjacke, Trillerpfeife und mindestens 1,5 Liter Wasser.
Abends ging es auf die Pasta Party und mit den Fahnen der 27 Nationen wurden die Teilnehmer begrüßt. Da es am nächsten Tag Gewitter geben sollte, wurde der erste Berg umlaufen und die Strecke verkürzte sich in der Wettkampfbesprechung von 30km/2200 Höhenmeter auf ca. 26km/1450 Höhenmeter. Laut Wetterbericht gab es den ganzen Tag ein 90% Regenrisiko, so dass wir angenehm überrascht waren als morgens noch alles trocken war.
TAG I 26km / 1450 Höhenmeter (4:30 Stunden)
Der Start wurde auf 8 Uhr vorverlegt und wir fanden uns jeweils 45 Minuten vorher ein, da jeder Rucksack jeden Morgen einzeln auf die mitzunehmenden Ausrüstungsgegenstände überprüft wurde. Nach Blick auf verschiedenen Teilnehmer Finnisher Shirts die mit Irontrail 201KM oder Transvulcania 75km mit 8086 Höhenmetern beschriftet waren, wurde der Kloß nicht gerade kleiner.
Nach dem dies unser ersten Etappenrennen ist, war unsere Devise die Sache sehr verhalten anzugehen. Einfach gesagt als getan, frisch erholt und in einem Teilnehmerfeld das losrannte als würde morgen das Laufen verboten.
Nach wenigen hundert Meter ging es leicht bergan und über einen welligen Kurs ging es die ersten drei Kilometer zum ersten Berg. Von Berchtesgaden ging es die ersten 1000 Höhenmeter am Stück auf den Zehnkaser hinauf. Oben wartete eine wunderschöne Hochalm auf uns und sanft schlängelte sich der Trail Richtung Tal. Dann war der Name des Abstiegs Programm: Steil, steiler, Knieschnaggler!!
Extrem steil, zum Teil mit Seilsicherung stürzte sich der Weg durch den Wald ins Tal. Auf 1,7km verloren wir die gewonnen Höhe wieder. Zwischenzeitlich hat es mit Regnen angefangen, was den Weg rutschig machte. Durch das Tal ging es dann über einen kleinen Anstieg von ca. 400 Höhenmetern in unseren zweiten Etappenort nach Bad Reichenhall. Dort war das Ziel in den alten Salinen aufgebaut. Kaum im Hotel angekommen, fing der Dauerregen bis in die Nacht an.
Im wunderschönen königlichen Kurhaus fand die Pasta Party statt, begleitet von einem Streichorchester. Durch die Streckenverkürzung hatten wir den Nachmittag frei und genossen diesen im Eiscafé.
Tag II 31,9km/ 1720 Höhenmeter (5:39 Stunden)
Kurz nach 7 Uhr standen wir wieder nach der Rucksackkontrolle am Start und fieberten dem zweiten Startschuss entgegen. Auch hier gab es eine kurzfriste Streckenänderung. Durch den Dauerregen wurde am ersten Berg dem Zennokopf der Weg weggespült und auch hier mussten wir uns auf die Ausweichstrecke begeben.
Wie jeden Tag wurden wir mit „Highway to Hell“ auf die Strecke geschickt. Hier galt es die ersten drei Kilometer im Spurt zurückzulegen, da wir gestern gelernt hatten, dass man ansonsten im einen oder anderen Stau steckt.
Die ersten 300 Höhenmeter waren auf breiten Wegen schnell hinter sich gebracht, danach ging es über schmale, felsige Bergtrails Richtung Zennokopf, den wir unterhalb des Gipfels umliefen. Dort wartete ein ca. 1 Kilometer waagrechter Trail auf uns für den wir fast 25 Minuten benötigten. Immer wieder ging es über Felsen und 40-50 cm hohe Wurzeln und Gräben die es zu durchsteigen galt. In kurzen Zwischenspurts überholten wir immer wieder Läufer, die gestrige Zurückhaltung hat sich gelohnt.
Danach ging es ca. 3 Kilometer über Felsentrails wieder steil bergab und anschließend nochmals über Waldwege 5 Kilometer mit auf die wir die restlichen 700 Höhenmetern wieder aufbrauchten. Mit protestierenden Oberschenkeln legten wir diese Strecke joggend zurück. Im Tal ging es eben nochmals 5 Kilometer nach Inzell die wir in einer halben Stunde hinter uns brachten. Anschließend stand nur noch ein kleiner Berg mit 600 Höhenmeter zwischen uns und Ruhrpolding. Matsch machte den Anstieg anstrengend und mit einem letzten Spurt kamen wir bergab im Ziel an
Tag III 38,1km / 2025 Höhenmeter (6:44 Stunden)
Heute standen ursprünglich 49,7 Kilometer auf dem Programm. Wegen Holzfällerarbeiten wurde die Strecke teilweise kurzfristig gesperrt und der Veranstalter organisierte einen Bustransport zum Eingang der Weißbachschlucht. Aufgrund des Transfers war der Start auf 9:30 Uhr nach hinten verlegt. Mit bereits müden Beinen dankten wir allen Holzfällern für die Verkürzung. Die Höhenmeter blieben uns fast alle erhalten (2171 Höhenmeter laut Plan).
Da die Schlucht sehr eng ist wurden drei Startgruppen gebildet. Wieder ging es mit „Highway to Hell“ los und nach wenigen Meter waren die Beine wieder relativ frisch und legten wir die ersten 5 Kilometer in 28 Minuten durch die Schlucht zurück. Immer wieder wenn es das Terrain erlaubte, einen Blick auf die wunderschöne Natur.
Danach ging es auf 1,7 Kilometer ca. 600 Höhenmeter nach oben. Die Sonne brannte bereits vom Himmel und auf dem schmalen Weg konnte man teilweise 50 Meter nach unten schauen. Nach den Anstrengungen der vergangenen Tage sahen wir die ersten Teilnehmer die stehen bleiben mussten um wieder Atem zu holen.
Oben wartete wieder eine schöne Hochalm auf uns und über unspektakuläre Waldwege verloren wir wieder unsere Höhe. Nach zwischenzeitlich 21km ging es über profilierte Trails über ein stetiges Auf und Ab 6 Kilometer durch ein Tal nach Unken. An Joggen war angesichts des morgigen Tages nicht mehr zu denken. In Unken ging es über Asphaltstraßen in der heißen Mittagssonne von 560 auf 1352 Meter auf die Astenalm. Danach nochmals 250 Höhenmeter bergab und nochmals 150 Höhenmeter bergauf auf die Braugföllalm und ein steiler Felstrail ging über 3 Kilometer mit 700 Höhenmetern in die Tiefe und forderte die Oberschenkel nochmals richtig.
Um 16.35 kamen wir in Lofer an, genau noch ausreichend Zeit für Duschen, Ausrüstung in Ordnung bringen und die Pasta Party zu besuchen. Um 20 Uhr lagen wir in den Betten und wollten nicht an Morgen denken!!
Tag IV 46,2km 2650 Höhenmeter (8:53 Stunden)
Der Wecker klingelte viel zu früh um 5:30 Uhr und ein letztes Mal ging es an den Start zur Königsetappe um 7 Uhr. Den ersten Kilometer ging es sanft bergab und joggend versuchten wir den gestrigen Tag ein wenig aus den Beinen zu bekommen. Über sanfte Berg- und Grashänge ging es auf die erste Alm und schnell waren die ersten 6 KM und 500 Höhenmetern hinter uns gebracht. Über eine grandiose Hochalm mit einer wunderbaren Sicht ging es zur ersten Verpflegungsstation auf der Litzalm. Die nächsten 15 Kilometer verloren wir wieder 300 Höhenmeter um anschließend mit 600 Höhenmetern an der Mitterkaseralm an einem Stausee die zweite Verpflegungsstation zu erreichen. Hier bei ca. 25 Kilometer sollte das eigentliche Abenteuer erst beginnen!! Wir schraubten uns immer weiter nach oben und erreichten nach ca. 31KM auf einer Höhe von 2150 Meter an der Ingolstädter Hütte den Eingang des Steinernen Meers. Eine grandiose Landschaft mit vielen Schneefeldern die es zu überqueren galt und immer neuen Steinformationen. Ich habe alleine auf dieser Etappe über 50 Fotos gemacht.
Laut Plan sollte nach dem Ende des Steinernen Meers eine Verpflegungsstation kommen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt mir mein ISO gut eingeteilt und hatte noch 0,5 Liter. Doch der Weg war sehr schwierig zu Laufen und nach einem Abstieg von 100 Höhenmetern wartete am Ausgang des Steinernen Meers nochmals ein Anstieg von 350 Höhenmeter. Ich habe auf dieser Strecke mein ISO bis auf ein „Notnagel“ von 0,2 Liter getrunken und habe damit die Riemannshütte am Ausgang erreicht. Dort war eine Schlange von 30 Läufern die auf die Bedienung wartete. Ich entschloss mich meine Notration zu trinken und den letzten Kilometer zur Verpflegungsstation hinter mich zu bringen. Grenzwertig wie es sich herausstellte. Der Kilometer stellte sich als eine komplett seilgesicherte Strecke heraus auf der 500 Höhenmeter nach unten zu überwinden waren. Teilweise ging es auf dem ein Meter breiten Weg 50-100 Meter nach unten. Vorsichtig und kontrolliert machte ich mich auf dem Weg um unten bei einem Sanitäter zu erfahren, dass die Verpflegungsstation nochmals 3 Kilometer und 600 Höhenmeter weiter unten ist. Dieser hat gerade einen Läufer mit einer Glukoselösung behandelt da dieser nicht mehr weiter konnte. Bei sengender Sonne machte ich mich weiter auf dem Weg ins Tal.
Zum Glück hat der Veranstalter reagiert und nach 1.5 Kilometer wartete ein Jeep mit Wasser und Cola auf die Läufer. Frisch gestärkt ging es dann im Laufschritt zur Verpflegungsstation. Nach einer kurzen Stärkung ging es dann die letzten 3 Kilometer im 5er Schnitt zum Ziel, das ich kurz vor 16 Uhr erreichte. Überglücklich stolz und froh das Abenteuer ohne Verletzung, Blasen und Druckstellen, nur mit schmerzenden Oberschenkel überstanden zu haben.
Mit unserer Finnishermedaille um den Hals setzten wir uns die Gaststätte neben dem Ziel und genossen 2 alkoholfreie Bier mit so vielen Endorphinen im Blut, dass alle Anstrengungen vergessen waren.
Frisch geduscht gingen wir ein letztes Mal auf die Pasta Party. Von 570 Teilnehmer kamen 450 ins Ziel. Jeder wurde einzeln aufgerufen um sein Finnishershirt entgegenzunehmen. Die überzähligen werden vernichtet. Danach zogen wir uns bei einem Glas Sekt auf unsere Hotelterrasse zurück und ließen in der Abendstimmung die vier Tage nochmals Revue passieren. Einig, dass dies bisher die größte Herausforderung in unserer Sportlerkarriere war und wir uns trotzdem wieder anmelden würden.
Gib niemals auf - höchsten einen Brief - Heinz Erhardt

Ziele 2015

Mal an einem Wochenende einen Doppelmarathon absolvieren
Rennsteig
70.3 IM Kraichgau
4-Trails

Veranstaltungen die mich bisher am meisten beeindruckt haben:

Berlinmarathon
100km von Biel
IM Zürich / Frankfurt
Jungfraumarathon
Rennsteig
Roth
Swissalpine Davos
Untertagemarathon Sondershausen
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